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Neue deutsche Literaturgeschichte
Neue deutsche Literaturgeschichte




Peter J. Brenner

Max Niemeyer Verlag
EAN: 9783484107366 (ISBN: 3-484-10736-7)
397 Seiten, kartoniert, 13 x 20cm, 2004

EUR 17,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Eine Geschichte der deutschen Literatur von ihren Anfängen um 1400 bis zur Gegenwart in einen Buch zu verfassen ist ein mutiges und schwieriges Unterfangen. Peter J. Brenner, Professor für Germanistik an der Universität Köln, ist dieses mit seinem Werk „Neue deutsche Literaturgeschichte“ gelungen. Das Studienbuch eignet sich aufgrund seiner leicht verständlichen Sprache sowohl für Oberstufenschüler zur Abiturvorbereitung als auch für Germanistk- und Literaturwissenschaftsstudenten, um einen schnellen Überblick über die einzelnen Literaturepochen zu erlangen. Der Verfasser hat auf literaturgeschichtliches Spezialvokabular bewusst verzichtet.
Brenner beginnt seine im Jahre 2004 in zweiter Auflage erschienene chronologisch aufgebaute Literaturgeschichte mit dem Ackermann aus Böhmen und beschließt sie mit Martin Walsers umstrittenen Roman „Tod eines Kritikers“ (2001). Dabei erhebt der Literaturwissenschaftler den Anspruch, “Autoren und Werke vorzustellen, welche repräsentativ sind für ihre jeweilige Epoche“ (S. VII). Ausdrücklich betont Brenner, dass er in seiner Darstellung auch vergessene und verdrängte Autoren, Werke und Strömungen würdigen möchte. Dazu zählt sicherlich der Romancier des Realismus, Karl Gutzkow, der in seinen Werken soziale Entwicklungen seiner Zeit beschreibt (vgl. S. 157f). Nun ist das Bemühen, „auch dunkle Ecken der deutschen Literaturgeschichte“ auszuleuchten (S. VIII), zunächst einmal zu begrüßen. Seine Grenzen findet dieses Verfahren aber dann, wenn die Gewichtigung zwischen einzelnen Autoren darunter leidet oder bestimmte Autoren einfach weggelassen werden. So wird Gutzkow in der gleichen Ausführlichkeit gewürdigt wie der Sturm- und Drang-Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz (S. 61). Der Literaturnobelpreisträger Elias Canetti wie auch Wolfgang Hildesheimer werden in dem ganzen Buch nicht einmal namentlich erwähnt. Von dem gerade bei Schülern beliebten Novellisten Stefan Zweig werden nur seine historischen Miniaturen, seine „Sternstunden der Menschheit“ (1927) kurz erläutert (S. 226), andere Werke wie zum Beispiel seine „Schachnovelle“ aber nicht berücksichtigt.
Weiterhin fällt an Brenners Literaturgeschichte der konsequente Verzicht auf Zitate und Inhaltsangaben von Werken auf (S. VII). Der Buchautor möchte so dem leider unter Schülern und Studierenden verbreiteten Trend entgegenwirken, „man könne Werke kennen, ohne sie zu lesen.“ (S. VII) Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass durch prägnante Zitate, der Leser zum eigenen Nachvollziehen von Deutungen angeregt wird. Dieses würde m.E. eher dem vom Buchautor formulierten Eingangszitat „Geschichtsschreibung ist Aufklärung“ (S. VII) gerecht werden. Der Verzicht auf Inhaltsangaben bewirkt, dass der Lesefluss nicht behindert wird. Positiv hervorzuheben ist auch, dass Brenner bei seinem Durchgang durch die Literaturgeschichte zumindest kursorisch auf den gesellschaftlichen Kontext und geistesgeschichtliche Strömungen eingeht. Allerdings unterlaufen dem Literaturgeschichtler dabei Ungenauigkeiten. So behauptet er Wilhelm von Humboldt, dessen sprachphilosophisches Werk im Übrigen bei Brenner keine Erwähnung findet, verstehe Bildung als „Charakterbildung“ (S. 134). Der Pädagoge sprach aber von „höchsten und proportionierlichsten Bildung aller Kräfte zu einem Ganzen“.
Fazit: Die im „Max Niemeyer-Verlag“ erschienene Literaturgeschichte von Peter J. Brenner ist ein gut verständliches Überblickswerk, das zur eigenen Lektüre einzelner Werke anregt und sich zur Vorbereitung auf Prüfungen eignet.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die "Neue deutsche Literaturgeschichte" stellt die Literatur von 1400 bis zur Jahrtausendwende vor. Ihre zwölf Kapitel orientieren sich an den Hauptepochen der Literaturgeschichte und rekonstruieren die literarische Entwicklung in ihren kulturellen und sozialen Kontexten. Neben den klassischen Autoren und Werken werden auch weniger bekannte Traditionen in ihrer literarhistorischen Bedeutung gewürdigt. - Für die neue Ausgabe wurde der Text durchgesehen und bis zur Gegenwart weitergeführt; die Bibliographie wurde aktualisiert.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Vorwort VII
1. Kapitel Frühe Neuzeit 1
2. Kapitel Barock 25
3. Kapitel Frühaufklärung 49
4. Kapitel Aufklärung 69
5. Kapitel Klassik und Romantik 95
6. Kapitel Biedermeierzeit 133
7. Kapitel Realismus 159
8. Kapitel Moderne 189
9. Kapitel Weimarer Republik 223
10. Kapitel „Drittes Reich“ und Exil 247
11. Kapitel Nachkriegszeit 269
12. Kapitel Gegenwart 299

Werkchronologie 337
Bibliographie 349
Namensregister 385