Der Schauspieler Steffen Schroeder erzählt in diesem persönlich gehaltenen Buch von seinem ehrenamtlichen Engagement für Strafgefangene, die er als Vollzugshelfer besucht und begleitet. Der ihm zugeteilte Gefangene heißt Micha. Er hat einen Mord begangen, für den er eine lange Haftstrafe verbüßen muss. Schroeder begleitet ihn z.B. bei Freigängen, unterstützt ihn bei Fragen zu Behörden, organisiert aber auch die Beerdigung eines Gefängnisfreundes von Micha - kurzum, er bietet ihm ein Fenster zur Welt.
Immer wieder wird deutlich, wie wichtig dieser Dienst für Micha ist: Die Vereinsamung im Gefängnis nimmt schnell zu, alte Kontakte brechen weg und der Gefangene verliert zunehmend den Kontakt zur und das Gespür für die Außenwelt.
Für den Unterricht lassen sich Passagen des Buchs hervorragend verwenden: Im Politikunterricht stehen die Fragen nach öffentlicher Sicherheit und der staatlichen Gewährleistung derselben immer wieder im Fokus des Geschehens. Hier ließen sich Texte exemplarisch einsetzen, um zu verdeutlichen, welche Funktion einerseits das Rechtswesen einnimmt und welche Rolle andererseits jeder Einzelne übernehmen kann. Für den Religions- und Philosophieunterricht eignen sich besonders diejenigen Teile, in denen es um die Frage nach Schuld, Vergebung, Wiedergutmachung und Gerechtigkeit geht. Diese Passagen erhalten ihren hohen Wert ebenfalls durch die schöne Verzahnung von allgemeinen Überlegungen und spezifischer Exemplarität.
In einem großen Verlag sind bereits Unterrichtsreihen zum Buch in den Fächern Sozialkunde bzw. Ethik/Philosophie erschienen.
Auch wenn das Thema teils bedrückend anmutet: Es handelt sich hier um ein interessantes Sachbuch mit Emotion und großer Offenheit seitens des Autors. Durch die geschilderten Begegnungen von Mensch zu Mensch erhält der Text großen Tiefgang.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de

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