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Umriss der Vernunft
Umriss der Vernunft




Gilbert K. Chesterton

Matthes & Seitz
EAN: 9783957577870 (ISBN: 3-9575778-7-X)
256 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Januar, 2020

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Einer der klügsten Geister Europas.“

- Hannah Arendt

„Das Ziel des Gemeinwohls ist das menschliche Glück. Wir sind nicht dazu verpflichtet, reicher, beschäftigter, effizienter, produktiver oder progressiver oder in irgendeiner Weise weltlicher oder wohlhabender zu sein, wenn es uns nicht glücklicher macht. Die Menschheit hat das gleiche Recht dazu, ihre Maschinen zu verschrotten und auf dem Land zu leben, wenn ihr das wirklich besser gefällt, wie ein jeder das Recht hat, sein altes Fahrrad zu verkaufen und spazieren zu gehen, wenn ihm das besser gefällt. Es ist klar, dass das Spazierengehen langsamer sein wird; aber er ist ja nicht verpflichtet, schnell zu sein.“

- Gilbert K. Chesterton
Rezension
Im deutschsprachigen Raum verbindet man mit dem englischen Schriftsteller und Journalisten Gilbert K. Chesterton (1874-1936) primär seine Detektiv-Geschichten um „Father Brown“. Dabei umfassen seine Collected Works alleine 37 Bände, seine Kolumnen für das Magazin „Illustrated London News“ 11 Bände und seine frühen Beiträge für „The Daily News“ 8 Bände. Chesterton veröffentliche u.a. eine Autobiographie, Biographien über Charles Dickens, Franziskus von Assisi, Thomas von Aquin, Dramen, Gedichte, sowie mehrere umfangreiche Essaysammlungen. Dazu zählen beispielsweise die ins Deutsche übersetze Werke „Orthodoxie. Eine Handreichung für die Ungläubigen“ oder „Ketzer. Eine Verteidigung der Orthodoxie gegen ihre Verächter“. Bisher fehlte eine deutsche Übersetzung von Chestertons Essaysammlung „The Outline of Sanity“(1927).
Eine solche erschien erstmals 2020 unter dem Titel „Umriss der Vernunft“ im Berliner Verlag Matthes & Seitz. In den Essays stellt Chesterton Grundzüge des von ihm vertretenen – von der katholischen Soziallehre beeinflussten - Distributismus vor. Dabei handelt es sich um eine bestimmte Wirtschafts- und Gesellschaftsform, die auf einen in der Bevölkerung breit gestreuten Kleinbesitz von Produktionsmitteln setzt, damit diese sich möglichst autark versorgen kann, und außerdem jedem Mensch weitestgehende Freiheitsrechte zuspricht. Chesterton plädiert für den Distributismus als Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus.
In seinen Essays deckt er Widersprüche des (Manchester-)Kapitalismus und des Sozialismus auf, wettert gegen das Big Business der Trusts, rehabilitiert das Landleben, kritisiert die fordistische Arbeitsteilung und wendet sich gegen ein am Beschleunigungs- und Effektivitätsparadigma orientiertes Leben. Seine tiefsinnige Kulturkritik trägt Chesterton in einer metaphernreichen Sprache vor, die durchsetzt ist mit ironischen, dialektisch zugespitzten Bemerkungen und gekonnten Wortspielen, welche von Julian Voth sehr gut übersetzt wurden. Lehrkräfte der Fächer Wirtschaft, Politik und Ethik erhalten durch die Essaysammlung ausgefeilte Argumentationen und prägnante Zitate, über die sich im Unterricht mit Schülerinnen und Schüler kontrovers diskutieren lässt.
Fazit: Das Buch „Umriss der Vernunft“ von Gilbert K. Chesterton empfiehlt sich für jeden Freund sozialphilosophischer Essays und für alle, die sich kritisch mit der freien Marktwirtschaft bzw. dem neoliberalen Denken auseinandersetzen möchten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Als einen »der klügsten Geister Europas« bezeichnete Hannah Arendt G. K. Chesteron, der in dieser wuchtigen Kampfschrift im Rückgriff auf mittelalterliche und antifeudale Finanz- und Wirtschaftsweisen seine eigene Theorie des Distributismus, eine Form regionalen Wirtschaftens und Konsumierens, entwirft.
Erstmals auf Deutsch erscheint dieses leidenschaftliche Plädoyer gegen Kapitalismus und Sozialismus. Den Kapitalismus sieht Chesterton als eine gesellschaftliche Todesfalle, in der die Reichen immer reich genug sein werden, um die Armen einzustellen, und die Armen immer arm genug sein werden, um von den Reichen eingestellt zu werden. Den sozialistischen Staat prangert er als Bevormunder des Einzelnen an. So »versündigen sich beide am Eigentum des kleinen Mannes«. In einer distributiven Gesellschaft hingegen würden die Armen durch den Besitz eines eigenen Ladens oder eines kleinen Stücks Land ihre eigenen Waren produzieren und verwenden, ihre eigenen Gesetze erlassen und so endlich die Macht über ihr eigenes Leben wieder zurückgewinnen und die Abhängigkeit durchbrechen können.
»Es ist nur verständlich, dass die Wölfe die Abrüstung der Schafe verlangen, denn deren Wolle setzt dem Biss einen gewissen Widerstand entgegen.« - G. K. Chesterton
Inhaltsverzeichnis
Kapitel I. Einige allgemeine Ideen 7
I. Der Anfang des Streits 7
II. Die Not der Stunde 24
III. Die Möglichkeit der Besserung 39
IV. Über den Sinn für das Maß 51
Kapitel II. Einige Aspekte des Big Business 63
I. Der Bluff der Großgeschäfte 63
II. Ein methodisches Missverständnis 72
III. Ein typischer Fall 83
IV. Die Tyrannei des Trusts 91
Kapitel III. Einige Aspekte des Landes 105
I. Die einfache Wahrheit 105
II. Gelübde und Freiwillige 112
III. Das wahre Leben auf dem Land 126
Kapitel IV. Einige Aspekte der Maschinen 136
I. Das Schicksalsrad 136
II. Die Romantik der Maschinen 146
III. Der Urlaub der Sklaven 157
IV. Der freie Mann und der Ford 166
Kapitel V. Ein Wort über Emigration 178
I. Die Notwendigkeit eines neuen Geistes 178
II. Die Religion des Kleinbesitzes 190
Kapitel VI. Eine Zusammenfassung 205
Anmerkungen 225
Gunnar Decker:
Chesterton oder Die Kunst, im Wesentlichen abzuschweifen 233
Der Mystiker Franz von Assisi als Ökonom verstanden 240
Orthodoxie contra Ketzerei 243
Antisemitische Anwandlungen 248
Distributismus als Vision vom Dritten Weg 249