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Über meine Grenzen hinaus...
Spüren, was mich trägt. Ein spiritueller Übungsweg in 14 Schritten
Bernhard Scherer
Kösel
EAN: 9783466365807 (ISBN: 3-466-36580-5)
102 Seiten, paperback, 18 x 22cm, September, 2002, mit zahlreichen s/w-Fotos
EUR 13,60 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Einübung in Meditation
In fruchtbarer Verbindung von östlichen Meditationswegen mit der Spiritualität der Exerzitien nach Ignatius von Loyola stellt Bernhard Scherer hier seine in jahrzehntelanger Praxis erprobten leiblich-geistigen Meditationsübungen vor. Ziel ist es, wieder mit dem eigenen Körper, mit sich selbst und mit der Erfahrung der Transzendenz in Berührung zu kommen. Der in 14 Schritte eingeteilte Übungsweg wendet sich direkt an Einzelübende und ist als Programm für 14 Wochen, 14 konzentrierte Tage oder 14 selbst gesetzte Etappen geeignet. Alle Übungen werden gut nahvollziehbar und mit zahlreichen Fotos erläutert
Inhaltsverzeichnis
Meine Erfahrungen mit Meditationsexerzitien bei Bernhard Scherer (Lothar Lies) 9
Ein Wort zuvor 11
A. Fragen, die uns bewegen – Antworten, die wir suchen 15
1. Leben scheint leicht – doch was macht es auch schwer? 15
2. Muss man Leben lernen? 17
3. Wie lässt sich Leben lernen? 19
4. Lebendig sein oder sich ausleben? 22
5. Zugrundegehen oder der werden, der ich im Grunde bin? 26
B. Übungen, die uns helfen 31
1. Die Grundübung: Die Meditations-Übung 31
Kann ich noch die Hände in den Schoß legen? 31
Die Grundübung als Übung 32
Anregungen zum Weiterüben im Alltag 36
2. Die leiblich-geistlichen Übungen zur Vertiefung der Grundübung 40
Leben: Bewegung und Atem 40
Über meine Grenzen hinaus 40
Zum Aufbau der einzelnen Übungen 43
Üben: Wo, wann, wie lange, wie oft? 44
3. Vierzehn ausgewählte leiblich-geistliche Übungen<47
Übung 1:
Wie kann ich richtig da sein und leben lernen? 47
Übung 2:
Wie kann ich in der Welt bestehen und die Welt gestalten? 51
Übung 3:
Wie kann ich mir den Rücken stärken und Rückgrat bekommen? 54
Exkurs: Der Baum – was hat er mir zu sagen 58
Übung 4:
Wo gehöre ich hin? Wo bin ich beheimatet? 62
Übung 5:
Wovon kann ich leben? Von der Luft und von der Liebe? 65
Übung 6:
Woher komme ich und wohin gehe ich? 68
Übung 7:
Wie werde ich empfänglich für das, was mich belebt? 71
Übung 8:
Wie kann ich mich von Schädlichem befreien? 73
Übung 9:
Wie kann ich loslassen, was mich am Leben hindert? 76
Übung 10:
Wie kann ich hinausbekommen, was mich blockiert? 79
Übung 11:
Wie kann ich von Minderwertigkeitsgefühlen frei werden? 82
Übung 12:
Kann ich mich lieben lassen und lieben, um glücklich zu werden? 85
Übung 13:
Was ist der tiefste Sinn meines Lebens? 88
Übung 14:
Wie kann ich das »Leben in Fülle« erfahren und auf die Vollendung meines Lebens hoffen? 91
C. Wege, die sich auftun 95
1. Wie soll ich zu üben beginnen? 95
2. Was motiviert mich zu üben? 97
3. Was kann mir helfen, vertiefende Erfahrungen zu machen? 99
Zum Autor 101
Mein Wunsch für dich auf dem Übungsweg 103
Leseprobe
Über meine Grenzen hinaus...
Meine Erfahrungen mit Meditationsexerzitien bei Bernhard Scherer
Was ich eigentlich »so« nicht kannte und erst in Meditationsexerzitien bei Bernhard Scherer SJ erfahren habe, heißt »dem Leben trauen«. Nicht in theoretischen Unterweisungen erhielten wir Anleitung, dem Leben auf die Spur zu kommen, sondern in wiederholendem Üben wurden wir zu tieferen Dimensionen unseres Lebens geführt. Es sind für mich aufsteigende Stufen zum Leben aus Gott geworden.
Da ist der natürliche Atem zu entdecken, dem ich in Übungen nachspüre. Den Atem zu erfahren ist die Erfahrung des Lebens, das sich immer neu schenkt und nicht machbar ist. Mit diesem Atem erfahre ich meinen Leib, vom Atem durchlebt. Im Atem erspüre ich meine Seele als meine lebendige Mitte. Und schließlich ist da das Leben selbst da: Gott! Ich spüre ihn als den belebenden Atem in meiner Seele, als das Leben meines beseelten Leibes, als das Leben, das allem Leben gibt, ja als den Schöpfer und Erlöser alles Lebendigen.
Mein Leben erfahre ich verwurzelt und zum Himmel sich ausstreckend wie eine Pappel: in Gott verwurzelt und von ihm belebt. Diese Erfahrungen vertiefen sich über alle Begrenzungen hinaus, sodass ich in allem mir existenziell begegne und zugleich dem begegne, der mich trägt, der mich belebt, der in allem wirkt und gegenwärtig ist.
Was habe ich bei Bernhard Scherer erfahren: Ich habe die »Übungen des hl. Ignatius« mit meinem Atem, mit meinem Leib und mit meiner Seele in einer neuen Tiefe erfahren und versuchte – nach Ignatius von Loyola – »den Schöpfer ungehindert in mir, seinem Geschöpf aus- und eingehen zu lassen«.
Ich freue mich, dass einige dieser leiblich-geistlichen Übungen zusammen mit Einübungshinweisen in die Meditation hier für jedefrau und jedermann zugänglich werden. Sie wollen helfen in die Grundhaltungen unserer menschlichen Existenz übend hineinzuwachsen, um so zum Leben, zum Leben in Fülle zu kommen.
Lothar Lies SJ
(Universitätsprofessor für Dogmatik an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck)
Ein Wort zuvor
Eines Tages kam es mir so vor nach dem langen Studium der Philosophie und Theologie: Ich stand da auf dem Boden, der Erde. Hoch über mir am Himmel hingen alle theologischen Begriffe wie leere Worthülsen. Die studierte Kopftheologie gab nichts her für die Lebensbewältigung. Ich stand hier am Boden, auf der Erde und habe erfahren: Sie trägt mich. Ich begann Erfahrungen zu machen. Vom Kopfwissen kam ich zum Erfahrungswissen. Oft konnte ich sagen: So habe ich es erfahren, so habe ich es erlebt.
Mir ging auf: Erfahrungen mache ich nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Leib, der ich bin, ganzheitlich. Diese leiblichen Erfahrungen, die ich immer wieder bewusst machte, wurden zu Umschlagstellen für geistliche Erfahrungen, wie alles Irdische Umschlagstelle für Göttliches werden kann.
So begann ich vor mehr als dreißig Jahren mit Beginn meines bewussten Meditationsweges täglich mit diesen leiblich-geistlichen Übungen, die sich nacheinander entwickelten. Dabei wurde mir vieles bewusst, vieles ging mir auf. Mir kam dabei die Einsicht in viele Zusammenhänge.
Die Einsichten, die sich so schenkten, waren für mich etwas ganz anderes als gelerntes Wissen. Vielleicht kann man es Weisheit nennen, Wahrheit, die die Seele nährt und verwandelt.
Nach und nach begann ich diese leiblich-geistlichen Übungen in die Meditationskurse, die Meditationsexerzitien, einzubeziehen, zu denen ich seit dreißig Jahren anleite. Ich durfte erfahren, was diese Übungen für die Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen bedeuten und wie sie die Exerzitienerfahrungen existenziell vertiefen und auf den Punkt bringen. Geistliche Erfahrungen bleiben so geerdet, werden verleiblicht. Das ist für uns heutige leibentfremdete Menschen von existenzieller Bedeutung für unsere geistige und geistliche Entwicklung. Auch ein achtstufiger Yoga-Weg beginnt ja mit leiblich-geistlichen Übungen, den Asanas im Hatha-Yoga und mit Atemerfahrungen im Prana-Yama-Yoga. Auch die Meditations-Übung selbst – in östlichen Kulturen und Religionen schon länger praktiziert als im Westen – ist eine leiblich-geistliche, existenzielle Übung. Das sind uralte, wegweisende Erfahrungen.
Aus diesem reichen, erprobten Erfahrungsschatz erarbeitete ich diese vorliegenden Übungen neu für jedefrau und jedermann, für alle, die mehr Lebensqualität und mehr Lebenssinn suchen, und so bewusst einen geistlichen Weg zu gehen beginnen.
Diese leiblich-geistlichen Übungen habe ich angereichert mit Hinweisen zur Grundübung der Meditation. Sie wollen zur Meditations-Übung hinführen, und sie werden die Meditation in ihrer existenziellen Dimension verdeutlichen und vertiefen können. Das Leben zu vertiefen, dem Leben Richtung zu geben, das Leben in Fülle zu erfahren ist der Einübung wert. Dazu möchten die Übungen verhelfen.
In der Praxis sind sie einfacher als die Anleitungen zunächst vermuten lassen. Sie sind einfach – wie das Leben. Jedoch ist einmal probieren keinmal. Deshalb wird hier ein Übungsweg in 14 Schritten vorgeschlagen, für 14 Tage vielleicht, für 14 Wochen. Die »Größe des Einfachen« (Heidegger) kann erst in ständiger Wiederholung als einfach-gut, einfach-vertiefend, einfach-belebend ... erfahren werden. Wir sind es uns schuldig, uns täglich etwas Gutes zu tun. Wir müssen uns selber etwas Hilfreiches verordnen, bevor uns Schlimmeres verordnet wird. Die einzelnen leiblich-geistlichen Übungen werden zur Grundübung, zur Meditations-Übung hinführen. Diese wird in unserer Zeit, die immer hektischer wird, als not-wendender Gegenpol erfahren, der uns das Lebendigsein erhält und uns in rechter Weise wirken lässt. Dazu möchte ich Sie ermutigen.
Die Bilder auf Seite 25, 28, 37, 41 und 42 stammen übrigens von einer 17-jährigen Kursteilnehmerin und sind im Verlauf eines dreitägigen Meditationskurses entstanden. Auf ein Stück Papier hat sie mit farbigen Wachsmalkreiden spontan ihr Inneres nach außen gemalt. Dabei wird in der ursprünglichen Abfolge eine erstaunliche Entwicklung deutlich. Hier wird anschaulich, was bei der Meditation innerlich erfahren werden kann. Die leiblich-geistlichen Übungen wollen auf solche Erfahrungen hinführen.
Widmen möchte ich dieses Buch allen lieben Menschen, die mir zum Leben verholfen haben – nicht zuletzt den vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Meditationsexerzitien, die mich herausfordern und die mir vieles zurückgeben. Leben ist immer ein Geben und Nehmen.
Danken möchte ich insbesondere Herrn Winfried Nonhoff, dem Lektor des Kösel-Verlages, der mich immer wieder zu dieser Veröffentlichung ermutigte, und Frau Elke Grein, die im Sonnenhaus mitlebt und Kurse mitgestaltet: Sie hat das Manuskript mit Geduld dem Computer anvertraut.
Ich wünsche allen viel Freude, Interesse und Ausdauer beim Üben und reiche Erfahrungen, die in den Alltag, ins Leben hineinwirken.
Bernhard Scherer
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