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Was gut ist und was böse
Thomas Mann als politischer Aktivist
Kai Sina
Propyläen Verlag
EAN: 9783549100851 (ISBN: 3-549-10085-X)
304 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, November, 2024
EUR 24,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Der politische Thomas Mann wurde uns bislang vor allem am Schreibtisch gezeigt, als distanzierter Beobachter des Weltgeschehens. In diesem Bild fehlt ein wesentlicher Aspekt: der demokratische Aktivist.
Kai Sina beschreibt den Autor in seinem Handeln, in seinem Tun. Wir erleben einen Menschen, der sich für das moralisch Richtige einsetzt, der für seine Überzeugung streitet und dabei vor den Risiken der Fehlbarkeit nicht zurückschreckt. Sein Beispiel ermutigt, aus dem Zustand des bloßen Erleidens von Politik herauszutreten und sie – im Kleinen wie im Großen – selbst in die Hand zu nehmen.
Rezension
2025 ist Thomas Mann-Jahr, es jährt sich der 150. Geburtstag und der 80. Todestag des Jahrhundertschriftstellers . Der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann (1875-1955), bekannt u.a. durch seine Romane „Die Buddenbrooks“(1901), „Der Zauberberg“(1924), die der Tetralogie „Joseph und seine Brüder“(1933-1943) und „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“(1954) sowie seine Erzählungen „Tonio Kröger“(1903), „Der Tod in Venedig“(1911) und „Mario und der Zauberer“(1930), wird mit Neueditionen seiner Schriften und Publikationen zu seinem Leben und Werk angemessen gewürdigt. Wenig fokussiert wurde in der Forschung bisher Manns politischer Aktivismus.
Diesem widmet sich Kai Sina (*1981) in seiner Studie „Was gut ist und was böse. Thomas Mann als politischer Aktivist“, erschienen 2024 bei Propyläen, einem Imprint der Ullstein Buchverlage. Der Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik vertritt in seinem Buch die These, dass bei Mann ab Herbst 1930 eine „ausdrückliche Hinwendung zum Aktivismus“(S. 16) nachweisbar ist. Dieses macht er an seiner im Berliner Beethovensaal gehaltenen Rede „Deutsche Ansprache. Appell an die Vernunft“ fest. Der Schriftsteller setzte sich dort für die Demokratie ein und kritisierte die Nationalsozialisten mit deutlichen Worten. Gegen diese folgten im amerikanischen Exil zahlreiche Reden und Veröffentlichungen Manns. Besondere Bekanntheit erlangten seine an die Deutschen in der NS-Diktatur gerichteten Radioreden „Deutsche Hörer!“ zwischen Oktober 1940 und August 1945. Schon im Jahre 1921 kritisierte der Schriftsteller in seinem Essay „Zur jüdischen Frage“ den „Hakenkreuz-Unfug“.
1922 bekannte er sich in seiner berühmten Rede „Von deutscher Republik“ am 13.10.1922 im Berliner Beethovensaal zu den Werten Demokratie und zur Humanität, die leitend für Manns politischen Aktivismus wurden. Dieser zeigte sich in der Weimarer Republik an veröffentlichten Kommentaren, der Beteiligung an Protestaktionen und Mitgliedschaften in Verbänden. Die Wurzeln von Manns Aktivismus lassen sich Sina zufolge auf Manns Verhältnis zum Zionismus zurückführen, das sich nach 1900 ausbildete. Vor dem Ersten Weltkrieg setzte sich Mann zudem für die Kunstfreiheit ein. Lehrkräfte der Fächer Deutsch und Geschichte werden durch den vorliegenden Band motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit Thomas Mann und seinem politischen Aktivismus problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Kai Sinas augenöffnendes Buch „Was gut ist und was böse“ wirft einen neuen Blick auf Thomas Manns politisches Engagement. Es kann allen Freund:innen seiner Literatur und allen an deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts Interessierten nur zur Lektüre empfohlen werden.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Thomas Manns Kampf um die Demokratie
Thomas Mann sitzt in seinem Arbeitszimmer, denkt und schreibt, bewusst und gewollt entfernt vom störenden Tagesgeschehen um ihn herum. So wird uns der große Autor in vielen Büchern gezeigt. Aber da fehlt eine wichtige Facette, sagt Kai Sina: Thomas Mann war auch ein politischer Aktivist, der mit Leidenschaft dafür eintrat, dass es in der Verantwortung eines jeden liegt, Politik nicht nur zu erleiden, sondern sie zur eigenen Sache zu machen. „In unsere Hände ist er gelegt,“ rief er 1922 den Gegnern des demokratischen Staates zu, „in die jedes Einzelnen“.
Wie in einem Brennglas spiegelt sich Thomas Manns äußerst facettenreiches politisches Engagement in der Debatte um den Zionismus. Schon in den Zwanzigerjahren war er Mitglied in einem prozionistischen Unterstützerverein. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich mit Nachdruck für die Gründung eines jüdischen Staates ein, der den Überlebenden der Shoah – deren Schrecken und Ausmaß Thomas Mann als einer der ersten Intellektuellen vor aller Welt benannt hatte –, eine sichere Heimstätte bieten sollte. In Kai Sinas meisterhaft geschriebenem Porträt tritt uns dieser zu wenig bekannte Thomas Mann eindrücklich, lebhaft und in seiner ganzen Menschlichkeit vor Augen.
Inhaltsverzeichnis
Vorspiel am Pazifik 9
In public affairs 15
Was unserem Europa zustoßen könnte 33
»Tommy’s unerträgliche Politik« 49
»Hakenkreuz-Unfug« und Ehestreit 59
Scharren im Parkett 69
Von ernstlichsten Vorhaltungen 79
Verlorene Illusionen 89
Die Welt am Abend 99
Einer gegen 18,3 Prozent 107
Antifaschistische Prosa 117
Das Wort in aller Freiheit 133
Dem Unwesen kein Zugeständnis 147
Mit gutem Amplifier 165
AnstiftungenzumWiderstand 181
Wer ist der Faschist? 199
Wider Treu und Glauben 213
Gute Dinge, Mängel 229
Nachgedanken in Princeton 239
Dank 243
Anhang
Anmerkungen 247
Siglen und Abkürzungen 117
Literatur und Quellen 279
Bildnachweis 291
Personenregister 293
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