„wir wollten lebendige dinge schaffen für unser heutiges dasein, für eine neue lebensgestaltung.“ Mit diesen Worten umriss Gunta Stölzl, die Meisterin der Werkstatt Weberei an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Dessau, 1931 in der Zeitschrift „bauhaus“ das Selbstverständnis der „Bauhäußler“. Zu ihren bekanntesten Artefakten zählen u.a. der Stahlrohrstuhl Marcel Breuers, die Tischleuchte Wilhelm Wagenfelds oder die in Dessau errichteten Meisterhäuser. Das Bauhaus war in den 14 Jahren seines Bestehens eine avantgardistische Bildungsinstitution für Architekt*innen, Fotograf*innen, bildende Künstler*innen, Gestalter*innen, Bühnentechniker*innen, Weber*innen oder Keramiker*innen. Ihre kulturellen Erzeugnisse prägen weltweit noch immer die Gegenwartsarchitektur und -kunst sowie das Design von Gebrauchsgegenständen. Als Experimentierfeld der europäischen Moderne wurden am Bauhaus zudem Diskurse über das Verhältnis von Kunst, Technik, Wohnen, Kunstpädagogik, Anthropologie, Ethik und Gesellschaft geführt.
Zu Recht gab es 2019 anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Bauhaus in Weimar in der Republik zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen, in denen die avantgardistische Kunsthochschule und ihre Werke gewürdigt wurden. Dazu gehörte auch die Ausstellung „Von Arts und Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!“, die vom 24.1. bis zum 5.5.2019 im Bröhan-Museum, Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus in Berlin, zu besichtigen war. Zu dieser sehenswerten Schau ist im Wienand Verlag ein zweisprachiger Katalog unter dem Titel „Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit --- Art and Design – A New Unity!“ erschienen. Diese Begleitpublikation wird herausgegeben von Tobias Hoffmann, seit 2013 Direktor des Bröhan-Museums. Das Buch enthält acht aufschlussreiche Beiträge, in denen internationale und nationale Einflüsse auf die Konstituierung und Entwicklung des Bauhauses fachlich fundiert anhand von gut 350 Abbildungen ausgewählter Exponate demonstriert werden. Berücksichtigt werden in dem Katalog die englische Arts and Crafts-Bewegung, die Glasgow School, der Wiener Jugendstil, der Deutsche Werkbund sowie die niederländische Gruppe De Stijl. Das Buch lädt Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst dazu ein, sich zusammen mit Schüler*innen im Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit der progressiven Kunsthochschule auseinanderzusetzen.
Fazit: Der auch ästhetisch überaus gelungene Ausstellungskatalog „Von Arts and Crafts zum Bauhaus“ beleuchtet sehr gut die Vorgeschichte des Bauhaus und zeigt dabei anschaulich dessen produktive Rezeptionen anderer Künstlergruppen auf.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design - eine neue Einheit!
From Arts and Crafts to the Bauhaus Art and Design - A New Unity! Katalog zur Ausstellung im Bröhan-Museum in Berlin 2019
herausgegeben von Tobias Hoffmann
Beiträge von Tobias Hoffmann, Anna Grosskopf, Simon Häuser, Alexandra Panzert, Fabian Reifferscheid
368 Seiten
272 farbige und 81 s/w Abb.
26,0 x 22,0 cm
Hardcover
Englisch, Deutsch
Erscheinungsdatum: 28.01.2019
ISBN 978-3-86832-455-6
Beschreibung
Ist Design Kunst? Wie weit folgt die Form der Funktion? Und soll die Gestaltung eher dem Handwerk oder der Industrie verpflichtet sein? Braucht die Moderne einen Stil? Elementare, einstmals revolutionäre Fragen, die unmittelbar mit dem Bauhaus in Verbindung gebracht werden und die die britische Arts and Crafts-Bewegung bereits 50 Jahre zuvor stellte. Von Arts and Crafts zum Bauhaus thematisiert die Vorgeschichte des Bauhauses und bindet es ein in die europaweite Entstehung der Moderne. Mit zahlreichen Abbildungen und interessanten Beiträgen werden die entscheidenden Schritte der Entwicklung von Arts and Crafts über die Glasgow School, den Wiener Jugendstil, den Deutschen Werkbund und die holländische Gruppe De Stijl bis zum Weimarer und Dessauer Bauhaus aufgezeigt.
Is design art? To what extent does form follow function? Elementary and once revolutionary questions directly related to the Bauhaus and posed by the British Arts and Crafts movement fifty years prior. The present volume delves into the prehistory of the Bauhaus and integrates it into the European-wide emergence of modernism – from Arts and Crafts and the Glasgow School via the Jugendstil, the Deutscher Werkbund and De Stijl to the Bauhaus in Weimar and Dessau.
HARDCOVER
45,00 €*

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