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Occupy in Deutschland Die Protestbewegung und ihre Akteure
Occupy in Deutschland
Die Protestbewegung und ihre Akteure




Lars Geiges

Reihe: Studien des Göttinger Instituts für Demokratieforschung


Transcript
EAN: 9783837629460 (ISBN: 3-8376-2946-5)
376 Seiten, paperback, 15 x 23cm, November, 2014, kart., zahlr. Abb.

EUR 33,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Plötzlich war sie mit ihren Zelten da: Die Occupy-Bewegung formierte sich 2011 scheinbar über Nacht, besetzte weltweit öffentliche Plätze und protestierte gegen Bankenmacht. Auch in Deutschland entstanden Occupy-Gruppen, die teils mehrmonatige Camps in den Stadtzentren errichteten. Von hier aus sollte sich ihr Protest entfalten – offen, basisdemokratisch, vielstimmig.

Was bewegte die Aktivisten und wie blickten sie auf Politik, Staat und Gesellschaft? Wie organisierten sie sich? Und was könnte von Occupy bleiben? Anhand von Beobachtungen, Interviews und Diskussionsrunden mit Occupyern eröffnet Lars Geiges einen materialreichen Blick auf das junge und kaum erforschte Protestphänomen.

Lars Geiges (Dr. disc. pol.), Journalist und Politologe, arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rezension
Demokratie und demokratisches Bewußtsein machen sich stets auch an immer wieder neu entstehenden und zugelassenen Protestformen und -bewegungen fest. Demokratieforschung beschäftigt sich selbstverständlich auch mit solchen Protestbewegungen. Angesichts der Europa-weiten Finanzkrise ist in den vergangenen Jahren das dubiose finanzpolitische Agieren von Banken in den Blickpunkt der kritischen Öffentlichkeit getreten. Banken und ihre Manager haben in der Öffentlichkeit erheblich an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Den kritischen Blick auf das Verhalten internationaler Großbanken hat insbesondere die offene, basisdemokratische und vielstimmige Occupy-Protestbewegung gegen die Bankenmacht geschärft, die in dieser politik- und sozialwissenschaftlichen Studie eingehend als aktuelle Protestbewegung in Demokratien dargestellt und analysiert wird.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Occupy, Protest, Soziale Bewegung, Partizipation, Fokusgruppe, Politik, Zivilgesellschaft, Neoliberalismus, Soziale Bewegungen, Politische Soziologie, Politikwissenschaft

Adressaten:
Protest- und Bewegungsforschung, Politikwissenschaft, Soziologie, Partizipationsforschung, Journalistik sowie die interessierte Öffentlichkeit

Autoreninterview
... mit Lars Geiges

1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Weil es das erste umfassende Buch über die Occupy-Bewegung in Deutschland ist. Bisher haben Kurzstudien, Aufsätze und vor allem Medienberichte unseren Blick auf Occupy geprägt – leider teils auch getrübt. Wie genau sich die Occupy-Camps organisierten und aus welchen Gründen die Aktivisten sich engagierten, war bisher unklar.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Dem Leser vor allem die eine ganz besondere: Die Welt aus den Augen anderer zu sehen. Das Buch gibt einen tiefen Einblick in die Denkweisen der Occupy-Aktivisten und ihr Verständnis von Politik und Gesellschaft. Darüber hinaus wird das Innenleben der Protestgruppen, ihr Alltag in den Zeltdörfern ausgeleuchtet, häufig verborgene Räume bei der Untersuchung von Protesten. Man stellt fest, dass in den Arbeitsgruppen und Vollversammlungen der deutschen Occupy-Gruppen eine ›echte Demokratie‹ eher nicht vorgelebt wurde.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Protestbewegungen wird oft eine ›demokratische Produktivkraft‹ attestiert. Die Occupy-Initiativen konnten ihren eigenen Anspruch höchster Inklusivität nie einlösen. Statt Basisdemokratie zogen in die Camps rasch chaotische Gebilde aus Kleinstgruppen ein, in denen nur wenige das Sagen hatten. Das verschreckte vor allem erstmals Engagierte, die sich mit großen Hoffnungen auf die Bewegung einließen, weil sie in ihr – im Gegensatz zu Parteien – die Chance auf ›echte‹ Teilhabe wähnten.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Mit den Occupy-Aktivisten, die ich für dieses Buch befragt habe. Wie viele meiner Deutungen sie wohl teilen würden? Außerdem mit meiner Mutter, wozu ich leider Gottes nicht mehr die Möglichkeit gehabt habe.

5. Ihr Buch in einem Satz:
Ein Porträt der Bewegung, eine Analyse ihrer Organisation, ein politisches Psychogramm der Occupy-Aktivisten und eine Kritik ihres Denkens, die anschaulich informiert, kritisch interpretiert und – hoffentlich auch das – viel Freude beim Lesen bereitet.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung | 7

1.1 Stand der Forschung | 15
1.2 Zentrale Frage(n) | 22
1.3 Quellen und Daten | 24
1.4 Struktur und Aufbau | 25

2 Theoretische Reflexionen
Ansätze und Methoden | 27

2.1 Protest und Partizipation – eine Annährung | 27
2.2 „Ein Schlemmerbüfett“ – Ansätze der Bewegungsforschung | 41
2.3 Lupen statt Scheuklappen: Die eingesetzten Forschungsinstrumente | 48
2.3.1 Einzelinterview | 51
2.3.2 Gruppendiskussion | 58
2.3.3 Teilnehmende Beobachtung | 66
2.3.4 Dokumentation, Auswertung und Darstellung | 74

3 Die Protestbewegung | 79

3.1 „Ready for a Tahrir moment?“ – Occupys Anfänge in Nordamerika | 79
3.2 Von Wall Street nach Zeulenroda – als Occupy nach Deutschland kam | 94
3.3 Das Selbstverständnis der Gruppe(n) | 105
3.4 Die Camps | 120
3.4.1 Die Stadt, der Platz, die Zelte – Bühnen des Protests | 120
3.4.2 Arbeitsstrukturen und Kommunikation | 129
3.4.3 Die Asamblea als Entscheidungsgrundlage | 148
3.4.4 Trinker, Kälte, Brandstiftung – Konflikte „von außen“ | 171
3.5 „Das Woodstock des Jahrhunderts“ – Flashmobs, Demos und Festivals | 197
3.6 „Verwaschner Mist“ – „Die Neuen“ unter „den Linken“ | 228

4 Die Aktivisten | 247

4.1 Über das eigene Engagement | 247
4.2 „Postenjäger“ und „Scheinregierung“ – eine unpolitische Politik | 261
4.3 „Wie eine Mohrrübe“ – über Demokratie | 278
4.4 „Eine gewisse Liebe“ – Utopien und die „gute Gesellschaft“ | 296
4.5 Sichtweisen auf „die anderen“ | 303

5 Konklusion und Ausblick | 317

Quellen- und Literaturverzeichnis | 333
A Monografien, Sammelbände und Aufsätze | 333
B Medienbeiträge | 352
C Blogs, Foren, soziale Medien und sonstige Onlinequellen | 362
D Protokolle und Mitschriften der Initiativen | 368
Dank | 371