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Studienbuch Pädagogische Kommunikation
Studienbuch Pädagogische Kommunikation



Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781512115 (ISBN: 3-7815-1211-8)
392 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, 2002

EUR 21,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Studienbuch Pädagogische Kommunikation umreißt die Grundlagen kommunikativer Kompetenz. Kommunikationsstörungen zu analysieren, Kommunikationsvorgänge zu optimieren, gegebenfalls aber auch die Grenzen des Verstehens aufzeigen zu können, gehört zu den professionellen Aufgaben von Pädagogen, Psychologen und Beratern.

Anhand vieler praktischer Beispiele und Übungen werden Theorien der Kommunikation dargestellt, deren Kenntnis für soziale Berufe unverzichtbar ist. Behandelt werden Kommunikationstheorien aus der Soziologie (Symbolischer Interaktionismus, Ethnomethodologie, Goffman, Habermas), aus systemtheoretischen Forschungsansätzen (Bateson, Watzlawick, Luhmann) und aus der Psychologie (K. Bühler, Th. Gordon, F. Schulz von Thun, Selbstkonzeptforschung, Themenzentrierte Interaktion, Transformationsanalyse, Neurolinguistisches Programmieren). Erkenntnisse aus diesen Gebieten tragen dazu bei, die Stanbdardsituationen pädagogisch-psychologischer Beratung in ihren kommunikationstheoretischen Voraussetzungen zu begreifen und Konfliktlösungsstrategien zu entwickeln.

Kritische Analysen beleuchten Stärken und Schwächen der einzelnen Konzeptionen und stellen in einer vergleichenden Darstellung disziplinübergreifende Sachzusammenhänge her. Eine Einführung in die Argumentationstheorie gibt praktische Hinweise, wie man sich in kontroversen Diskussionen argumentativ richtig verhält und unfairen Angriffen keine Chance läßt. Die jüngste deutsche Antisemitismusdebatte gibt besonderen Anlass, kontroverse Kommunikation unter dem Aspekt von Sache, Nutzen und Moral zu diskutieren.



Professor Dr. Hein Retter, geboren 1937, lehrt an der Technischen Universität Braunschweig Allgemeine Pädagogik.


Rezension
Spätestens seit Wilhelm von Humboldts sprachphilosophischen Theorien weiß man, dass es keinen sprachunabhängigen Zugang zu den Entitäten gibt. Wie der mittelalterliche Kaiser Friedrich II. anhand seiner Versuche herausfinden konnte oder auch Kaspar Hausers Entwicklung zeigt, ist Erziehung ohne Kommunikation nicht möglich. In den 1970er Jahren ging eine Gruppe Erziehungswissenschaftler um den Bochumer Klaus Schaller sogar soweit in Anlehnung an die Kommunikationstheorie von Jürgen Habermas eine >kritisch-kommunikative Pädagogik< und Didaktik zu entwickeln. Wenn auch dieser Entwurf einer kommunikationstheoretisch fundierten Erziehungswissenschaft angesichts eines Theorienpluralismus an Bedeutung verloren hat, so bleibt doch das Thema >Pädagogische Kommunikation< virulent. Mit ihm wird der Pädagogikstudent in Universitätsseminaren, der Studienreferendar im zweiten Ausbildungsabschnitt und der Lehrer in Fortbildungsseminaren, z. B. zur Mediation konfrontiert. Oftmals gerade in den universitätsfernen Veranstalten werden zwar Kommunikationstechniken behandelt und eingeübt, auf theoretische Aspekte aber nur rudimentär eingegangen. Ein zweiter Mißstand dieser z. T. theoriefreien Seminare besteht häufig in der Beschränkung auf zwei bis drei Kommunikationstheorien, nämlich auf die von Paul Watzlawick, die von Friedemann Schulz von Thun und neuerdings die des Neurolinguistic Programming (NLP).
Gegen die hier skizzierten ‚blinden Flecke‘ beim Thema Kommunikation wendet sich das im Jahre 2002 in zweiter Auflage erschienene >Studienbuch Pädagogische Kommunikation< des Erziehungswissenschaftlers Hein Retter. Der mittlerweile emeritierte Professor und Herausgeber der >Studien zur historisch-systematischen Erziehungswissenschaft< legt in seinem Buch, das aus Vorlesungen an der TU Braunschweig hervorgegangen ist, den Schwerpunkt auf die Kommunikationstheorien. Bei seiner präzisen Darstellung und >vergleichenden Analyse< (S. 9) einzelner Theorien kommen dennoch auch praktische Aspekte von Kommunikation zur Sprache. Retter behandelt in seinem Werk nicht nur >psychologisch orientierte Theorien< und soziologische Theorien der Kommunikation, sondern auch sprachphilosophische und logische Aspekte. So geht er in dem Kapitel >Sprachphilosophische Grundpositionen< (S. 75-88) auf klassische Probleme der Sprachphilosophie ein: Universalienproblem, Konstruktionscharakter der Sprache, Denken und Sprechen, Möglichkeit einer Idealprache. In diesem Zusammenhang findet sich auch ein kurzer Abschnitt zum Radikalen Konstruktivismus, in dem Retter auf Ernst v. Glasersfeld und Siegfried J. Schmidt als >führende Vertreter< (S. 77) dieser Weltanschauung eingeht. Dazu ist anzumerken, dass im Jahre 2003 der Münsteraner Kommunikationswissenschaftler Schmidt seinen >Abschied vom Konstruktivismus< verkündete. Humerto R. Maturanas Theorie autopoietischer Systeme behandelt Retter im Kapitel über Niklas Luhmanns Systemtheorie.
Besonders hervorzuheben ist, dass Retter auch sprachphilosophische Gedanken der klassischen Antike von Platon und Aristoteles in seinem Buch darstellt (S. 89-111). Seine Kapitel weisen einen didaktisch guten Aufbau auf und zeichnen sich durch einen problemorientierten Zugriff aus. Einzelne Begriffe werden zunächst geklärt, theoretische Positionen entwickelt und in einen größeren Zusammenhang eingeordnet, Argumentationslinien klar entfaltet sowie abschließend einer kritischen Analyse unterzogen. Dabei liefert Retter auch eine Kritik der Kritik kommunikationstheoretischer Ansätze, so beim Mythos Watzlawick und beim NLP. Auf das neurolinguistische Programmieren geht der Erziehungswissenschaftler angesichts der großen Verbreitung dieses Ansatzes sehr ausführlich ein (S. 306-326). Besonders bei der Darlegung der Kommunikationstheorien von Habermas und Luhmann zeigt sich Retters Fähigkeit hochkomplexe Theorien didaktisch reduziert und verständlich darzustellen. Einzelne Aufgaben am Ende eines Kapitels ermöglichen zudem eine eigenständige Auseinandersetzung mit den Theorien. Für eine dritte Auflage des Studienbuchs wäre es sinnvoll, um das schnelle Auffinden einzelner Theorieelemente oder Namen zu erleichtern, dem Werk ein Stichwortverzeichnis beizufügen.
Der Verdienst von Retters im >Verlag Julius Klinkhardt< erschienenem Studienbuch liegt darin, das Thema >Pädagogische Kommunikation< umfassend, theoretisch differenziert und zugleich didaktisch gut elaboriert zu haben. Sein Werk kann jedem Studierenden, Referendar und Lehrer nur zum Durcharbeiten empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Kommunikationsstörungen zu analysieren, Kommunikationsvorgänge zu optimieren, gegebenenfalls aber auch die Grenzen des Verstehens aufzeigen zu können, gehört zu den Aufgaben von Pädagogen, Psychologen und Beratern.

Anhand vieler praktischer Beispiele und Übungen werden Theorien der Kommunikation dargestellt, deren Kenntnis für soziale Berufe unverzichtbar ist. Behandelt werden Kommunikationstheorien aus der Soziologie, aus system-theoretischen Forschungsansätzen und aus der Psychologie. Erkenntnisse aus diesen Gebieten tragen dazu bei, die Standardsituationen pädagogisch-psychologischer Beratung in ihren kommunikationstheoretischen Voraussetzungen zu begreifen und Konfliktlösungsstrategien zu entwickeln. Kritische Analysen beleuchten Stärken und Schwächen der einzelnen Konzeptionen und stellen in einer vergleichenden Darstellung disziplinübergreifende Sachzusammenhänge her.

Eine Einführung in die Argumentationstheorie gibt praktische Hinweise, wie man sich in kontroversen Diskussionen argumentativ richtig verhält und unfairen Angriffen keine Chance läßt.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis


Vorwort 9

I. Einleitung 10
2. Soziologische Theorien der Kommunikation 27
3. Sprachphilosophie und Argumentationstheorie 75
4. Kommunikation und Systemtheorie 153
5. Psychologisch orientierte Theorien
6. Aspekte nonverbaler Kommunikation 337
7. Kommunikation und Beratung 351
8. Kommunikation und Konflikt 375

Literatur 385