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Zum Weltfrieden
Ein politischer Entwurf
"Die Vorstellung von der Dauerhaftigkeit unserer Staatenwelt ist absurd."
Michael Wolffsohn
Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423260756 (ISBN: 3-423-26075-0)
207 Seiten, kartoniert, 13 x 21cm, Mai, 2015
EUR 14,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Herkömmliche Versuche der Konfliktlösung, ob in Afrika, im Nahen Osten oder in anderen Krisengebieten, basieren auf dem Modell des Nationalstaates. Das ist nach Ansicht von Michael Wolffsohn der Grund dafür, dass sie regelmäßig scheitern.
Denn das friedliche Zusammenleben in Staaten funktioniert auf Dauer nur, wenn die Bevölkerung mehr oder weniger homogen zusammengesetzt ist oder durch föderative Grundgedanken eine Gemeinschaft bildet. Sobald innerhalb von Staaten sehr unterschiedliche Gemeinschaften zusammenleben müssen, sind Konflikte programmiert. Irgendwann, früher oder später, brechen sie aus. Das lässt sich anhand von zahlreichen Beispielen aus Vergangenheit und Gegenwart belegen.
Michael Wolffsohn analysiert die Situation in den aktuellen oder potentiellen Krisengebieten der Welt, indem er der politischen Geografie, also den Staatsgrenzen, die Folie der Bevölkerungsstruktur, sprich: der demografischen Geografie, unterlegt. Er röntgt diese Staaten gewissermaßen. Nachhaltige Lösungen können nur auf einem Föderalismus-Prinzip beruhen, das -auch grenzüberschreitend- auf der weitgehenden Unabhängigkeit einzelner Einheiten oder Gemeinschaften aufbaut.
Wie kann man dem Wahnsinn ein Ende setzen?
Die Welt scheint aus den Fugen, Staaten zerbrechen, Bürgerkriege weiten sich aus. Terroristen und andere stoßen in die Lücke vor, die sich durch scheiternde Staaten auftun, und nutzen sie. Viele Staaten sind gescheitert oder werden noch scheitern. Jede neue Krise löst hektische Aktivitäten aus, einen Tourismus der Friedenspolitik auf allerhöchstem Niveau, der zu keiner Lösung führt. Warum ist das so?
Das politische Denken orientiert sich am Völkerrecht, und das Völkerrecht basiert auf dem Nationalstaatsgedanken. Übersehen wird dabei, dass die Grenzen vieler Staaten das Ergebnis reiner Willkür sind, mit dem Lineal gezogen infolge von Weltkriegen und Entkolonialisierung oder weltpolitischen Interessen, die nichts mit der Bevölkerung vor Ort zu tun haben.
Michael Wolffsohn plädiert für ein radikales Umdenken, weg vom traditionellen Staatenmodell, hin zu föderativen Systemen.
Mit farbigem Bildteil
Rezension
Unsere Staatenwelt als "künstliches Produkt".
Diese These bildet das Credo für einen politischen Entwurf Michael Wolffssohns in seinem kürzlichen erschienenen Buch "Zum Weltfrieden".
Nicht nur dem politisch interessierten Laien mag diese These anfangs ungewöhnlich, unbequem oder weit her geholt und abgehoben erscheinen. Auch "Politprofis" haben wohl bislang über derartige Theorien den Kopf geschüttelt, oder sie erst gar nicht zur Kenntnis genommen. Denn eines wird beim Lesen rasch deutlich: Ja, daran könnte etwas sein, das zu beachten lohnenswert wäre!
Es geht um den Weltfrieden (Wolffsohn räumt allerdings ein, dass hier ein Ziel proklamiert wird, dessen Umsetzung aber wohl immer wieder ins Wanken geraten wird).
Die Misere bei den zahlreichen Krisenherden der modernen Welt führt der Autor auf künstlich gezogene Grenzen zurück, die reale Probleme des Zusammenlebens von Mehr- und Minderheiten einer so gebildeten Nation nicht, oder zumindest nicht hinreichend, berücksichtigen. Diese scheinbar internen Probleme führen früher oder später zu nicht lösbaren Konflikten und enden dann auch immer wieder in bewaffneten Auseinandersetzungen und eventuell auch zum Zerfall von Staaten - ohne bei den resultierenden Neubildungen den zentralen Problemherd gänzlich zu beseitigen.
Und in der Tat: an praktischen Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart mangelt es nicht, unabhängig vom Kontinent als "Schauplatz" mehr oder minder gewalttätig ausgetragener Konflikte!
Durch seine differenzierten,politisch- analytischen Betrachtungen fordert Wolffsohn ein radikales Umdenken: Das traditionelle Staatenmodell hat weitestgehend ausgedient - föderative Systeme müssen her.
Auch hierfür werden mehrere Modelle vorgestellt und diskutiert.
Mein Fazit: Michel Wolffsohn gelingt es, schwierige und weitreichende Analysen der großen und kleinen Konfliktherde in komprimierter Form darzustellen und in einer gut lesbaren Form an den geneigten Leser zu vermitteln. Prädikat "sehr empfehlenswert!"
Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 8
Kapitel I
Befund 1: Das zerschnittene Wir 18
Befund 2: Schemata der Staatenwelt und denkbare Lösungen 42
Kapitel II
Die Krisenregionen 72
Kapitel III
Blut für Öl, Gas und Wasser? Zur politischen Demografie, Geografie und Ökonomie der Rohstoff-Leitungen und der großen Flusssysteme 155
Statt eines Schlussworts
Mit Waffen Frieden schaffen? Humanitäre Interventionen 180
Anmerkungen 191
Register 202
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