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Recht gläubig? Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf das Verhältnis von Religion und rechtlicher Normierung im Alltag
Recht gläubig?
Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf das Verhältnis von Religion und rechtlicher Normierung im Alltag




Mirko Uhlig, Dominique Conte (Hrsg.)

Reihe: Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie / Volkskunde


Waxmann
EAN: 9783830940968 (ISBN: 3-8309-4096-3)
186 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2020

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im Fokus der Aufsätze steht die interdisziplinäre Reflexion des Verhältnisses von religiösen/spirituellen Praktiken und unterschiedlichen Rechtsordnungen sowie popularen Vorstellungen von Recht und Rechtsprechung in alltäglichen Aushandlungszusammenhängen. Anhand konkreter Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart wird diesem komplexen Beziehungsgeflecht nachgegangen. Der Sammelband dokumentiert die 4. Tagung der Kommission für Religiosität und Spiritualität in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde (dgv) und vereint Beiträge aus Ethnologie, Germanistik, Islamwissenschaft, Jura, Religionswissenschaft, Soziologie sowie Kulturanthropologie/Volkskunde. Die Texte stammen von Sarah Armbruster, Wolfgang Brückner, Hatem Elliesie, Juliane Kanitz, Petra Klug, Ingrid Lemberg, Andrea Nicolas, Stefan Schröder, Barbara Sieferle, Robert Suckro und Mirko Uhlig.

Prof. Dr. Mirko Uhlig studierte Volkskunde, Ethnologie sowie Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Magisterabschluss 2008. Von 2008–2010 wissenschaft licher Volontär am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn, anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter im Mainzer DFG-Projekt „Sinnentwürfe in prekären Lebenslagen“, 2015 Promotion in Kulturanthropologie/Volkskunde an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dort seit 2016 als Juniorprofessor für Kulturanthropologie/Volkskunde tätig. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind neben der Medikalkultur- und Religiositätsforschung das Phänomen Reenactment sowie Fragen der Rechtsanthropologie.
Rezension
Das Verhältnis von Religion und Recht, bestimt durch die Religionspolitik, war im Nachkriegsdeutschland bis in die Mitte der 1960er Jahre hinein weitgehend geklärt, unbestritten und gefestigt in Form des Staatskirchenrechts. Angesichts von (Arbeits-)Migration seit den 1960er Jahren ("Gastarbeiter", die dann zunehmend blieben), Globalisierung, Multikulturalisierung und Säkularisierung tun sich aber seit den 1970er Jahren bis heute zunehmend Konflikte und religionspolitisch unbearbeitete Leerstellen und Defizite auf im Verhältnis von Religion und Recht, genannt seien nur Stichworte wie konfessioneller Religionsunterricht, Kopftuch, Kruzifix, Moscheebau, Schächten, Beschneidung, kirchliches Arbeitsrecht, Kirchensteuer, Körperschaft des Öffentlichen Rechts etc. Die religiös-kirchliche Landschaft in Deutschland hat sich massiv verändert, der Bedarf an politischer Regelung ist unverkennbar: Wie wollen wir künftig regeln, dass religiöse Mehrheiten, Minderheiten und Konfessionslose friedlich beisammen leben? Wie können wir ihnen gleiche Religionsfreiheit gewähren? Dieser Sammelband beleuchtet in interdisziplinärer Reflexion das Verhältnisses von religiösen/spirituellen Praktiken und unterschiedlichen Rechtsordnungen sowie Vorstellungen von Recht und Rechtsprechung in alltäglichen Aushandlungszusammenhängen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Mit Beiträgen von
Sarah Armbruster, Wolfgang Brückner, Hatem Elliesie, Juliane Kanitz, Petra Klug, Ingrid Lemberg, Andrea Nicolas, Stefan Schröder, Barbara Sieferle, Robert Suckro, Mirko Uhlig
Inhaltsverzeichnis
Mirko Uhlig
Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf das Verhältnis von Religion und rechtlicher Normierung im Alltag
Zur Einführung 7

Andrea Nicolas
Heiligkeit und Respekt
Ist das Gesetz eine Form von Religion oder ist Religion Gesetz? 19

Barbara Sieferle
Zwischen Norm und Abweichung
Zur Herstellung religiöser Ordnungen des Pilgerns 37

Petra Klug
Religiöse Geschlechternormen als Herausforderung an die universalen Menschenrechte
Zur Kritik der deutschen Integrationsdebatte 49

Stefan Schröder
Weltanschauungsgemeinschaften und Staatskirchenrecht in Deutschland 69

Wolfgang Brückner
Lutherische Orthodoxie und kulturwissenschaftliche Forschungen 83

Robert Suckro
„Die Rita ist, die Welt wird!"
Zur Einheit von Recht und Religion in Guido von Lists (1848-1919) Konstruktion
„arischer Urreligion" 95

Ingrid Lemberg
„wann ... aller gewalt und rechtsatzung von gott entspringt"
Der Gottesbezug in den Rechtstexten des 16. Jahrhunderts 115

Sarah Armbruster & Hatem Elliesie
Schächten als Bestandteil muslimischer Lebenswelten in Deutschland
Rechts- und islamwissenschaftliche Perspektiven 133

Juliane Kanitz
Über das schwierige Verhältnis von Stadtplanungsrecht und demokratischen Beteiligungsstrukturen 163

Autorinnen und Autoren 183