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Tödliches Mitleid Zur Sozialen Frage der Unerträglichkeit des Lebens Mit Beiträgen von Fredi Saal (1988) und Rudolf Kraemer (1933)

völlig neu bearbeitete und erweiterte Neuausgabe 2002 / 
Erstauflage 1988 in Verlag Jakob van Hoddis, Gütersloh
Tödliches Mitleid
Zur Sozialen Frage der Unerträglichkeit des Lebens


Mit Beiträgen von Fredi Saal (1988) und Rudolf Kraemer (1933)



völlig neu bearbeitete und erweiterte Neuausgabe 2002 /

Erstauflage 1988 in Verlag Jakob van Hoddis, Gütersloh

Klaus Dörner

Paranus Verlag
EAN: 9783926200860 (ISBN: 3-926200-86-3)
236 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, 2002

EUR 16,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieses Buch ist wohl die wichtigste und zugleich persönlichste sozialgeschichtliche Analyse der Bedingungen, die die Massenvernichtung der >Gemeinschaftsfremden< im Nationalsozialismus ermöglichten.

»Und wir heute? Wenn nicht alles täuscht, wird sich die soziale Frage in der nächsten Zeit für uns ein weiteres Mal zuspitzen. Und wenn nicht alles täuscht, ist in uns allen zumindest als Möglichkeit das, was ich als entscheidende Absicht der Nationalsozialisten beschrieben habe, in Logik und Ethik durchaus weiterhin lebendig.

Wir werden im Jahre 2030 nicht mehr nur die Zwei-Drittel-Cesellschaft haben, sondern bereits die Ein-Drittel-Gesellschaft. Ich werde dann durch meine Arbeit ständig zwei weitere Menschen, überflüssige Esser, >Ballastexistenzen< durchzufüttern haben, obwohl meine Arbeit durch weitere Qualifizierung schwieriger, verantwortlicher, intensiver und daher anstrengender und stressvoller sein wird.

Einem Drittel der dann noch industriell brauchbaren >Volksgemeinschaft< werden zwei Drittel >Gemeinschaftsfremde< gegenüberstehen.

Ist es da verwunderlich, wenn heute zur Weichenstellung, zur Vorbereitung auf die Lösung dieser kommenden Probleme, ähnlich wie 1890 und wie in der NS-Zeit, wieder die Ethik des Rechts auf den eigenen Tod die öffentliche Meinung prägt?«
Rezension
Das Buch des Gütersloher Psychiatrie-Professors Klaus Dörner „Tödliches Mitleid“ ist eines der engagiertesten und profiliertesten Bücher zum Themenbereich Sterbehilfe und „Euthanasie“, das ich kenne. Es analysiert die Argumentationsmuster und die sozialgeschichtlichen Bedingungen für die Massenvernichtungen im Nationalsozialismus, ohne im Historischen stecken zu bleiben. Denn – so Dörner – die Argumentationsmuster wirken bis heute fort und das sog. „Gemeinschaftsfremde“, die „Ballastexistenzen“, die „überflüssigen Esser“ können schon morgen mit neuem Inhalt gefüllt zum gesellschaftlichen Problemfeld werden, - insbesondere angesichts der zunehmenden „Überalterung“ der Gesellschaft. Auch werden alte Argumentationsmuster längst neu gebraucht, z.B. in der sog. Neuen Debatte um die Sterbehilfe und einem utilitaristischen Ansatz z.B. eines Peter Singer und dessen „Praktische Ethik“. Es geht grundsätzlich um die Fähigkeit der Gesellschaft, Leiden auszuhalten und mitzutragen, - ohne es auszugrenzen und abzutöten: tödliches Mitleid.
Das Buch sei unbedingt allen empfohlen, die sich im Unterricht dem Themenkomplex Sterbehilfe, Suizid, „Euthanasie“ stellen!

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
7 Einleitung: Der Pannwitz-Blick

15 Meine NS-Geschichte

26 Unsere Industrialisierungsgeschichte

34 Die Medizinisierung der Sozialen Frage

49 Die Heilbarkeit der Sozialen Frage

61 Therapeutisches Töten als Endlösung der Sozialen Frage

82 Es ist taktisch-opportun, für das Leben zu sein

94 Gehn wir Behinderte vergiften im Heim

110 Bis auf weiteres: zwei Ethiken

128 Notwendige Ergänzungen von Fredi Saal

151 Erste Fortschreibung August 1989

156 Zweite Fortschreibung März 1993

169 Dritte Fortschreibung Mai 2002

184 Rudolf Kraemer: Kritik der Eugenik

231 Anmerkungen und Literatur