lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Schüchtern: Bekenntnis zu einer unterschätzten Eigenschaft
Schüchtern: Bekenntnis zu einer unterschätzten Eigenschaft




Florian Werner

Nagel & Kimche
EAN: 9783312005444 (ISBN: 3-312-00544-2)
176 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, 2012

EUR 17,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Wenn mich jemand auf der Straße anrempelt, entschuldige ich mich natürlich, meine Pullover haben fast alle eine Kapuze, und beim Schlafen ziehe ich immer die Bettdecke über den Kopf, weil ich Angst habe, dass ich von Einbrechern angesprochen werden könnte." Wer schüchtern ist, hat es im Umgang mit Menschen nicht leicht - er ist aber auch nicht allein: Wohl noch nie gab es so viele Schüchterne wie heute.

Florian Werner erkundet, was Schüchternheit überhaupt ist, wie sie sich anfühlt und wie ein Leben mit ihr möglich ist. Er erzählt von seiner Rolle als zweitgeborener Zwilling, wie er die Schule, seine Jahre im christlichen Knabenchor sowie eine unrühmliche Karriere als Handballschiedsrichter überlebte, wie er seine Frau kennenlernte, und warum er selbst gegenüber unverschämten Kellnern zwanghaft höflich bleiben muss. Er schildert aber auch, wie sich die Schüchternheit bei Kindern entwickelt, wie der große Markt der Schüchternheitsbekämpfung funktioniert, und warum Schüchternheit auch eine Stärke sein kann.

Ein geistreicher, komischer und verblüffender Bericht, der im Ton keineswegs immer nur zurückhaltend ist.

Florian Werner, 1971 geboren, ist promovierter Literaturwissenschaftler und lebt als Autor, Journalist und Übersetzer in Berlin. Er veröffentlichte die Bücher 'Wir sprechen uns noch' (2005), Rapocalypse: Der Anfang des Rap und das Ende der Welt (2007, bei Nagel & Kimche 'Die Kuh: Leben, Werk und Wirkung' (2009) sowie 'Dunkle Materie: Die Geschichte der Scheiße' (2011).
Rezension
Wer selbst Züge der Schüchternheit an sich wahrnehmen kann, wird bei der Lektüre dieses Buches nicht umhin kommen, zumindest zu denken (den laut 'Genau!' zu rufen wäre zu auffällig): Genau! Witzig erzählt Werner von seinen persönlichen Erfahrungen und den Peinlichkeiten, die jedem Schüchternen vertraut sind. Die autobiographischen Elemente erweiterte er durch zahlreiche wissenschaftliche und literarische Ergänzungen, ein Fleiß, der sich auch im umfangreichen Literaturverzeichnis widerspiegelt. Ob man seiner Zeitdiagnose ('Wohl noch nie gab es so viele Schüchterne wie heute') und seiner Utopie 'Von der neuen Insel Aidotiopia' folgen mag, steht auf einem anderen Blatt. Auf Aidotiopia, so seine Vision, ist das Phänomen Schüchternheit durchgehend positiv besetzt und der Umgang miteinander dementsprechend höflich und ruhig. Aber auch wenn man ihm darin nicht ganz folgen kann, als zeitkritischer Begriff eignet sich 'Schüchternheit' allemal: Es ist durchaus normal, dass nicht jeder und jede einen Ausbund von Extrovertierheit darstellt. Und medikamentös behandeln muss man diesen zurückhalterenden Zustand des Menschseins noch lange nicht.

Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Selbstdarstellung scheint heute selbstverständlich, Schüchternheit hingegen ist passé. Stimmt nicht, wie Florian Werner in seinem Bericht zeigt. Die Gesellschaft der Schüchternen ist auch im 21. Jahrhundert überraschend groß. Amüsant und formvollendet erzählt Werner von seiner Rolle als zweitgeborener Zwilling, von der Bedeutung von Kapuzenpullis, wie er seine Frau kennenlernte und warum er auch gegenüber unverschämten Kellnern zwanghaft höflich bleibt. Werner erklärt außerdem, wie Schüchternheit bei Kindern entsteht, wie der große Markt der Schüchternheitsbekämpfung funktioniert und warum Schüchternheit auch eine Stärke sein kann. Ein geistreicher, ungewöhnlicher und verblüffender Erlebnisbericht.
Inhaltsverzeichnis
Liebesgrüße aus Tonga 7
Schüchtern betrachtet 15
Vom Ei 29
Nennt mich Kehinde 69
Peinliche Befragung 101
Am Apparat 131
Keine falsche Scham 155
Von der neuen Insel Aidotopia 167
Dank 170
Literaturliste 171