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    | Unter den Armen und Elenden Berlins Streifzüge durch die Tiefen einer Weltstadt 
 
 
 Peter Graf (Hrsg.), Hans Richard Fischer
 Walde und Graf Verlag
 EAN: 9783946896449 (ISBN: 3-946896-44-8)
 128 Seiten, hardcover, 15 x 21cm, September, 2019
 
EUR 15,00alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext 1887 sorgte ein schmales Buch mit dem Titel "Unter den Armen und Elenden Berlins - Streifzüge durch die Tiefen der Weltstadt" für Furore. Denn für seine einfühlsamen Reportagen verbrachte der erst 24jährige Journalist Hans R. Fischer als Bettler verkleidet einige Nächte im Asyl für Obdachlose, suchte die unterschiedlichsten Stätten der Prostitution auf, besichtigte Waisen- und Siechenhäuser oder schilderte seine Eindrücke aus der größten "Irrenanstalt" Berlins. Mit seinem investigativen, von großer Sach- und Menschlichkeit durchdrungenen Reportagestil begründete er ein für Deutschland neues journalistisches Genre und lenkte das Interesse der Öffentlichkeit auf die Menschen am Rand der Gesellschaft.
 
 
 Aus dem Cafè Bauer kommt und geht ein prunkender Menschenstrom. Ein berückendes Bidl, die mit verschwenderischem Luxus ausgestatteten, lichtdurchflutheten Räume! In ihnen selbst eine froh in den Morgen hineinlebende und zechende Menge. Und doch zeigen sich die klaffenden Gegensätze Berlins nirgends machtvoller als gerade an dieser Stelle. Man blicke gegenüber auf die Promenadenbänke des Mittelganges der Linden. Da sitzen die Parias der Gesellschaft, denen kein Bett, nicht einmal ein Stück Erde zum Schlaf winkt. Die müden Augen blicken in das strahlende Lichtmeer. Von Zeit zu Zeit wankt eines dieser unglücklichen Menschenkinder davon, mit Sehnsucht den neuen Tag erwartend.
 
 Rezension Sozialkritische Betrachtungsweisen der Gesellschaft sind in der heutigen Zeit keine Seltenheit. Auch wenn das vorliegende Buch von Hans R. Fischer diesem Genre entspricht oder nahekommt: es ist eine echte Rarität!Es handelt sich nämlich um eine zeitgenössische Schilderung der Menschen am Rande der Gesellschaft im späten 19. Jahrhundert, speziell in der Reichshauptstadt Berlin. Der Autor, ein Journalist, taucht "hinab" in die Sphären der Armen und Elenden der glitzernden und boomenden Großstadt. Er selbst hat Armut kennengelernt und musste seinen Weg zu einem, schlußendlich angesehenen, Journalisten als Autodidakt hart erkämpfen.
 
 Eine Besonderheit also, denn der Autor kennt das Metier nicht nur am eigenen Leibe, sondern er betrachtet den Umgang mit dem Rand der Gesellschaft, den Armen und Elenden, aus zeitgenössischer Sicht. Und er bedient sich zu diesem Zweck damals ungewöhnlicher Methoden: heute würde man von investigativem Journalismus sprechen. Er selbst recherchiert, zumindest für einen Teil seiner Betrachtungen, indem er sich als Bettler verkleidet in die Obdachlosenasyle begibt und die Hoffnungslosigkeit hautnah erlebt und erfährt.
 Er stellt den Lesern die städtischen sozialen und karitativen Auffangstätten ausführlich dar: staatliche und private Asyle für Menschen ohne Wohnsitz, Häuser für "gefallene" Mädchen und Frauen verschiedenen Alters, Heime für Kinder, Irrenanstalten und Krankenhäuser für arme und verlassene Menschen, die vom Leben nichts mehr zu erwarten haben und sich oftmals im wahrsten Sinne des Wortes in den letzten Zügen befinden.
 
 Hans Richard Fischer war erst 24 Jahre alt als er loszog in Berlin. Er beschreibt exakt und einfühlsam was es bedeutet, gesellschaftlich an den Rand gedrängt zu sein. Dass es in vielen Fällen nahezu aussichtslos war wieder Tritt zu fassen und in die Mitte der Gesellschaft zu gelangen. Fehlende Möglichkeiten, fehlende Akzeptanz und schwindender Mut die erforderlichen Schritte anzugehen. Die schillernde Seite der Gesellschaft einerseits und eben die Gegenseite der Armen und Elenden, werden in ihrem Kontrast im Rampenlicht einer Großstadt eindringlich geschildert. Gerade weil es eine zeitgenössische Schilderung ist, rührt sie besonders an. Ja: an Schreibstil und Sprache muss man sich gewöhnen. Dennoch ist die Lektüre dieser Schrift ein Wachrüttler und ein Gewinn für den Leser und von daher eine absolute Leseempfehlung!
 
 Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo Ein Meilenstein der investigativen Bericht- erstattung: Hans R. Fischers eindringliche Sozialreportagen aus dem Berlin der Gründer- zeit erstmals seit 1887 in einer Neuauflage1887 sorgte ein schmales Buch mit dem Titel Unter den Armen und Elenden Berlins – Streifzüge durch die Tiefen der Weltstadt für Furore. Für seine einfühlsamen Repor- tagen vom Rand der Gesellschaft hatte der erst 24jährige Journalist Hans Richard Fischer als Bettler verkleidet einige
 Nächte im Asyl für Obdachlose in der Berliner Friedrichstraße verbracht, die unterschiedlichsten Stätten der Prostitution aufgesucht oder die »Irrenanstalt« Dalldorf (bis 2006: Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Berlin-Wittenau) besichtigt und damit in Deutschland ein journalistisches Genre mitbegründet, mit dem er engagiert Mißstände in der Gesellschaft aufzeigte.
 Er unterschied sich im Ton und bei der Auswahl seiner Themen von den populären Sensationsjournalisten seiner Zeit, die dem bürgerlichen Publikum im reißerischen Re- portagestil und sehr anekdotenhaft die dunklen Seiten Berlins, sein Dirnen- und Verbrechertum vorführten.
 Fischers Blick ist voll Mitgefühl und doch ohne Pathos und deshalb sind seine Schilderungen bis heute sehr eindringlich und aufschlußreich und ein zeithistorisch bedeutendes Dokument.
 
 Hans Richard Fischer, geboren 1863 in Jauer (Schlesien) verbrachte als Waise seine Kindheit bei Pflegeeltern und im städtischen Armenhaus Breslau. Weil er armutsbedingt die Volksschule nicht bis zum Ende besuchen konnte, bildete er sich durch Sebstunterricht fort. 1883 ging er zunächst nach Berlin und trat 1898 eine Stelle als Redakteur beim Mainzer Anzeiger an. 1907 wurde er Chefredakteur der Neuen hessischen Volksblätter in Darmstadt.
 
 
Inhaltsverzeichnis I Modernes Elend 9II Büssende Magdalenen 19
 III Eine Pfingstnacht im Privat-Asyl 27
 IV Evastöchter 35
 V Nachts in den Strassen 41
 VII Im Rummelsburger Arbeitshause 53
 Allgemeines 54
 Das Armen-Hospital 56
 "Zwangserziehung" 60
 Männliche Korrigenden 61
 Gefangene Demimonde 66
 VIII Das Elend im Grossen 73
 IX Verwahrloste Kinder 81
 X In der städtischen Irrenanstalt zu Dalldorf 89
 XI Das Kaffeehaus 99
 XII Berliner Siechenhäuser 103
 XIII Auch Kinder! 111
 XIV Finale! In der Morgue! 117
 
 Ein kurzes Nachwort 123
 
        
        
        
        
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