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Archäologie der Moderne Antike und Antike-Rezeption als Paradigma und Impuls
Archäologie der Moderne
Antike und Antike-Rezeption als Paradigma und Impuls




Hubert Cancik, Stefan Rebenich, Alfred Schmid (Hrsg.)

Reihe: Colloquia Raurica


Schwabe Basel
EAN: 9783796541605 (ISBN: 3-7965-4160-7)
340 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, Mai, 2020

EUR 60,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
COLLOQUIA RAURICA

HERAUSGEGEBEN VOM COLLEGIUM RAURICUM



Archäologie der Moderne

Das Verhältnis der Antike zur Moderne ist vielfach durch Klischees verstellt. Namentlich die Überzeugung von der Geschlossenheit und Einzigartigkeit der Moderne lässt es kaum mehr zu, Kontinuitäten wahrzunehmen, wie es für Renaissance und Aufklärung noch selbstverständlich war. Dabei ist auch die Ursache dieser neuen „Fremdheit“ der Antike erwähnenswert: Kritiker und Lobredner von Humanismus, Aufklärung und Modernität konstruieren archaische Gegenbilder des „ganz Anderen“ in der Antike und bewerten sie je nach Bedarf. Die Beiträge zum 16. Colloquium Rauricum beschäftigen sich mit der Bedeutung der Antike für die Moderne.



Hubert Cancik ist emeritierter Professor für Latinistik an der Universität Tübingen und Ehrendoktor der Universität Basel. Er war Mitherausgeber des Neuen Pauly und hat unter anderem zur römischen Religion und Literatur, zur Wissenschaftsgeschichte, zur Humanismusforschung und generell zum Verhältnis Antike und Moderne publiziert.

Stefan Rebenich ist Professor für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike an der Universität Bern. Zu den Schwerpunkten seiner Forschung gelten die Monarchie im Altertum, die Spätantike und die Geschichte der deutschsprachigen Altertumswissenschaften.

Alfred Schmid war Dozent für Alte Geschichte an der Universität Basel und hat seit 2018 eine Forschungsstelle an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg inne. Schwerpunkt seiner Publikationen sind die Historiographie der Antike und die Geschichte der antiken Astrologie.


Rezension
Was ist die Antike? Eine historisch abgeschlossene Epoche, ein Modell, ein Vorbild, ein Paradigma, ein Gegenbild zur Moderne? Welche Impulse übte die Antike auf die Moderne aus? Wie beeinflussten antike Denker die moderne Philosophie? War das antike historische Denken unhistorisch? Sind antike Freiheitsvorstellungen heutzutage noch aktuell?
Fundierte Antworten auf diese Fragen findet man in dem Forschungsband „Archäologie der Moderne. Antike und Antike-Rezeption als Paradigma und Impuls“, herausgegeben von Hubert Cancik (emeritierter Professor für Latinistik an der Universität Tübingen), Stefan Rebenich (Professor für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike an der Universität Bern) und Alfred Schmid (Inhaber einer Forschungsstelle für Alte Geschichte an der Universität Halle-Wittenberg). Das im Schwabe Verlag publizierte Werk enthält die gehaltenen Vorträge des 16. Colloquium Rauricum, das vom 30.8. bis zum 2.9.2017 auf dem Landgut Castelen stattfand. Ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, primär Historiker und Altphilologen, beleuchten in dem Buch differenziert die Antike-Rezeption. Ihnen gelingt es sehr gut, Kontinuitäten zwischen prämodernem und modernen Denken überzeugend aufzuzeigen. In ihren Ausführungen weisen sie nach, dass in der Rezeptionsgeschichte die Antike vielfach als Gegenbild zu einer entfremdet empfundenen Moderne entworfen wurde. Dafür steht beispielsweise der Neohumanismus eines Werner Jaeger, dem die Antike als anti-modernes Paradigma galt. Letztlich behält die von Friedrich Schlegel in seinem 151. Athenäumsfragment aus dem Jahre 1798 formulierte Erkenntnis Gültigkeit: „Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte, oder wünschte; vorzüglich sich selbst.“ Geschichts-, Philosophie- und Griechischlehrkräfte finden in dem vorliegenden Buch für ihren Unterricht produktive Anregungen für eine problemorientierte Auseinandersetzung mit der Antike-Rezeption.
Fazit: Der Forschungsband „Archäologie der Moderne“ bietet allen aufschlussreiche Erkenntnisse, die sich für die Rezeptionsgeschichte der Antike und ihres ideengeschichtlichen Einflusses auf die Moderne interessieren.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Verhältnis der Antike zur Moderne ist vielfach durch Klischees verstellt. Namentlich die Überzeugung von der Geschlossenheit und Einzigartigkeit der Moderne lässt es kaum mehr zu, Kontinuitäten wahrzunehmen, wie es für Renaissance und Aufklärung noch selbstverständlich war. Dabei ist auch die Ursache dieser neuen ‹Fremdheit› der Antike erwähnenswert: Kritiker und Lobredner von Humanismus, Aufklärung und Modernität konstruieren archaische Gegenbilder des ‹ganz Anderen› in der Antike und bewerten sie je nach Bedarf. Die Beiträge zum 16. Colloquium Rauricum beschäftigen sich mit der Bedeutung der Antike für die Moderne.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Hubert Cancik, Stefan Rebenich, Alfred Schmid
Einleitung 9
Hubert Cancik
Umfang und Grade der Selbst-Historisierung der griechischen und römischen Kultur. Zu Kriterien für «Modernität» am Beispiel von Geschichte, Geschichtsbewusstsein, Geschichtlichkeit 15
Kurt A. Raaflaub
Worin liegt die Bedeutung antiker Freiheit - und welcher Freiheit, welcher Antike? 39
Heiner Roetz
Zu den Antizipationen modernen Denkens in der chinesischen Philosophie der Achsenzeit 61
Alfred Schmid
Der Einspruch gegen die eigene Modernität: Prolegomena zur Dialektik der Moderne 89
Hildegard Cancik-Lindemaier
Selbst: Selbstwahrnehmung, Selbsterhaltung, Selbstliebe. Zur Permanenz stoischer Anthropologie in der Neuzeit 111
Enno Rudolph Von der antiken Ontologie zur modernen Anthropologie des Individuums 133
Thomas Schirren
Jeder Mensch ein Künstler?! Der moderne Künstler als Erbe der Sophisten. Eine Spurensuche 143
Arbogast Schmitt
Mit Stoa, Skepsis und Epikur gegen Aristoteles. Über einige Grundimpulse für die Ausbildung des Bewusstseins der Modernität in Erkenntnistheorie, Ethik und Ästhetik 177
Nadja J. Koch
Autopsie der Antike als Avantgarde. Zur archäologischen Zeichnung seit Cyriacus von Ancona 215
Klaus Garber
Dichtung als «verborgene Theologie». Antike-Rezeption in christlichem Umfeld, exemplifiziert an zwei Opitz-Texten 245
Ernst A. Schmidt
Statische Einheit der griechischen Antike als Gegenbild der Moderne 265
Stefan Rebenich
Altertum und Moderne. Das Bild der Antike in den Geschichtlichen Grundbegriffen 305
Autorinnen und Autoren 339