In bewährter Manier präsentiert Calwers Unterrichtsreihe "Oberstufe Religion" den Schülerband "Religionen": mit für den konkreten Oberstufeneinsatz geeigneter Textauswahl und Bildern in hoher Qualität. Die Bilder zeigen vielfach Menschen in Ausübung ihrer Religion und sind somit integraler Bestandteil der Einführung in die Religionen. Auf Arbeitsanweisungen zu den Texten und/oder Bildern wird vollständig verzichtet. Dafür sollte der entsprechende Lehrerbegleitband konsultiert werden.

Der Zugang zu den (Welt-)Religionen ist durch neun Themenkomplexe (vgl. Inhaltsverzeichnis) geschaffen. Dadurch gelingt ein vergleichendes Vorstellen der Religionen, was dem wissenschaftspropädeutischen Arbeiten im Rahmen der Vergleichenden Religionswissenschaft den Weg frei macht. Zugleich wird auf diese Weise die Langeweile im Unterricht vermieden, die durch abgehacktes Abarbeiten einzelner Religionen nacheinander um sich greifen mag. In den Blick genommen werden dabei die abrahimitischen Religionen, der Buddhismus (die chinesischen Religionen und der Hinduismus nur sporadisch) sowie ethnische Religionen (gemeint sind Naturreligionen, vgl. S.3).

Einige ausgewählte Elemente der Textzusammenstellung sollen im Folgenden erwähnt sein: Das Einführungskapitel stellt Grundzüge, Verbreitungsgebiete und Untergruppierungen der genannten Religionen vor und eignet sich zu einer ersten Orientierung. Im zweiten Abschnitt werden zumal die Informationen über die Heilige Stadt Jerusalem (ergänzt durch eine Abbildung der Ebstorfer Weltkarte) sowie über die Traumpfade und den mythischen Umgang mit der Erde bei den Aborigines (erläutert durch eine hilfreiche Skizze) erhöhtes Schülerinteresse wecken können. Von hohem, wissenschaftspropädeutischem Anspruch zeugt beispielsweise die Gegenüberstellung der Positionen von J. Habermas und J. Ratzinger/Benedikt XVI. zur Stellung der Religion in der modernen Welt. Dieser Abschnitt bietet darüber hinaus auch die Beschreibung der Bedeutsamkeit des Mönchtums in der buddhistischen Gesellschaft. Im vierten Kapitel sind u.a. Voodoo-Praxis und buddhistische Opferkritik dargestellt. Der fünfte Block behandelt u.a. die christliche Theodizee-Frage. Ein wichtiges Zentrum des ganzen Hefts bildet sicherlich Block F, der die Frage nach Gott und Göttern in den Religionen stellt. Zur Sprache kommen dabei u.a. die Tierverehrung in afrikanischen Kulten, die Monotheismus-Idee Echnatons oder der Monotheismus in den abrahamitischen Religionen, insbesondere die christliche Vorstellung der Trinität. Ähnlich zentrale Themen spricht das darauf folgende Kapitel an, wenn es die Frage nach dem Selbst oder der Erlösung stellt und dabei Antwortversuche aus östlichen Religionen, Christentum und Islam vergleichend vorstellt. Gedanken zum interreligiösen Dialog sowie zur Ökumene finden sich im vorletzten Kapitel des Hefts. Abschließend werden wissenschaftliche Betrachtungen der Religion aus der Perspektive von Ethnologie, Religionswissenschaft, Theologie, Psychologie und Soziologie präsentiert.

Alles in allem ist den beiden Autoren ein runder Entwurf geglückt. Allein bei einigen Themenbereichen zur Religion in der Popularkultur hätte man sich mehr Tiefgang gewünscht (S.17, S.30f). Die Entscheidung, auf den Hinduismus weitgehend zu verzichten, ist mit der gegebenen Begründung der Vielfalt dieser Religion (vgl. S.81) nachvollziehbar und hätte den Umfang des äußerst inhaltsreichen und anregenden Hefts ansonsten auch gesprengt.

H. Zeigan, lehrerbibliothek.de

Inhaltsverzeichnis