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Sozialpädagogik im Wandel Historische Skizzen
Sozialpädagogik im Wandel
Historische Skizzen




Franz-Michael Konrad (Hrsg.)

Reihe: Erziehung und Bildung - Eichstätter Studien


Waxmann
EAN: 9783830915706 (ISBN: 3-8309-1570-5)
159 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2005

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Beiträge dieses Bandes thematisieren ausgewählte Aspekte der Geschichte sozialer Fürsorge und Erziehung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem 19. und auf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. So wird der Begriff >Sozialpädagogik< historisch-systematisch entfaltet und an seine erstmalige Verwendung im Kontext schulreformerischer Debatten erinnert. Diskursanalytisch angelegt ist auch eine Studie, die der Entwicklung von Fürsorgetheorien in der frühen Kinderforschung nachgeht. Schließlich wird die Bedeutung religiösen Denkens im Konstitutionsprozess der modernen Sozialpädagogik bewusst gemacht und am Beispiel der in Amerika entwickelten Methode des Community Organizing und ihres Begründers exemplarisch vertieft. Institutionengeschichtlich akzentuieren Beiträge, die dem Einfluss der Jugendbewegung auf die konfessionelle Jugendpflege sowie der Sozialen Arbeit des Jüdischen Frauenbundes nachgehen. Eingeleitet wird das Buch von einem Text, der u.a. im Anschluss an die Theorie der Lieux de memoire (Pierre Nora) - für ein Verständnis der Geschichte Sozialer Arbeit und der Sozialpädagogik als >Erinnerungsort< gesellschaftlicher Konflikte wirbt.


Rezension
Dieser Band stellt quasi ein Spotlight auf die Geschichte der Sozialpädagogik im 19. und beginnenden 20. Jhdt. dar. Die Beiträge gehen auf eine Tagung des Arbeitskreises Historische Sozialpädagogik vom Juli 2003 an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zurück. So wird programmatisch im ersten Beitrag die "Geschichte Sozialer Arbeit als Gedächtnis gesellschaftlicher Konflikte" verstanden. Das bedeutet: Historische Sozialpädagogik ist auch Erinnerungspolitik, Soziale Arbeit hat auch eine Gedächtnisfunktion und Soziale Arbeit bildet ein gesellschaftliches Gedächtnis der Konflikte. Aber auch der Zusammenhang von Schulpädagogik und Sozialpädagogik wird beleuchtet oder die Bedeutung der Religion für den Entstehungsprozess der Sozialpädagogik. Es zeigt sich mithin: Sozialpädagogik ist keineswegs nur eine anwendungsbezogene Gegenwartsdisziplin.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

Geschichte Sozialer Arbeit als Gedächtnis gesellschaftlicher Konflikte 11
Überlegungen zu einer reflexiven Historiographie in der Sozialpädagogik
Susanne Maurer

1. „Geschichte" und „gesellschaftliche Erfahrung" 12
2. Reflexive Historiographie und Erinnerungspolitik 14
3. Historische Sozialpädagogik als Erinnerungspolitik? 19
4. Zur „Gedächtnisfunktion" Sozialer Arbeit 20
5. Exkurs: Die Rede vom „gesellschaftlichen Gedächtnis" 23
6. „Soziale Arbeit als gesellschaftliches Gedächtnis der Konflikte" 25
7. Fazit 28

„Sozialpädagogik" 35
Systematische Kategorien eines historischen Begriffs
Gerhard M. Gottschalk

1. „Back to the roots" - eine begriffsgeschichtliche
Annäherung an das Selbstverständnis der Sozialpädagogik 35
1.1 Zeitgeschichtliche Periodisierung 36
1.2 Methodischer Zugang zu den begriffsgeschichtlichen Wurzeln 37
2. Systematische Kategorien von „Sozialpädagogik" 39
2.1 Kategorie - System - Systematische Kategorien 40
2.2 Fundamentale Sichtweisen von „sozial" 41
2.3 Sozialpädagogik - Erziehungs- und Bildungsprozesse
im relationalen Kontext von Gemeinschaft und Gesellschaft 43

Sozialpädagogik und Arbeitsschule 55
Der vergessene Beitrag von Carl Gottfried Scheibert
Carsten Müller

1. Magers Sozialpädagogik 55
2. Mager und Scheibert - Berührungspunkte 57
3. Scheiberts Begriff der Arbeitsschule 59
4. „Arbeitsschule" - ein sozialpädagogischer Begriff! 62
5. Die Schule - ein sozialpädagogischer Ort 64

Theorieentwicklung der Fürsorge 69
Die Entstehung und Entwicklung der Fürsorgetheorien im Deutschen Kaiserreich zwischen 1896 und 1918 am Beispiel der Zeitschrift für Kinderforschung
Ina Schönberger

1. Einführung: Zur Theoriegeschichte der Fürsorge 69
2. Die Zeitschrift für Kinderforschung 70
3. Johannes Trüper als ein Theoretiker der Fürsorge innerhalb der Zeitschrift für Kinderforschung 11
3.1 Zur Person Johannes Trüpers (1855-1921) 72
3.2 Trüpers theoretische Hintergründe 72
3.3 Trüpers Gedanken zu einer Theorie der Fürsorge 73
4. Zusammenfassung und Ausblick 76

Die Rolle der Religion in der Hochzeit der Sozialpädagogik 81
Dargestellt am Beispiel Paul Natorps, Friedrich Wilhelm Foersters und Carl Mennickes
Joachim Henseler

„Jung-Sein" und „Katholisch-Sein" ? 103
Zum Verhältnis von Jugendbewegung und katholischer Jugendpflege in den ersten Jahren der Weimarer Republik
Hermann Sollfrank

1. Einführung 103
2. Die Ausgangslage: Jugendführung als neues Prinzip der katholischen Jugendpflege 104
3. Die katholische Jugendbewegung Anfang der 1920er Jahre 106
3.1 Der „katholische Wandervogel": Quickborn 106
3.2 Der Bund Neudeutschland 109
4. Die Auseinandersetzung mit der Jugendbewegung im Lager
der katholischen Jugendpflege bis Mitte der 1920er Jahre 111
5. Zusammenfassung 114

Soziale Arbeit der Leipziger Ortsgruppe des Jüdischen
Frauenbundes während der Jahre der Weimarer Republik 119

Ein Werkstattbericht
Jeanett Rapp

1. Zur Tradition 119
2. Die Krisenjahre der Weimarer Republik und die Arbeit der Ortsgruppe des JFB 123
3. Bettina Brenner 130

Religiöse Spuren im Werk von Saul D. Alinsky (1909-1972) 133
Zu den ideengeschichtlichen Anfängen des Community Organizing
Peter Szynka

1. Wer war Saul D. Alinsky? 133
2. Alinskys Jugend 135
3. Spuren religiöser Erziehung 136
3.1 Moses (ca. 1500 v.Chr. bis 1300 v.Chr.) 137
3.2 Hillel (60 v.Chr. bis 10 n.Chr.) 141
3.3 Nachman von Bratzlaw (l 772 bis 1810) 141
3.4 Moses Mendelssohn (l 729 bis 1786) 142
3.5 Kultur der Kontroverse (Mahloquet) 144
3.6 Gedächtnisstützen (Kelalim) 144
4. „Tun und Hören" 145
5. „Lernen und Tun" 146
6. „Gnade und Recht" 146
7. „Bruch der Gefäße" 149
8. „Wiederherstellung der Ganzheit" 149
9. „Gottes Rückzug aus der Schöpfung" 150
10.„Change means movement" 151
11. Interkonfessionelle Dimensionen 153


Autor(innen) und Herausgeber 160