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Walker Evans America
Leben und Kunst
Svetlana Alpers
Schirmer-Mosel
EAN: 9783829609104 (ISBN: 3-8296-0910-8)
416 Seiten, hardcover, 15 x 24cm, Mai, 2021
EUR 25,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
„Ich habe noch nichts gesucht, die Dinge haben nach mir gesucht.“
„Es war mir damals nicht so bewusst, aber ich weiß heute, dass Flauberts Ästhetik absolut die meinige ist. Ich denke, dass ich mir Flauberts Methode beinahe unbewusst angeeignet habe, sie aber in jedem Fall auf zweierlei Weise nutzte: sein Realismus und Naturalismus und die Objektivität seines Verfahrens sowie das Verschwinden des Autors, das Nicht-Subjektive. Diese Qualitäten sind wörtlich auf meine Art des Kameraeinsatzes zu übertragen. In geistiger Hinsicht freilich ist es Baudelaire, der den wichtigsten Einfluss auf mich hat.“
„Evans war und ist an dem Anblick interessiert, den jegliche Gegenwart als Vergangenheit bieten wird.“
EVANS ÜBER EVANS
Gibt es eine stärkere Metapher für den Photographen als „einen sündigen Spion und apologetischen Voyeur, mit Distanziertheit ausgerüstet … Sie sind Beute … Du allein besitzt eine Rüstung … Ich bin auf der Pirsch wie bei der Jagd.“
SVETLANA ALPERS
Das Buch ist ein „einzigartiges“ Werk: die genaue Betrachtung klassischer Photographien durch ein scharfes Auge, die das Lehrreiche mit dem Intimen verbindet, die Gelehrsamkeit der Historikerin mit der Aufrichtigkeit der Autobiographin.
Mit einem Blick, der dem „transzendenten“ Detail dieselbe Aufmerksamkeit schenkt wie der Blick des Photographen, ist Alpers eine ideale Interpretin seines Werks.
JOYCE CAROL OATES
Übersetzt und mit einem Nachwort von Wolfgang Kemp
Rezension
„Hauptstraße, Saratoga Springs, New York“(1931), „Joes Autofriedhof, bei Easton, Pennsylvania“(1935), „Frau eines Baumwollpachtbauern in Alabama“(1936), „Friedhof, Arbeiterhäuser und Stahlwerk, Bethlehem, Pennsylvania“, „Friseurladen, Vicksburg“(1936), „Wellblechfassade, Moundville, Alabama“(1936), „Blick durch den U-Bahn-Wagen: Akkordeonspieler im Gang, New York City“(1938). Diese Schwarz-Weiß-Fotografien – manche besitzen ikonischen Status - zählen zu den bekanntesten Arbeiten von Walker Evans (1903-1975). Er gilt als der wichtigste Vertreter US-amerikanischer Fotografie, 1938 wurde ihm die Ehre zuteil, im MoMA als erster Fotograf eine Einzelausstellung zu erhalten. Von 1965 bis zu seinem Tode hatte Evans eine Professur für Fotografie an der Yale School of Art inne. Prägend für den aus dem mittleren Westen stammenden Evans war sein Aufenthalt in Paris, wo er sich während seines Studiums intensiv mit den Schriftstellern Gustave Flaubert und Charles Baudelaire auseinandersetzte. Beeinflusst wurde sein Werk auch von den Fotografen Jean Eugène Auguste Atget und August Sander.
Welche Rolle die Fotografen und Schriftsteller auf Evans` Fotografie ausübten, wird in der Monographie „Walker Evans, Starting from Scratch“(2020) von Svetlana Alpers (*1936) sehr gut herausgearbeitet. Die Studie der renommierten amerikanischen Kunsthistorikerin erschien 2021 in der deutschen Übersetzung von und versehen mit einem Nachwort von Wolfgang Kemp bei Schirmer/Mosel unter dem Titel „Walker Ewans. America. Leben und Kunst“. Das Werk der emeritierten Professorin für Kunstgeschichte der University of California (Berkeley) zeichnet sich durch souveräne Kenntnis der Kunst- und Fotografiegeschichte aus. Genauer hätte die Wissenschaftlerin allerdings auf den Einfluss von Evans auf die Arbeiten von Bernd und Hilla Becher zur Dokumentation von Industriebauten eingehen können. Besondere Erwähnung verdienen die in Alpers` Buch abgedruckten 117 Fotografien von Evans, unter denen sich auch 11 Farbfotografien finden. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch die vorliegende Monographie motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit der Geschichte der Fotografie und ihren ikonischen Werken auseinanderzusetzen.
Fazit: Svetlana Alpers erschließt in ihrer Monographie „Walker Evans. America – Leben und Kunst“ hervorragend das Œuvre des US-amerikanischen Fotografen.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
„Ein junger Mann, 1903 im Mittleren Westen geboren und aus einer Mittelklassefamilie stammend, mit einem Hang zur Literatur und sprachlich begabt, ein Bewunderer Frankreichs, was Lebensart und Dichtung anbelangt, allen voran Flaubert und Baudelaire (aber auch Gide und Cendrars), dieser junge Mann kehrt nach einem Jahr in Frankreich (1926/27) nach New York zurück, freut sich in der Folgezeit, dass es die Reichen im Börsenkrach des Jahres 1929 hart trifft, greift zu einer Kamera und macht beinahe von den ersten Bildern an bemerkenswerte Photographien von der Welt, wie er sie sieht – und diese Welt ist die amerikanische.“ Mit diesen Worten beginnt Svetlana Alpers (geb. 1936), eine der angesehensten Kunsthistorikerinnen der USA, ihre große Studie zu Walker Evans (1903–1975). Ihr Berufsleben lang hat sie sich mit europäischer Malerei beschäftigt, um sich jetzt zum ersten Mal in ihrer Karriere mit einem Photographen und einem Amerikaner auseinanderzusetzen. Auslöser mag Evans‘ Hang zur Literatur gewesen sein. Er wollte ursprünglich selbst Schriftsteller werden, sollte dann aber ein Werk schaffen, das als der bedeutendste Beitrag Amerikas zur Photographie des 20. Jahrhunderts gilt. Besondere Aufmerksamkeit widmet sie dem entscheidenden Jahr in Frankreich, Evans‘ literarischen Leitbildern Flaubert und Baudelaire und der dokumentarischen Poesie eines Eugène Atget, seines „größten photographischen Vorläufers“, wie er selbst sagte. Die erste Auftragsarbeit und Evans‘ einzige Arbeit außerhalb der USA – die 31 Bilder für das Buch The Crime of Cuba und die über 400 Aufnahmen, die er 1933 in dem einen Monat auf Kuba macht – legt sein Lebensmotto der „subventionierten Freiheit“ fest: bezahlt, aber mit größtmöglicher Unabhängigkeit zu reisen und zu photographieren. Amerika wird sein ausschließliches Thema: die Bergbaugebiete des Nordens, Läden und Hütten der Schwarzen in den Südstaaten, drei weiße Pächterfamilien in Alabama, die Tradition der Minstrel-Shows, der Bürgerkrieg und seine Spätfolgen, die Große Depression … 1938 gipfelt diese Schaffensphase in American Photographs, der ersten Einzelausstellung, die das MoMA einem Photographen widmet. Sie wurde zu Walker Evans‘ „Visitenkarte“ für eine letztlich abgesicherte Zukunft als Journalist, als Lehrender in Yale – und als Photograph, der sein Medium für das literarischste unter den bildenden Künsten hielt. Wolfgang Kemp (geb. 1946), Kunsthistoriker und Autor unseres Hauses seit den Anfängen des Verlags, hat Svetlana Alpers‘ Text übersetzt und ein Nachwort dazu verfasst.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Einleitung: Das Auge des Walker Evans n
1 Das Frankreich des Walker Evans: real und virtuell 25
2 Das Potential des Mediums 87
3 Tage in Kuba 114
4 Das Amerika des Walker Evans: Leben und Kunst 137
5 Portraits in der U-Bahn 185
6 Auszeit bei Fortune 199
7 Rückzug nach innen 216
Nachwort und Dank 240
Anmerkungen 245
TAFELN 257
Nachwort: Wolfgang Kemp 385
Bildnachweis 402
Register 409
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