„Ich […] möchte ihn [den Betrachter] verwirren […]. Ich möchte nicht, dass man vor meinen Bildern einschläft und vor Glückseligkeit seufzt.“ Mit diesen Worten grenzte Pablo Picasso (1881-1973) seine Ästhetik von der anderer Künstler ab. Von dem Wahrheitsgehalt der Selbstaussage des spanischen Malergenies zeugen nicht nur seine berühmten Gemälde, sondern auch sein grafisches Werk, das als das größte des 20. Jahrhunderts gilt. Die Unterschiede zwischen diesem und dem von künstlerischen Zeitgenossen Picassos werden in dem Buch „Picasso trifft Kollegen“ anhand ausgewählter Grafiken und biographischer Details anschaulich beleuchtet. Als Kollegen Picassos hat der Verfasser der Monographie, der Direktor des Kunstmuseums Pablo Picasso Münster, Markus Müller, vier international bekannte ausgewählt: den ehemaligen Fauvisten und Kubisten Georges Braques, den „Maler-Poeten“ Marc Chagall, den ehemaligen Hauptvertreter des Fauvismus und späteren Repräsentanten der Klassischen Moderne Henri Matisse sowie den Künstler der Klassischen Moderne Joan Miró. Dass die Beziehungen und Begegnungen zwischen Picasso und seinen künstlerischen Mitstreitern nicht spannungsfrei waren, kann Müller in seinen Ausführungen überzeugend belegen.
Bei seinem Buch, das im Wienand Verlag erschienen ist, handelt es sich um den Jubiläumsband anlässlich des 20jährigen Bestehens des Kunstmuseums Pablo Picasso. Dieses Haus in Münster ist das einzige in der Bundesrepublik, das sich der Kunst des spanischen Malers, Grafikers und Bildhauers widmet. Am 19.9.2020 wurde dort die sehenswerte Ausstellung „Picasso/Míro – Eine Freundschaft“ eröffnet. Seit 2000 hat das auf grafische Künste der klassischen Moderne fokussierte Museum einige hochkarätige Ausstellungen gezeigt, auch zu den vier oben genannten Kollegen Picassos: „Braque – Graphisches Werk“(2003), „Matisse: Picasso. Ihr künstlerischer Dialog im buchillustrativen Schaffen“(2005), „Braque – Miró – Picasso: Die Protagonisten der Moderne“(2007), „Marc Chagall und die Bibel“(2012), „Georges Braque – Von Göttern, Helden und Vogelzeichen“(2013), „Henri Matisse – Die Kunst zum Singen bringen“(2016), „Marc Chagall und der wache Träumer“(2018) oder „Im Rausch der Farbe – Von Gaugin bis Matisse“(2019).
In seinem reich illustrierten Jubiläumsband stützt sich Müller auf geschickt eingestreute Selbstreflexionen der Künstler sowie gekonnte Interpretationen ihres Werks. Berücksichtigt werden in dem in exzellenter Druckqualität vorliegenden Buch von ihm u.a. Picassos berühmte verschiedene Zustände umfassende Lithografien wie „Der Stier“(1945-46) oder „Die zwei Frauenakte“(1945/46). Von Braque finden sich Farbradierungen zu dessen Lebensthema, Vogel im Flug. Radierungen aus dem Malerbuch „Bible“(1956) von Marc Chagall sind abgedruckt, sowie Farblithografien. Von Henri Matisse berücksichtigt Müller u.a. Radierungen und die Schablonendrucke aus dem Malerbuch „Jazz“(1947). Miro ist mit Lithografien vertreten, u.a. mit dem berühmten Plakat für die Fußball-Weltmeisterschaft in Spanien 1982. Des Weiteren geben im Band seltene Fotographien von David Douglas Duncan einen Einblick in Picassos Werkstatt und die Entstehung seiner Werke. Kunstlehrkräfte werden durch das Buch motiviert, sich in ihrem Unterricht mit dem Œuvre Picassos im Vergleich zu dem anderer Künstler des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen.
Fazit: Markus Müller gibt mit seinem ästhetisch überaus ansprechenden Bild-Text-Band „Picasso trifft Kollegen“ einen hervorragenden Einblick in das Werk und das künstlerische Selbstverständnis von Picasso und in das von vier seiner Zeitgenossen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Der Jubiläumsband des 20 Jahre jungen, aber längst renommierten und einzigen Picasso-Museums in Deutschland ist ein „Who’s who“ der Großen der Moderne. Dem Status des Münsteraner Hauses als Zentrum für künstlerische Grafik der klassischen Moderne entsprechend, stehen die grafischen Künste im Zentrum. Der Band stellt eine anekdotenreiche Schilderung der Begegnungen Picassos mit seinen vier berühmten Mitstreitern Georges Braque, Marc Chagall, Henri Matisse und Joan Miró dar. Mal durch Eifersucht verbunden, mal verehrt – kein Aufeinandertreffen mit seinen Kollegen ähnelt dem anderen. Zusammen ergeben sie ein faszinierendes Gesamtbild von Picassos Werken unter Einbeziehung der anderen großen Maler.

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