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Patientenautonomie am Lebensende
Medizinische, ethische und rechtliche Grundlagen für die klinische Praxis
Markus Waldner
Reihe: Ethik der Lebenswelten
LIT
EAN: 9783643510006 (ISBN: 3-643-51000-4)
422 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2021
EUR 44,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Autonomie und Selbstbestimmung eines Patienten am Lebensende sind im medizinethischen sowie im medizinrechtlichen Diskurs der vergangenen Jahrzehnte zu einem Thema ausführlicher Betrachtung geworden. Welche daraus resultierenden Erkenntnisse für die klinische Praxis von wissenschaftlichem und praktischem Nutzen sind, versucht dieses Buch in detaillierter Form zu zeigen.
Instrumente zur Wahrung der Patientenautonomie am Lebensende wie die Patientenverfügung, die Vorsorgevollmacht und weitere gesetzliche Bestimmungen werden vor dem Hintergrund einer dialogischen Ethik in anwendbarer Form behandelt.
Markus Waldner studierte Philosophie, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Medizin in Wien. Forschungsschwerpunkte: Medizinethik und Medizinrecht.
Rezension
Die Medizinethik gehört in der Gegenwart wohl zu den drängendsten materialethischen Problemfeldern; denn unsere Gesellschaft wird auf Grund des demographischen Wandels nicht nur immer älter, auch angesichts neuer medizintechnischer Möglichkeiten haben sich grundlegend neue Fragen nach Anfang und Ende menschlichen Lebens aufgetan. Medizinethik soll begründete Prinzipien und Regeln aufstellen, nach denen bestimmte Handlungen im medizinischen Kontext als gut oder schlecht, legitim oder unzulässig bewertet werden können. Besonders in der letzten Phase des Lebens bestimmen Fragen der künstlichen Ernährung, intensivmedizinische Maßnahmen und schmerztherapeutische Angebote Aufgabenspektrum und Selbstverständnis der Medizin und Pflege. Dies betrifft Patienten, Angehörige und Gesundheitsdienste gleichermaßen und stellt den Wunsch nach einem menschenwürdigen Sterben oft massiv infrage. Instrumente zur Wahrung der Patientenautonomie am Lebensende, insbesondere die Patientenverfügung und die Vorsorgevollmacht werden in diesem Band für die klinische Praxis in medizinischer, ethischer und rechtlicher Hinsicht diskutiert. Bei den Überlegungen, die Verbindlichkeit von Patientenverfügungen durch eine gesetzliche Verankerung zu stärken, stellen sich weitreichende ethische und rechtliche Fragen, u.a.: Wie verhalten sich die ethischen Prinzipien der Selbstbestimmung des Patienten und der ärztlichen Fürsorge zueinander? Wie ist die Reichweite einer Patientenverfügung zu bestimmen: Soll sie auch für Patienten im Wachkoma und für demenzkranke Menschen gelten?
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ethik der Lebenswelten
Herausgegeben von: Prof. Dr. Peter Kampits
Inhaltsverzeichnis
VORWORT DES HERAUSGEBERS DER REIHE
ETHIK DER LEBENSWELTEN 11
VORWORT 13
ZUR THEMATIK 15
I. FREMD BIN ICH EINGEZOGEN, FREMD ZIEH' ICH WIEDER AUS — STERBEN IN EINER HOCHENTWICKELTEN GESELLSCHAFT 19
Der freie Mensch als Patient 28
Vom Dialog zur Philosophie — vom Gespräch zur therapeutischen Entscheidung 31
Beziehung statt Betrachtung 35
Beziehung statt Befund 36
Die Grenzen einer evidenzbasierten Medizin 38
Das Ich wird am Du 45
Ethik und Recht — Möglichkeiten und Grenzen im klinischen Alltag 48
Deontologische Ethik 51
Teleologische Ethik 51
Die Unfehlbarkeit ethischer Konzepte 53
Diskursimmanente Grenzen 56
II. PATIENTENAUTONOMIE VERSUS PATERNALISMUS 59
Merkmale und Voraussetzungen einer autonomen Entscheidung 62
Informed consent — die informierte Einwilligung 65
Medizinische Aufklärung 68
Herausforderungen für die Arzt-Patient-Beziehung in der medizinischen Aufklärung 72
Kommunikations- und Einwilligungsfähigkeit 79
Einwilligung und Behandlungsvertrag — rechtliche Mindestanforderungen 83
Selbstbestimmung als Grundrecht 85
Verlust der Einwilligungsfähigkeit 89
Selbstbestimmung am Lebensende 95
Medizinischer Paternalismus als Nebenwirkung des Systems 100
Formen von medizinischem Paternalismus 102
Person, Autonomie, Würde — der Circulus vitiosus des Paternalismus 106
Die Person philosophiehistorisch 106
Der Sterbende als Person 111
Zur Unanwendbarkeit des Personenbegriffs am Lebensende 114
Individuum statt Person 122
Die Würde des Menschen als Begriff im medizinethischen Diskurs 125
Autonomie und Institution 129
Die Verantwortung des Sterbenden 132
Autonomie im Gesetz — zur Verrechtlichung ethischer Normen 136
Vom ethischen Diskurs zur gesetzlichen Regelung 137
Vom SOLL zum IST 138
Die kritische Analyse des IST-Zustandes 140
Die Unzulänglichkeiten eines Regelkreises 144
Die ethische Dimension der Zeit — Veränderung in kleinen Schritten 147
Die zeitliche Folge kleiner Schritte 151
Grenzen von Freiheit und Selbstbestimmung 153
III. IM DIALOG MIT STERBENDEN MENSCHEN — HosPIZBEWEGUNG UND PALLIATIVVERSORGUNG AM LEBENSENDE 157
Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben 159
Sterben zu Hause 161
Palliative Care — die multidisziplinäre Betreuung Sterbender 163
Formen der Palliativversorgung 167
Entscheidungen über lebensverlängernde Maßnahmen 171
Die Entscheidungsautonomie des Sterbenden 173
Handlungskontrolle und Absicht 176
Irrtümlicher Tatvorwurf an Arzt und Patient 178
Sterben zulassen 184
Unverhältnismäßige Therapie am Lebensende 188
Das Leben kurze Zeit verlängernde Maßnahmen 191
Mutmaßlicher Wille und Mutmaßung 199
Künstliche Ernährung und Flüssigkeitsgabe bei Sterbenden 202
Entscheidungsfindung in der klinischen Praxis 206
Leitlinien und Orientierungshilfen in der Intensivtherapie 213
Sterben zulassen ist keine vorsätzliche Tötung 215
Alternativlose Therapien am Lebensende 217
Konkrete Rechtsunsicherheit im Zusammenhang mit der Behandlung sterbender Menschen 221
Selbstbestimmung bis zum Tod — der autonome Wunsch nach palliativer Sedierung 226
IV. VORSORGE AUS VERANTWORTUNG — ANTIZIPIERTE SELBSTBESTIMMUNG AM LEBENSENDE 231
Zur Vorausverfügbarkeit einer autonomen Entscheidung im medizinethischen Kontext 231
Eine vermeidbare Ausweglosigkeit 232
Vorbehalte gegenüber einer autonomen Vorausverfügung 234
Das Risiko einer Patientenverfügung 238
Die Patientenverfügung als Teil des persönlichen Lebensentwurfes — zur gesetzlichen Regelung in
Österreich 241
Verbindliche und andere Patientenverfügungen 242
Die gesetzlichen Kriterien einer verbindlichen Patientenverfügung 244
Das dialogische Potential anderer Patientenverfügungen 247
Der autonome Behandlungsverzicht vor dem Hintergrund einer Patientenverfügung 250
Unwirksamkeit und Zugang einer Patientenverfügung 256
Patientenverfügungen und ihr Verbreitungsgrad 259
Verbesserungsmöglichkeiten zur gegenwärtigen gesetzlichen Regelung der Patientenverfügung 263
Die Patientenverfügung als Maßnahme der Vorsorge 267
Delegierte Selbstbestimmung - die Vorsorgevollmacht 270
Zugang zu einer Vorsorgevollmacht 274
Erwachsenenschutzrecht und Erwachsenenvertretung 277
Medizinrechtliche Grundlagen der Erwachsenenvertretung 279
-Gewählte Erwachsenenvertretung 280
Gesetzliche Erwachsenenvertretung 283
Gerichtliche Erwachsenenvertretung 288
Erwachsenenvertreter-Verfügung 291
Aktueller und antizipierter Wille versus Erwachsenenvertretung 292
V. STERBEN IN EINER WELT DER DIGITALEN OBERFLÄCHLICHKEIT 299
Stille Euthanasie 299
Mitwirkung am Selbstmord und Tötung auf Verlangen 304
Das gesetzliche Verbot der Mitwirkung am Selbstmord in Österreich 305
Das gesetzliche Verbot der Tötung auf Verlangen in Österreich 309
Mitwirkung am Selbstmord und Tötung auf Verlangen im medizinethischen Kontext 312
Selbst bestimmt oder von Angst bestimmt? 313
Eine Welt ohne Sterben? 318
Werbung für den schnellen Tod? 321
Die ethische Frage der Notwendigkeit 324
Das Gegenangebot 326
Sterben lernen 327
Lasst die Kinder zu den Sterbenden 331
Schritte zu einer verbesserten Wahrung der Patientenautonomie am Lebensende 333
Wir müssen übers Sterben reden 333
Palliative Care — bedarfsgerechte Versorgung 334
Vorsorge für das eigene Lebensende 336
Verbindliche Richtlinien für ein Sterben zulassen 337
§ 110 StGB als Offizialdelikt 338
Weitere Möglichkeiten 339
SCHLUSSBETRACHTUNG 341
ANHANG 345
Hippokratischer Eid des Arztes versus Selbstbestimmung des Patienten 345
Begriffserklärungen 348
Medizinethische Terminologie — alt 348
Medizinethische Terminologie — neu 351
Medizinrechtliche Terminologie — exemplarisch 354
Rechtsgrundlagen — themenrelevante Gesetzesauszüge 356
Strafgesetzbuch — StGB 356
Ärztegesetz — ÄrzteG 365
Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetz — KAKuG 365
Patientenverfügungs-Gesetz — PatVG 366
Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch — ABGB 371
Notariatsordnung — NO 390
Patientenverfügung — Musterformular 392
LITERATUR 397
REGISTER 419
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