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Weniger ist mehr Warum der Kapitalismus den Planeten zerstört und wir ohne Wachstum glücklicher sind
Weniger ist mehr
Warum der Kapitalismus den Planeten zerstört und wir ohne Wachstum glücklicher sind




Jason Hickel

Oekom-Verlag
EAN: 9783962382841 (ISBN: 3-9623828-4-4)
352 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, März, 2022

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Der Wirtschaftsanthropologe Jason Hickel ist einer der profiliertesten Kenner des gegenwärtigen Kapitalismus, inklusive aller Probleme, die diese Wirtschaftsform gesellschaftlich und ökologisch mit sich bringt und in den vergangenen Jahrhunderten mit sich brachte. In diesem wortgewaltigen und präzise recherchierten Sachbuch bringt er zahlreiche Thesen vor, die einerseits tief in die Geschichte des Kapitalismus blicken und andererseits ein konzises Bild der Gegenwart entwerfen, gerade was die Ungleichverteilung von Gütern angeht. Und tatsächlich reibt man sich an vielen Stellen des Buches verwundert die Augen: So schreibt Hickel z.B., dass 50% der weltweit produzierten Nahrungsmittel wieder vernichtet werden. Die Ausbeutung der Erde, u.a. durch eine nimmersatte Energiewirtschaft stelle ebenso eine große Schwierigkeit dar wie das permanente Streben nach Profit, das den gegenwärtigen Kapitalismus kennzeichnet. Zahlreiche Glaubenssätze der kapitalistischen und neoliberalen Gesellschaft stellt man nach der Lektüre in Frage und beginnt, z.B. über Begriffe wie "Umwelt", "Natur" oder "Kultur" ganz neu nachzudenken.
Für Hickel bestehen Bestandteile einer postkapitalistischen Wirtschaft darin, dass z.B. die geplante Obsoleszenz (d.h. das geplante Kaputtgehen technischer Geräte) untersagt wird, dass die Arbeitswoche verkürzt wird, die Ungleichheit zwischen den Vermögen reduziert wird und der Ressourcenverbrauch erheblich gedeckelt wird (s. z. B. S.260).
Am Ende des Buchs entwirft Hickel eine schöne Perspektive, wie das Zusammenleben von Menschen, Tieren und Pflanzen in Zukunft gestaltet werden könnte. Dabei wird deutlich, dass gegenseitige Fürsorge und Achtsamkeit die wichtigsten Säulen seines Denkgebäudes darstellen.
Die Texte des Buchs sind für fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler gut zu verstehen, evtl. sind manchmal Begriffsklärungen notwendig. Im sozialwissenschaftlichen oder geographischen Unterricht, aber auch in Nachhaltigkeits-AGs werden Hickels Gedanken sicher zum Nach- und Weiterdenken anregen können. Vorstellbar sind auch Einheiten im Religionsunterricht (gerade das erste Kapitel trägt hier viel bei) oder im Philosophieunterricht, wenn es um "gutes" und "richtiges" Leben geht.
Kleinere Rechtschreibfehler (z.B. S. 269 "faste" statt richtig "fasste"oder S. 313 "gigantische" statt richtig "gigantisches") können sicher in einer erneuten Auflage verbessert werden.
Für alle Menschen, denen unser Zusammenleben und unsere Zukunft wichtig ist, ist dies ein sehr wichtiges Buch! Hoffen wir, dass Jason Hickel noch mehr von sich hören lässt!

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Jason Hickel rechnet mit dem Kapitalismus ab: Statt alle Menschen aus den Fängen der Armut zu befreien, hat unsere Art zu wirtschaften ein Leben voll künstlicher Verknappung, sozialer Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung hervorgebracht - angetrieben von einer Elite, die immer reicher wird.

Hickel ist überzeugt: Wenn wir das Anthropozän überleben wollen, müssen wir den Kapitalismus hinter uns lassen. Die Alternativen heißen jedoch weder Kommunismus noch radikaler Verzicht. Es geht vielmehr darum, die reale Wirtschaft in ein System zu transformieren, das zum Wohle aller Menschen agiert und unsere Lebensgrundlagen nicht zerstört. Hickel schlägt für diesen Umbau konkrete Schritte vor und liefert nebenbei einen bemerkenswerten Beitrag zu der Frage, wie der Schutz unseres Planeten sozial gerecht umgesetzt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Maja Göpel

Einleitung

Teil I: Mehr ist weniger
1) Der Kapitalismus - eine Schöpfungsgeschichte
2) Der Aufstieg des Molochs
3) Wird die Technologie uns retten?

Teil II: Weniger ist mehr
4) Geheimnisse des guten Lebens
5) Pfade in eine postkapitalistische Welt
6) Alles ist verbunden

Danksagung
Anmerkungen
Über den Autor