Die Zeit ist ein Phänomen, das seit jeher die Menschheit interessiert. Trotzdem lässt sich die Frage, was denn die Zeit ist, nicht einfach beantworten. So schrieb etwa der Kirchenvater Augustinus in seinen "Bekenntnissen": "Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich es; wenn ich es jemandem auf seine Frage hin erklären soll, weiß ich es nicht" (Bekenntnisse XI, 17).
Die Herausgeber des vorliegenden Buches Roland Färber und Rita Gautschy versuchen, die Frage nach der Zeit in den Kulturen des Altertums (Ägypten, Alter Orient, Griechenland, Römisches Imperium) im Spiegel der Quellen zu beantworten. So werden einzelne Quellentexte abgedruckt, übersetzt und kritisch eingeordnet. Ein Beispiel: Abgedruckt wird als Quelle 30 ein Auszug aus Pindar, 'Pythie' 4, 279-293. Die Quelle handelt von den frühgriechischen Zeitbegriffen 'Chronos' und 'Kairos'. Nach der Übersetzung folgt ein kurzer Abschnitt zur Quelle, bevor auf eine Auswahl von Editionen, Übersetzungen und Kommentaren eingegangen wird. Auch verwandte Quellen werden erwähnt. Es folgen eine 'soziokulturelle Auswertung' und eine abschließende Bibliographie. Wie auf dem Umschlagtext dargestellt, reicht das Spektrum der Quellen "von Malereien und Reliefs über literarische Texte und Urkunden bis hin zu Instrumenten und Bauwerken, darunter wohlbekannte Beispiele ebenso wie bislang wenig beachtete Liebhaberstücke der Autoren." Was sich nicht findet, sind klassische philosophische Texte, etwa von Platon und Aristoteles. Das würde sicher aber auch zu weit führen, so dass in dem vorliegenden Band eher die (aber nicht minder interessanten!) 'Randtexte' zur Kulturgeschichte des Zeitbegriffs abgedruckt werden. Wer sich mit dem Begriff der Zeit und verwandten Themen (etwa: Kalender, Tierkreiszeichen, Sonnenuhr etc.) auseinandersetzen will, wird in dem Buch zahlreiche Quellen finden.

S. Düfel, Lehrerbibliothek.de

Inhaltsverzeichnis