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Nachkriegskinder Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter
Nachkriegskinder
Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter




Sabine Bode

Klett-Cotta
EAN: 9783608964899 (ISBN: 3-608-96489-4)
368 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, 2021

EUR 15,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Bestseller von Sabine Bode jetzt als lesefreundliche Geschenkausgaben

»Man muss anfangen, die Verrücktheiten seiner Eltern zu verstehen, die durchdrehen, wenn man seinen Teller nicht leer isst. Das Buch hilft dabei.« Antonia Baum, FAS

»Sabine Bode leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung deutscher Familiengeschichten.«

NDR Info Zeitgeschichte

»Wer wissen möchte, wie die jetzt und demnächst in Rente gehende Generation aufwuchs, kann sich hier informieren, Sabine Bode liefert auch Stoff für die Atmosphäre jener Zeit. Eine lohnende Anschaffung.«

Dipl.-Psychol. Wolfgang Jergas

Nachkriegskinder sind in etwa die Jahrgänge bis 1960 – in West und Ost. Ihre Eltern waren keine Kriegskinder, sondern haben als Erwachsene den Krieg mitgemacht, die Väter meist als aktive Kriegsteilnehmer. Heute fangen deren Kinder an, sich mit ihrer Jugend zu beschäftigen.

Sie wollen wissen, wie sie das Aufwachsen in der Nachkriegsgesellschaft geprägt hat, und stellen Fragen nach dem Vater. Das Buch hilft den Angehörigen dieser Generation, die Ungereimtheiten im eigenen Lebenslauf zu verstehen und für sich neue Ressourcen zu entdecken.

Sabine Bode geht in ihrem Buch den Fragen nach, die viele Nachkriegskinder umtreiben:

- Wer war mein Vater eigentlich – und solange ich das nicht weiß: Wer bin ich?

- Was steckte hinter dem Schweigen meines Vaters?

- War er Täter oder Opfer oder beides?

- In welchem Umfang hat er von der NS-Zeit profitiert?

- Wie hat Vaters Krieg unser Familienleben geprägt?

- Was habe ich von ihm »geerbt«?

- Wie hätte ich mich als Frau/als Mann ohne einen Kriegsvater entwickelt?

Sabine Bode, Jahrgang 1947, begann als Redakteurin beim »Kölner Stadt-Anzeiger«. Seit 1978 arbeitet sie freiberuflich als Journalistin und Buchautorin und lebt in Köln.

Sie ist eine renommierte Expertin auf dem Gebiet seelischer Kriegsfolgen.

Ihre Sachbücher »Die vergessene Generation«, »Kriegsenkel«, »Nachkriegskinder« und »Kriegsspuren« sind Bestseller und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Rezension
Nach dem Erscheinen 2011 und der mittlerweile 13. Auflage 2020 liegt diese Darstellung hiermit auch als lesefreundliche Geschenkausgabe vor. Eine schwierige Generation - "Die Nachkriegskinder" (Titel!). "Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter" (Untertitel!): Geboren in den 1950ern, nicht selten ohne Vater aufgewachsen, und wenn mit Vater, dann doch oft mit einem irgendwie verschlossenen und traumatisierten Vater, einem, der schweigt, als Mitte der 70er Jahre die Holocaust-Reihe in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten Deutschlands ausgestrahlt wird, einer, der des Nachts Kriegs-Täume hat und schweiß-gebadet durch die Wohnung irrt, einer, der im Keller seine geheime Schublade hat, mit Feldpostbriefen und Uniform-Abzeichen ... Im konservativen Wirtschaftswunder aufgewachsen und dann hineingeworfen in die Umbrüche der 1968er: Welten treffen aufeinander - und die "Nachkriegskinder" mitten drin ... Dieses Buch hilft zu verstehen, wie die eigene Biographie in den größeren geschichtlichen und gesellschaftskulturellen und sozialpsychologischen Kontext eingebettet ist ...

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Dank 11

Erstes Kapitel
Der Krieg war aus und überall 13

Die kleinen Hoffnungsträger 15
Die Freiheit einer unbeaufsichtigten Kindheit 16
Brüder von Heinz Erhardt 17
»Das wird bös enden!« 19
Die bleierne Zeit 20
Kinder trösten ihre Mütter 22
Stellvertretende Schuld 23
Täter oder Opfer oder beides? 25
»Wie konnte mein Vater das tun!?« 27
Die letzten Zeugen der Wehrmachtszeit 28
Kindersoldaten 29
Milder Blick auf die Eltern 31

Zweites Kapitel
Die gut getarnte Vergangenheit 33

»Gerade erst den Luftschutzkellern entkommen« 35
Am Familientisch zwei Fraktionen 36
Politische Wortgefechte mit Subtext 37
Von Jugend an Pazifist 39
Kriegsnarben 41
Der abwesende Vater 42
Wachsendes Leid mit der Prothese 44
»Im Westen nichts Neues« 46
Mauerfall und Depression 48
Wenn Vater explodierte 49
In der Gedenkstätte Yad Vashem 51
Gespräche vom Krieg hinter verschlossenen Türen 53
»Mach einen Mann glücklich, dann geht es dir gut« 54
Alpträume und unwirksame Gebete 56
Das Ende falscher Schuldgefühle 58
Von der Schulbank in den Krieg 60
Die Hölle eines Tages 61

Drittes Kapitel
Vatertöchter 63

Mutig und dickköpfig? 65
Warum verbirgt jemand seine guten Seiten? 66
»Dann geh doch nach drüben!« 67
Eine Frau mit Improvisationstalent 69
Der Ehekrieg von zwei psychisch Kranken? 72
Das Rätsel mit den Panzern 73
Der Neffe wurde den Töchtern vorgezogen 74
Bloß keinen Mann wie meinen Vater! 76
Alles gescheiterte Liebesbeziehungen 78
Soldatenväter und Feminismus 79
Heinrich Böll, der »gute Vater« 81
Statt »Schwamm drüber« aufräumen 83
Eine Frau engagiert sich für Kinder im Irak 84
Zu Fuß von Riga nach Schleswig 85
Willy Brandts Kniefall in Warschau 87
Keine Karriere bei der Wehrmacht 88
Jäger, Kettenraucher und Anarchist 89
Großer Abstand zu anderen Menschen 91
Familieneinsatz auf der Baustelle 92
Man gab sich nur die Hand 94
Ein denkwürdiges Familienseminar 96
Untersuchung über Heimkehrer 97
Was Kinder nach dem Krieg beruhigte 99
INTERVIEW »Ich rechne auf«
Herbert W., geboren 1924, über seine Gefangenschaft in Russland 100

Viertes Kapitel
Söhne im Schatten 115

Ein selbstbewusster Hartz-IV-Empfänger 117
Ohne haltbare Freundschaften 118
Das Glück eines Zündapp-Mopeds 120
Selbstmord mit 82 Jahren 121
Niemand mehr da, den man fragen könnte 123
Endlich frei sein! 124
Der Typ unvitaler Vater 126
Ein Lehrer, der seine Schulkinder liebt 127
Wiedersehen im November 128
Ein Mann mit starkem Willen und schwachen Nerven 129
Wer sich nicht wehrt, hat selbst Schuld 131
Die große Angst vor dem »Irrenhaus« 133
Bedauern über die eigene Kinderlosigkeit 136
Was verbirgt die stellvertretende Schuld? 137
Kein Talent zum Glücklichsein 139
INTERVIEW »Ich weiß vieles, aber darüber rede ich nicht«
Friedrich S., geboren 1912, über seine Odyssee in der Wehrmacht 141

Fünftes Kapitel
Ermittler in eigener Sache 153

Ein Kämpfertyp 155
Im Land der Verlierer 156
Die Freiheit, über die eigene Geschichte zu verfügen 158
Kein Mangel an Geschenken 160
Bob Dylan und Joan Baez 162
Himmelfahrtskommando 163
Wie Besatzer ein Land ausräubern 165
Die Geschichte von Yvonne und Karl 167
Das Sterben vor dem biologischen Tod 168
Große Probleme mit Autoritäten 170
Ein Suizid vor 2000 Menschen 171
Der Alptraum vom Keller des Vaters 172
Lücken in den Nachforschungen 174
Spezialist im Umgang mit Sprengstoff 175
Ein Kind verliert den Boden unter den Füßen 177
Wie mit neuem Sauerstoff versorgt 178
INTERVIEW »Die Wehrmacht war Teil des verbrecherischen Systems« Der Historiker Sönke Neitzel über die Protokolle des Unsagbaren 179

Sechstes Kapitel
Die DDR-Variante 195

Bei Gefahr rückt die Familie zusammen 197
Stalingrad: auf 35 Kilo abgemagert 198
Vier Generationen unter einem Dach 200
Ein Traumatisierter mit vielen Ressourcen 201
Das Unglück kam mit der Pubertät 202
Urgroßmutter war der Schutzengel 204
Als der Vater sein Schweigen brach 205
INTERVIEW »Wer waren eigentlich die Juden?« – »Das weiß ich nicht«
Pfarrer Wolfram Hülsemann über seinen Kriegsvater und den Umgang der DDR mit der NS-Zeit 206

Sibtes Kapitel
Nachkrieg und Kinderdressur 219

Babys unbedingt schreien lassen 221
Wie Kinder »freudigen Gehorsam« entwickeln 222
Eine behütete, enge Welt 223
»Das kann kein Gott vergeben« 226
Jeden Sonntag wurde der Krieg lebendig 227
Mutter und Vater: Zwei Unerlöste 228
Wie sich die Prügel im späteren Leben auswirkten 230
Dennoch ein gelungenes Leben 231
Das rauschende Fest zum 60. Geburtstag 233
Reisen mit leichtem Gepäck 235
Nebel und Vergesslichkeit 236
»Für meine Eltern waren wir Möbelstücke« 238
Wie ein Kind um seine Würde kämpfte 239
Wie hält man so viel Druck aus? 241
Mit 15 Jahren begannen die Depressionen 242
Als der Vater schwächer wurde 244
Ein netter Mann hatte keine Chance 246
Mit Dreißig kamen die gesundheitlichen Probleme 248
Angst und Wut eines Einzelgängers 250
Der Neid der Brüder 252
Als Kaufmann nie glücklich 254
Seit der NS-Zeit nichts dazugelernt 256
»Schade, dass man so einen Vater nicht zurückgeben kann« 258
INTERVIEW »Wie das Bild von des Kaisers neuen Kleidern«
Jürgen Müller-Hohagen über den Nebel in deutschen Familien 259
Nachbemerkung von Jürgen Müller-Hohagen 274

Achtes Kapitel
Woher kommt Orientierung? 277

Erinnerungen an einen liebevollen Vater 279
Die erste Familie starb bei einem Luftangriff 280
Gartenarbeit als Meditation 282
Alte Bücher und Briefe auf dem Dachboden 283
Geschichten ja, aber kein Überblick 285
Nachkriegskinder als Pioniere 287
Wenn das Vorbild fehlt 288
Was machte den Nebel so undurchdringlich? 291
Ein Kollektiv, das sein schlechtes Gewissen verdrängte 292
Alle hatten profitiert 294
Besser war's nicht. Besser ging's nicht 295

Anmerkungen 297

Bücher zum Thema 299