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Politische Philosophie des Gemeinsinns Bd. 3 Politik der Ästhetik: Die Romantik
Politische Philosophie des Gemeinsinns
Bd. 3 Politik der Ästhetik: Die Romantik




Oskar Negt

Steidl
EAN: 9783958299825 (ISBN: 3-9582998-2-2)
656 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, August, 2022

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Siehe Werbetext.
Rezension
War die Romantik eine anti-aufklärerische Geistesströmung oder eine Fortsetzung der Aufklärung? Verarbeiteten Novalis und E.T.A. Hoffmann in ihrem Werk die Französische Revolution? Entwickelten Vertreter der Romantik eine materialistische Ästhetik? Welche Bedeutung kam der Subjekt-Objekt-Konstitution in der romantischen Philosophie zu? War die Geistesströmung der Romantik unpolitisch und antimodern?
Fundierte Antworten auf diese philosophiegeschichtlichen Fragen geben in der Regel Philosoph:innen oder Literaturwissenschaftler:innen. Solche erhielt man aber auch - und das in gut verständlicher Form - in der vierstündigen Großvorlesung, welche der Sozialwissenschaftler Oskar Negt (*1934) an der Universität Hannover im Wintersemester 1976/77 und im Sommersemester 1977 gehalten hat. Sie richtete sich nicht nur an die Studierenden der Soziologie, sondern an alle, die bereit waren, philosophische Reflexionswege mitzugehen. Diese Vorlesungen erschienen jüngst erstmals in Buchform im Steidl Verlag, wo auch die 20 Bände umfassende Werkausgabe von Negt vorliegt. Herausgegeben werden die Vorlesungen des sozialistischen Denkers von der Hans-Böckler-Stiftung. Der dritte Band der erstmals veröffentlichten Vorlesungen des Soziologieprofessors zur „Politischen Philosophie des Gemeinsinns“ trägt den Titel „Politik der Ästhetik: Die Romantik“.
Politische Philosophie identifiziert Negt dabei als den Kern der Philosophie. Theorie begreift der Soziologe als ein „Medium der Orientierung für praktische Politik“. Für ihn zeigt sich in den Arbeiten von Novalis und E.T.A. Hoffmann, dass die Romantik als eine Vertiefung der Aufklärung und ein Beitrag zur Moderne zu begreifen ist. Negts vor 45 Jahren in seinen Vorlesungen vorgetragene Erkenntnisse zum Profil der Romantik decken sich mit der Perspektive auf diese Epoche in der aktuellen Forschung. Romantik wird dort nicht als Rückschritt gegenüber der Aufklärung interpretiert, sondern als „zweiten Impuls der europäischen Moderne“(Stefan Matuschek) verstanden. Zudem nimmt Negt in seinen Ausführungen Bezug auf aktuelle politische Ereignisse seiner Zeit. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Germanistik erhalten durch die vorliegenden Vorlesungen eine sehr gute Einführung in die tiefsinnigen Reflexionen romantischer Schriftsteller im Kontext der politischen Geschichte.
Fazit: Oskar Negt leistet mit dem neuen Vorlesungsband seiner „politischen Philosophie des Gemeinsinns“ über die politische Ästhetik der Romantik einen wichtigen Beitrag zu einer Reaktualisierung der Epoche in Hinsicht auf eine kritische Gesellschaftstheorie.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Oskar Negt hatte unter dem Titel »Philosophie und Gesellschaft« im Wintersemester 1974/75 an der Universität Hannover einen großen Vorlesungszyklus begonnen. Er wollte darin eine neue Interpretation des Marxismus als epochaler Theorie in praktischer Absicht entwickeln. Ausgangspunkt dieses Unternehmens war die Ausein- andersetzung mit seinen philosophischen Quellen: eine Vorlesung zu Kant bildete den Anfang, worauf eine weitere zur dialektischen Philosophie Hegels folgte. Am Ende beschlichen Negt jedoch Zweifel am eigenen Vorhaben und gaben Ausschlag dafür, die Pläne zu verändern.
Ins Zentrum rückte Negt nun anstelle von Kant, Hegel, Marx und Freud die verschiedenen deutschen Verarbeitungsformen der französischen Revolution, in der Philosophie wie in der Literatur. Zwei Autoren standen dabei für ihn, neben allgemeinen Reflexionen zu Politik und Ästhetik, im Mittelpunkt des Interesses – Novalis und E. T. A. Hoffmann. Sie brachten die Unterseite der menschlichen Existenz ins Bewusstsein: Gebrochenheit, Zweifel und Sinnfragen, die auch als eine Verarbeitung politischer Verhältnisse verstanden werden können. Vielleicht ging es Negt auch um eine Politisierung der Romantik, in jedem Fall aber um eine politische Neubewertung der Epoche.
Nachwort von Hendrik Wallat
656 Seiten
Fester Einband / Leineneinband
14 x 21.3 cm
Deutsch
ISBN 978-3-95829-982-5
1. Auflage 08/2022
€ 38.00 inkl. MwSt.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 9
Editorische Notiz 11
»Literatursoziologie I« Wintersemester 1976/77
Ankündigung der Vorlesung
»Literatursoziologie I« Wintersemester 1976/77 15
25. Juni 1976
Literatur und Erkenntnis 23
Vorlesung vom 21. Oktober 1976
Die politische Substanz großer Literatur -
Grundkategorien der Interpretation 34
Vorlesung vom 22. Oktober 1976
Der Begriff der Geschichte 54
Vorlesung vom 28. Oktober 1976
Subjektive und objektive Phantasie -
Revolution und Zeitbewusstsein 68
Vorlesung vom 29. Oktober 1976
Das Problem der Masse 84
Vorlesung vom 4. November 1976
Massen in der Oktoberrevolution - Majakowski 100
Vorlesung vom 5. November 1976
Majakowski - Charakter der Oktoberrevolution 121
Vorlesung vom 12. November 1976
Dichter und Gesellschaft - Biermann 143
Vorlesung vom 18. November 1976
Subjekt-Objekt-Konstitution in ihrer politischen Dimension 160
Vorlesung vom 19. November 1976
Veränderung der Naturwahrnehmung
Ursprüngliche Akkumulation - B. Traven 182
Vorlesung vom 2. Dezember 1976
Subjektkonstitution
Ursprünglche Akkumulation - B. Traven 195
Vorlesung vom 3. Dezember 1976
Romantik 217
Vorlesung vom 9. Dezember 1976
Novalis Biographie 228
Vorlesung vom 10. Dezember
Novalis Biographie, »Ofterdingen« 242
Vorlesung vom 16. Dezember
Natur, Poesie, Sinne 252
Vorlesung vom 17. Dezember 1976
Die Sinne - Orpheusmythos 266
Vorlesung vom 6. Januar 1977
Interpretation des >Bergmann-Kapitels<
im »Ofterdingen« 273
Vorlesung vom 7. Januar 1977
Kontexte des »Ofterdingen« 284
Vorlesung vom 13. Januar 1977
Symbolik und Neuplatonismus bei Novalis -E.T.A. Hoffmann 294
Vorlesung vom 14. Januar 1977
Erzählstruktur des »Ofterdingen« - Naturphilosophie 312
Vorlesung vom 20. Januar 1977
Roman, Märchen und Erzählung im romantischen Kunstwerk 321
Vorlesung vom 21. Januar 1977
Das Klima der Romantik I:
Annäherungen an eine Gesamtinterpretation 338
Vorlesung vom 2J, Januar 1977
Das Klima der Romantik II:
die Suche nach der deutschen Identität 353
Vorlesung vom 28. Januar 1977
Grunderfahrungen der Romantik:
Tod, Identität, Widerspruch und Versöhnung 368
Vorlesung vom 3. Februar 1977
Das Verhältnis von Besonderem und Allgemeinem
am Problem des Todes 382
Vorlesung vom 4. Februar 1977
Subjekt der Romantik -
Gegenwart und Romantik 398
Vorlesung vom 10. Februar 1977
Realität und Realismus bei E.T.A. Hoffmann - Kater Murr 412
Vorlesung vom 21. April 1977
Bedeutung des Alltags - Wahnsinn und Gesellschaft 423
Vorlesung vom 22. April 1977
Wahnsinn bei Platon und Hegel 447
Vorlesung vom 5. Mai 1977
Wahnsinn bei Hegel- Einsiedler Serapion und Rat Krespel 463
Vorlesung vom 6. Mai 1977
Verlebendigung der Sachen - die Automate 481
Vorlesung vom 20. Mai 1977
Ich und Nicht-Ich - Automaten und Verdinglichung 497
Vorlesung vom 26. Mai 1977
Ich-Spaltung und bürgerliche Gesellschaft- Sandmann 513
Vorlesung vom 27. Mai 1977
Freuds >Sandmann< 530
Vorlesung vom 9. Juni 1977
Biographie - Kreisleriana 547
Vorlesung vom 10. Juni 1977
Biographisches - Meister Floh 566
Vorlesung vom 16. Juni 1977
Meister Floh - Verfolgungsklima 582
Vorlesung vom 23. Juni 1977
Nachwort 603
Anmerkungen 626