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Thomas Mann - Der Amerikaner
Leben und Werk im amerikanischen Exil 1938 - 1952
Hans Rudolf Vaget
S. Fischer Verlag
EAN: 9783100870049 (ISBN: 3-10-087004-2)
592 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, Juni, 2011
EUR 24,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Hans Rudolf Vaget ist Professor of German Studies and Comparative Literature am Smith College (Northampton, Massachusetts). Die Schwerpunkte seiner Forschung sind Goethe, Wagner und Thomas Mann, über die von ihm zahlreiche Veröffentlichungen vorliegen. Für die Edition des Briefwechsels Thomas Manns und Agnes E. Meyers wurde ihm die Thomas-Mann-Medaille verliehen. Hans R. Vaget ist Mitherausgeber der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe Thomas Manns sowie der Zeitschrift ›wagnerspectrum‹.
Rezension
Die Literatur über Thomas Mann und sein Werk ist inzwischen sehr vielfältig und deckt zahlreiche Aspekte seines Lebens ab. Hans Rudolf Vagets biografische Studie über seine Zeit in Amerika fügt dem Bild dennoch neue und erhellende Aspekte hinzu, denn Manns Jahre in Amerika blieben in der Sekundärliteratur lange Zeit unterrepräsentiert. Vaget lehrt in den USA und hat von daher einen ganz anderen und unbefangeneren Blick, da er die Auseinandersetzung zwischen 'Exilanten' und 'innerer Emigration' im Nachkriegsdeutschland von außen betrachten kann. Es zeigt sich nämlich, dass Thomas Mann in vielerlei Hinsicht und oft viel früher und hellsichtiger als seine Schriftstellerkollegen innerhalb und außerhalb Deutschlands (aber auch früher als amerikanische Politiker und amerikanische Öffentlichkeit), sowohl das Verbrecherische des Nazi-Systems wie auch dessen Folgen für die Stellung Deutschlands nach dem Krieg richtig eingeschätzt hat. Manche seiner Positionen wurden erst in den 70er-Jahren von der deutschen Öffentlichkeit als zutreffend angeeignet. Bis dahin griff man ihn immer wieder durchaus im Sinne eines 'Nestbeschmutzers' und angeblich herablassend und von sicherer Warte in Amerika aus Urteilenden an.
Vaget zeigt, dass Thomas Mann sehr früh und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln den Kampf gegen das Nazi-Regime und gegen Hitler aufgenommen hat, ganz im Sinne dessen, was er später in 'Die Entstehung des Doktor Faustus' schreibt: "Hitler hatte den großen Vorzug, eine Vereinfachung der Gefühle zu bewirken, das keinen Augenblick zweifelnde Nein, den klaren und tödlichen Haß." Von Anfang an war er gegenüber diesem Regime zu keinerlei Kompromissen bereit. Zu seinen Mitteln zählten die ihn durch ganz Amerika führenden Vortragsreisen, seine für Deutschland bestimmten Rundfunkbotschaften, sein politisches Engagement und seine Hilfestellungen für zahlreiche Emigranten. Zweifellos war es ein weiter Weg von den 'Betrachtungen eines Unpolitischen' bis zu seinem Brief an den Dekan der Universität Bonn, aber es war der Weg einer tatsächlichen Wandlung zum Demokraten. Manchmal fragt man sich bei der Lektüre des Buches auch, ob Mann nicht engagierter, politischer und effektiver agiert hat, als manche weiter links positionierte Kollegen, die sich letztlich nicht auf Amerika und seine Demokratie einließen.
Die Studie ist nicht streng chronologisch aufgebaut, sondern stellt sich teilweise überlappende Themenblöcke (Roosevelt, Agnes Meyer, Hollywood usw.) nebeneinander, die sich zu einem vielschichtigen Bild zusammenschließen. Vaget schreibt unakademisch, plastisch und unterhaltsam, so dass die Lektüre nicht nur den Wissenshorizont erweitert, sondern auch Spaß macht. Ein Bildteil, präzise Anmerkungen und die umfangreichen Register machen das Buch auch zu einem zuverlässigen Nachschlagwerk über die amerikanischen Jahre von Thomas Mann. (NB: Es tut dem Inhalt keinen Abbruch, aber das Buch enthält ungewöhnlich viele Setzfehler, bis dahin, dass an einer Stelle von 'Tomas Mann' die Rede ist).
Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Mein Deutschtum ist in dem kosmopolitischen Universum, das Amerika heisst, am richtigsten untergebracht.« Thomas Mann
Thomas Mann lebte vierzehn Jahre in Amerika. Diese dramatischste Periode seines Lebens war dem Kampf gegen Hitler und dem Nachdenken über Deutschland gewidmet; er wurde US-Bürger und war gleichzeitig der angesehenste Repräsentant deutscher Kultur.
In seiner facettenreichen Studie erhellt H. R. Vaget das politische und kulturelle Umfeld dieser Jahre. Zwei längere Kapitel stellen das Verhältnis zu Thomas Manns wichtigsten Bezugspersonen dar: Präsident Roosevelt und Agnes Meyer, seine Gönnerin. Weitere Kapitel befassen sich mit verschiedenen Aspekten des literarischen und politischen Kontexts. Abschließend wird Thomas Manns Rolle in der deutschen »Vergangenheitspolitik« neu zur Diskussion gestellt.
Inhaltsverzeichnis
Zur Einführung: Vierzehn Jahre Exil in den USA
Annäherungen an Amerika
Der lange Weg nach Westen 29
Thomas Mann, Präsident Roosevelt und die Politik der Vereinigten Staaten 67
Die Meyer 157
Amerika - 'die große Verführung'
Unterwegs in Amerika: From Sea to Shining Sea 219
Der Zauberer im Talar: Thomas Mann und die amerikanischen Universitäten 267
Die literarische Szene: Goethe in Hollywood? 318
Hollywood und das 'Movie-Gesindel' 349
Unamerikanische Umtriebe 376
Die 'heimatliche' Ferne
Der Vansittartismus 415
Der lange Weg nach Kaisersaschern 443
Der Exilant und die zweite Geschichte des Nationalsozialismus 479
Nachbemerkung 503
Anmerkungen 505
Quellennachweise 548
Bildnachweise 550
Siglen 551
Anhang
Korrespondenz Willem Hendrik Van Loons mit Eleanor Roosevelt 552
Register der erwähnten Werke Thomas Manns 555
Register der erwähnten Namen, Personen, fremden Werke und Institutionen 562
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