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@-Theologie Medientheologie und Theologie des Rests
@-Theologie
Medientheologie und Theologie des Rests




Matthias Wallich

Röhrig Universitätsverlag
EAN: 9783861103776 (ISBN: 3-86110-377-X)
752 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, November, 2004, 7 Abb.

EUR 48,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
@-Theologie ist eine Theologie der Medien bzw. der medienvermittelten Kommunikation, also eine Spielart der relationalen Theologie; sie diskutiert Probleme, Chancen und spezifische Aufgaben der Theologie in der globalisierten Informations- und Medienkultur und arbeitet die theologischen Herausforderungen und Anknüpfungspunkte von Medientheorien heraus. Der christliche Narrativ, sein Verständnis von Wirklichkeit als Widerständig-keit wird mit der nichtlinearen Struktur des Hypertextes und der Internet-Links sowie der Performativität virtueller Räume konfrontiert.



Mit dem eingekreisten "a" bezeichnen die Psychoanalytiker J. Lacan und S. Zizek die Objekte a, Objekte des Begehrens. @-Theologie ist als Theologie des a demnach eine psychoanalytisch orientierte Theologie des Begehrens, eine Theologie des Rests, die Verdrängtes und bisher Ausgeschlossenes thematisiert. Die christliche Gotteserfahrung wird hier als Wertschätzung und Universalisierung des verfemten Rests beschrieben. In der Auseinandersetzung mit medientheoretischen und psychoanaly-tischen Ansätzen kristallisiert sich die Frage nach dem Rest als brisante theologische Kernfrage heraus.



Die Medientheologie ist als ein prekärer Anwendungsfall der Theologie des Rests zu verstehen. Es wird nach dem gefragt, was totalisierende Mediensysteme übergehen.



Das "@" darf weder als Zeichen in einer Internetadresse noch ein weiteres Mal in der Email-Adresse vorkommen; "@-Theologie" kann somit nicht direkt im Netz aufgefunden oder manifest werden. Der Name deutet eine implizite oder unmögliche Theologie an, eine Theologie der widerständigen Unmöglichkeit. "@-Theologie" wird immer klein geschrieben; das "@" ist als Großbuchstabe bedeutungslos. Angezielt ist also eine Theologie, die sich um Anschlussfähigkeit bemüht und gegenüber Großtheorien die metaphorologische Kleinarbeit nicht scheut.
Rezension
Theologie hat sich immer medial vermittelt, z.B. in der Antike über Briefe, in der Reformation über den entstehenden Buchdruck Gutenbergs, - aber erst heute rücken die Themen Theologie und Medien zunehmend in den Blick der Wissenschaft. Es geht um Probleme, Chancen und Aufgaben der Theologie in der globalen Medienkultur, es geht um Herausforderungen, aber auch um Widerstände der Theologie inmitten dieser Virtualität. Hier verortet sich diese voluminöse und interessante Studie, ursprünglich eine Habilitationsschrift an der Universität des Saarlands: Theologie als Theologie des Begehrens, psychoanalytisch chiffriert als Objekte „a“, als @-Theologie …: „Es wird nach dem gefragt, was totalisierende Mediensysteme übergehen“, - also eine Theologie, die anschlußfähig ist an die Gegenwartskultur – und doch zugleich widerständig bleibt.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1 Vorbemerkung - Falsch zu verstehen?! 13

2 Vorblende: @-Theologie als Theologie des Rests - Aufriss und Fluchtlinien 20

I. Erster dogmatischer Hauptteil: Herausforderungen einer Theologie der Medien31

3 Das Ich als Datenspur? - Aspekte einer Medienanthropologie 33

3.1 Das Datenspur-Ich im Mediensystem - Mediengesellschaftliche Veränderungen 37
3.2 Das „Unbewusste des Bildschirms" 45
3.3 Zur Zukunft des Ich - Prospektive Medienanthropologie 51
Exkurs I: Cyborgs und franziskanische Erlösung 57
Exkurs II: Kritik der Ästhetisierung - Zur Interpretation von Werbetafeln. ...61
3.4 Zur Perspektive christlicher Medienanthropologie 68

4 Die Gemeinschaft der Beobachter - Zur medialen Ekklesiologie72

4.1 „Big Brother" - Zur theologischen Kritik der Beobachtung 72
4.2 „Die üblichen Verdächtigen" - Zur Kulturökonomie des Verdachts 87
4.3 Zur Gnade des heilenden Blicks - Ekklesiologische Konsequenzen 98
4.3.1 Beobachtung und Kirche 99
4.3.2 Medienekklesiologische Grundannahmen108

5 End-Zeit des Heils? - Medienapokalypsen 114

5.1 Von der Aktualität des Katastrophischen und der Nichtnegierbarkeit des Rests 116
5.1.1 Mediale Humanisierung versus Netz-Leviathanl 17
5.1.2 „Informationskrieg"? - Vom Sieg der Mediensysteme 119
5.1.3 Technotopia - Zur Identität von Zeitdiagnose und Apokalypse 1 2 1
5.1.4 Der Ernstfall Kontingenz und die Brisanz der Katastrophe.. ....130
5.2 Zukunft, Kairos, Akt - Eschatologische Signaturen 135
5.3 Medieneschatologische Option 139

II. Passage: Zur Programmatik der @-Theologie 143

6 Medientheologie für die Generation @? 144

6.1 Medienprobleme als theologische Herausforderung - @ als Symptom oder
Anknüpfungspunkt? 144
6.2 Medientheologie für die Mediengesellschaft 181

7 Gott im Cyberspace - Medientheologische Strategien in zwölf Thesen 192

8 @-Theologie - Ein Programm205

Exkurs: @-Theologie an der Nahtstelle von Medientheorie, Postmoderne und Psychoanalyse ....213

III. Medienhermeneutische Grundlegung - Genealogie und Aufriss der @-Theologie 219

9 „Theological Correctness" - Zum fundamental-theologischen Hintergrund der Medientheologie219

9.1 Medientheologie als hermeneutische Theologie -
Zum Vermächtnis Bultmanns und über ihn hinaus 220
Exkurs: Begriffsklärung: „Hermeneutik" 222
9.1.1 Theologische Existenzhermeneutik - Der Ausgangspunkt228
9.1.2 Gott als „Wie der Existenz" - Selbsterkenntnis = Gotteserkenntnis 230
9.1.3 Entmythologisierung als Kritik der Vergegenständlichung
Gottes (Klassische Argumente - ein Gleichnis)234
9.1.4 Theologie als Anthropologie - Der Erfahrungsbezug der Theologie241
9.1.5 Kontextbezug - Hermeneutische Theologie als
9.1.6 Zum Grundmuster kontextbezogener Theologie251
9.1.7 Überleitung zur relationalen Theologie als modifizierter Existenzhermeneutik 254
9.2 A-Theologie - Hermeneutik des Todes Gottes257
9.2.1 Das „Evangelium des Todes Gottes" nach Thomas J. J. Altizer259
9.2.2 Mark C. Taylors „Postmodern A/Theology" als Text- oder
9.3 Von der A-Theologie zur @-Theologie - Abgrenzungen und Übergänge275
9.3.1 Relationale Theologie und multimediale Kommunikation 276
9.3.2 Modifikationen der Hermeneutik? 280
9.3.3 Konfliktherd Mythos - Bultmann im Kontext von Postmoderne
9.3.4 Postmoderne Medientheologie? - Zur Zukunft christlicher Zeichen 291
9.3.5 Theologische Hermeneutik der Medien? - Kritik des Status quo...293
9.3.6 @-Theologie im Gegensatz zur A-Theologie 296
9.3.7 Hermeneutik versus Dekonstruktion versus Medientheorien?
Zur Frage der Methode der Medientheologie300
9.3.8 System und Differenz - Kernfragen der Medientheologie 304
9.3.9 Abgrenzung: Theologie der Medien versus Theologie des
Bildes und Theologie des Films 305

10 Relationale Theologie als Hermeneutik der Liebe - Zur Basis der @-Theologie ... 313

10.1 Der Grundansatz relationaler Theologie - Erfahrung und
Unterscheidung - Gott als Beziehung 314
10.2 Unmittelbarer Selbstbezug - Zum subjekttheoretischen Hintergrund.. 323
10.3 „Gotteserfahrung" und die Frage nach dem Mythos des Dialogs 332
10.4 Die Nähe des Anderen - Beziehungskonstellation jenseits von
Gleichzeitigkeit und Reziprozität 340
10.5 Weitere Ansatzpunkte zur Modifikation relationaler Theologie -
Anschlussstellen zur Psychoanalyse 352
10.6 Anknüpfungspunkte zwischen Theologie und Psychoanalyse 365

11 @-Theologie als Theologie des a - Psychoanalytisch orien-
tierte Theologie der Beziehung (Theologie des Begehrens). 373

11.1 Vom Rest der (Inter-)Subj ektivität - Das Präontologische / Unbewusste 376
11.1.1 Zum Begriff des Unbewussten - Psychoanalytische Subjektstruktur.. 376
11.1.2 Das Unbewusste als Präontologisches (object a) 379
11.1.3 Unbewusstes als Spuren des Monströsen - Zur Genese des
Subjekts aus dem (unbewussten) Abgrund des Genießens 385
11.1.4 Das Unbewusste als Gesetz389
11.1.5 Vermittelte Selbstbeziehung (Subjekttheoretischer Hintergrund) ..392
11.1.6 Das Subjekt des Unbewussten - Die Strukturen des Begehrens
(Subjekttheoretische Umschreibung) 399
11.2 Kritik der symbolischen Ordnung - Theorie des religiösen Akts410
11.2.1 Zur Kritik der symbolischen Ordnung 410
11.2.2 Vom 'actus purus' zum 'actus impurus' - Zur Struktur des religiösen Aktes 426
1 1.2.3 Gefahren des Partikularen? — Beziehungslogik und Akt433
11.3 Fazit: Christentum als Wertschätzung des Rests - „Relationale Theologie revised"443
1 1 .4 @-Theologie - Anschluss der Theologie des Begehrens an die Medienproblematik450

IV. Passage: Medientheologische Optionen (Zwischenbilanz und Überleitung).. 461

V. Zweiter dogmatischer Hauptteil: @-Theologie - Eine Skizze
medientheologischer Spezifikationen 481


12 Sakramente als Medien? - Mediale Sakramentenlehre 483

12.1 Transsubstantiation durch Medien - „Postmoderne
12.2 Konturen des Alltagskults - Zur Kritik medienreligiöser Fetischismen495
12.3 Zur Logik der Medienkulturen - Mediengeschichtliche Auszüge 508
Exkurs: Der Sog der Leitmedien - Vom Manuskript zum Internet
(Medientypologische Zusammenfassung)... 528
12.4 Neue Medien und christliche Transsubstantiationen - Konturen eines christlichen Medienbegriffs 531
12.4.1 Das Sakramentale und die Schrift 534
12.4.2 Sakramentale Transsubstantiation als Gemeinschaftsstiftung?536
12.4.3 Mediale Sakramentenlehre als theologische Hermeneutik des Rests 538
12.4.4 Sakrament und materialer Rest - Zum Proprium christlicher Medien 541

13 Zur Sozialität der Cyber-Welten - Beobachtertheorien und Offenbarungswirklichkeit 546

13.1 Beobachtertheorien - Thesen zur medialen Konstruktivität 547
13.2 Konstruktion und (reales) Unmögliches - Zum Verhältnis von
konstruktivistischen Beobachtertheorien und Zizeks Psychoanalyse... 562
13.3 Virtualität - Vom Charakter des Leitmediums Internet 572
Exkurs: Virtualisierung - Simulationstheorien zu den (sozialen)
Auswirkungen digitaler Medien 584
13.4 Virtualität, Konstruktion, Partikularität, Widerständigkeit - Zur Kontur des Christlichen 595

14 Christologie als Mediologie? - Jesus Christus und das Partikulare 602

14.1 Christologie als Funktion der Soteriologie - Zur Frage der
Inkulturation des Christentums in virtuelle Kulturen603
14.1.1 Jesus als Medium - Die historische Grundkonstellation christlicher Soteriologien603
14.1.2 „Sinn-Lernen" - Zu aktuellen soteriologischen Grundkoordinaten ..608
Exkurs: Zum Rest der funktionalen Betrachtung 618
14.2 Kenosis und Leiblichkeit - Von der Angelologie zur Christologie 624
14.3 Christentum als Antignosis 628
14.4 Jesus im Cyberspace - Die Wertschätzung des verfemten Partikularen 638
14.4.1 Zum Erfahrungsbezug der Christologie 639
14.4.2 Totalitätskritik - Christlicher Mythos und andere Mythen? 641
14.4.3 Inkulturation in den Cyberspace644
14.5 Medienchristologische Optionen 648

15 Im-Medium-Gottes-Sein - Theologie als Theorie des Innenraums651

15.1 Medien des Intimen - Mikrosphärologische Innenraumbildung als Sinn religiöser Metaphern... 654
15.1.1 Zur Prävalenz des Innen vor dem Außen 655
15.1.2 Das christlich Mediale - Die idiotische Nachgeburt659
15.1.3 Intimontologische Stufentheorie - Zur Detailbetrachtung der
15.1.4 Zur Theologie der Mikrosphärologie 664
15.1.5 Zusammenfassung (I) 666
15.2 Grundlinien der Makrosphärologie - Von imperialer Strahlungs-
theologie zum Ende des Kugel-Mediums 668
15.2.1 Zur Inklusion des Verlorenen und Grenzbildung671
15.2.2 Globale Sphärologie - Der ontologische Kugelbeweis673
15.2.3 Kältepunkte - Unendliche Kugel und höllische Antisphären 677
15.2.4 Telekommunikation - Grundlagen des antiken Mediumismus.. 680
15.2.5 Globalisierung - Die letzte Kugel als ultimatives Medium 684
15.2.6 Zusammenfassung (II)690
Exkurs: Schaumarchitekturen - Bergung durch Levitation und Luxus 692
15.3 Inklusion als Spur Gottes - Theologie als Theorie der Bergung oder Denken des Rests?702
15.3.1 Bergende Klimatechnik versus Inklusion des Partikularen? -
Zur Differenz von Sloterdijk und Zizek 702
15.3.2 Theologische Sphärologie als Theorie des Sphärenumbaus 708
15.3.3 „Bultmann mit Sloterdijk" - Hermeneutik des Inseins710

16 Schlussnotiz - Zur Medialität der Theologie 714

17 Literaturverzeichnis717
Weitere Titel aus der Reihe Mannheimer Studien zur Literatur- und Kulturwissenschaft