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Untote leben länger
Untote leben länger




Philip Mirowski

Matthes & Seitz
EAN: 9783957570871 (ISBN: 3-9575708-7-5)
352 Seiten, paperback, 12 x 21cm, Oktober, 2019

EUR 15,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Als wäre nichts geschehen, geht nach dem letzten Wirtschaftskrisen alles weiter wie bisher: Die Wirtschaft beginnt erneut heißzulaufen, und schon sieht man wieder die ersten Spekulationsblasen wachsen. Angesichts dieser aberwitzigen Beharrungskräfte verfolgt der Wirtschaftswissenschaftler Philip Mirowski das neoliberale Projekt bis zu seinen Anfängen zurück und zeigt, wie es gelingen konnte, der Welt eine ökonomische Theorie überzustülpen, die sich als stählernes Mantra festgesetzt hat. Seine grundlegende Untersuchung zeigt, wie sich der Neoliberalismus zu einer Kultur verdichten konnte, die alle Bereiche unseres Lebens bestimmt und auch unser Denken fest im Griff hat. Die Krise der Wirtschaft entpuppt sich so auch als intellektuelle Krise.

„Ein faszinierendes und fulminantes Buch über die Ideologie des Neoliberalismus, bei dem der Leser aus dem Staunen nicht herauskommt.“

CASPAR DOHMENN, DEUTSCHLANDFUNK
Rezension
Deregulierung, Privatisierung, Flexibilisierung sind bekannte Slogans des Neoliberalismus. Nach der Finanz- und Bankenkrise 2008 wurde vielfach geunkt, dass diese ökonomische Theorie, als deren maßgebliche Vertreter Friedrich August von Hayek und Milton Friedmann gelten, ihr Kapital in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft verspielt hat. Aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein, selbst in Zeiten der Corona-Pandemie. Warum der Neoliberalismus trotz seines historisch nachgewiesenen Versagens ein solches Beharrungsvermögen als gesellschaftspolitisch dominanter Ordnungsdiskurs besitzt, untersucht Philip Edward Mirowski (*1951) in seinem 2013 publizierten Buch „Never Let a Serious Crisis Go to Waste. How Neoliberalism Survived the Financial Meltdown“. Die Studie des Professors für Wirtschaftswissenschaft, Geschichte und Philosophie der Wissenschaften an der University of Notre Dame du Lac (Indiana) erschien 2015 in deutscher Übersetzung von Felix Kurz bei Matthes & Seitz unter dem knappen Titel „Untote leben länger“. Eine günstige Paperback-Ausgabe liegt seit 2019 im selben Verlag vor.
Mirowski gelingt es in seiner wissenssoziologischen Analyse präzise herauszuarbeiten, wie sozialpsychologische Faktoren und einzelne Diskursnetzwerke entscheidend zum Überleben des Neoliberalismus beigetragen haben. Dabei differenziert der kritische Wirtschaftswissenschaftler trotz aller Gemeinsamkeiten klar zwischen neoklassischer Ökonomie und neoliberaler Ökonomie, welche dem Markt einen ontologischen Status verleiht und somit einen Marktfundamentalismus propagiert. Bei seiner Analyse der Dominanz des soziologischen Denkkollektivs Neoliberalismus identifiziert Mirowski verschiedene seiner Strategien zur Immunisierung gegenüber Kritik, wie zum Beispiel einer „Agnotologie der harten Art“. Lehrkräften der Fächer Ethik, Politik und Wirtschaft liefert die ideologiekritische Untersuchung zahlreiche Materialien zur kritischen Auseinandersetzung im schulischen Unterricht mit einer Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie, welche zur Panökonomisierung aller Lebensbereiche die sozialen Ungleichheiten legitimiert, die Demokratie delegitimiert und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen forciert.
Fazit: Philip Mirowski leistet mit seinem hervorragenden Buch „Untote leben länger“ einen fundierten Beitrag zur Aufklärung über die noch immer in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wirkungsmächtige Ideologie des Neoliberalismus.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Jahrhundertkrise«, »Bankencrash«, »Systemkollaps« – markige Worte wurden bemüht, um die Wirtschaftskrise zu beschreiben, die in den letzten Jahren zum Bankrott ganzer Länder geführt hat. Markige Worte, die nach grundlegenden Änderungen schreien. Doch als wäre nichts geschehen, geht alles weiter wie bisher: Die neoliberale Wirtschaft beginnt erneut heiß zu laufen und schon sieht man wieder die ersten Spekulationsblasen wachsen. Angesichts dieser aberwitzigen Beharrungskräfte verfolgt Philip Mirowski das neoliberale Projekt bis zu seinen Anfängen zurück und zeigt, wie es gelingen konnte, der Welt eine ökonomische Theorie nach starren mathematischen Gesetzen überzustülpen, die sich als stählernes Mantra festgesetzt hat. Seine tiefgreifende, bissig und anschaulich geschriebene Untersuchung, die Intellectual History, Kulturkritik und investigative Enthüllungsstory zugleich ist, zeigt zudem, dass sich der Neoliberalismus mittlerweile zu einer Kultur verdichtet hat, die alle Bereiche unseres Lebens bestimmt und auch unser Denken fest im Griff hat. Die Krise der Wirtschaft entpuppt sich so auch als intellektuelle Krise.

Inhaltsverzeichnis
1
Alptraum auf Alptraum
Die Krise, die kaum etwas änderte 9
2
Die Schock-Block-Strategie
Neoliberalismus als Denkkollektiv und politisches Programm 35
3
Alltäglicher Neoliberalismus 97
4
Kauderwelsch und Konfusion
Die düeftige Reaktion der Ökonomenzunft auf die Krise 159
5
Der Schock des Neuen
Haben neoklassische Ökonomen aus der Krise irgendetwas gelernt? 219
6
Einblicke in das neoliberale Drehbuch 277
Anmerkungen 311
Ausführliches Inhaltsverzeichnis 351