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Religiöse Orientierung gewinnen Evangelischer Religionsunterricht als Beitrag zu einer pluralitätsfähigen Schule. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
Religiöse Orientierung gewinnen
Evangelischer Religionsunterricht als Beitrag zu einer pluralitätsfähigen Schule. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland




Evangelische Kirche in Deutschland

Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579059747 (ISBN: 3-579-05974-2)
128 Seiten, paperback, 12 x 19cm, November, 2014

EUR 5,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Gütersloher Verlagshaus
Rezension
Die EKD-Denkschriften mögen für manche Zeitgenossen vielleicht ein wenig bieder und allzu aus- und abgewogen daherkommen, - aber sie gehören sicherlich mit zum Besten und Differenziertesten, was das (protestantische) Christentum in Deutschland zu gesellschaftlichen Fragestellungen und Problemfeldern zu sagen hat. Die Denkschriften werden von ausgewiesenen Fachleuten im Auftrag des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verfasst und vom Kirchenamt der EKD herausgegeben. Zuvor haben sie einen langen Beratungs- und Diskussionsprozess durchlaufen. Die hier anzuzeigende neue Denkschrift von 2014 "Religiöse Orientierung gewinnen" ist (nicht nur) für Religionspädagogen interessant; sie begreift "Evangelischen Religionsunterricht als Beitrag zu einer pluralitätsfähigen Schule" und stellt sich damit der Herausforderung der Kirche im Blick auf ihre Bildungsverantwortung und ihr pädagogisches Handeln angesichts religiöser und weltanschaulicher Pluralität. Kinder und Jugendliche begegnen von früh auf einer religiösen und weltanschaulichen Vielfalt. Die vorliegende Denkschrift will zeigen, wie die religiöse und weltanschauliche Pluralität in Schule und Bildung in reflektierter Form wahrgenommen werden kann. Dabei soll deutlich werden, dass der Religionsunterricht als ein Schulfach, das sich in zentraler Weise mit dieser Pluralität auseinandersetzt, auf grundlegende Aufgaben von Schule und Bildung bezogen ist und einen wichtigen Beitrag zu deren Bearbeitung leisten kann.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Orientierung in den Herausforderungen religiös-weltanschaulicher Pluralität
Die eigentliche Herausforderung der Kirche im Blick auf ihre Bildungsverantwortung und ihr pädagogisches Handeln ist die religiöse und weltanschauliche Pluralität, die gerade auch in der Schule in den letzten zwanzig Jahren erheblich zugenommen hat. In der Grundschule haben bald ein Drittel der Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund. In dieser Situation hat die Schule die Aufgabe, sowohl die je eigene Identität wie das Gemeinsame inmitten des Differenten zu stärken. Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, in einer pluralen Gesellschaft in gegenseitigem Respekt und friedlich zusammenzuleben. Dazu kann der Religionsunterricht einen entscheidenden Beitrag leisten.
Die vorliegende Denkschrift benennt die veränderten Bedingungen und Herausforderungen religiös-weltanschaulicher Pluralität in der Schule und zeigt Entwicklungslinien auf, denen gefolgt werden muss, wenn der Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach auch noch in zwanzig Jahren Teil des schulischen Fächerkanons sein soll.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Einleitung 11

1. Schule und Religionsunterricht vor den Herausforderungen der religiös-weltanschaulichen Vielfalt 15

1.1 Schule heute: Vielfalt auf allen Ebenen 15
1.2 Pädagogische Aufgaben 19
1.3 Wahrnehmungen von Kindern und Jugendlichen 22
1.4 Situation des Religionsunterrichts 25

2. Grundlagen in evangelischer Sicht und neue Fragen 33

2.1 Religionsunterricht als Chance für Kinder und Jugendliche 34
2.2 Positive Religionsfreiheit in der Schule 38
2.3 Religionsunterricht als Beitrag zu religiöser Orientierung, Identitätsbildung und Pluralitätsfähigkeit 42
2.4 Konfessionelle Bindung und dialogische Offenheit 45
2.5 Glaubwürdig unterrichten: Lehrerinnen und Lehrer im Religionsunterricht 50

3. Pluralitätsfähigkeit als ein Bildungsziel für Schule und Religionsunterricht 54

3.1 Theologisch-pädagogische Begründungen 55
3.2 Pluralitätsfähigkeit und Bildung 64
3.3 Pluralitätsfähigkeit und Kompetenzentwicklung 69

4. Religiöse Orientierung und pluralitätsfähiger Religionsunterricht: Leistungen und Reformbedarf 73

4.1 Anforderungen 74
4.2 Bisherige Praxis 80
4.3 Schritte zur Weiterentwicklung 90
4.4 Religionsunterricht als Ort der Reflexion religiöser Vielfalt in der Schule 103

5. Pluralitätsfähige Schule: Wege zu einer dialogischen Kultur religiös-weltanschaulicher Vielfalt 106

5.1 Religion und Toleranz 107
5.2 Aufgaben der Schule 108
5.3 Schulleben 115
5.4 Schulentwicklung und Schulprofil 119
5.5 Kompetenzen der Lehrkräfte 121
5.6 Der Religionsunterricht als Anstoß für eine neue Schulkultur 123

Kammer der EKD für Bildung und Erziehung, Kinder und Jugend 126
Arbeitsgruppe Religionsunterricht 128


Vorwort
Zwanzig Jahre nach »Identität und Verständigung« legt der
Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erneut
eine Denkschrift zum Religionsunterricht vor. Nach der deutschen
Wiedervereinigung stand die Kirche vor der großen
Aufgabe, die Perspektiven des in den alten Bundesländern
etablierten Religionsunterrichts auch für die neuen Bundesländer
zu verdeutlichen und ihn im Rahmen der kirchlichen
Mitwirkungsrechte entsprechend einzuführen. Das ist mittlerweile
in überzeugender Weise gelungen und stellt zugleich
eine wichtige demokratische Aufbauleistung dar. »Identität
und Verständigung« war weit mehr als eine Schrift zum Religionsunterricht
im engeren Sinn. Letztlich ging es ihr um
das friedliche Miteinander von Menschen unterschiedlicher
Religionen und Weltanschauungen in einem freiheitlichen
demokratischen Staat. Früh verwies sie damit auf Entwicklungen
und tiefgreifende gesellschaftliche Kontroversen, die
sich in den folgenden Jahrzehnten immer wieder am Thema
»Schule und Religion« festmachten und in politischen und
juristischen Auseinandersetzungen bis hin zum Bundestag
und zum Bundesverfassungsgericht niedergeschlagen haben.
Damit war und ist die eigentliche Herausforderung der Kirche
im Blick auf ihre Bildungsverantwortung und ihr pädagogisches
Handeln die religiöse und weltanschauliche Pluralität,
die gerade auch in der Schule in den letzten zwanzig Jahren
erheblich zugenommen hat. In der Grundschule haben – wie
jetzt schon in den Kindertagesstätten – bald ein Drittel der
Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund; der
Anteil von muslimischen Schülerinnen und Schülern steigt
kontinuierlich. In dieser Situation hat die Schule die Aufgabe,
sowohl die je eigene Identität wie das Gemeinsame inmitten
des Differenten zu stärken. Schülerinnen und Schüler sollen
befähigt werden, in einer pluralen Gesellschaft in gegenseitigem
Respekt und friedlich zusammenzuleben. Dazu kann der Religionsunterricht
einen entscheidenden Beitrag leisten.
Die vorliegende Denkschrift benennt die veränderten Bedingungen
und Herausforderungen religiös-weltanschaulicher
Pluralität in der Schule und zeigt Entwicklungslinien auf,
denen gefolgt werden muss, wenn der Religionsunterricht als
ordentliches Lehrfach auch noch in zwanzig Jahren Teil des
schulischen Fächerkanons sein soll. In diesem Horizont treten
die konfessionellen Differenzen zwischen den christlichen
Kirchen zurück, während die Notwendigkeit wächst, sich im
Dialog mit islamischen Glaubensüberzeugungen zu verständigen
und mit atheistisch geprägten Haltungen auseinanderzusetzen.
Schule muss ferner als Ort verstanden werden, der dazu beiträgt,
dass junge Menschen lernen, in einer Gesellschaft zu
leben. Sie brauchen eine Vorstellung von sich und ihrem Leben,
die ihnen ein sinnvolles und eigenverantwortliches Leben
ermöglicht. Hier hilft der Religionsunterricht, die Frage
nach dem Ganzen und nach dem tragenden Sinn von allem
zu stellen. Er hilft zugleich, diese Frage aufgrund der Förderung
des freien und selbständigen eigenen ethischen und religiösen
Urteils zu beantworten. Diese Freiheit und Selbständigkeit
wächst im christlichen Glauben an Gott zu, der den
Lebensmut und die Lebenszuversicht stärken kann; Glaube,
Liebe und Hoffnung bilden die Mitte der Beziehung zu Gott,
die auf das ganze Leben ausstrahlt.
Der vorliegende Text wurde von der Kammer der EKD für
Bildung und Erziehung, Kinder und Jugend und einer von
ihr gebildeten Arbeitsgruppe vorbereitet. Der Rat der EKD
hat ihn sich mit einem herzlichen Dank an die Mitglieder
und Mitarbeiter der Kammer zu eigen gemacht und seine
Veröffentlichung als Denkschrift beschlossen. Ich wünsche
dieser Denkschrift bei allen, die sich in Staat, Kirche und
anderen Religionsgemeinschaften, in Schule und Gemeinde
mit Fragen des Religionsunterrichts und seiner weiteren Entwicklung
auseinandersetzen, Verbreitung und Aufmerksamkeit.
Dabei gilt mein besonderer Dank denen, die als Religionslehrerinnen
und -lehrer mit ihrer ganzen Person dafür
eintreten, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
religiöse Orientierung gewinnen.

Hannover/Berlin, im Oktober 2014

Dr. h.c. Nikolaus Schneider
Vorsitzender des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland