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Stadler, Arnold: Mein Stifter
Porträt eines Selbstmörders in spe und fünf Photographien
DuMont Literatur und Kunst Verlag
EAN: 9783832179090 (ISBN: 3-8321-7909-7)
197 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, 2005
EUR 17,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Arnold Stadlers neuer Blick auf einen großen Erzähler:
Zum 200. Geburtstag von Adalbert Stifter
Rezension
In seiner Antrittsrede als Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 1999 bekannte der Schriftsteller Arnold Stadler (*1954-), dass Adalbert Stifters „Nachsommer“ das erste Buch gewesen sei, das er gelesen habe und von dem er gezehrt habe. Zum 200. Geburtstag des Dichters legte Stadler 2005 sein Buch „Mein Stifter“ vor. Dem Büchner-Preisträger dient es als persönliche Vergegenwärtigung der Bedeutung Stifters für sein eigenes literarisches Werk. Ausdrücklich betont Stadler, dass seine Ausführungen nicht als germanistische Abhandlung konzipiert seien, sondern als eine „Liebeserklärung“ (S. 11) an den Dichter. In seinen Reflexionen konzentriert Stadler sich auf biographische Schnittstellen Stifters und auf eine Deutung des Bildungsromans „Nachsommer“. Zentrale Textsequenzen aus Stifters Schriften werden von dem Gegenwartsliteraten ausführlich zitiert sowie manchmal eigenwillig kommentiert und interpretiert. Stadler durchsetzt seine Vergegenwärtigung des Stifterschen Werkes mit kultur- und gesellschaftskritischen Bemerkungen. So ironisiert er die neurobiologische Widerlegung der Willensfreiheit, kritisiert den Fast-Food-Konsum oder bezeichnet Fußball als Religion. Diese für Stadler typischen Sentenzen verleihen meiner Ansicht nach der Lektüre des Buches einen besonderen Reiz.
Stadler gelingt es Verdikte, wie zum Beispiel Stifter sei ein langweiliger Biedermeier-Schriftsteller gewesen, zu widerlegen. Das Oeuvre Stifters, welches u.a. von Franz Kafka, Elias Canetti und Otto Friedrich Bollnow sehr geschätzt wurde, dreht sich nach Stadler um die „Trias von Einfachheit Halt und Bedeutung“ (S. 60). Durch Stadlers Buch erhalten Deutschlehrkräfte einen guten Zugang zum Werk Stifters. Sie werden durch „Mein Stifter“, erschienen im „DuMont Literatur und Kunst Verlag“, angeregt, diesem unterschätzten Dichter des 19. Jahrhunderts, im schulischen Unterricht mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Verlagsinfo
Für Arnold Stadler war Adalbert Stifter prägend, seit er dreizehnjährig dessen Nachsommer las – beeindruckt von dem, was sich hinter den Beschreibungen heiler Welt verbarg. Seither ist ein Gefühl von Verwandtschaft geblieben, das nicht nur aus den Wurzeln im ländlichen Katholizismus herrührt.
In dieser persönlichen Biographie nähert sich Arnold Stadler »seinem Stifter« auf ganz eigene Weise: als Leser, als Besucher von Stifters Orten, als Moderator der gerade von Schriftstellern mit Leidenschaft geführten Auseinandersetzungen um Stifters Werk, kurz – als Biograph einer mit stadlerscher Wucht vorgetragenen Lebensgeschichte.
Aus dem Wiederlesen des Nachsommer entsteht eine Auseinandersetzung, die jederzeit vom Roman zum Autor springt. Sie umkreist die Frage, was für ein Leben es ist, das sich Adalbert Stifter in diesem autobiographischen Traum selbst zuschreibt. Ausgehend von fünf Fotografien Stifters entwirft Arnold Stadler das »Porträt eines Selbstmörders in spe«, der am Ende mit dem Messer philosophiert und seinen Gedanken ein Ende setzt – als Sünde gegen die Welt, in der er lebt.
So entsteht zum zweihundertsten Geburtstag des großen österreichischen Erzählers am 23. Oktober 2005 eine Annäherung, die nicht einfach Biographie ist, sondern zur Hinführung, Hommage und Vergegenwärtigung wird.
DuMont Literatur und Kunst Verlag Presse & PR Amsterdamer Straße 192 50735 Köln
( 0221/224-1840 4 0221/224-1893
info@DuMontLiteraturundKunst.de
Inhaltsverzeichnis
Arnold Stadler: Mein Stifter
Inhaltsverzeichnis
Notiz 11
Einleitung
Die Photographien
Die Photographien aus den Zeiten von Sechs oder mehr Forellen als Vorspeisen.
Und doch: ein Blick mit dem Selbstmord im Genick 13
Leibhaftiges Warten – das letzte Photo 21
Das Photo nach den Photos: Stifters Totenmaske 25
Teil I
Mein Stifter
Zu Stifters Leben, wie es in den Büchern steht 29
Aus der Vorrede zu Bunte Steine 36
Zu Stifters Leben, wie ich es gelesen habe. Ein Mensch 38
Amarcord – mi ricordo – ich weiß noch 39
Mein Besuch in Oberplan 43
Was mich mit diesem Menschen verbindet 45
Amalie – Stifters irdische, zur himmlischen verklärte Liebe 51
Eigenhändige Verzweiflung. Versuch über einen Selbstmörder in spe 54
Teil II
Mein Nachsommer
Ein Satz zum Inhalt des Buches 63
Wie sich im Nachsommer alles fügt 63
Nachsommer-Briefe 67
Goethes Wahlverwandtschaften als Vorbild 69
Verwandte Träumer (Hebel und Mörike) 71
Liebestraum auf Erden
Wie ich dieses Mal den Nachsommer las 73
Keinerlei Vorschüsse versus Ein Leben auf Vorschußbasis.
Die Diastase von Traum und Leben 76
Schreiben heißt: Vergegenwärtigen. Die Geburt des Schriftstellers im
Nachsommer und in Oberplan 82
Schönschreiben. Träumen macht hungrig.
Gustav – ein Liebestraum 90
Der Tod und der Jüngling 95
Risach und Mathilde: Die namengebende Liebe des Buches 102
Der Abschluß 104
Nach der Lektüre. Tagebucheintrag 108
Stifters und meine Meeressehnsucht 115
Sky statt heaven – Stifters Insch´Allah. Auf nach Kefermarkt!
Die Religion anhand eines Ausflugs 117
Die Rettung des Kefermarkter Altars: in Kefermarkt und im Nachsommer 120
Die Pfarrer von Rohrberg oder Gott im Nachsommer 129
Die Konsequenz: Ergebung, Vertrauen, Warten – und
(Ver)Schweigen: Stifters Insch´Allah 138
Teil III
Winter in Wien - Sommer in den Bergen
Die Briefe - wie sich Stifter darin sah oder ausgab 143
Im Vierkanthofgelände. Adalbert Stifters Nachsommer und Thomas Bernhards Alte Meister 153
Es geht dem Ende zu
Adalbert Stifter, ein Maler und Ausmaler seines Lebens 181
Mein Leben - Das autobiographische Fragment 188
So bin ich am Ende meines Stifter angekommen 195
Abbildungsnachweise 197
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