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Architekturtheorie zur Einführung
Architekturtheorie
zur Einführung




Joerg H. Gleiter

Junius Verlag
EAN: 9783960603245 (ISBN: 3-9606032-4-X)
294 Seiten, paperback, 12 x 17cm, August, 2022

EUR 17,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Was ist eigentlich Architekturtheorie? Dieser Band führt in eine vernachlässigte Disziplin ein. Denn Architektur ist keineswegs eine Tätigkeit, die ausschließlich materielle Dinge zum praktischen Gebrauch erschafft. Im Gegenteil ist sie eine Kulturtechnik, die theoretisches Wissen, praktisches Handeln und emotionale Erfahrung in komplexer Weise verknüpft. Wie sie das tut und welchen Prinzipien sie dabei folgt, ist Thema der Theorie, die die Architektur zugleich immer schon vorstrukturiert. Erstmals wird in diesem Band die Architekturtheorie systematisch in ihren Grundbegriffen wie Zeichen, Phänomen, Atmosphäre, Ornament, Stil, Raum, Tektonik und Form dargestellt. Im Zeitalter des Anthropozäns steht die Architektur vor großen Herausforderungen und bedarf deshalb mehr denn je der Versicherung ihrer theoretischen Grundlagen.

Jörg H. Gleiter ist Professor für Architekturtheorie an der Technischen Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte u.a.: Kritische Theorie von Architektur, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Architekturphilosophie, -ästhetik und -semiotik.
Rezension
"Architekturtheorie zur Einführung" ist keine Geschichte der Architekturtheorie. Das Buch ist grundbegrifflich organisiert und insofern selbst Theorie. Diese Theorie stellt die Architektur systematisch in ihren Grundbegriffen wie Zeichen, Phänomen, Atmosphäre, Ornament, Stil, Raum, Tektonik und Form dar. Gleichwohl kann die Darstellung auf die Geschichte nicht verzichten. Und so beginnt die Darstellung mit dem römischen Architekten und Ingenieur Vitruv (um 84 v. Chr. - um 27 v. Chr.), der in Anlehnung an griechische Schriften um 25 v. Chr. das aus 10 Büchern bestehende Werk „De architectura libri decem“ verfasste, das die Baukunst und ihre allgemeinen ästhetischen und praktischen Voraussetzungen sowie die Uhrmacherkunst und Mechanik behandelt. Grundbegriffe sind jene theoretischen Dinge, die sich über die Zeit hinweg mittels Veränderung ihrer Gestalt in ihrem Kern und ihrer kulturellen Funktion gleich bleiben. Sie bestehen aus konstituierenden Elementen und transitorischen Elementen. Der Architekturtheorie kommt die Aufgabe zu, neue Traditionen zu bilden, ältere zu verwerfen oder zu bestätigen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Reihe "Zur Einführung":
1977 als sozialistische Initiative gestartet, die philosophisches Wissen allgemein zugänglich machen und so den Marsch durch die Institutionen theoretisch ausrüsten sollte, hat die Reihe zur Einführung in über vierzig Jahren mehrere Wandlungen erlebt. Geblieben ist die Kombination von Wissensvermittlung und gründlicher Analyse, die bis heute stilbildend wirkt. Zur Einführung vermittelt anschaulich, was kritisches Denken und Forschen heute zu leisten vermögen.
Zur Einführung ist für Leute geschrieben, denen daran gelegen ist, sich über bekannte und manchmal weniger bekannte Autor(inn)en und Themen zu orientieren. Sie wollen klassische Fragen in neuem Licht und neue Forschungsfelder in gültiger Form dargestellt sehen.
Zur Einführung ist von Leuten geschrieben, die nicht nur einen souveränen Überblick geben, sondern ihren eigenen Standpunkt markieren. Vermittlung heißt nicht Verwässerung, Repräsentativität nicht Vollständigkeit. Die Autorinnen und Autoren der Reihe haben eine eigene Perspektive auf ihren Gegenstand, und ihre Handschrift ist in den einzelnen Bänden deutlich erkennbar.
Zur Einführung ist in der Hinsicht traditionell, dass es den Stärken des gedruckten Buchs — die Darstellung baut auf Übersichtlichkeit, Sorgfalt und reflexive Distanz, das Medium auf Handhabbarkeit und Haltbarkeit — auch in Zeiten liquider Netzpublikationen vertraut.
Zur Einführung bleibt seinem ursprünglichen Konzept treu, indem es die Zirkulation von Ideen, Erkenntnissen und Wissen befördert.
Inhaltsverzeichnis
0. Vorwort 10

1. System der Theorie 12

A Theorie und Geschichte 12
Definiton der Architekturtheorie - Architekturtheoretische Grundbegriffe - Historischer Index - Kulturelle Dominanten Vier Kategorien der Theorie

B Vitruv und Vitruvianismus 27
Bauten, Uhren, Maschinen - lechn: Von der Nachahmung zur Erfindung - Vitruvianische Trias: firmitas, utilitas, venustas - Albertis Aufbruch in die Moderne

2. Historische Systematik 43

A Nachdenken über Architektur und Traditionelle Theorie. 43
Nachdenken über Architektur - Der französische Akademiestreit Traditionelle Theorie der Architektur - Zukünftige Vergangenheit und Monumentalität

B Kritische Theorie 57
Kritische Theorie der Architektur - Postmoderne und (post)strukturalistische Kritische Theorie - Technofiktionen und Kritische Theorie der Stadt - Anthropozän und Kritische Erkenntnistheorie

3. Zeichen 76

A Präsenz der Zeichen 76
Der Doppelcharakter architektonischer Zeichen - Bild, Phänomen, Performanz - Rück- und Innenseiten - Funktion und Affordanz

B Das triadische Zeichenmodell 90
Zeichen, Objeki, Interpretant - Zeichenpol: Quali-, Sin- und Legizeichen - Objektpol: Ikon, Index, Symbol - Drei Arten der Indexikalität

4. Phänomen 106

A Atmosphäre und Aura 106
Phänomen - Böhme: Atmosphäre und Ekstase - Aura und Natur - Stimmung, Empfindung und Gefühl

B Einfühlung 121
Einfühlung oder Selbstversetzung ins Objekt -Wein und die Beseelung der Dinge - Phyiognomie und Anthropomorphismus - Moderne zwischen Abstraktion und Einfühlung

5. Ornament 134

A Ornament: Kampfplatz der Theorie 134
Genealogie des Ornaments - Bon goüt, caract&e und poesie - Semper: Die doppelte Polung des Ornaments - Arts and Craft und Gothic Revival

B Statuswandel des Ornaments 149
Neue Ornamentik - Loos: Evolution der Kultur - Kritische Theorie des Ornaments - Überschuss an Form

6. Sprache 165

A Stil 165
Stil und Stile - Maschine als Vernichter des Stils - Sempers Bekleidungstheorie - Die Umkehrung der klassischen Ordnung

B Rhetorik 182
Metapher, Allegorie, Metonymie - Jencks und Mehrfachkodierung - Thematisierung und Theorie der architektonischen Metapher - Textualität und rhetorische Figur

7. Form 199

A Tektonik 199
Hylemorphismus: Stoff-Form - Transformation und Morphogenese - Bötticher: Material, Kern- und Kunstform - Freiheit und Poetik der Form

B Das Erhabene 216
Vom Natürlich-Erhabenen zum Technisch-Erhabenen Moderne zwischen Sachlichkeit und Erhabenheit - Boullje: Bild der Unendlichkeit - Das Digital-Erhabene

8. Raum 232

A Körper 232
Körper, Raum, Plastik - Husserl: Raum und Bewusstsein Gelebter, erfahrener, erinnerter Raum - Topologie und Parergonalität

B Zeit 249
Schmarsow: Raum - Funktion der Zeit - Raum-Zeit Struktur und Prozess

9. Nachwort 265

Anhang
Literatur 268
Personenregister 287
Sachregister 290
Bildnachweis 293
Über den Autor 294