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Papstkirche und Volkskirche im Konflikt Die Kommunikationsstrategien von Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus
Papstkirche und Volkskirche im Konflikt
Die Kommunikationsstrategien von Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus




Petra E. Dorsch-Jungsberger

LIT
EAN: 9783643122261 (ISBN: 3-643-12226-8)
512 Seiten, paperback, 16 x 22cm, 2014

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die katholische Kirche ist das größte Kommunikationsunternehmen der Welt. Doch die Pflege der Kirchengemeinschaft ist unter den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. vernachlässigt worden: Sie weigerten sich, religiöse Klarheit über die neuen Sittengesetze der Zivilgesellschaft zu schaffen. Stattdessen verlegten sie sich auf Propaganda und schließlich Schweigen. Doch Dank der aktiv gewordenen Medienöffentlichkeit wurde nicht nur die umfassende Vertuschungspolitik des Vatikans in Sachen Missbrauch bekannt, sondern auch, dass sich in der Gemeindekirche eine Kultur des Ungehorsams entwickelt hatte, die das Schisma zwischen Papstkirche und Volkskirche offenbarte. Franziskus, dem bewusst war, dass er ein "Feldlazarett" übernommen hatte, hat starke Zeichen gesetzt, um eine Versöhnung der Gläubigen mit dem Papst einzuleiten.

Petra Dorsch-Jungsberger, Dr. phil, Dr. phil habil. Professor für Kommunikationswissenschaft (emerita) Universität München.
Rezension
Eine weitgehend noch barocke Institution mit absolutistischen Herrschaftstendenzen wie der Vatikan vermag sich in demokratischen Zivilgesellschaften kaum noch adäquat zu vermitteln, - das haben die durchaus sehr unterschiedlichen Pontifikate Johannes Pauls II. und Benedikt XVI. unlängst verdeutlicht mit ihrer Beibehaltung eines barocken Kirchenstils mit strenger Betonung der traditionellen Hierarchie. Der neue argentinische Papst Franziskus (2013) verlegt schon mit der Wahl seines Namen den Schwerpunkt nach "ganz unten". Mit ihm könnte die Spaltung zwischen "Papstkirche und Volkskirche" (Buchtitel) überwunden werden - und das wäre für das Überleben der Katholischen Kirche von elementarer Bedeutung, wie die Verfasserin in einer Analyse der drei Pontifikate grundlegend feststellt: Die Kirche gefährdet ihre Existenz, wenn sie den Wandel innerhalb der Zivilgesellschaft nicht zur Kenntnis nimmt. Die Öffentlichkeitsarbeit von Papst Franziskus bewegt sich eher auf dem Niveau der Alltagswirklichkeit; sein Amtsverständnis richtet sich mehr am Leben Jesu aus. Das lässt hoffen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Religion - Medien - Kommunikation
Herausgegeben von Prof. Dr. Walter Hömberg, Prof. Dr. Michael Schmolke
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 1

Teil I
Grundlagen der Kommunikation in Glaubenssachen 7


1. Kapitel
Grundpfeiler kirchlicher Kommunikation 11

1.1 Das Amt des Papstes 11
1.2 Religion und Zeit 14
1.3 Gemeindekirche und „Reichskirche" in der Spätantike 17
1.4 Glaubensinhalte: unfehlbare und fehlbare Wahrheiten 21

2. Kapitel
Kommunikation für Glaubenssachen 25

2.1 Aristoteles: Rhetorik für das Ungewisse 25
2.2 Gefühle als bindendes Element 27
2.3 Überzeugungsstrategien 29
2.3.1 Lehrkommunikation 30
2.3.2 Propaganda — Mission — Evangelisierung 32
2.3.3 Informationspolitik 37
2.3.4 Öffentlichkeitsarbeit und Medienlogik 39
2.3.5 Dialog 44

Zwischenbilanz Teil I
Eine dynamische Gemengelage 49

Teil II
Die Ära des Zweiten Vatikanischen Konzil — Vorgeschichte und Ertrag für die gesellschaftliche Kommunikation 51


3. Kapitel
Päpste im Visier weltlicher Herrscher 55

4. Kapitel
Das Zweite Vatikanische Konzil: Medien und Laien 71

4.1 Pius XII. — Wegbereiter der sozialen Kommunikation 71
4.2 Das II. Vatikanische Konzil (1962-1965) und sein Programm 74
4.3 Der Beginn kirchlicher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 76
4.4 Streit über das Mediendekret (1963) 79
4.5 Laien als Rechteinhaber 82
4.6 Der Nachtrag zum Mediendekret „Inter mirifica" 84
4.6.1 Laien: „passiv und stumm" 85
4.6.2 Kritische Aspekte von „Communio et progressio" 86

Zwischenbilanz Teil II
Eine kommunikative Wende? 91

Teil III
Theorie und Praxis des Medienpontifikats 93


5. Kapitel
Karol Wojtyla auf dem Weg zum Nachfolger Petri 97

5.1 Training in kommunikativer Kompetenz 98
5.2 Der Networker im Vatikan 104
5.3 Habemus Papam — Einstieg ins päpstliche Amt 107

6. Kapitel
Johannes Paul II.: Propaganda in der Theorie 113

6.1 Ausbildung für Priester: Über die zeitgemäße Ansprache der Gläubigen 114
6.2 Massenmedien: „Wundermittel" für die Verkündigung 115
6.3 Gläubige als Heilige, Missionshelfer und Untertanen 119
6.4 Journalisten — die „modernen Apostel" 123
6.5 Propaganda für einen Kulturverbund zwischen Medien und Kirche 127
h hen- und Informationspolitik des
lleiligen Stuhls 131

7. Kapitel
Medien- und Informationspolitik des Heiligen Stuhls 131

7.1 Die Kommunikationseinrichtungen des Heiligen Stuhls 131
7.1.1 Der Päpstliche Rat für soziale Kommunikationsmittel (Medienrat) 131
7.1.2 Die Medien des Vatikan 134
7.1.3 Vatikanische Medien auf bescheidenem Niveau 137
7.2 Die „sala stampa" — das Presseamt des Heiligen Stuhls 138
7.2.1 Der Service des Presseamtes 139
7.2.2 Joaquin Navarro-Valls — der Fuchs des Löwen 140
7.2.3 „Alles, was wir publizieren, spricht für sich selbst" 143
7.2.4 Zur informationellen Enge des Pressesaals — Kontrolle versus Kritik 145
7.2.5 Privilegien zum Preis von informationspolitischer Gängelung 149

Zwischenbilanz Teil III
Der Medienlenker 153

Teil IV
Alleinstellungsmerkmale der Kommunikationsstrategie von Johannes Paul II. 155


8. Kapitel
Charisma — die Geheimwaffe des Papstes 159

8.1 Die Entdeckung des Charismatikers in München 1980 159
8.2 Charisma — eine spezielle Kommunikationsbeziehung 163
8.2.1 Amtscharisma 164
8.2.2 Charme und persönliches Charisma 164
8.3 Charismatische Taten 168
8.4 Beinamen 172
8.5 Ein Instrument der Gefühlskommunikation 174

9. Kapitel
Ein Pontifikat zur Freude der Welt 177

9.1 Johannes Paul II. — global präsent 177
9.1.1 Proteste auf Reisen 180
9.2 Inszenierung von Schönheit 182
9.3 Gastgeschenke 189
9.4 Mit Journalisten im Dialog 192
9.5 Eine Million Dollar für eine Papstaudienz 196
9.6 Das schöne Bild des Papsttums 200

10. Kapitel
Der Weltjugendtag: Werben um die Jugend 203

10.1 Mehr als ein unkonventionelles Fest 203
10.2 Die Inszenierung 205
10.3 Gefühlsmanagement 207
10.4 Fernsehen „total" 209
10.5 Der WJT zwischen Papst und Jugend 211

11. Kapitel
Bildpolitik für die Nachwelt 217

11.1 Wortreligion und Bildreligion 217
11.2 Inszenierung und Authentizität 222
11.3 Der Papst formt sein Bild für die Nachwelt 223
11.4 Schemabilder für die Überzeugungskommunikation 227
11.4.1 Lehrbilder — Vorbilder 228
11.4.2 Missionsreisen mit PR-Bildern 233
11.4.3 Dokumente des Dialogs 238
11.5 Eine Wirklichkeit für die Zukunft 239

Zwischenbilanz Teil IV
Stil und Substanz in Wort und Bild 241

Teil V
Konfliktursachen und Folgen 243


12. Kapitel
Problem Empfängnisverhütung 247

12.1 Zwei Faktoren, die das Verhältnis Zivilgesellschaft/Kirche veränderten 247
12.2 „Ein neuer Fall Galilei" 250
12.2.1 Paul VI. 250
12.2.2 Zwei unvollendete Konzilsdokumente 251
12.2.3 Ein demokratisches Verfahren 253
12.2.4 Der dogmatische Ansatz aus Polen 253
12.2.5 Kurze Hoffnung — dauerhafte Enttäuschung: „Humanae vitae" 255
12.3 Johannes Paul II.: Propaganda gegen die Pille und Abtreibung 258
12.3.1 Frauen in Opposition 258
12.3.2 Eine weltweite Kampagne 261
12 4 Die Ideologie der sakralisierten Sexualität 266

13. Kapitel
Benedikt XVI. — der Papst, der zurücktritt 269

13.1 Frühe Rückzugsgebiete: Universität und Glaubenskongregation 269
13.2 Ein Papst der „betenden Hörer" 271
13.3 Alte Fragen — neue Sichtweisen 275
13.4 Krisenmanagement nach der Regensburger Rede 277
13.5 Der Skandal um die Piusbrüder — konfuse Öffentlichkeitsarbeit 280
13.6 Missbrauch und Vertuschung 286
13.6.1 Vertuschung — der eigentliche Skandal 287
13.6.2 Beispiele: Irland und Deutschland 294
13.6.3 Der Papst schweigt 298
13.6.4 Aufklärungsmaßnahmen der Kirche 300
13.7 Resignation und Relativismus 305
13.8 „Vatileaks" 309
13.9 Der vernünftige Rücktritt 312

14. Kapitel
Widerspruch und Abwanderung der Gläubigen 315

14.1 Die Laien 316
14.1.1 Die neue Mündigkeit 317
14.1.2 Religiös — ohne Vertrauen in die Kirche 318
14.1.3 Wege des Protests 321
14.2 Pfarrer fordern Rom heraus 325
14.2.1 „Pfarrerinitiative" wirbt für Ungehorsam 326
14.2.2 Priesterumfrage in Österreich 327
14.3 (Un)Zufriedenheit mit Johannes Paul II. und Benedikt XVI. 330
14.4 Theologen und Ordensleute gegen Rom 334
14.5 Abwanderung: Kirchenaustritte in Deutschland 336
14.6 Zerbrochene Hierarchie — aufbegehrende Volkskirche 339

Zwischenbilanz Teil V
Papstkirche als Krisenmotor 343

Teil VI
Franziskus zurück zu den Wurzeln 345


15. Kapitel
Volkspapst und Herausforderer der Kurie 347

15.1 Geerdet auf dem Thron Petri 348
15.2 Hinterlassenschaften 350
15.3 Neue Kommunikationswege 353
15.4 Der erste Jesuit 355
15.4.1 Die Jesuiten und der Heilige Stuhl nach dem Konzil 355
15.4.2 Einen Unterschied machen 357
15.5 Distanz zur Kurie 359
15.5.1 Neue Arbeitsbeziehungen 360
15.5.2 Zum Missbrauch 2014 362
15.6 Zum Gemeinschaftssinn der Kirche 365
15.6.1 Über die Verbesserung der Kommunikation innerhalb der Kirche 365
15.6.2 Kritik des globalen Wirtschaftssystems 368
15.7 Im Dienst der Unzufriedenen 370
15.7.1 „Man muss nicht endlos darüber sprechen" 370
15.7.2 Ungehorsam in Freiburg 373
15.7.3 Suche nach Lösungen der Familienfragen 375
15.8 Unruheherd Limburg 382
15.9 Franziskus vor großen Aufgaben 384

Resümee
Mit Ungehorsam gegen Propaganda 389

Anhang 401
Anmerkungen 401
Bibliographie 461
Abbildungsverzeichnis 502
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