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Zeche Hannover Hannover Coal Mine
Zeche Hannover
Hannover Coal Mine




Bernd und Hilla Becher

Schirmer-Mosel
EAN: 9783829604680 (ISBN: 3-8296-0468-8)
288 Seiten, hardcover, 28 x 30cm, April, 2010

EUR 78,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Wassertürme, Kühltürme, Zechen, Hochöfen, Gasometer, Fördertürme, Aufbereitungsanlagen, Kies- und Schotterwerke, Kalköfen, Getreidesilos, Kohlebunker, Kokslöschtürme, Entstaubungsanlagen, Strommasten und Fachwerkhäuser. Diese technikschönen Artefakte wurden schatten- und menschenfrei abgelichtet von Bernd Becher (1931-2007) und Hilla Becher (1934-2015). Bekanntheit erlangte das Fotografenehepaar durch ihr erstes Buch „Anonyme Skulpturen: Formvergleiche industrieller Bauten“(1970) und ihre Arbeiten 1972 auf der documenta 5. Dort wurden ihre oftmals am frühen Morgen in Zentralperspektive aufgenommenen Schwarz-Weiß-Fotografien erstmals einem internationalen Publikum präsentiert. Die Bechers haben nicht nur Werkgruppen von Industriebauten erstellt, sondern auch einzelne Industrieensembles in Gänze dokumentiert, nämlich die Zeche Concordia in Oberhausen, die Zeche Zollern 2 in Dortmund, die Zeche Hannibal in Bochum sowie die Zeche Hannover in Bochum und Wattenscheid.
Letztere entstand 1857, wurde 1973 stillgelegt und 1979 fast vollständig abgerissen. Von der sechs Schächte umfassenden Zeche in Bochum-Hordel und Wattenscheid-Günnigfeld – seit 1975 zu Bochum gehörig - existieren nur noch der Malakowturm, die Maschinenhalle und das Grubenlüftergebäude über Schacht 1 sowie drei Siedlungshäuser. Zu besichtigen ist das Ensemble im LWL-Museum für Industriekultur „Zeche Hannover“. Auf dem Betriebsgelände der ersten Zeche Krupps standen in ihrer Geschichte neben den oben genannten Gebäuden u.a. folgende: Doppelstrebengerüste, Turmförderanlage, Umformergebäude, Mischstation, Bandstraßen, Bandübergaben, Kokerei, Kokskohlenturm, Sieberei, Gasbehälter, Kühlturm, Ammoniakfabrik, Ammoniakwascher, Salzlager, Benzolfabrik, Benzollager, Benzolwascher, Ventilatorkühler, Teerbehälter, Kraftwerk, Hochbehälter, Kesselanlage und Zechenbahnhof.
Möchte man diese bis 1979 existierenden Gebäude und das ganze Ensemble der Zeche Hannover bestaunen, empfiehlt es sich, Bernd & Hilla Bechers zweisprachigen Bildband „Zeche Hannover. Hannover Coal Mine“ zur Hand zu nehmen. Erschienen ist das Buch, welches 193 Duotone-Tafeln und 44 Tableaus enthält, 2010 im Münchner Kunstverlag Schirmer/Mosel – anlässlich der Ausstellung „ZECHE HANNOVER. Photographien aus dem Ruhrgebiet von Bernd und Hilla Becher“ vom 26.3.2010 bis zum 18.7.2010 in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln. Die Aufnahmen der Bechers von der Bochumer Zeche stammen aus den Jahren 1971 bis 1974. Sie bieten die Möglichkeit, wie Bernd Becher es in einem Interview 1989 formulierte, „das Zeitalter der Industrie zu besuchen“. Die Ausstellungspublikation ist zudem mit einem hervorragenden Vorwort von Gabriele Conrath-Scholl, der Leiterin der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, versehen. Lehrkräfte der Fächer Bildende Kunst, Philosophie und Geschichte werden durch den ästhetisch ansprechenden Bildband der Bechers motiviert, sich mit Schüler:innen im Unterricht anhand von Industriefotografien mit dem Technikschönen auseinanderzusetzen.
Fazit: Mit ihrem exzellenten Bildband „Zeche Hannover“ haben Bernd und Hilla Becher einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis des Ruhrgebiets geleistet. Das Buch verdient einen Platz in der Bibliothek aller an der Geschichte der Region und an Industriefotografie Interessierten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Bernd und Hilla Bechers photographische Dokumentation der Zeche Hannover in Bochum entstand 1973. Noch im selben Jahr wurde die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammende Anlage stillgelegt und bis auf wenige Gebäude abgetragen. Der Malakowturm aus den Gründungsjahren und das Maschinenhaus gehören heute zum Westfälischen Industriemuseum, das hier Führungen, Ausstellungen und Events veranstaltet. An die 200 Schwarzweiß-Aufnahmen, im sachlich-nüchternen und gerade darin beeindruckenden Stil der Bechers, lassen die ehemalige Großzeche vor den Augen des Betrachters wiedererstehen: die verschiedenen Fördertürme, darunter der historische Malakowturm und ein 1939 hinzugekommener moderner Förderturm aus Stahlfachwerk, das Kraftwerk mit seinen Kühltürmen und die spektakulären Transportbänder, die das gesamte Gelände durchziehen. Neben Übersichtsaufnahmen haben sich Bernd und Hilla Becher immer wieder auf einzelne Bauten konzentriert und sie zum Teil in unterschiedlichen Ansichten festgehalten. Diese Art der photographischen Beschreibung gesamter Anlagen hat bisher kaum Eingang in unsere Becher-Edition gefunden; einem vergleichbaren Konzept folgte lediglich die vor zehn Jahren erschienene Dokumentation der Zeche Hannibal. Insofern sind diese ebenso umfassenden wie detailreichen Bildreihen ein besonderer Fundus im Gesamtwerk der Bechers.