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Wer's glaubt wird selig ... Wer's nicht glaubt, kommt auch in den Himmel
Ottmar Fuchs
Echter
EAN: 9783429034856 (ISBN: 3-429-03485-X)
174 Seiten, kartoniert, 12 x 20cm, 2012
EUR 12,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Bibel bezeugt es: Gott liebt alle Menschen, und zwar voraussetzungslos. Seine Liebe umgreift in nie endender Bewegung Schuld und Versagen der Menschen. Selbst der Glaube ist nicht Bedingung dafür, „das Heil zu erlangen“.
Darauf vertrauen zu können ist ein Geschenk, das diejenigen, die es erfahren, dazu befähigt, es frei und ohne Zwang weiterzugeben. Glaube in diesem Sinne ist eine Weise, mit allen Menschen, die Liebe Gottes bezeugend, solidarisch zu sein. Sie steht damit gegen eine Position, Glaube als Ausschlusskriterium zu verstehen, als – in letzter und brutaler Konsequenz – Mordmotiv gegen die Ungläubigen.
Ein Buch, das die frohe Botschaft des Evangeliums gegen Fundamentalismen jeglicher, auch kirchlicher Couleur erschließt. Mit den Worten von Papst Benedikt XVI.: „Gott achtet unsere Freiheit. Er zwingt uns nicht.“
Ottmar Fuchs, Dr. theol., geb. 1945, Priesterweihe 1972, Seelsorgetätigkeit 1972–1976, Studentenpfarrer 1977–1981, Professor für Pastoraltheologie und Kerygmatik an der Universität Bamberg 1981–1998, seit 1998 Professor für Praktische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.
Rezension
Ottmar Fuchs stellt sich in seinem neuen Buch den gegenwärtigen Entwicklungen auf dem Markt der Religionen. Es ist offensichtlich (was auch der Titel schon zum Ausdruck bringt), dass ein wie auch immer gearteter Anspruch des christlichen Glaubens, nur über ihn könne das Heil erlangt werden, obsolet geworden ist. Das Sündenregister eines Glaubens, der durch Angst erzeugt und durch Angst am Leben gehalten wird (Sloterdijk nennt das 'Phobokratie'), ist bekannt. Wer so geprägt wurde, wird ihn schon aus biografischen Gründen meiden oder sogar bekämpfen. Größer ist aber die Anzahl derer, die ihn als Konvention erlebten, auch positiv, allmählich aber immer mehr Distanz dazu gewannen oder dieser Deutung des Lebens gegenüber gleichgültig wurden. Für die meisten allerdings ist er ein Phänomen, dem nicht mehr und nicht weniger Bedeutung zukommt als anderen.
Was das für den Glauben bedeutet, versucht das 16. Kapitel des Buches, "Gott die Ehre geben", zusammenzufassen. Fuchs versucht den 'Inhalt' des Glaubens (Es gibt einen Gott und er liebt alle Menschen ohne Bedingungen) als etwas zu bestimmen, das von sich selbst her wirkt: "... so wirkt auch der Inhalt des Glaubens aus sich selbst heraus für alle Menschen ohne ihr bedingungsschweres Zutun." (160) Die sieben Konsequenzen, die er zieht, sind interessant und teils auch kontrovers: 1) Der Glaube ist zu verkünden, weil die Botschaft "... auch dann gilt, wenn sie (die Menschen M.W.) bleiben, wo und wer sie sind." (160) 2) Die Bedingungslosigkeit dieser Botschaft werde im Taufauftrag sichtbar. Die Taufe sei ein Sakrament, "... das sich alle Menschen geben lassen dürfen, auch wenn sie in ihren jeweiligen religiösen Identitäten bleiben." (161) 3) Christsein muss sich im solidarischen Handeln ausdrücken. 4) Darin besteht auch 'Mission': es muss nichts dabei herauskommen, es genügt, dass Christen und Christinnen Zeugnis geben. 5) Ort der zweckfreien Erfahrung Gottes sei die Liturgie. 6) In der Anbetung des unerschöpflichen Geheimnisses wird sichtbar, dass in Gott Liebe und Freiheit zusammenfallen. 7) Was das Gottesbild betrifft, (mit Schillebeeckx als menschliche Produkte und Projektionen) verstanden) sind "... die Bilder innerhalb des christlichen Glaubens und außerhalb davon in anderen Religionen und Vorstellungwelten von gleicher Qualität." (164)
Eine eingehende Auseinandersetzung mit diesen Thesen kann hier nicht geleistet werden. Erste Fragen, die sich dem Rezensenten stellen, müssen als Beleg für das Diskussionspotential des Buches ausreichen: Genügt Fuchsens Ansatz für eine Auseinandersetzung mit der Vielfalt religiöser Weltanschauungen und ihrer Ausdruckswelten? Wird hier nicht ein christliches Gottesbild quasi immunisiert? Genügt 'solidarisches Handeln' als Ausweis für die Qualität dieses Bildes? Wenn alle religiösen Ausdrucksformen 'von gleicher Qualität' sind, wie können dann Unterscheidungen getroffen und Kritik ausgedrückt werden?
Eine Anmerkung zum Schluss: Dass Buch wendet sich an Menschen, die in der theologischen Terminologie bewandert sind und noch eine Vorstellung von den aktuellen kirchlichen Vollzügen (Liturgie) haben. Das ist keine Kritik, sondern eine Feststellung.
Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ... 9
1. Hinführung ... 11
2. Erste Spuren ... 14
1. Glaube, eine „Kettensäge“? ... 14
2. Glaubensschwund ohne Angst ... 16
3. Autonomie in gebrochener Vielfalt ... 21
4. Bedeutung des Lebens? ... 23
3. Gewalt im Glauben? ... 26
1. Allmächtig und gut? ... 26
2. Begrenzt gut? ... 29
3. Heil für alle ... 33
4. Heiligkeit als Entgrenzung ... 36
1. Beschmutzte Heiligkeit ... 36
2. Gottes Herunterkommen ... 38
3. Am Kreuz: für alle! ... 40
5. Gnade als Rechtstitel ... 45
1. Luthers befreiende Entdeckung ... 45
2. Bedingungslos geliebt ... 47
6. Wozu dann noch glauben? ... 52
1. Erleben der Liebe ... 52
2. Gericht als Gnade zur Versöhnung ... 55
3. Ressource des Geliebtseins ... 60
7. Spuren vorgängiger Annahme ... 64
1. Von Geburt an … ... 64
2. Gelegenheit macht gut ... 66
3. Basis der Solidarität ... 69
8. Gnadenreiche Pastoral der Kirchen ... 73
1. In Wort und Tat, in Tat und Wort ... 73
2. Herausforderung der Gegenwart ... 77
3. Gewalt als Religionsproblem ... 83
4. Übungswege ... 85
5. Religiöse „Illusion“: ein Zukunftsvorteil? ... 87
9. Triebunterbrechung im „Hinhalten der Wange“ (Mt 5,39) ... 90
1. Imagination als Freiheitsgewinn ... 90
2. Wartezeit ... 92
10. Wunschübertragungen ... 98
1. Geöffnete Sehnsucht ... 98
2. Gabe für das Gebenkönnen ... 100
3. Glaube ohne Bedingung ... 105
11. Notwendigkeit als Schein? ... 107
1. Kapitalistische Warenästhetik ... 107
2. Jenseits der Vernutzung ... 109
12. Solidarität für alle Fälle ... 112
1. Glaube: geschenkt! ... 112
2. Im Zeichen des schwachen Gottes ... 115
3. Wie der „himmlische Vater“ ... 117
13. Gratis und kostbar ... 122
1. Verschwendung ... 122
2. Glaube als Gnade ... 127
14. Im Glauben Heil für alle ... 131
1. Mit Luther über Luther hinaus ... 131
2. Anarchie der Gnade ... 134
15. Gott im Glauben Gott sein lassen ... 136
1. Besitzverzicht ... 136
2. Einsame Andersheit ... 139
3. Erwählung ... 142
16. Gott die Ehre geben ... 145
1. Anbetung und Anerkennung ... 145
2. Vor-Zeichen für die Zukunft des Christentums ... 151
17. Schlussgedanken ... 157
1. Nochmals: das Wort aus dem Volk ... 157
2. Was festzuhalten ist … ... 160
Anmerkungen ... 165
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