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Protestanten zwischen Kreuz und Hakenkreuz  DVD-Video didaktisch, 55 min f
Bundesrepublik Deutschland 2008

FWU – das Medieninstitut der Länder
Protestanten zwischen Kreuz und Hakenkreuz


DVD-Video didaktisch, 55 min f

Bundesrepublik Deutschland 2008



FWU – das Medieninstitut der Länder

FWU Institut für Film und Bild

FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht
ISBN: 4602540
1 Seiten, DVD, 14 x 19cm, 2008

EUR 85,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Aufarbeitung der Vergangenheit der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus ist durch das Auftauchen neuer Vorwürfe nach wie vor im Fokus der öffentlichen Diskussion. Wie sehr waren die Kirchenleitungen dieser Zeit angepasst oder leisteten sie den nötigen Widerstand gegen Hitler? Die Didaktische FWU-DVD sucht nach Antworten jenseits von einseitigen Schuldzuweisungen. Sie porträtiert drei evangelische Christen, die sich der Anpassung an und in das NS-System verweigerten. Ein Dokumentationsfilm zeichnet exemplarisch Leben und Wirken des bayerischen Landesbischofs Hans Meiser nach und stellt es zur Diskussion. Die Zeit nach 1945 wird unter anderem mittels Denkmälern zu Ehren Dietrich Bonhoeffers thematisiert. Die DVD bietet eine Einführung in die historische Situation der Protestanten zwischen Kreuz und Hakenkreuz und beleuchtet die stets aktuelle Frage nach Anpassung und Widerstand. Arbeitsblätter und Verwendungstipps erschließen die Materialien für den Unterricht.



Schlagwörter

Kirche, Drittes Reich, Nationalsozialismus, Hans Meiser, Widerstand,

Verweigerung, Dietrich Bonhoeffer, Denkmal, Gedenken,

NS-Vergangenheit

Evangelische Kirche, Bekennende Kirche, Deutsche Christen,

Religion

Kirche und Gesellschaft • Kirchengeschichte

Kirche und Gesellschaft • Kirche und Staat

Geschichte

Epochen • Nationalsozialismus • Verfolgung

Epochen • Nationalsozialismus • Widerstand

Biografien

Allgemeinbildende Schule (9-13)

Kinder- und Jugendbildung (14-18)

Erwachsenenbildung

Alle Urheber- und

Leistungsschutzrechte

vorbehalten.

Nicht erlaubte/

genehmigte Nutzungen

werden zivilund/

oder strafrechtlich

verfolgt.

LEHRProgramm

gemäß

§ 14 JuSchG

GEMA



Laufzeit: 55 min

10 Sequenzen (deutsch)

4 interaktive Menüs (deutsch)

5 Bilder

Sprachen: deutsch

DVD-ROM-Teil:

Unterrichtsmaterialien

Systemvoraussetzungen

bei Nutzung am PC

DVD-Laufwerk und DVD-Player-

Software, empfohlen für

Windows ME/2000/XP/Vista


Rezension
Das "Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht" bietet ganz hervorragendes visuelles Unterrichtsmaterial zu fast allen Unterrichtsbereichen und für alle Altersstufen an; die Materialien sollten viel stärker im schulischen Unterricht genutzt und eingesetzt werden, zumal sie neben kompaktem Bildmaterial auch hervorragend didaktisch aufbereitet sind und heutzutage im DVD-Zeitalter auch viel besser in Sequenzen eingesetzt werden können als noch zu Zeiten der VHS-Cassette oder gar der frühen 16mm-Filme. Außerdem stehen auf der DVD selbst Arbeitsblätter, didaktische Hinweise und ergänzende Unterrichtsmaterialien zur Verfügung, die unmittelbar unterrichtlich verwendet werden können. Die FWU-Medien sind in den Kreisbildstellen oder den Stadt- bzw. Schulbibliotheken in der Regel schnell ausleihbar und heute ohne größere Umstände einsetzbar (früher wurde noch ein 16mm-Film-Vorführschein benötigt ...). - Die hier anzuzeigende DVD bietet in 55 Min. Laufzeit 10 Sequenzen, die auch je einzheln gezeigt werden können, zum Thema "Kirche im Dritten Reich" / "Protestantismus und Nationalsozialismus", - ein Thema, das immer wieder im Religionsunterricht begegnet, u.a. verknüpft mit dem Namen Dietrich Bonhoeffer, und das zur fächerverbindenden Zusammenarbeit mit dem Fach Geschichte (Politik) genutzt werden sollte.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Lizenzpreise:
Unterrichtslizenz 85,00 EUR

Sachgebiete:
Geschichte
Biographien
Epochen --> Neuere Geschichte --> Faschismus und Nationalsozialismus --> Verfolgung
Religion
Religionskunde --> Weltanschauungen, Ideologien
Kirche und Gesellschaft
Kirchengeschichte
Kirche und Staat
Religiöse Lebensgestaltung --> Grunderfahrungen --> Vertrauen

Schlagworte:
Kirche; Meiser, Hans; Widerstand; Verweigerung; Bonhoeffer, Dietrich; Denkmal; Gedenken; NS-Vergangenheit; Evangelische Kirche; Bekennende Kirche; Deutsche Christen; Landeskirche; Verfolgung; Anpassung; Kirchenkampf; Staat und Kirche; Protestantismus; Judenmission; Niemöller, Martin; Praun, Friedrich von; Sylten, Werner; Leipelt, Hans; Weiße Rose; Huber, Kurt; Nachfolge Christi; Märtyrer; Stuttgarter Erklärung; Kirchliches Schuldbekenntnis

Vorkenntnisse:
Den Schülerinnen und Schülern sollten innen- und außenpolitische Belastungsfaktoren (politisch systemisch, wirtschaftlich, sozial und geographisch) der Weimarer Republik und die sich daraus ergebenden Bedingungen für Machtübertragung und "Gleichschaltung" bekannt sein. Die Geschichte des Nationalsozialismus sollte ihnen zumindest in Grundzügen vertraut sein.

Lernziele:
Die Schülerinnen und Schüler können: unterschiedliche Haltungen von Christen zum Nationalsozialismus aus deren theologischen Vorstellungen herleiten; an einem Beispiel erläutern, wie aus christlicher Überzeugung gegen die nationalsozialistische Ideologie und Praxis Widerstand geleistet wurde; die Problematik des Umgangs mit Schuld an Beispielen aus der neueren Kirchengeschichte erläutern und in Beziehung setzen zu einem evangelischen Verständnis von Rechtfertigung und Verantwortung; Schlüsselereignisse, Personen und Merkmale des Kirchenkampfes benennen; Ideologie und Unterdrückungsmechanismen der NS-Diktatur charakterisieren; das Problem von Anpassung und Widerstand unter dem NS-Regime und in totalitären Systemen allgemein diskutieren; ein Bewusstsein für das Problem eines kollektiven Schuldbekenntnisses, eines kollektiven Gewissens und eines kirchlichen Schuldbekenntnisses ohne Erteilung der Absolution vor dem Hintergrund protestantischer Lehren und Grundüberzeugungen haben; die Problematik von Widerstand bzw. Verweigerung auf die heutigen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse übertragen; Argumente für und wider politisches Engagement seitens der Kirche vortragen; die Wirkungen von Meinungsäußerungen von Amtsträgern und Privatmenschen ein- und deren Folgen abschätzen; verschiedene Sichtweisen wahrnehmen, gegenüberstellen und als berechtigt anerkennen; einseitige Darstellungen von Ereignissen erkennen und kritisch reflektieren.

Adressatenempfehlung:
Allgemeinbildende Schule (9-13); Kinder- und Jugendbildung (14-18); Erwachsenenbildung

Sprache:
Deutsch

Begleitmaterial:
Beiheft: FWU (Grünwald), 2008, 10 S.

Kontextmedien:
DVD-Video 46 02599 Hitler an der Macht
DVD-Video 46 10499 Der Priesterblock
VHS 42 02924 Die weiße Rose
DVD-Video 46 02304 Deutsche im Widerstand 1933 - 1945
DVD-Video 46 10553 Otto Weidt - ein stiller Held: Widerstand im Nazideutschland

DVD-Merkmale:
10 Sequenzen, 4 interaktive Menüs, 5 Bilder, DVD-ROM-Teil: Unterrichtsmaterialien
Inhaltsverzeichnis
DVD-Video didaktisch, 55 min f
Bundesrepublik Deutschland 2008

Zum Inhalt
Hauptmenü „Protestanten zwischen
Kreuz und Hakenkreuz“
Vom Hauptmenü aus können drei weitere
Menüs aufgerufen werden.
Hauptmenü
Menü „Biografien der Verweigerung“
Anhand von Archivaufnahmen, Fotografien
und Interviews mit Angehörigen sowie
Zeitgenossen werden in einzelnen Sequenzen
die evangelischen Christen Friedrich
von Praun, Hans Leipelt und der evangelische
Pfarrer Werner Sylten porträtiert.
Ihre Biografien zeigen, auf welche individuelle
Art und Weise und aus welchen Gründen
sich Menschen dem nationalsozialistischen
System verweigerten und welche
Rolle ihr Glaube dabei spielte. Sie verdeutlichen
aber auch, wie grausam der Nationalsozialismus
seine Gegner definierte,
ausgrenzte und vernichtete.
Friedrich von Praun
Friedrich von Praun verkörpert den gläubigen,
aber nicht theologischen Mitarbeiter
in der Evangelischen Kirche. Die knapp
sechsminütige Videosequenz porträtiert
den eher unbekannten von Praun in erster
Linie mittels authentischem Bildmaterial.
Von Praun wird 1888 im mittelfränkischen
Hersbruck geboren. Wie viele Adelige ist er
Anhänger der Monarchie, streng konservativ
und ein überzeugter Protestant. Als die
Landeskirche 1930 in Ansbach eine Verwaltungs-
und Finanzbehörde einrichtet, wird
von Praun Leiter dieser Landeskirchenstelle.
Drei Jahre lang versieht er hier unbehelligt
seinen Dienst. Das ändert sich nach der
Machtübernahme der Nationalsozialisten
abrupt. In Ansbach begrüßen die meisten
Pfarrer ebenso wie die Gemeindeglieder die
neue Reichsregierung unter Hitler. Von
Praun wehrt sich über Jahre vehement gegen
eine Übernahme der Landeskirche
durch die Deutschen Christen.
1943 wird er schließlich verhaftet. Der vermeintliche
Grund: Während eines Luftangriffes
hatte er ausgesprochen, was viele
dachten: „Nun kann nur noch Gott helfen“.
1944 stirbt von Praun auf ungeklärte Weise
in Haft. Während der Trauerfeier kommt es
zum Eklat. Landesbischof Meiser ist gekommen
und geht auf den vermeintlichen
Selbstmord ein. Die Witwe von Praun ist von
den Anprachen enttäuscht. Sie spricht vor
dem Sarg stehend die Worte aus der Bergpredigt:
„Selig sind, die um Gerechtigkeit
willen verfolgt werden, denn sie werden
Gott schauen“. Daraufhin verlassen Landesbischof
Meiser und die übrige Kirchenprominenz
die Trauerfeier. Sie fürchten, die
Beisetzung werde als politisches Manifest
gegen das Naziregime gedeutet. Irene von
Praun dagegen ist der festen Überzeugung,
dass ihr Mann zum Märtyrer seiner Kirche
geworden sei.
Hans Leipelt
In der zehnminütigen Videosequenz erzählt
in erster Linie die damalige Freundin
von Hans Leipelt, Marie-Luise Jahn, dessen
Geschichte. Die Biografie Leipelts ist unter
verschiedenen Gesichtspunkten wie seines
jungen Alters und seiner Verbindung zur
Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gerade
auch für Jugendliche interessant.
Hans Leipelt kommt als 20-Jähriger zur
Fortsetzung seines Studiums 1941 nach
München. Geboren 1921 in Wien, wuchs er in
einer evangelischen Familie auf. Doch seine
Mutter gilt nach Nazidiktion als „Volljüdin“.
Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn begegnen
sich im Institut ihres Chemieprofessors,
dem Nobelpreisträger Heinrich
Wieland, der sogenannte halbjüdische Studenten
in seinem Institut zum Studium aufnahm.
Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn
hatten in dieser Zeit weder an den Treffen
der „Weißen Rose“ teilgenommen noch eines
der Flugblätter mitverfasst. Hans Leipelt
hatte das sechste Flugblatt mit der
Post erhalten. Der Inhalt begeisterte ihn
und Marie-Luise. So beschlossen beide
spontan, dieses letzte Flugblatt der Gruppe
weiter zu verteilen.
Im Herbst 1943 wurde Hans Leipelt verhaftet;
er war denunziert worden. Zusammen
mit Marie-Luise Jahn hatte er für den Unterhalt
der Familie des mittlerweile hingerichteten
Professors Huber gesammelt. Im
Abschiedsbrief an seine Schwester schrieb
er: „Zutrauen zu Gott dürfen, ja müssen wir
haben, auch wenn wir seine Wege einmal
nicht verstehen und vielleicht sogar hart
finden. … Ich fühle im wahrsten Sinne des
Wortes göttliche Ruhe in mir und sterbe
ohne Angst in der Hoffnung auf Gottes Vergebung.“
Am 29. Januar 1945 wird Hans
Leipelt in Stadelheim hingerichtet.
Werner Sylten
Werner Sylten steht beispielhaft für die in
nationalsozialistischen Konzentrationslagern
ermordeten Pfarrer. Sein Sohn, Walter
Sylten, sowie ein ehemaliger Mithäftling,
Priester Hermann Scheipers, schildern
in der fast vierzehnminütigen Videosequenz
eindrücklich diese Biografie der Verweigerung.
Werner Sylten wurde 1893 in der Schweiz
geboren und wuchs nahe Würzburg auf. Er
entstammte einem liberalen Elternhaus.
Sein Vater war Jude, seine Mutter Christin.
Später lebte er mit seiner Familie in Bad
Köstritz in Thüringen, wo er ein evangelisches
Mädchenheim leitete. Sylten ist Anhänger
der religiösen Sozialisten und für
die Nationalsozialisten ein „Halbjude“. Die
Arbeit im Mädchenheim wird ihm versagt,
für kirchliche Stellen ergeht die Weisung
„unerwünscht“. In Berlin arbeitete er
schließlich bis zu seiner Verhaftung im
Februar 1941 in der „Kirchlichen Hilfsstelle
für evangelische Nichtarier“, dem Büro
Grüber. Zunächst ist Werner Sylten im KZ
Sachsenhausen inhaftiert, noch im Laufe
des Jahres wird er nach Dachau deportiert.
Katholische und evangelische Geistliche
aus ganz Europa sind hier im „Pfarrerblock“
zusammengepfercht. Den Pfarrern
ist es gestattet, in ihrem Block Gottesdienste
abzuhalten – für viele der Geistlichen
ein wichtiger Trost. Im August 1942
ist Werner Sylten mit seinen Kräften am
Ende. Er wird ins Krankenrevier verlegt
und dort bei einer Selektion durch SS-Ärzte
einem Invalidentransport zugeteilt. Der
Invalidentransport aus dem KZ Dachau endet
in Schloss Hartheim bei Linz. In der sogenannten
Euthanasie-Anstalt wird Werner
Sylten Mitte August 1942 durch Vergasung
ermordet.
Menü „Landesbischof im Dritten Reich:
Hans Meiser“
Die Dokumentation beleuchtet unter Bezugnahme
auf neu entdecktes Archivmaterial
und Einschätzungen der Kirchengeschichtsexperten
Professor Carsten Nicolaisen
und Dr. Björn Mensing kritisch die
Amtszeit Hans Meisers als Landesbischof
der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Bayern von 1933 bis 1955. Der Sohn des
1956 Verstorbenen schildert zudem eindrucksvoll
die Ereignisse rund um die
Amtsenthebung und Wiedereinsetzung
Meisers 1934.
Der ca. 26-minütige Film ist sowohl im Ganzen
als auch in folgenden sechs Sequenzen
abrufbar, wobei die sechste Sequenz „Wir
haben oft genug versagt“ Das Beispiel
Hans Meiser im Menü „Und nach 1945?“ zu
finden ist.
Annäherung von Kirche und NS-Staat
Die bayerische Landessynode wandelt das
Amt des Kirchenpräsidenten in das eines
Landesbischofs um und entmachtet sich
damit selbst, indem sie es mit außerordentlichen
Vollmachten ausstattet („Gesetz
zur Ermächtigung zum Erlass von Kirchengesetzen“).
Sie kopiert damit das
„Führerprinzip“ für die Kirche. Meiser erkennt
„den drohenden Konflikt“ mit dem
neuen Regime und verlegt sich auf Diplomatie,
um „nicht an den Rand des Geschehens
hinausgeschleudert“ zu werden und
die Eigenständigkeit und Einflussmöglichkeiten
der Kirche gänzlich zu verlieren.
„Des Führers allergetreueste Opposition“
Gegen Versuche des deutschchristlichen
Reichsbischofs (Ludwig Müller), die Eigenständigkeit
der Landeskirchen aufzuheben
und deren Leitung zu übernehmen, protestiert
Meiser (zusammen mit dem württembergischen
Landesbischof Theophil Wurm)
bei Hitler persönlich. In einer Audienz weigert
sich Hitler, Müller abzuberufen. Die
Sequenz beleuchtet mit Einschätzungen
des Kirchenhistorikers Prof. Carsten
Nicolaisen die denkwürdige Entgegnung
Meisers: „Wenn der Führer bei seinem
Standpunkt verharren will, bleibt uns
nichts anderes übrig als seine allergetreueste
Opposition zu werden.“
Kirchenkampf
Meiser wird wegen seines Widerstandes gegen
den Reichsbischof abgesetzt. An den
Originalschauplätzen wird gezeigt, wo Meiser
in München seinen Hausarrest verbrachte.
Sein Sohn schildert Begegnungen mit
der SS und Gestapo. Schnell formiert sich eine
gewaltige Opposition in der evangelischen
Kirche für den Bischof. Professor Nicolaisen
erörtert, dass sich daraus jedoch
keine grundsätzliche Opposition gegen die
Diktatur entwickelt hat. Hitler nimmt die
Amtsentsetzung schließlich zurück.
„Intakte Kirche“
Durch den Sieg Meisers im Kirchenkampf
bleibt die bayerische Landeskirche vermeintlich
„intakt“. Mit diplomatischen Entgegenkommen
versucht Meiser, weitere
Konflikte mit dem Regime zu vermeiden.
Krieg und Holocaust
Meiser äußert sich nach dem Polenfeldzug
erleichtert über die Rückkehr der in Versailles
unter Zwang abgetretenen deutschen
Gebiete. Meiser schweigt aus Sorge
um die „Intaktheit“ seiner Landeskirche zu
Euthanasie und Judenverfolgung und
-vernichtung, die bei öffentlichem Protest
nicht zu gewährleisten sei. Meisers Lan-
deskirche unterstützt jedoch finanziell als
einzige Landeskirche die Hilfestellungen
der Bekennenden Kirche für verfolgte Juden,
das Büro Grüber.
Menü „Und nach 1945?“
„Wir haben oft genug versagt.“
Das Beispiel Hans Meiser
Meiser setzt sich zusammen mit Kardinal
Faulhaber bei der amerikanischen Besatzungsmacht
für die Wiederaufnahme von
Parteimitgliedern in den kirchlichen Dienst
ein. Meiser unterzeichnet die Stuttgarter
Erklärung der EKD, hält aber weitere kollektive
Schuldbekenntnisse für unnötig.
Als erster Landesbischof schafft er das
„Führerprinzip“ in der Landeskirche ab und
gibt der Landessynode ihre Macht zurück.
In der Synode bekennt er eigenes Versagen,
Wiedergutmachung könne jedoch nur
durch zukünftiges besseres Handeln geleistet
werden. Kritik von Leuten, die in der
NS-Zeit keine Verantwortung für Viele trugen,
hält er für nicht zielführend. Er organisiert
Rechtsbeistand für Angeklagte in
den alliierten Kriegsverbrecherprozessen.
Der Pfarrer und Historiker Björn Mensing
kritisiert Meisers Bemühungen um ein ansatzweise
faires Verfahren für deutsche
evangelische Angeklagte vor den alliierten
Gerichten. Meiser hält bis zu seinem Tod an
der in den christlichen Kirchen verbreiteten
Lehre von der Notwendigkeit der Judenmission
fest.
Gedenken: Das Beispiel Dietrich Bonhoeffer
Die Galerie zeigt vier Fotografien von
Denkmalen sowie eine Briefmarke zu Ehren
Dietrich Bonhoeffers. Neben der Interpretation
der Denkmale an sich, können die
Fotografien als Impuls für die Beschäftigung
mit folgenden Fragen dienen: Wessen
wurde nach 1945 gedacht und auf welche
Art und Weise? Was ist ein Denkmal, welche
Funktionen soll es erfüllen?




Bezug zu Lehrplänen und Bildungsstandards
Die Schülerinnen und Schüler können:
- unterschiedliche Haltungen von Christen
zum Nationalsozialismus aus deren theologischen
Vorstellungen herleiten
- an einem Beispiel erläutern, wie aus christlicher
Überzeugung gegen die nationalsozialistische
Ideologie und Praxis Widerstand
geleistet wurde
- die Problematik des Umgangs mit Schuld an
Beispielen aus der neueren Kirchengeschichte
erläutern und in Beziehung setzen
zu einem evangelischen Verständnis von
Rechtfertigung und Verantwortung
- Schlüsselereignisse, Personen und Merkmale
des Kirchenkampfes benennen
- Ideologie und Unterdrückungsmechanismen
der NS-Diktatur charakterisieren
- das Problem von Anpassung und Widerstand
unter dem NS-Regime und in totalitären
Systemen allgemein diskutieren
- ein Bewusstsein für das Problem eines kollektiven
Schuldbekenntnisses, eines kollektiven
Gewissens und eines kirchlichen
Schuldbekenntnisses ohne Erteilung der
Absolution vor dem Hintergrund protestantischer
Lehren und Grundüberzeugungen
haben
- die Problematik von Widerstand bzw.
Verweigerung auf die heutigen politischen
und gesellschaftlichen Verhältnisse
übertragen
- Argumente für und wider politisches
Engagement seitens der Kirche vortragen
- die Wirkungen von Meinungsäußerungen von
Amtsträgern und Privatmenschen ein- und
deren Folgen abschätzen
- verschiedene Sichtweisen wahrnehmen,
gegenüberstellen und als berechtigt
anerkennen
- einseitige Darstellungen von Ereignissen
erkennen und kritisch reflektieren.
Vorkenntnisse
Den Schülerinnen und Schülern sollten innenund
außenpolitische Belastungsfaktoren (politisch
systemisch, wirtschaftlich, sozial und
geographisch) der Weimarer Republik und die
sich daraus ergebenden Bedingungen für
Machtübertragung und „Gleichschaltung“ bekannt
sein. Die Geschichte des Nationalsozialismus
sollte ihnen zumindest in Grundzügen
vertraut sein.