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2002

4/02
Gene - Klone - Fortpflanzung

 
Spektrum Dossier 4/2002 - Gene - Klone - Fortpflanzung

Spektrum Dossier 4/2002

Gene - Klone - Fortpflanzung

gesteuerte Erektion - In-vitro-Fertilisation - Klonen für die Medizin - virtuelle Embryos



 
Spektrum der Wissenschaft - Verlagswebsite besuchen
ISSN 0947-7934

2002
90 Seiten, paperback, 21 x 28 cm
 
8.90 Euro
 
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Von der Pille zum Designerbaby

Was ist das Natürlichste auf der Welt? Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte eine typische Antwort auf diese Frage lauten können: "Kinder bekommen!" Damals erschien der Gedanke etwa an Embryonen, die außerhalb des Mutterleibes in "Flaschen" heranwachsen, wie es Aldous Huxley 1931 in seinem Roman "Schöne neue Welt" beschrieb, noch schlicht als Ausgeburt überreicher Fantasie.
Heute, im Zeitalter der Reproduktionstechnologie, liegen die Dinge anders. Die biomedizinische Forschung schreitet rasant voran und hat unsere Gesellschaft bereits nachhaltig verändert - nicht zuletzt durch die Verbreitung der "Pille" seit den 1960er Jahren. Die Trennung von Sexualität und Fortpflanzung, wie Huxley sie prognostizierte - zumindest in unserem Kulturkreis ist sie mittlerweile vollzogen.
Unser Sonderheft "Gene, Klone, Fortpflanzung" gibt Ihnen einen breiten Überblick über den Stand der bis heute erreichten Möglichkeiten im Umfeld von Zeugung und Verhütung, Diagnostik, Schwangerschaft und Geburt. Außerdem präsentiert es interessante neue Forschungsvorhaben. So läuft die Entwicklung einer künstlichen Gebärmutter tatsächlich auf Hochtouren (S. 48) Huxleys Flaschen rücken gewissermaßen in die Nähe technischer Realisierung. Wer davon profitieren soll? Zunächst einmal Paare, die ungewollt kinderlos bleiben. Davon gibt es in Deutschland heute über zwei Millionen, Tendenz steigend. Vor allem unfruchtbare Frauen könnten das Angebot einer künstlichen Gebärmutter attraktiv finden. Nachwuchs nicht nur außerhalb des menschlichen Körpers zu zeugen, wie es bei der In-vitro-Fertilisation (S. 20) bereits geschieht, sondern auch künstlich austragen zu lassen, verspricht aber noch mehr: Die gesundheitliche Uberwachung des heranwachsenden Embryos würde einfacher und komfortabler.
Umgekehrt wirft der Gedanke an eine künstliche Gebärmutter auch Fragen auf Wissenschaftlich ist längst erwiesen, dass der Fötus auf den Herzschlag der Mutter sensibel reagiert - und ebenso auf ihre Stimmungen und Bewegungen. Wie mag es also um die emotionale Entwicklung extrakorporal ausgetragener Kinder bestellt sein?
Der Maximierung von Gesundheit dienen auch immer feinere Diagnosemöglichkeiten. Diese ermöglichen es Ärzten, schon in einem sehr frühen Schwangerschaftsstadium etwaige erbliche Veranlagungen des Kindes für bestimmte Krankheiten festzustellen (S. 52). Von solchen pränatalen Diagnosemethoden zu unterscheiden ist die so genannte Präimplantationsdiagnostik (PID), bei der im Reagenzglas gezeugte Embryonen auf genetische Schäden untersucht und nur bei zufrieden stellendem Ergebnis in die Gebärmutter übertragen werden. In Deutschland ist diese Technik durch das Embryonenschutzgesetz verboten.
Doch der Ausschluss möglicher Krankheiten ist nur eine Seite der Medaille. Durch gezielte genetische Auswahl könnten Reproduktionstechniker den Eltern ebenso gut individuelle Wünsche im Hinblick auf den geplanten Nachwuchs erfüllen: Geschlecht, Haar- und Augenfarbe, am Ende auch bestimmte charakterliche Veranlagungen sind zumindest theoretisch vorbestimmbar - schon grüßt das "Designerbaby" (S. 24).
Es tut sich also einiges - und die Zukunft wird noch mehr bringen. Denn hinter den jüngsten Forschungen steckt nicht zuletzt, dass die Zahl unfruchtbarer Paare weiter ansteigt. Das lässt den schon jetzt milliardenschweren Reproduktionsmarkt weiter wachsen. Bereits jedes achtzigste heute in Deutschland ausgetragene Kind wurde künstlich gezeugt; weltweit erblickten mittlerweile 400000 Retortenbabys das Licht der Welt. Auf der anderen Seite fahnden Wissenschaftler mit Hochdruck nach neuen Verhütungsmethoden, etwa der "Pille für den Mann" (S. 30). Sie soll nicht zuletzt helfen, die Familienplanung in den Entwicklungsländern zu verbessern (S. 32). Das Natürlichste auf der Welt könnte in Zukunft also sein, alles Geschehen rund um Zeugung und Geburt immer genauer zu steuern. Willkommen in der schönen neuen Welt!

Carsten Könneker
Redakteur bei Spektrum der Wissenschaft

Inhaltsverzeichnis

Aus dem Inhalt

Vom Gehirn gesteuert: die Erektion

Das kleine Chromosom Männlichkeit

Dr. med. Klapperstorch

Das Wunschkind aus dem Genbaukasten

Verhütung in Zukunft Männersache?

Der ungedeckte Bedarf an Familienplanung

Klonen für medizinische Zwecke

Erste menschliche Klone

Die Debatte um das therapeutische Klonen

Künstliche Gebärmutter

In den Genen lesen

Wie Arme und Beine entstehen

Seitenverkehrte Organe

Virtuelle menschliche Embryos

Hilfe bei der Geburt

Das Timing der Geburt



(11. Oktober 2002)

Verlagstext

Das Zeitalter der Reproduktionstechnologie ist angebrochen, und rasant schreitet die biomedizinische Forschung weiter voran. Das Sonderheft Gene, Klone, Fortpflanzung bietet Ihnen einen breiten Überblick über den aktuellen Wissensstand im Umfeld von Zeugung und Verhütung, Diagnostik, Schwangerschaft, Geburt und Reproduktion. Dabei stehen interessante Forschungsvorhaben im Vordergrund - etwa die Entwicklung einer Pille für den Mann oder einer künstlichen Gebärmutter. Darüber hinaus behandeln die Beiträge aber auch das Problem der Überbevölkerung und loten die Möglichkeiten dafür aus, dass Forscher in Zukunft einmal Designerbabys schaffen könnten.