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„Erinnern wird sich wohl noch mancher an uns ...” Studien zur Antikerezeption nach 1945 Zusammengestellt und redigiert von Antje Wessels
„Erinnern wird sich wohl noch mancher an uns ...”
Studien zur Antikerezeption nach 1945


Zusammengestellt und redigiert von Antje Wessels

Bernd Seidensticker

CCBuchner
EAN: 9783766154521 (ISBN: 3-7661-5452-4)
160 Seiten, hardcover, 13 x 19cm, September, 2003

EUR 20,30
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Dieser Band vereint fünf zwischen 1991 und 1996 entstandene Aufsätze von Bernd Seidensticker, der sich ja als Autor und Herausgeber („Unterm Sternbild des Hercules”, 1996) bereits seit längerem intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat.
In zwei allgemeinen Aufsätzen geht es um Rahmenbedingungen und Intentionen der – sehr unterschiedlichen – Antikerezeption im geteilten Deutschland.
Obschon im Westen die Alten Sprachen einen festen Sitz in der gymnasialen Bildung hatten, setzten sich die Autoren in der BRD wesentlich weniger mit antiken Stoffen auseinander als in der DDR. Dazu Antje Wessels in ihrem Vorwort: „Die produktive Auseinandersetzung mit der Literatur und Geschichte Roms hat ... vor allem im östlichen Teil Deutschlands stattgefunden, und innerhalb der römischen Themen waren es überwiegend historische Stoffe, die (nicht zuletzt in der Tradition Bertolt Brechts) auf Interesse stießen und als ,Einkleidung’ gesellschaftskritischer Äußerungen reizvoll erschienen. Die westdeutsche Literatur hat sich dagegen kaum dafür interessiert, die Vertrautheit der Leser mit römischen Stoffen auch kommunikationsstrategisch zu nutzen und ihre Gesellschaftskritik durch entsprechende Adaptionen dieser Stoffe zu artikulieren. Vielmehr hat sie den Zugang zur römischen Antike, wie er durch die Bildungsinstitutionen vermittelt wird, mitunter selbst zu einem Gegenstand der Kritik gemacht. Westdeutsche Autoren diskutieren unter anderem die leidvollen Erfahrungen der sprachlichen Ausbildung und ihre Irritation über die Themen, mit denen sie (als Schüler) an die Antike herangeführt worden sind.”
In drei weiteren Beiträgen geht es sodann um Beispiele für die Rezeption der Lyrik Sapphos und Catulls.
„Die verstärkte Hinwendung zur dichterischen Welt Catulls wird besonders gerne als Gegenentwurf zu einem von militärischer Gewalt und sachlicher Historie bestimmten Antikebild empfohlen. [...] Catull wird – mal politisch, mal moralisch – als erfrischend empfunden. Über die inspirative Kraft dieses Autors scheint man sich in Ost und West jedenfalls einig zu sein.”

Andreas Müller, lehrerbibliothek.de


„Die Untersuchung des literary recycling antiker Mythen in der Gegenwartsliteratur vermag daher einen wesentlichen Einblick in das Verständnis der (Post-)Moderne und zur Erhellung ihrer ästhetischen, literarischen und dramatischen Physiognomie im Spannungsfeld von Traditionalität und Innovation, Kanonreferenz und anxiety of influence zu geben. Bernd Seidenstickers Arbeiten ist diesbezüglich vieles zu verdanken.“
Axel Schmitt (www.literaturkritik.de)
Verlagsinfo
In beiden Teilen Deutschlands hat sich die Literatur nach 1945 mit einer bemerkenswerten Intensität von der antiken Mythologie und Geschichte faszinieren lassen. Autoren wie Brecht, Eich, Fried, Huchel, Kaschnitz, Krolow, Kunert oder Heiner Müller haben antike Stoffe und Motive kreativ in ihre moderne Gedankenwelt einbezogen, sie in vielerlei Spielarten zu neuem Leben erweckt, aber auch ihr eigenes liebevolles oder kritisches Verhältnis zur Antike reflektiert. Bernd Seidensticker hat diesen Texten nachgespürt.
Inhaltsverzeichnis
Antikerezeption in der deutschen Literatur nach 1945 10

„Goldner als Gold noch”:
Sappho-Rezeption in der deutschsprachigen Lyrik der Gegenwart 51

„Abendstern. Schafe und Ziegen”:
Heinz Pionteks Sappho-Gedicht ,Die späten Jahre‘ 85

Exempla:
Römisches in der literarischen Antikerezeption nach 1945 98

,Shakehands, Catull‘:
Catull-Rezeption in der deutschsprachigen Lyrik der Gegenwart 135