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Über Rom zu Luther Autobiographisches und Theologisches einer Priesterkonversion
Über Rom zu Luther
Autobiographisches und Theologisches einer Priesterkonversion




Roberto Daunis

Shaker Verlag
EAN: 9783832215118 (ISBN: 3-8322-1511-5)
312 Seiten, 15 x 21cm, 2003

EUR 24,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Autor geht der Frage nach, warum er, ein junger Priester und Doktorand in Rom, 1962 die römisch-katholische Kirche verlassen hat und als Seelsorger und theologischer Lehrer eine neue Heimat in der evangelischen Kirche fand. Die autobiographische Erzählung, anschaulich, subtil und humorvoll geschrieben, vernetzt er mit theologischer Reflexion. Sein Lebensweg beginnt im Großraum Buenos Aires, Mitte der dreißiger Jahre, und führt den Leser in jene Welt der aufstrebenden Einwanderer, aber auch der sozialen Gegensätze. Die Schilderung des religiösen Umfelds öffnet den Zugang zur inneren Entwicklung des Vierzehnjährigen, der ins Seminar geht, um sich das Seelenheil für die Ewigkeit zu sichern und anderen zu helfen, der ewigen Verdammnis zu entkommen. Gottes Beistand vorausgesetzt, strebt der fleißige und angepasste Seminarist eine heilige Vollkommenheit an, die nur durch Frömmigkeit, Gehorsam, Verzicht und Selbstaufopferung zu erreichen ist. Er glaubt der Kirche nahezu alles und hält sich tapfer und redlich an die Regeln, die er mit dem Willen Gottes gleichsetzt. Aber nach der Priesterweihe erfährt von einem Vorfall, der zum ernüchternden Erwachen und zum Bruch gegenüber seinen Bischöfen führt. Es war sein Fehler gewesen, alle Bräuche, Regeln und Lehren jener großen Kirche kritiklos hinzunehmen, als sei sie tatsächlich eine nicht hinterfragbare göttliche Größe. Dennoch hofft er, in Rom Antwort auf seine bohrenden Zweifel zu finden. Der junge Priester betritt erstmals bewusst die Erde, wird sich des Wertes seines Körpers gewahr und lernt Frauen kennen, die ihn eine ganz andere Welt entdecken lassen. Er kommt zu der Einsicht, dass es nicht gottgewollt sein kann, den Körper, die Welt und die Frauen aus dem Leben eines Priesters auszugrenzen. Gleichzeitig begegnet er den Spuren Luthers. Schicksalhaft kreuzt sein Weg den Alltag zweier deutscher Theologen, die in Rom studieren. Er erkennt die Chance, seinen reifenden Glauben, die theologische Kritik an dem römischen Verständnis von Schrift und Tradition, aber auch sein Leben als Mann stimmig und adäquat in Einklang zu bringen. Der kritische Doktorand nimmt nicht nur die kontroversen Standpunkte unter die Lupe, sondern auch die Frage nach der Bindung an Gott schlechthin. Im Ringen um den rechten, gelebten Glauben zerbröckelt Stück für Stück die Legitimation wesentlicher Lehren und religiöser Bräuche des römischen Systems.

Diese Mühe der evangelischen Theologie ist zeitlos und auch heute aktuell. Der Autor bemüht sich um ein gerechtes, ausgewogenes Bild seiner früheren Kirche. Vielfach nimmt er sie in Schutz und beschreibt die liebenswert menschlichen Züge vieler Kleriker und ihre Leistungen, z.B. auf der langen Atlantikreise. Was er ablehnt, ist der römische Zentralismus, die vatikanische Kurie, und die evangeliumsfremden Elemente, die sich in die Kirche eingeschlichen haben.


Rezension
Die Nachwirkungen der Erlebnisse seiner Romreise 1510/11 verändern Luthers Sichtweise der katholischen Kirche grundlegend und bestärken seine Zweifel an der katholischen Werkgerechtigkeit. Vielleicht hat hier seine "Laufbahn" zum Reformator begonnen. Roberto Daunis geht einen ähnlichen Weg und kommt zu Luther:
Die Schilderung des religiösen Umfelds öffnet den Zugang zur inneren Entwicklung des Vierzehnjährigen, der ins Seminar geht, um sich das Seelenheil für die Ewigkeit zu sichern und anderen zu helfen, der ewigen Verdammnis zu entkommen. Gottes Beistand vorausgesetzt, strebt der fleißige und angepasste Seminarist eine heilige Vollkommenheit an, die nur durch Frömmigkeit, Gehorsam, Verzicht und Selbstaufopferung zu erreichen ist. Er glaubt der Kirche nahezu alles und hält sich tapfer und redlich an die Regeln, die er mit dem Willen Gottes gleichsetzt.
Er erkennt schmerzlich, es war sein Fehler gewesen, alle Bräuche, Regeln und Lehren jener großen Kirche kritiklos hinzunehmen, als sei sie tatsächlich eine nicht hinterfragbare göttliche Größe. Dennoch hofft Roberto Daunis, in Rom Antwort auf seine bohrenden Zweifel zu finden.
In Gesprächen mit Verwandten und Freunden werden Fragen des Glaubens auf den Punkt gebracht. Neue Begegnungen und Erkenntnisse verändern sein Denken und Fühlen schicksalhaft. Dem Leser tut sich eine vergangene Welt auf, jedoch so, dass er sich zugleich fühlt, als ob es um die Gegenwart oder um ihn selbst geht. Romkritische Katholiken finden ihre Argumente aus einer anderen Perspektive betrachtet. Protestanten mögen die Freude an der Gewissensfreiheit neu entdecken.
Nach der Lektüre von Roberto Daunis Autobiographie ist es vielleicht möglich, den Weg Luthers zum
Reformator in einer anderen Sichtweise lebendiger nachzuvollziehen, um den Weg Luthers zum Reformator verfremdet - für den Unterricht als Hintergrundinforamtion entpsrechend aufbereitet - auch Schülerinnen und Schülern näherzubringen, für die Luther als geschichtliche Persönlichkeit in weite Ferne gerrückt ist.
Frank Kohl, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
0. WARUM EIGENTLICH ?

1. WEISS. DIE FARBE DER KINDHEIT 11

Willkommen auf der Erde 11
Die Oase der Auserwählten und das Elend der Anderen 13
Der ferne Krieg 16
Abendgebet und Gras für die Kamele 20

2. SCHWARZ. DIE FARBE DER ANGST 25

Gefallene Engel, Angst und Atemnot 25
Ein aggressiver Moralapostel und ein schwerhöriger Kaplan 31
Die Totenwache 34
Der Arzt und der neue Kaplan 39

3. HELLGRÜN. DIE FARBE DER JUGEND 43

Erstes Flügelflattern 43
Vorbilder 52
Ein geschlossener, grüner Garten voller Entdeckungen 56
Ein Putsch und brennende Kirchen 67
Dankgebet der Satten und Bittgebet der Hungernden 74

4. SMARAGD. DIE FARBE DES GEISTIGEN WACHSTUMS 81

Die Profile der Ermutigung 81
Die Kirche an der Esmeralda 90
Ein Abschiedsfest 94

5.GRAUGRÜN. DIE FARBE DES ZWEIFELS 97

Fragliche Glaubwürdigkeit 97
Der Priester, kein Mensch wie alle anderen ? 109
Teufelskreis oder theologisches Dilemma? 112

6. BRAUN. DIE FARBE DES IRDISCHEN 123

Abschied zu neuen Ufern 123
Rio, die Stadt der Sonnenkinder 127
Soziale Gegensätze und kritische Fragen 134
Körperfeindliche Himmelstürmer 137
Theologische Gespräche mit einem „Ketzer" aus Deutschland 146
Den Elfenbeinturm verlassen 156

7. SILBER. DIE FARBE DES EDELMUTS 163

Der gläserne Kelch 163
Der Prunkbau über der Krypta 170
Theologische Diskussion über Berufsbild und Vision von Kirche 173
Kein Heiliger, aber ein Glaubender 176
Schuld, Sühne und schwarze Hennen. Der Traum danach 178
Die Entdeckung des Körpers und der Bruch des absoluten Gehorsams 184

8. BLAU. DIE FARBE DES GEISTES 189

Ein Requiem für den Papst 189
Ernüchternder Alltag 191
Die schöne Römerin bei der Papstkrönung 199
Audienz beim Papst 202
Evangelische Nordländer in Rom 206
Eine Fahrt nach Assisi 211
Im Bannkreis Luthers 214
Regelungszwang oder Selbstverantwortung 218

9. KUPFER. DIE FARBE DER ENTSCHLOSSENHEIT 225

Don Renato, der Mutige 225
In der Welt? 232
Carmen, eine ganz andere Welt 235

10.GRAU. DIE FARBE DER KRISE 247

Mit dem Bischof in München 247
Meiner Zeit voraus? 252
In Paris und in Köln 254
Wegkreuzungen 256
Die positive Seite jeder Krise 267

11. FEUERROT. DIE FARBE DER ENTSCHEIDUNG 271

Optionen, Hemmnisse und Befindlichkeit 271
Ende und Anfang 276
Die unnahbare Unbekannte 282
Einssein 284
Nach wie vor in der Einen Kirche 291

12. ANHANG 295

12.1 Zwei Gleichnisse (Zu 4, Smaragd, Die Profile der Ermutigung) 295
12.2 Glaube, nicht Dogmen (Zu 4.: Smaragd, Die Kirche an der Esmeralda) 296
12.3 Glaube oder Gottlosigkeit (Zu 4, Smaragd, Die Kirche an der Esmeralda) 297
12.4 Die moralischen Tugenden (Zu 7, Silber, Kein Heiliger, aber ein Glaubender) 299
12.5 Begehrlichkeit (Zu 7, Silber, Die Entdeckung des Körpers) 300
12.6 Gewissen in Eigenverantwortung (Zu 7: Silber, Der Bruch des absoluten Gehorsams) 302
12.7 Geist, Seele und Körper (Zu 7: Silber, Der Bruch des absoluten Gehorsams) 302
12.8 Die Waldenser (Zu 8, Blau, Evangelische Nordländer in Rom) 305
12.9 Apostolische Überlieferungen als Maßstab der Bibel? (Zu 8, Blau, Im Bannkreis Luthers) 305
12.10 Eine brüchige Argumentation (Zu 8, Blau, Im Bannkreis Luthers) 307
12.11 Die Gebote als Weisungen (Zu 8, Blau, Regelungszwang) 310
12.12 Nährende Mutter oder Schlingpflanze? (Zu 11, Feuerrot, Optionen)311
12.13 Das tiefe Misstrauen gegenüber Gott (Zu 11, Feuerrot, Ende und Anfang)314
12.14 Die vergängliche Beständigkeit der Kirche (Zu 11, Feuerrot, Nach wie vor in der Einen Kirche) 315