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Was fehlt, wenn uns die Tiere fehlen? Eine theologische Spurensuche
Was fehlt, wenn uns die Tiere fehlen?
Eine theologische Spurensuche




Simone Horstmann

Pustet
EAN: 9783791731964 (ISBN: 3-7917-3196-3)
224 Seiten, paperback, 14 x 22cm, September, 2020

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Mit dem drohenden Verschwinden der Tiere steht weit mehr auf dem Spiel, als es die naturwissenschaftlichen Diskurse andeuten: Es geht nicht allein um eine Krise versiegender Rohstoffe oder um den Verlust ökologischer Einflussfaktoren, sondern um eine existentielle Erschütterung, die das Verhältnis zwischen Menschen und (anderen) Tieren in grundsätzlicher Weise betrifft. Die Autorin beleuchtet daher die tieferliegenden theologischen und metaphysischen Gründe jener Angst vor einer Welt, die für die Wirklichkeit der Tiere keinen realen wie gedanklichen Ort mehr hat: Woher rührt das Unbehagen angesichts einer Tierindustrie, die den milliardenfachen Tod von Tieren zum gnadenlos durchexerzierten Normalfall gemacht hat? Welche Folgen hatte die radikale Profanisierung von Tieren, die in der antiken Welt noch nahezu gottgleichen Status innehatten? Was also fehlt, wenn uns die Tiere fehlen?

Simone Horstmann, Dr. phil., geb. 1984, ist wiss. Mitarbeiterin am Institut für Katholische Theologie der TU Dortmund.
Rezension
Die Autorin hat bereits 2018 mit Thomas Ruster und Gregor Taxacher ebenfalls im Pustet-Verlag vorgelegt: "Alles, was atmet - Eine Theologie der Tiere" (9783791730028). Gewalt gegen Tiere, auch religiöse Gewalt gegen Tiere, und Tierethik rücken z.Zt. in die Aufmerksamkeit nicht nur von Theologie sondern auch von Philosophie, - die sich bislang mit Tieren kaum zu beschäftigen müssen meinte. Dieser Band verfolgt eine theologische Spurensuche: Was fehlt, wenn uns die Tiere fehlen? Was genau drückt sich aus in unseren Klagen über das Sterben und Aussterben jener unzähligen Tiere und Tierarten? Seit es die Menschen gibt, haben sie sich stets in einer Umgebung wiedergefunden, die von anderen Tieren bevölkert war. Seitdem sich in den letzten Jahren ein Bewusstsein dafür durchgesetzt hat, dass mit der ökologischen Katastrophe die Möglichkeit der völligen und unwiederbringlichen Vernichtung vieler tausender Tierarten in greifbare Nähe rückt und vielfach bereits eingetreten ist, fragen viele Menschen danach, wie unser Umgang mit Tieren sein soll. Was bedeutet uns das Aussterben einer Art? Ziel des Buches ist es, die Angst vor einem Verlust der Tiere – als Individuen, als Arten, als den ganz Anderen und den ganz Vertrauten – in ihrer existentiellen Bedeutung zu erfassen.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Was fehlt, wenn uns die Tiere fehlen? 9

Zur Einleitung

Die Ahnung einer urtümlichen Nähe – Jenseits der Sprache – Menschen als „Inter Spezies“-Wesen – Die Litanei von der insektenfreien Windschutzscheibe – Zum Stellenwert von (Tier-)Erfahrungen

Das tote Tier 16

„Es hat den Tod als Tod weder vor sich noch hinter sich“ – „Statt Todeswirrnis – Reinlichkeit und Ordnung“ – Eine Reise ins Herz der Finsternis – „Etwas ist wirksam in uns, das uns wie mit Glas umschließt“ – Eine säkulare Zwei-Naturen-Lehre – „Warum hatte er auch nichts aus ihrem Schicksal gelernt?“ – Die Bedrohung durch den Anderen schlechthin – Der tote Himmel der Menschen – Wenn der natürliche Tod unnatürlich wird – „… die Zuckungen der gefesselten Opfer, die der Fachmann sich zunutze macht“ – Die Schuld der Zurückgebliebenen – In das Leben hineinsterben – Fülle des Lebens – Anmerkungen

Das wilde und das kontrollierte Tier 44

Die Sehnsucht nach der Wildnis – Die Unerträglichkeit der Wildnis – Die Barbarei der Zivilisation – „Was für Lehren werden denn von diesen Kanzeln verkündet?“ – Der Mensch als Gott der Tiere – „Haben Sie den unter Kontrolle?“ – Biophilie und Nekrophilie: zwei Grundhaltungen – Leben in ständiger Angst – Angst als Ressource? – Das Phobozän der Wildtiere – Begnadete Wildheit – Natur ist niemals gleichgültig – Anmerkungen

Das mechanische und das beseelte Tier 68

Fluch und Verheißung des Automaten – „Ich schäme mich ordentlich vor dem Finken dort drüben, der mich mit solch schlauen Augen anblinzelt“ – Wenn die Welt nur noch aus „dummem Zeug“ besteht – „… nicht mehr als die Fliegen und Ameisen“ – „… was sehe ich außer Hüten und Kleidern, unter denen Automaten verborgen sein könnten?“ – Verfahren und Methoden statt der „Lesbarkeit der Welt“ – Fleisch und Knochen einer überbelichteten Wirklichkeit – Die Hand auf dem Hundekopf – Fünfzehn seelenlose Hunde – Eine Seele haben, oder doch … – … beseelt werden? – „Seelen“ gibt es nur im Plural – Beseelter Automat? – Anmerkungen

Das missverstandene Tier 95

Voyager – Irdische Außerirdische – Geschichte deines Lebens – „… nahmen sie beide dieselbe physikalische Realität wahr, aber ihre Wahrnehmungen formulierten sie unterschiedlich“ – Denken, wie man ist und sein, wie man denkt – Das Tier, das spricht, aber nicht hören will – Begrifflose Wesen? – Linda bereitet Kopfzerbrechen – Ein Bild, das uns gefällt: der Anthropomorphismus – „Wussten Sie schon, dass Kühe trauern?“ – Das Wissen des Ichthylogen – Ein Netz auswerfen, das auch uns mit fängt – „… diese ineinander geknäuelten Krämpfe der Ohnmacht“ – Fisch werden oder … – … Fledermaus sein? – „… seine Knochen sind Felsen, seine Adern große Flüsse“ – Rettung aus dem goldenen Käfig – Wachsames Schlafen – Interanimalität: das Fleisch der Welt – Teilnehmendes Verstehen – Anmerkungen

Das poetische Tier 137

Urworte, hündisch – Der Ochse in der Buchstaben-Ursuppe – Zeichen und Wirklichkeit – Lebendige Buchstaben – Bein zu Bein, Blut zu Blut – Transformierte Wirklichkeit – „Achilles war ein Löwe in der Schlacht“ – Ein Gedicht als Rettungsbot der Tiere – „Etwas in uns in der Art des unvergleichlichen Möwenflugs“ – Sind Tiere Kinder und Großeltern? – „Immer nach Hause“ – Leben in Metamorphosen – „Menschen sind Gras“ – „… je falterhafter ich im Inneren wurde“ – „Omnis mundi creatura, quasi liber et pictura“ – Was bedeutet dem Storch sein Dasein? – Grenzgängerspezies – „Hin- und herübersetzen“ – Gebrochene Spiegelbilder & gepflegte Mehrdeutigkeiten – Multispezies-Weltsichten – Eine urtümliche Konversation – Tiere lesen lernen – Teilhabe an der gemeinsamen Welt – Anmerkungen

Das transzendente und das politische Tier 172

Das richtige Maß – Ein stinkender Hund auf einer Säule – Fleisch für die Käfer – Antiker Posthumanismus – „… wie der Mensch eigentlich gemeint ist“ – Der zahme Bruder Wolf – Von schielenden Heiligen und modernen Tierrechten – Ein hündisches Naturrecht – Unnatürliche und Übernatürliche Naturen – Heilige Krokodile, Katzen & Kühe – Verbotene Tiererfahrungen – „… die schockierend befremdende Aura des anderen Wesens“ – … unter dem Eindruck des Mondes vergisst es seine Natur – Die Erkenntnis des Lebens – Göttlicher Seitenwechsel – Tierliche und trinitarische Personen – „… wandelbar und dem Tage preisgegeben“ – Von glücklichen Sklaven und artgerechter Tierhaltung – Anmerkungen

Freundschaft schließen 211

Konkrete Ideen zu Interspezies-Praktiken

Anmerkungen