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Von Freud zur Humanistischen Psychologie Therapeutisch-biographische Profile
Von Freud zur Humanistischen Psychologie
Therapeutisch-biographische Profile




Helmut Johach

Transcript
EAN: 9783837612943 (ISBN: 3-8376-1294-5)
340 Seiten, paperback, 14 x 23cm, 2009

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Diese Studie korrigiert und ergänzt die Geschichtsschreibung der Psychoanalyse, indem sie die Rolle bedeutender »Dissidenten« bzw. »Revisionisten« in ein neues Licht rückt. Therapeutinnen wie Lou Andreas-Salomé und unorthodoxe Analytiker wie Sándor Ferenczi, Georg Groddeck und Wilhelm Reich prägten die Grundlagen eines humanistischen Verständnisses von Psychoanalyse, auf denen Erich Fromm, Fritz und Laura Perls sowie Ruth C. Cohn mit den von ihnen entwickelten Methoden weiter aufbauen konnten.

In biographischen Persönlichkeitsportraits, die die Entwicklung hin zur Humanistischen Psychologie dokumentieren, werden bis heute gültige Leitlinien einer ressourcenorientierten, dialogischen, leibnahen und gesellschaftskritischen Psychologie und Therapie erkennbar.
Rezension
Mit Wilhelm Reich, Erich Fromm, Ruth C. Cohn und vielen anderen, die in diesem Band mit informativen therapeutisch-biographischen Profilen (Untertitel) dargestellt werden, hat sich die Humanistische Psychologie als dritter Zweig neben der Tiefenpsychologie und dem Behaviorismus etabliert. Grundannahme der Humansistischen Psychologie ist, dass eine gesunde und schöpferische Persönlichkeit sich mit dem Ziel der Selbstverwirklichung entfaltet. Das Individuum verfügt potentiell über unerhörte Möglichkeiten, um sich selbst zu begreifen und sein selbstgesteuertes Verhalten zu verändern; dieses Potential kann erschlossen werden. Psychische Störungen entstehen nach Meinung der Humanistischen Psychologen wesentlich, wenn äußere Umwelteinflüsse die Selbstentfaltung blockieren.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Psychoanalyse, Therapie, Dialog, Kultur, Humanismus
Adressaten:
Psychologie, Soziologie, Philosophie, Kulturwissenschaft

»Der Mensch im Netz der Kulturen – Humanismus in der Epoche der Globalisierung / Being Human: Caught in the Web of Cultures – Humanism in the Age of Globalization«
Editorial
Globalisierung erfordert neue kulturelle Orientierungen. Unterschiedliche Traditionen und Lebensformen ringen weltweit um Anerkennung und müssen sich den Erfordernissen einer universellen Geltung von Normen und Werten stellen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der menschlichen Welt- und Selbstdeutung müssen gleichermaßen berücksichtigt werden. Dazu bedarf es einer neuen Besinnung auf das Menschsein des Menschen: in seiner anthropologischen Universalität, aber auch in seiner Verschiedenheit und Wandelbarkeit. ... mehr Die Reihe Der Mensch im Netz der Kulturen – Humanismus in der Epoche der Globalisierung ist einem neuen Humanismus verpflichtet, der Menschlichkeit in seiner kulturellen Vielfalt in sich aufnimmt und als transkulturell gültigen Gesichtspunkt im Umgang der Menschen miteinander in den Lebensformen ihrer Kulturen zur Geltung bringt.
Die Reihe wird herausgegeben von Jörn Rüsen (Essen), Chun-chieh Huang (Taipeh), Oliver Kozlarek (Mexico City) und Jürgen Straub (Bochum), Assistenz: Henner Laass (Essen).
Wissenschaftlicher Beirat:
Peter Burke (Cambridge), Chen Qineng (Peking), Georg Essen (Nijmegen), Ming-huei Lee (Taipeh), Surendra Munshi (Kalkutta), Erhard Reckwitz (Essen), Masayuki Sato (Yamanashi), Helwig Schmidt-Glintzer (Wolfenbüttel), Zhang Longxi (Hongkong)
Globalization demands for setting up new cultural orientations. Different traditions and forms of life struggle for recognition throughout the world and have to meet the necessity of values and norms with universal validity. Similarities and differences in understanding the world have to be analyzed and recognized which requires a new reflection on what it means to be a human being concerning its anthropological universality, but also its diverseness and changeability.
The books of the series Being Human: Caught in the Web of Cultures – Humanism in the Age of Globalization are committed to a new Humanism, which not only highlights humaneness in its cultural and historical varieties but also presents it as a transculturally valid principle of human interaction in all cultural life-forms.
The series is edited by
Jörn Rüsen (Essen), Chun-chieh Huang (Taipei), Oliver Kozlarek (Mexico City) and Jürgen Straub (Bochum), Assistant Editor: Henner Laass (Essen).
Advisory board:
Peter Burke (Cambridge), Chen Qineng (Beijing), Georg Essen (Nijmegen), Ming-huei Lee (Taipei), Surendra Munshi (Calcutta), Erhard Reckwitz (Essen), Masayuki Sato (Yamanashi), Helwig Schmidt-Glintzer (Wolfenbüttel), Zhang Longxi (Hong Kong)

Helmut Johach (Dr. phil.) hat in Philosophie und Soziologie promoviert und ist Gründungsmitglied der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft. Er lebt als Therapeut und Supervisor in der Nähe von Nürnberg.

Interview
... mit Dr. phil. Helmut Johach

1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Sich mit Psychologie zu befassen, um etwas über sich selbst zu erfahren, ist enorm wichtig. Unterschiedliche ›Menschenbilder‹ und Auffassungen über die Art, wie wir miteinander umgehen sollten, beeinflussen auch unsere Vorstellungen von uns selbst und unser Alltagsleben. Deshalb sollte man sich mit den in meinem Buch behandelten Persönlichkeiten, mit ihren Theorien und praktischen ... mehr Konzepten – von der Psychoanalyse bis zur Gestalttherapie und Themenzentrierten Interaktion – genauer auseinandersetzen.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Bei Freud und in der klassischen Psychoanalyse kommt das ›Humanistische‹ zu kurz. Ich zeige, dass einige seiner frühen Anhänger – unter anderem Georg Groddeck, Sándor Ferenczi und Lou Andreas-Salomé – weitergegangen sind in Richtung einer ganzheitlichen, dialogischen und auf Förderung menschlichen ›Wachstums‹ gerichteten Psychologie und Therapie, die später unter der Bezeichnung ›Humanistische Psychologie‹ bei uns bekannt wurde. Diese Entwicklungslinie, in der etliche aus Europa in die USA geflüchtete Psychoanalytiker/-innen jüdischer Herkunft (u.a. Wilhelm Reich, Erich Fromm, Fritz und Laura Perls sowie Ruth C. Cohn) eine bedeutende Rolle gespielt haben, ist bisher kaum untersucht worden.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Die heutige Diskussion in der Psychologie und der Therapieforschung steht unter dem Einfluss der Biologie und der Neurowissenschaften. So interessant manche Ergebnisse auch sein mögen – sie werden der Erfahrung nicht gerecht, dass die meisten Menschen eigene Vorstellungen von ihrem Leben haben und darüber selbst bestimmen möchten. Ich nehme dieses Bedürfnis ernst, indem ich auf Wissenschaftler und Therapeuten eingehe, die das subjektive Erleben betonen. Eine weitergehende Frage ist, wieweit die Kultivierung der Persönlichkeit in anderen Kulturen geteilt oder kritisiert wird und ob sie als Grundlage eines neuen interkulturellen ›Humanismus‹ gelten kann.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Ich würde darüber am liebsten mit Menschen diskutieren, die sich für persönliche Entwicklung und zwischenmenschliche Beziehungen interessieren, die vielleicht auch schon einmal an einer Therapie- oder Selbsterfahrungsgruppe teilgenommen haben. Auch für ›Spezialisten‹ aus der Psychoanalyse oder der Humanistischen Psychologie sind meine Untersuchungen von Interesse, da manche Details aus der Lebensgeschichte und Theorieentwicklung der führenden Vertreter dieser beiden Richtungen bisher wenig bekannt sein dürften. Und schließlich würde ich gern einen Dialog darüber führen, wie manche in meinem Buch behandelte Kontroversen – z.B. um das Streben nach ›Selbstverwirklichung‹ – von Angehörigen anderer Kulturen wahrgenommen werden.

5. Ihr Buch in einem Satz:
»Von Freud zur Humanistischen Psychologie« beschreibt anhand von biographischen Portraits eine Entwicklung in der Psychologie des 20. Jahrhunderts, die für das Selbstverständnis des Menschen in der westlichen Welt von großer Bedeutung ist; sie kann auch als Grundlage für den Dialog mit anderen Kulturen dienen.
Inhaltsverzeichnis
Zur Einführung: Humanistische Psychologie – Erbe und Widerpart der Psychoanalyse
von Jürgen Straub 9

Vorwort 19

Einleitung: Psychoanalyse und Humanistische Psychologie – eine Antithese? 23


Zum Selbstverständnis der Humanistischen Psychologie23
Die Rolle der Psychoanalyse bei den jüdischen Emigranten26
Zielsetzung der Untersuchung31

Sigmund Freud – Der Begründer der Psychoanalyse und sein »Familienroman« 35

Die Eltern Sigmund Freuds – jüdische Familientradition39
Dramatische Kindheit: Von Freiberg nach Wien 43
Studium und medizinische Forschung: Erfüllung des elterlichen Auftrags 48
Die Ehefrau: Martha Bernays und ihre Familie 50
Praxis als Nervenarzt und Familiengründung 52
Zusammenarbeit mit Josef Breuer – die »Redekur«56
Freud als Therapeut und Wissenschaftler –
Erfahrungen von Analysanden58

Lou Andreas-Salomé – Erfolgreiche Schriftstellerin und Freuds »Versteherin par excellence« 65

Jugend in St. Petersburg 67
Verbindung mit Paul Rée und Friedrich Nietzsche71
Heirat mit Friedrich Carl Andreas und spätere Beziehungen – Rainer Maria Rilke 75
Freundschaft mit Freud und Tätigkeit als Psychoanalytikerin79
Lou Andreas-Salomé und das »Bild« der Frau 84
Letzte Lebensphase – Würdigung 89

Sándor Ferenczi – Von der analytischen »Technik« zur therapeutischen Beziehung 93

Elternhaus, Ausbildung und Berufstätigkeit als Psychiater 95
Frühe Beiträge zur Psychoanalyse 99
Ferenczis Stellung in der psychoanalytischen Bewegung 101
Beziehung zu Gizella Pálos und ihrer Tochter105
Revisionen der psychoanalytischen »Technik« 110
Differenzen und Zerwürfnis mit Freud – Nachwirkungen119

Georg Groddeck – Pionier der Psychosomatik und »wilder Analytiker« 129

Soziale Herkunft, Familienbeziehungen und Schulzeit 132
Ausbildung und ärztliche Praxis:
Psychosomatik vs. Organmedizin 139
Groddeck und die Psychoanalyse – »Das Buch vom Es«144
Beziehung zu Freud, Ferenczi und den »Südwestdeutschen« 148
Groddeck als Arzt und Therapeut – sein »Humanismus«154

Wilhelm Reich – Körpertherapie, Sexualität und politisches Engagement 159

Beziehung zum Vater, Suizid der Mutter und
»frühreife« Sexualität163
Beiträge zur Psychoanalyse:
»orgastische Potenz« und Widerstand 169
Charakteranalyse – Auseinandersetzung mit Freud175
Sozialmedizin, Psychoanalyse und Marxismus 181
Von Wien nach Berlin186
Wilhelm Reich – Versuch einer Würdigung189

Erich Fromm – Analytische Sozialpsychologie und humanistische Psychoanalyse 195

Die Familie – jüdische Wurzeln198
Studium und therapeutische Ausbildung –
Beziehung zu Frieda Fromm-Reichmann 203
Mitarbeit am »Institut für Sozialforschung«:
Psychoanalyse als kritische Sozialpsychologie209
Humanistische Psychoanalyse – Fromm als Therapeut 215
»Transtherapeutische« Psychoanalyse – Kritik und Würdigung 222

Fritz und Laura Perls – Von der Psychoanalyse zur Gestalttherapie 229

Fritz Perls: Familienbeziehungen und Judentum 230
Ausbildung zum Analytiker – Kontakt mit Wilhelm Reich 234
Laura Perls: Familiäre Herkunft und Beziehung zu Fritz Perls 238
Studium in Frankfurt – Ausbildung zur Analytikerin 242
Anfänge der Gestalttherapie – Paul Goodman245
Esalen und das »Human Potential Movement« 252
Verschiedene »Stile« der Gestalttherapie – offene Fragen 255

Ruth C. Cohn – Von der Einzelanalyse zur Themenzentrierten Interaktion 263

Jugend und Studium in Deutschland –
Flucht vor dem Nationalsozialismus265
Psychoanalytische Ausbildung in der Schweiz –
therapeutische Praxis in den USA271
Die Gründungsphase der Themenzentrierten Interaktion –
Begegnung mit Fritz Perls277
Humanistische Axiome und
»gesellschaftstherapeutischer« Anspruch 284
Ruth Cohn und die TZI – vorläufiges Fazit 289

Die Frage nach dem »Humanismus« von Psychoanalyse und Humanistischer Psychologie – Rückblick und Ausblick 295

Das »Menschenbild«295
Dialogische Beziehung und »Behandlungstechnik« 304
Therapieziele im Wandel 310
Schlussbemerkungen315
Literatur 319


9
ZUR EINFÜHRUNG:
HUMANISTISCHE PSYCHOLOGIE –
ERBE UND WIDERPART DER PSYCHOANALYSE
von Jürgen Straub
Es wird erzählt, die Initiatoren der Bewegung seien während eines anregenden
Abends im Hause Abraham Maslows darauf gekommen, ihr ambitioniertes
Unternehmen Humanistische Psychologie zu nennen. Dieser
schillernde Name setzte sich in der Tat durch und wurde zum Markenzeichen
einer der einflussreichsten Strömungen in der Psychologie des
20. Jahrhunderts. Die ganze Geschichte begann, kaum exakt datierbar,
eigentlich schon im frühen 20. Jahrhundert, als sich ein paar der kreativen
Köpfe von der Orthodoxie der Freudschen Psychoanalyse zu lösen
begannen und mit eigenen Ideen aufwarteten. Häufig entstanden diese
im Kontext therapeutischer Behandlungen und spiegelten Erfahrungen
wider, die sich der psychoanalytischen Begrifflichkeit nicht recht fügten
und der gängigen Behandlungstechnik entzogen. Daran knüpften die humanistischen
Psychologinnen und Psychologen an. In einigen Fällen
hatten sie selbst eine Lehranalyse hinter sich gebracht, dachten, schrieben
und handelten also einst im Geist einer Psychoanalyse, die sie »von
innen heraus« kritisierten und modifizierten. Im Zeichen einer dezidiert
neuen Strömung geschah das um die Mitte des vergangenen Saeculums
in gesteigertem Tempo. Man hatte nun ein klares Ziel vor Augen: Eigenständigkeit!
Die Humanistische Psychologie integrierte in Theorie und Praxis
kontinuierlich neue Elemente. Dadurch wurde der Rahmen der Psychoanalyse
schon bald gesprengt. Aus moderaten oder gewagten AbweiVON
FREUD ZUR HUMANISTISCHEN PSYCHOLOGIE
10
chungen individueller und kreativer, manchmal auch etwas eigenwilliger
Psychoanalytiker – man denke etwa an Wilhelm Reich, Sándor Ferenczi
und andere Schüler Freuds aus der ersten Generation – waren bald vollends
innovative Schöpfungen geworden. Abraham Maslow, James Bugental,
Fritz und Laura Perls, Carl Rogers, Ruth Cohn, Charlotte Bühler,
Erich Fromm, Sydney Jourard, James Fadiman, Rollo May, John Heider
und weitere einschlägige Namen fielen nun immer häufiger, sobald von
moderner, zeitgenössischer Psychotherapie im Zeichen der Humanistischen
Psychologie die Rede war. Kurt Goldstein und die berühmten
Vertreter der Gestaltpsychologie gelten noch heute als wichtige theoretische
Vorläufer und Wegbereiter (neben allen möglichen anderen vermeintlichen
Quellen, aus denen man oft nach Belieben schöpfte), Ronald
Laing oder Viktor Frankl und viele andere Zeitgenossen werden als
Verwandte, Förderer oder Begleiter der durchaus heterogenen Strömung
angesehen.
Viele Aspekte der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der
Humanistischen Psychologie sind in wissenschaftsgeschichtlicher und
systematischer Perspektive bereits bearbeitet worden, wenngleich eine
umfassende Analyse bis heute aussteht. Helmut Johach beschränkt sich
in der vorliegenden Monographie auf ausgewählte Theoretiker und Psychotherapeuten
(beiderlei Geschlechts), wobei er den engen genetischen
Zusammenhang sowie die gravierenden sachlichen Unterschiede zwischen
Psychoanalyse und Humanistischer Psychologie ins Zentrum seiner
Betrachtungen rückt. In seinen lehrreichen Studien schärft der Autor
das Bewusstsein dafür, dass die »neue Psychologie« in erheblichem Maße
im Geist einer aus dem »eigenen Haus« kommenden Kritik und Revision
der Psychoanalyse geschaffen worden war. Dabei erinnert Johach
an fast vergessene Stationen auf dieser steinigen Strecke, nämlich an die
in der Psychoanalyse ebenso wie in der Humanistischen Psychologie
kaum (mehr) wahrgenommenen Werke und Wirkungen einer Lou Andreas-
Salomé, eines Sándor Ferenczi, Wilhelm Reich oder Georg Groddeck
(der nicht zuletzt als ein Vorläufer der Humanistischen Psychologie
rehabilitiert wird). Wenngleich andere Personen und Einflüsse ebenfalls
wichtig gewesen sein mögen: ohne diese Leute wären die Genese
und das Profil der Humanistischen Psychologie nicht recht verständlich.
Anfang der 50er Jahre waren deutlich vernehmbare Initiativen zur
Gründung einer eigenständigen Richtung unternommen worden, zwei
Jahrzehnte später galt die Humanistische Psychologie als konsolidiert.
Sie war, trotz anhaltenden Widerstands von Seiten der psychoanalytischen
Orthodoxie und mannigfaltiger Kritik von anderer Seite, längst als
innovative Kraft anerkannt. Genau das hatten die »psychologischen Revolutionäre
«, die sich der Autorität Sigmund Freuds entwanden, ohne
ZUR EINFÜHRUNG
11
dessen geniale Leistungen herabzuwürdigen, einst im Sinn. Sie mochten
noch mehr oder weniger im Schatten des »Vaters der Psychoanalyse«
stehen, von seinen Errungenschaften und den Hinzufügungen der loyalen
Mitstreiter zehren – und hatten dennoch unverkennbar Neues auf den
Weg gebracht. Die Humanistische Psychologie lockerte zügig einige der
Dogmen der klassischen, zwischen Naturwissenschaft und Hermeneutik
oszillierenden Psychoanalyse.
So brach sie etwa mit der strikten Orientierung an der lebensgeschichtlichen
(frühkindlichen) Vergangenheit der Analysanden (ohne
diese ganz zu ignorieren) oder verwandelte die »Redekur« schrittweise
in eine am »ganzen Menschen« orientierte Therapie. Sie beachtete und
behandelte das Gegenüber als leibliche Person, die stets in der sozialen
Realität der Gegenwart existiert, nicht zuletzt im »Hier und Jetzt« der
therapeutischen Situation. In dieser »Existenz« spielen nonverbale Ausdrucksformen
– ganz im Sinne expressionistischer Handlungstheorien,
die ihre Wurzeln in der Romantik haben (namentlich bei Johann Gottfried
Herder) – eine ebenso große Rolle wie die Sprache. Das wird besonders
deutlich, wenn man sich dem emotional-affektiven Erleben von
Personen zuwendet. Unsere mitunter vagen und diffusen Gefühle sind
häufig eher in körperlichen Anzeichen wie der leiblichen Haltung, in
Mimik oder Gestik oder Proxemik präsent als in sprachlichen Äußerungen.
Im Zentrum des Menschenbildes der Humanistischen Psychologie
steht, wie Johach im letzten systematischen Kapitel seines Buches resümiert,
das erlebende Subjekt als eine psychosexuelle, psychosomatische
und psychosoziale Einheit, Ganzheit oder Gestalt. Das subjektive Erleben
des Menschen wurde zum A und O dieser Psychologie und Psychotherapie.
Das hieß und heißt keineswegs, dass man von der Reflexionsund
Handlungsfähigkeit des Wesens, das sich durch seinen Logos, durch
Sprache und Vernunft auszeichnet, absehen müsste. Veränderungschancen
und vor allem die für die Humanistische Psychologie so wichtigen
Wachstumspotentiale liegen jedoch häufig eher auf einem Weg, auf dem
es vorrangig um die Artikulation des Erlebens, den Ausdruck von Gefühlen
geht als um die (vermeintlich) vernunftorientierte Suche nach
dem überlegenen Gedanken, dem besseren Argument.
All das sah die wachsende Schar humanistischer Psychologinnen
und Psychologen sehr klar. Sie nahm solche Einsichten ernst und entwickelte
daraus innovative Prinzipien und Regeln, flexible Methoden und
teilweise ganz schlicht erscheinende Techniken für eine Therapie des
»ganzen Menschen«. Dieser Mensch (vielfach waren es Frauen, denen
es um ihre Emanzipation in patriarchalen Verhältnissen ging) sollte dem
Therapeuten (und der steigenden Anzahl von Therapeutinnen) im Übrigen
in einer möglichst symmetrischen und auch offenen Beziehung beVON
FREUD ZUR HUMANISTISCHEN PSYCHOLOGIE
12
gegnen können. Dort sollte Raum sein für gegenseitigen Respekt und
allseitige Authentizität. Die Freudsche Abstinenzregel gehörte zu den
ziemlich schnell aufgegebenen Bestandteilen der psychoanalytischen
Orthodoxie. Vertreter der Humanistischen Psychologie »brachten sich
stärker ein« in der Therapie (wie schon manche der abweichlerischen
Psychoanalytiker, die sogar Massagen anboten) und legten oftmals auch
jede Zurückhaltung in sozialen Fragen und politischen Belangen ab (was
man wiederum von manchen Psychoanalytikern bereits kennt). Sie
mischten sich vielfach ein, engagierten sich in Individual- und Gruppentherapien
ebenso wie in sozialen und politischen Bewegungen, in denen
allgemeine Fragen der Menschheit zur Debatte standen – von sozialen
Ungleichheiten und einer repressiven Sexualmoral über die ökologische
Krise bis hin zum Weltfrieden.
Die Humanistische Psychologie war also, alles in allem, ziemlich zügig
zu einer unübersehbaren Institution geworden. Der nur selten genauer
bedachte Name beherbergte bald schon zahlreiche, mitunter recht verschiedene
Varianten. Manche Vertreter waren kaum darum bemüht, dem
Adjektiv »humanistisch«, das der ganzen Strömung ein ambitioniertes
Profil verleihen sollte, eine einigermaßen klare Bedeutung zu geben.
Andere versuchten, dem in der europäischen Geistesgeschichte ohnehin
schon überstrapazierten Wort einen präziseren Sinn abzugewinnen.
Erich Fromm etwa, dessen »Humanistische Psychoanalyse« auch in anderen
Hinsichten eine Ausnahmestellung einnahm, hatte diesbezüglich
vergleichsweise deutliche Vorstellungen. Er verband seine normative
Konzeption einer gesellschaftstheoretisch informierten Psychoanalyse
nicht nur mit dem Marxismus – wodurch er gerade auch dem jungen,
»humanistischen« Marx Respekt zollte –, sondern auch mit anderen
Traditionen des europäischen Humanismus (die er, wiederum auf besondere
Art, auf außereuropäische Traditionen bezog und sie damit verknüpfte,
etwa auf den durch Daisetz Suzuki vermittelten Zen-Buddhismus).
Auch Ruth Cohn betrachtete ihren Ansatz der »Themenzentrierten
Interaktion« nicht bloß beiläufig und vage als »humanistisch«. Sie verband
mit diesem Adjektiv ein bestimmtes Menschenbild sowie bestimmte
Werte und Normen, die die therapeutische Behandlung ebenso prägen
sollten wie ganz generell den Umgang von Menschen miteinander (und
mit der Natur). Für andere, keineswegs jedoch für alle, gilt Ähnliches.
Über all das lernt man in dem sorgfältig recherchierten Buch von
Helmut Johach viel Wissenswertes – darunter manches, was bislang in
dieser Genauigkeit und Ausgewogenheit nicht nachzulesen war. In den
vorliegenden, ebenso konzisen wie komplexen individuellen Portraits
bedeutender Vertreterinnen und Vertreter der Psychoanalyse vor und
nach der Emigrationswelle während der Zeit des Nationalsozialismus
ZUR EINFÜHRUNG
13
wird die Leserschaft mit Denkformen und Behandlungsmethoden vertraut
gemacht, der sich wichtige systematische Beiträge zur Theorie und
Praxis der modernen (westlichen) Psychologie und Psychotherapie verdanken.
Der Autor macht dabei, wie gesagt, eindrucksvoll klar, wie sehr
die innovative Strömung der Humanistischen Psychologie in der Geschichte
der Psychoanalyse verwurzelt ist. Sie beruht auf den Errungenschaften
Freuds und seiner Nachfolger, die Johach in den relevanten Aspekten
Revue passieren lässt und kritisch bilanziert. Die Humanistische
Psychologie entwickelte die Psychoanalyse weiter und lieferte damit
gleichzeitig auch einen bedeutenden Beitrag zur Überwindung eines steril
gewordenen Behaviorismus.
Es war und ist nicht falsch, die Humanistische Psychologie als third
force in der Psychologie des 20. Jahrhunderts zu titulieren – auch wenn
dieser hehre Name nicht davor schützt, ihre Defizite gerade im engeren
wissenschaftlichen Bereich zu erkennen und zu kritisieren (etwa im Bereich
der Forschungsmethoden, die als »phänomenologisch« eher
schlecht als recht charakterisiert sind). Im Übrigen ist kaum zu leugnen,
dass die Humanistischen Psychologinnen und Psychologen mitunter
auch Kurioses hervorgebracht haben und eine realistische Selbsteinschätzung
sowie sympathische Bescheidenheit nicht gerade die Stärke
aller war. Ruth Cohn regte sich aus nachvollziehbaren Gründen über das
sog. »Gestalt-Gebet« auf und geißelte diese in Posterform an zahllosen
Wänden hängenden Zeilen als Legitimation und Antriebsmotor exzessiver
Selbstbezüglichkeit. Sie sah darin einen Aufruf zu einem konsumistischen
Hedonismus von egozentrischen Individuen, die nur noch
unverbindliche Bindungen eingehen können und wollen. Dagegen sollte
sich die Humanistische Psychologie zur Wehr setzen und mobil machen,
und in vielerlei Varianten tat sie das auch – theoretisch und praktisch.
Dennoch gab es Tendenzen der besagten Art. Und dass selbst im Namen
einer Humanistischen Psychologie Macht und Gewalt ausgeübt wurden,
nicht zuletzt in Gestalt der sexuellen Ausbeutung von Frauen durch wirkungsvolle
Charismatiker und selbsternannte »Gurus«, gehört ebenfalls
zu den durchaus vorhandenen Schattenseiten nicht immer nur kreativer,
produktiver und positiver »Selbsterfahrungen« dieser bunten psychologischen
Schule. So sieht es jedenfalls auch Johach, dessen offene Sympathie
für die Humanistische Psychologie seiner wissenschaftlichen Distanz
ebenso wenig Abbruch tut wie seiner Urteilskraft in normativen und
politischen Fragen. Wo er in diesem Buch deutliche Urteile formuliert,
werden sie nicht kategorisch gefällt, sondern begründet. Damit lädt der
Autor zu einem Dialog ein, den die mit diesem Buch eröffnete Reihe
anstrebt. Dieses Gespräch ist in unserer Gegenwart wichtiger denn je.
VON FREUD ZUR HUMANISTISCHEN PSYCHOLOGIE
14
Das Denken der Humanistischen Psychologie war nicht bloß in der
akademischen Welt beheimatet. Es etablierte sich ebenso im öffentlichen
Raum und im Alltag einer wachsenden Anzahl von Menschen, die
das psychologische Projekt einer unendlichen »Selbstaktualisierung«,
»Selbstentfaltung« und »Selbstverwirklichung« zum ureigenen Anliegen
gemacht haben. Die Erfolgsgeschichte der Humanistischen Psychologie
und des von ihr wesentlich getragenen »Psycho-Booms« hat ihren Zenit
seit langem überschritten. Völlig erlahmt ist sie nicht. Ihre Wirkungen
mögen seit geraumer Zeit weniger spektakulär sein, indirekter zumal,
mitunter sogar kaum mehr wahrgenommen werden. Gänzlich versiegt ist
die Quelle der einst so rührigen Humanistischen Psychologie keineswegs.
Unaufhörliche Selbstthematisierung und Selbstveränderung im
Zeichen lebenslangen Lernens und »Wachstums« scheinen selbstverständlicher
denn je. Auch diese Tatsache verdankt sich keineswegs nur,
aber gerade auch der Humanistischen Psychologie. Über immer differenziertere
Formen der Psychotherapie, der psychosozialen Beratung
und verwandte Praxen hat die Humanistische Psychologie massiv Einfluss
genommen auf das Selbst- und Weltverständnis zahlloser Menschen,
ihre Sprachspiele und Lebensformen. Sie hat wesentlich dazu
beigetragen, den Blick des Menschen auf sich selbst zu richten und dabei
eine psychologische Perspektive einzunehmen. In dieser Sicht wurde,
wie gesagt, das Erleben in all seinen Facetten zentral. Die Gefühle
galten fortan als ebenso wichtig wie Vernunft und Verstand. Wahrhaftigkeit
und Authentizität wurden zu zentralen Aspekten einer umfassenden
und unaufhörlichen Selbstthematisierung, einer Sorge um sich und
einer Arbeit an sich, in der sich das Animal rationale um die Bereicherung
und Vervollständigung seines Selbst zu kümmern hatte. Manche
Vertreter der Humanistischen Psychologie handelten im Zeichen einer
regelrechten Mission. Sie glaubten fest daran, dass ihre Psychologie,
eine ihres Erachtens in wesentlichen Hinsichten neue Psychologie, den
Menschen zu einem vertieften Verständnis seiner selbst und seiner Welt
führen könne. Vor allem sollten seine Erlebnis- und Handlungsmöglichkeiten
verfeinert und gesteigert werden. Die Humanistische Psychologie
zehrte im Grunde vom Programm einer allmählichen Verbesserung, ja
einer Vervollkommnung des Menschen und seiner Welt.
Dieses Programm traf auf eine Realität, die auf weite Strecken das
genaue Gegenteil zu beweisen schien. Die Aufgabe einer psychologischen
Anatomie menschlicher Destruktivität war, nach den Weltkriegen
und der Shoah, in einer Zeit der allgegenwärtigen Bedrohung des Weltfriedens
durch angehäufte Atomwaffen sowie der globalen Umweltzerstörung
unabweisbar geworden. Ebenso unabdingbar war für die Humanistische
Psychologie eine Besinnung auf die »positiven« Kräfte des
ZUR EINFÜHRUNG
15
Menschen, seine konstruktiven Ressourcen. Man wollte neue Dimensionen
menschlicher Kreativität und Sensibilität erschließen. Die »neue
Psychologie« verschrieb sich ganz entschieden dem Programm einer
sukzessiven Humanisierung des Menschen. (Johach fasst dies im letzten
Kapitel seines Buches konzise zusammen.) Dafür mochte ein Schuss
Naivität und Selbstüberschätzung mitunter sogar notwendig sein.
Humanistische Psychologie konnte die bedrohlichen Selbstgefährdungen
der inzwischen globalisierten »Risikogesellschaft« zwar nicht
beseitigen. Sie schuf aber bis zu einem gewissen Grad eine Art Kompensation
für die Unheimlichkeit und Unwirtlichkeit einer Welt, die Individuen
vornehmlich in der »kalten« Gestalt leistungs- und konkurrenzorientierter
Konsumgesellschaften kennen lernen mussten. Die Humanistische
Psychologie sympathisierte nicht von ungefähr mit den zumal
studentischen Protesten der bewegten Jugend in den Sixties. Sie war
eine der Quellen, aus denen der damalige Wertewandel hin zu »postmaterialistischen
« Orientierungen schöpfte. Sie war Bestandteil einer öffentlich
propagierten, praktizierten und mitunter regelrecht inszenierten
Form der kritischen Selbstreflexion, in deren Rahmen alternative Denkund
Handlungsweisen, Sprachspiele und Lebensformen ersonnen und
erprobt wurden. Sie bot Individuen und Gruppen dafür geeignete psychologische
Instrumente an, im »Hier und Jetzt«. Es ist wohl nicht verkehrt,
darin durchaus revolutionäre Eingriffe in die menschliche Praxis
zu sehen.
In der akademischen Welt büßte die Humanistische Psychologie ihre
Macht schneller ein, als es den Vertretern dieser third force lieb sein
mochte. Wie die Psychoanalyse und der Behaviorismus, gegen die man
angetreten war, um der Psychologie ein neues Bild vom Menschen anzutragen
und schließlich der Menschheit insgesamt die Augen zu öffnen
für ihre brach liegenden Entwicklungspotentiale, verlor auch die Humanistische
Psychologie bereits in den 70er Jahren an Überzeugungskraft
und Ansehen und wurde in den Universitäten und Forschungsinstituten
bald schon auf Nebenrollen zurechtgestutzt. Sie behielt vor allem in der
Klinischen Psychologie und Psychotherapie ihre Nischen, besaß als wissenschaftliche
Strömung aber kaum mehr die einstige Anziehungskraft.
Die zur kognitiven Psychologie hinführende Wende in den 60er Jahren,
aber auch die späteren handlungstheoretischen Ansätze oder schließlich
die mit den Neurowissenschaften kooperierenden Richtungen in der
Psychologie galten bald schon als attraktivere, wohl auch »seriösere«
Alternativen zu einer Psychologie, die ganz offen als Weltanschauung
auftrat und dem Menschen neue Wege weisen wollte.
Manche der Humanistischen Psychologinnen und Psychologen sahen
die historische und soziokulturelle Bedingtheit und Begrenztheit
VON FREUD ZUR HUMANISTISCHEN PSYCHOLOGIE
16
ihres wissenschaftlichen Denkens und therapeutischen Handelns. Allen
voran gilt das wohl für Erich Fromm. Er und einige andere formulierten
vor Jahrzehnten Einsichten, die in der heutigen Kulturpsychologie und
kulturvergleichenden Psychologie anerkannt sind und regelrecht »gefeiert
« werden (meist ohne jede Bezugnahme auf diese Tradition). Mit dieser
Einsicht wird freilich eine Frage aufgeworfen, die in Johachs Buch
zwar gestellt, aber nicht beantwortet wird. Damit beträte man neues Terrain.
Die Frage lautet schlicht: Von welchem »Menschen« spricht die
Humanistische Psychologie denn eigentlich, wenn sie ein offenbar durch
und durch geschichtliches, kulturelles und soziales Phänomen ist? Ihre
Adressaten waren, wie schon im Fall der Psychoanalyse, zwar nicht allein,
aber vornehmlich Angehörige der Mittelschicht westlicher Gesellschaften
der späten Moderne. Was aber können Leute andernorts heute
mit dieser theoretischen und praktischen Psychologie des erlebenden
Subjekts anfangen? Wer kann sich darin wiedererkennen, wem hat die
Humanistische Psychologie heute etwas zu sagen, wer versteht ihre
Sprache, wer ist fähig und gewillt, mitzutun, was diese Psychologie in
einem normativ gehaltvollen Menschen- und Weltbild als sinnvolles,
erfülltes Leben beschreibt und empfiehlt? Wer hat etwas davon, sich in
dieses durchaus ernste Spiel einzulassen, in dem sich alles um die permanente
Selbstthematisierung, Selbstaktualisierung und Selbsterfüllung
eines zutiefst sozialen, in Beziehungen lebenden Wesens dreht?
Es liegt nahe zu behaupten: Die Humanistische Psychologie ist gewiss
keine universelle Psychologie, sondern eine indigene Psychologie
(unter anderen indigenen Psychologien) der westlichen Welt des 20.
Jahrhunderts und danach. Gewiss, die Humanistische Psychologie war
vielfach verwickelt in Prozesse des kulturellen Austauschs, der interkulturellen
Kommunikation, Kooperation und Koexistenz. Sie lernte von
Anderen und Fremden. Ob diese sich in den Ergebnissen des Dialogs
wiederfinden können, ist indes zweifelhaft. Diesem Zweifel nachzugehen,
obliegt weiteren Forschungen, in denen der Humanismus der Humanistischen
Psychologie auf den Prüfstand gestellt wird.
Dafür bietet das vorliegende Buch eine vorzügliche Grundlage. Es
eröffnet ein Gespräch, das die Herausgeber nicht zuletzt mit Helmut Johach
gerne weiterführen möchten.1 Vorerst bleibt die angenehme Auf-
1 Das ist bereits geschehen im Rahmen eines vom 9.-11. Juni 2008 durchgeführten
interdisziplinären Symposiums zum Thema »Der Humanismus der
Humanistischen Psychologie. Wurzeln, Wesen und Wirkungen der ›third
force‹ in der internationalen wissenschaftlichen Psychologie des 20. Jahrhunderts
«. Diese Veranstaltung gehörte in den Rahmen des von der Mercator-
Stiftung geförderten Projekts Der Humanismus in der Epoche der
ZUR EINFÜHRUNG
17
gabe der Herausgeber, dem Autor für sein Vertrauen und seine Zustimmung
zur Publikation der Früchte seiner wissenschaftlichen Arbeit in
dieser Buchreihe zu danken.
Globalisierung – Ein interkultureller Dialog über Kultur, Menschheit und
Werte. Das Projekt ist im Kulturwissenschaftlichen Institut Essen angesiedelt.
Ein Buch zum oben genannten Thema wird im Jahr 2010 am selben
Ort erscheinen.