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Reclams Mode- und Kostümlexikon
Ingrid Loschek
Reclam Stuttgart
EAN: 9783150104484 (ISBN: 3-15-010448-3)
624 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, 2005
EUR 34,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Reclams Mode- und Kostümlexikon von Ingrid Loschek bietet eine Geschichte der Kleidung und der Mode von den frühen Kulturen bis heute, rund 2000 Sachwortartikel über Modebegriffe, Kunst und Mode, Modetheorie und Kostümforschung, etwa 300 Biografien internationaler Modeschöpfer, Designer und Designfirmen, eine Übersicht über Modejournale, -Illustratoren und -fotografen sowie umfangreiche Literaturhinweise. Über 550 Abbildungen illustrieren den Text.
Rezension
"Reclams Mode- und Kostümlexikon" gehört mittlerweile mit seinem umfangreichen Informationsmaterial zu den Standardwerken in der Welt der Mode. Mit 513 ein- und mehrfarbigen Abbildungen, der anschaulichen Darstellung der Mode- und Kostümgeschichte vom Altertum bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts, 2000 Modebegriffen von A bis Z sowie Biografien von über 300 Modeschöpfern, Designern und Designfirmen (Leben und Werk, Marken, Stile und Kreationen, Parfüms und Ausstellungen) wird das Fachlexikon zu einer hilfreichen und sehr informativen Fundgrube für alle Modeschaffenden und -interessierten. Besonders für den Bereich der Aus- und Weiterbildung kann das Fachlexikon zu einem ständigen hilfreichen Begleiter werden.
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Nachschlagewerk der Modebranche schlechthin wurde für die fünfte Auflage komplett überarbeitet, aktualisiert und mit zahlreichen neuen Artikeln und Abbildungen ausgestattet: Nach einem Überblick über die Geschichte der Mode erklärt der Band rund 2000 Begriffe und stellt 300 internationale Modeschöpfer in Kurzbiographien vor. 550 Abbildungen machen den Band anschaulich und abwechslungsreich wie sein Thema.
Ingrid Loschek lehrt Kostümgeschichte und Modetheorie an der Hochschule für Gestaltung, Technik und Wirtschaft in Pforzheim. Sie zählt zu den angesehensten Vertreterinnen des Fachs, Gastdozenturenführten sie u. a. an die Harvard University. 1998 erhielt sie den Europäischen Mode-Initiativpreis.
Leseprobe
Mode- und Kostümgeschichte
Renaissance
(...) Mit dem 16. Jh. waren die mittelalterlichen Standesprivilegien endgültig überwunden. An ihre Stelle trat der Reichtum des Geldadels, das Patriziat, dessen Prachtentfaltung nicht mehr hinter jener der Fürsten zurückstand. In den Kleiderordnungen mussten ihm Rechte gegeben werden, die zuvor nur dem Rittertum zustanden. Das reichsstädtische Patriziat und die Fürstenhöfe wurden Schöpfer und Träger der Kultur wie der Mode. In der 1. Hälfte des 16. Jh.s kam es in Deutschland – neben Italien – zu einer allerdings nur kurzen kulturellen Hochblüte. In Kaiser Maximilian I. hatten Kunst und Kultur einen großen Mäzen; und danach rückte die Reformation Deutschland in den Brennpunkt der europäischen Welt. Neu war das Interesse an Kostüm-Darstellungen, d.h., modische Dinge waren nunmehr wert, um ihrer selbst willen betrachtet und wiedergegeben zu werden. Dies beweisen eine Reihe von in der 1. Hälfte des Jahrhunderts veröffentlichten Trachten- und Kleiderbüchern sowie Modegraphiken. Außerdem trat das Porträt, das den individuellen Menschen und seine besondere Kleidung zeigt, in den Mittelpunkt künstlerischen Interesses. Die Kleidung der Oberschicht hatte nunmehr einen insgesamt repräsentativen, aber bequemen bis behäbigen Charakter. (...) Zur männlichen Kleidung gehören Schaube, Barett und Kalotte, sichtbares Wams bzw. Faltrock oder Koller und Hemd, Strumpfhose oder bereits eine Kniehose mit betonter Schamkapsel, der Braguette, sowie die breiten Kuhmaulschuhe. Auf die dekorativen, meist mit farbigem Futter unterlegten Schlitze verzichtete weder das Barett noch das Wams, die Hose oder der Kuhmaulschuh. (...) Indessen waren es die Landsknechte, die in Deutschland Modisches auf die Spitze trieben. Sie, die zu Fuß kämpfenden Söldner der Kaiser Maximilian I. und Karl V., wollten so ihre Unabhängigkeit zum Ausdruck bringen. Sie übertrieben die Mode des "Zerhauenen" oder "Zerhackten", wie die Schlitze auch genannt wurden, bis zum Äußersten. Ihre Kleidung konnte in über 5000 bogen- oder S-förmige sowie blumen- oder sternartige Schlitze aufgelöst sein, die nicht eingeschnitten, sondern eingeschlagen oder eingebrannt waren. Keine Kleiderordnung und keine Behörde konnten ihren modischen Eskapaden Einhalt gebieten. Maximilian I. soll gesagt haben: "Lasst sie doch gehen, bei ihrem unseligen und kümmerlichen Leben muss man ihnen einen Spaß gönnen."
Trotz starker Differenzierung zwischen Männer- und Frauenkleidung waren beiden Geschlechtern Schaube und Barett gemeinsam. Die Frauenschaube, lang, aber nicht so weit wie die des Mannes, zierte ein schmaler Umlege- oder Stehkragen. Das Oberteil des Kleides blieb vorn weiterhin geschnürt und zeigte einen meist kostbaren Brustlatz. Frankreich und England ließen das Oberteil geschlossen; es wurde über der Brust ausgepolstert, so dass die weiblichen Formen weniger betont zur Geltung kamen. Zudem stieg das Dekolleté in der Mitte an. Ansonsten wurde das Dekolleté in der bürgerlichen Mode nach 1520 mit dem hochgeschlossenen und über der Brust gefältelten Hemd oder dem Koller verhüllt, während es die höfische Mode unbedeckt ließ. Das Festkleid besaß eine Schleppe. (...) Wichtige modische Accessoires waren zu dieser Zeit neben Handschuh und Fächer das nur als Ziertuch dienende Taschentuch, das Flohpelzchen und die Schürze. Große Aufmerksamkeit schenkten nun beide Geschlechter der Ausstattung der Leibwäsche, dem Hemd und dem Nachthemd. Mitte des Jahrhunderts adaptierte die Frau der Oberschicht die Unterhose. (...)
In der 2. Hälfte des Jahrhunderts gipfelte die Monarchie im Absolutismus und stellte Kunst und Mode in ihre Dienste, auf die zugleich die katholische Kirche großen Einfluss gewann. Die Kleidung erhielt wieder ausgesprochen aristokratischen Charakter. Unter "Mode" im engsten Sinn verstand man fortan nur noch die höfische Kleidung. Sie unterwarf sich dem Vorbild Spaniens, das in Politik, Wirtschaft, Kunst und Mode dominierte, obgleich sich nationale Verschiedenheiten – ausgenommen der österreichische Habsburgerhof mit streng spanischem Zeremoniell – ausprägten; bis 100 Jahre später der Siegeszug der französischen Mode alle Unterschiede aufhob.
Sachwörter von A bis Z
Absatz, unter der Ferse des Schuhwerks angebrachtes Holz-, Kork-, Leder-, nach 1945 auch Plastikstück, dessen Form und Höhe sich nach Art und Mode der Fußbekleidung änderte. In Altertum und Antike waren A.e völlig unbekannt. Die Einführung des A.es steht in unmittelbarem Zusammenhang mit jener des Steigbügels und der dadurch bedingten Veränderung der Reithaltung, die während der Völkerwanderungszeit erfolgt sein dürfte. (In der Antike saß der Reiter ohne Steigbügel mit weit nach vorn gestreckten Füßen im Sattel.) Beim Steigbügel lief der Reiter Gefahr, mit dem ganzen Fuß bis über den Knöchel hindurchzurutschen und sich beim Kampf nicht mehr aufrichten zu können. Deshalb begegnet erstmals bei persischen Reiterarmeen ein kleiner, dornenförmiger Haken unter der Ferse. Auch im Abendland wurden persische Reitstiefel mit einem solchen A. bekannt. (...) Im 16. Jh. lässt sich ein Vordringen des orientalischen A.es, wo er nicht mehr nur am Stiefel zu finden war, sondern sogar beim Frauenschuh auftaucht, über den Balkan und Polen nach Mitteleuropa verfolgen. 1570 wurden in Polen und Ungarn nachweislich A.e getragen. Für die Übernahme des A.es am Schuh wird das figurverändernde Moment als entscheidend gewertet. Der hohe A. verleiht dem Träger einen tänzelnden Gang, der bei der Frau die weibliche Figur betont. Er lässt ferner den Fuß kleiner und zierlicher erscheinen.
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Angströhre, volkstümliche Bezeichnung politischen Ursprungs für den Zylinder. Sie tauchte am 29./30. Oktober 1848 in Wien auf, als Bürgergardisten ihren Demokratenhut, den breitkrempigen Kalabreser, gegen den gutbürgerlichen Zylinder aus Angst vor den kaiserlichen Truppen eintauschten und dieser von den Studenten als A. verspottet wurde. (Ein halbes Jh. vorher noch war der Zylinder selbst eine ausgesprochen revolutionäre Kopfbedeckung.)
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Hüftpolster, Steißrolle, ugs. auch Weiberspeck, frz. Vertugadin française oder Vertugadin en bourrelets 'Tugendwächter als Wulst' (da sich darunter die Folgen eines "Fehltritts" verbergen ließen). Dicke, kreisförmige, meist mit Werg ausgestopfte Rolle, die um die Hüften gebunden wurde. Das H. kam um 1600 in der bürgerlichen Mode anstelle des Reifrocks auf, setzte sich bis um 1630 auch in der höfischen Kleidung durch und erhielt sich im holländischen Regentinnen-Kostüm bis etwa 1660.
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Moonboots, Pl. (engl., 'Mondstiefel'), Schneestiefel mit geschweißten Nähten und angeschweißter Sohle, außen aus speziellem, imprägniertem Plastik, innen geschäumt oder dick wattiert. Die M. kamen Anfang der 1970er Jahre auf, ausgerichtet nach den 1969 für die erste Mondbetretung entwickelten Stiefeln.
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Puder, der (von lat. pulvis 'Staub'; frz. poudre). Das Pudern des Gesichts soll in China aufgekommen sein. In Europa wurde P. im 15. Jh. als Haarfärbemittel zunächst in Italien, später auch in Frankreich und Deutschland verwendet. Um 1600 puderte König Heinrich IV. von Frankreich sein Haar violett oder rosa, um dessen Ergrauen zu verbergen; eine Gepflogenheit, die damals auch von den unteren Ständen aufgegriffen wurde. 1703 kam, als Privileg der oberen Stände, das weiße Pudern des Haares bzw. der Perücke in Mode; Ludwig XIV. griff den Brauch im Alter auf, da weißes Haar die Altersunterschiede ausgleiche. Nach etwa 1720 begann auch die Frau ihr Haar zu pudern, zunächst bevorzugt in Rosa-Grau und Violett. Das Nackenhaar des Herrn wurde in einen Beutel gesteckt oder der gedrehte Zopf mit einem schwarzen Seidenband umwunden, um das Gewand vor P.-Staub zu schützen. Der Höhepunkt des weißen Haar-P.s war um 1760–76. Es wurde aus feinem Kartoffel- oder Reismehl hergestellt. Um ein gleichmäßiges Verteilen des P.s zu erreichen, wurde es an die Decke geschleudert; ein Haar- oder
P.-Mantel schützte die Kleidung, eine Tüte das Gesicht vor dem herabfallenden P. Für kurze Zeit kam weißgepudertes Haar erneut im Directoire (1795–99) und zum Bubikopf der 1920er Jahre bei der Frau in Mode. Der Gesichts-P. kam erst Ende des 19. Jh.s auf. Bis dahin gab es nur Schminkcremes.
Modeschöpfer, Designer und Designfirmen
Armani, Giorgio, geb. Piacenza (Emilia-Romagna) 11.7.1934. Nach abgebrochenem Medizinstudium Schaufensterdekorateur, bald Modeeinkäufer und Leiter der Herrenmodeboutique des Mailänder Warenhauses "La Rinascente", Einkäufer und schließlich Designer für Herrenmode bei Cerruti. 1970 Eröffnung eines eigenen Designstudios in Mailand zusammen mit Sergio Galeotti (gest. 1985). Arbeitet seit 1975 unter eigenem Namen für die exklusive "Giorgio Armani"-Linie, 1981 folgte die Zweitkollektion "Emporio Armani" mit in der Zwischenzeit rund 2000 eigenen Läden, danach die preiswertere "Mani"-Kollektion, ebenso eine Wintersport- und Golfkollektion, neben Accessoires und Kosmetika. Haupthaus in der Via Borgonuovo 21 in Mailand.
Stil und Kreationen: A.s Herren- und Damenmode besticht durch ruhige Eleganz und neutrale Farben, wie Beige, Grau oder Wollweiß, die oft als "greige" bezeichnet werden; Dekor lehnt er ab. Sein Purismus – mit "gentle chic" bezeichnet – resultiert aus perfekten Schnitten und edlen Stoffen. Lancierte das mit einem Stehkragen versehene Herrenhemd, modernisierte den Blazer, setzte in den 1970er Jahren bei Pullovern neutrale Farben (Grau, Beige, Schwarz u.a.) mit grellen Farben in geometrischen Mustern gegeneinander und favorisiert weiche Stoffe für Herrenanzüge. In die Damenmode übernahm A. den Anzug-Stil des Mannes, setzte ihn jedoch vollkommen ins Feminine um. Er entwirft bequeme Blazer in unendlich vielen Variationen und ergänzt sie durch modische Hosen oder Röcke. Seine Abendmode ist von kühler Eleganz geprägt. Seine Herbst-/Winter-2004/05-Kollektion überraschte durch einen neuen, sehr körperbetonten Stil in Anlehnung an die Mode des Jugendstils. Eine einmalige Haute-Couture-Kollektion nur mit Abendroben für 2005 stellte er in Paris vor.
Parfüm: Armani, 1982; Armani Uomo, 1984; Gio, 1992; Aqua di Gio, 1994; Emporio Armani Donna, Uomo, 1998; 1999 Mania (für Damen); 2003 Emporio Armani Night.
Ausstellungen: 1996 wurde das Leben und Werk von Giorgio Armani in der Theateraufführung "G. A. Story" von Regisseur Bob Wilson in Florenz gewürdigt. Im Herbst 2000 widmete das Solomon R. Guggenheim Museum in New York Armani – und damit erstmals einem Modedesigner – eine umfassende Retrospektive, inszeniert von Robert Wilson. 2001 wurde die Ausstellung vom Guggenheim- Museum in Bilbao, Spanien und 2003 von der Neuen Nationalgalerie in Berlin übernommen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur 5. Auflage 7
Mode- und Kostümgeschichte 9
Frühe Kulturen und Antike in Südeuropa
und Asien 9
Vor- und Frühgeschichte in Nord- und Mitteleuropa 22
Mittelalter 24
Renaissance 33
Barock 42
18. Jahrhundert 49
19. Jahrhundert 59
20. Jahrhundert 67
21. Jahrhundert 85
Sachwörter von A bis Z 89
Modeschöpfer, Designer und Designfirmen 511
Abkürzungen 583
Literaturhinweise 584
Abbildungsnachweis 624
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