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Mühlen in Niedersachsen. Mühlen im Osnabrücker Land
Niedersachsen
Rüdiger Wormuth
Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG
EAN: 9783731904984 (ISBN: 3-7319-0498-5)
416 Seiten, hardcover, 21 x 30cm, März, 2017
EUR 49,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Um die breite Öffentlichkeit auf die stark bedrohten Mühlen in unserem Land
aufmerksam zu machen und für ihre Erhaltung zu werben, gibt das
Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege Veröffentlichungen zum Thema
„Mühlen in Niedersachsen“ heraus. Neben einer ausführlichen und detaillierten
Beschreibung werden geografische Merkmale und kulturhistorische Informationen
anschaulich und verständlich dargestellt. Der vorliegende Band behandelt
Mühlen im Osnabrücker Land.
Rezension
Worin liegt die Faszination der Mühlen für jung und alt? Warum strömen jeden Pfingstmontag, am Deutschen Mühlentag, Tausende zu diesen Kulturdenkmälern? Windmühlen oder Wassermühlen sind nicht nur Relikte der Vergangenheit; sie verkörpern in ihrer Architektur die >Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen<(Ernst Bloch). Mit ihrem standfesten Mühlenturm oder Mühlengebäude und ihrem beweglichen Wasserrad oder Mühlenflügeln demonstrieren sie die Wechselwirkung zwischen zeitlicher Konstanz und Dynamik. Obwohl man mit den Mühlen aufgrund ihrer technischen Autonomie eine Anmutung der Moderne verbindet, werden sie nicht als Ausdruck von Entfremdung wahrgenommen, sondern als >Resonanzoase<(Hartmut Rosa). Wer die Mühlen bestaunt, besichtigt, sich mit der Familie oder Freunden bei ihnen trifft, kann sich dem Gefühl hingeben, im gegenwärtigen >Zeitalter der Beschleunigung<(Rosa) zumindest temporär aus der Zeit zu fallen. Die Wunderwerke der Technik rufen bei dem Menschen zudem das Gefühl eines Einklangs von Mensch und Natur hervor.
Wenn man in dem Buch >Mühlen im Osnabrücker Land<, verfasst von Rüdiger Wormuth - ehemaliger Professor für Landschaftsarchitektur an der Hochschule Osnabrück, blättert, wird man sich der Faszination der Mühlen bzw. der Mühlenensembles nicht entziehen können. Zahlreiche zum Teil großformatige Fotographien, Bauskizzen, Grundrisse, Postkarten, Zeichnungen von Mühlen sowie Landarten motivieren den Leser die Kulturdenkmäler in natura zu besichtigen. Charakteristisch für die kreisfreie Stadt Osnabrück und den Landkreis Osnabrück mit seinen 34 Gemeinden sind aufgrund der geographischen Bedingungen die Wassermühlen. Daher bezeichnet der Wormuth das Osnabrücker Land auch als >Wassermühlenland<. Als einer ihrer schönsten, heute noch funktionstüchtigen mit einem Ausflugslokal verbundenen, gilt Knollmeyers Mühle im Nettetal in Wallenhorst-Rulle, 1815 vom gleichnamigen Erbpächter wieder in Betrieb genommen. Sie schmückt aufgrund ihres Natur-Technik-Ensembles das Cover dieses 47. Bandes der >Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen<. Ebenfalls noch betriebsbereit ist die aus dem 13. Jahrhundert stammende, gut restaurierte Wassermühle Riesau in Bramsche-Balkum, genauer ihr oberschächtiges Wasserrad. Gerade an sonnigen Wintertagen liefert die am Thiener Mühlenbach mit einem Stauweiher gelegene Wassermühle ein beeindruckendes Zeugnis für eine Harmonie von Natur und Technik.
Aber es gab im Osnabrücker Land nicht nur mit Wasser betriebene Mühlen, sondern ebenso Wind-, Motor- und Göpel- bzw. Rossmühlen, so dass diese Region insgesamt ca. 300 Mühlen aufwies. Nicht zufällig nahm der erste deutsche Mühlentag 1992 seinen Ausgang von einem Denkmal im Osnabrücker Berg- und Hügelland, nämlich von der gegenwärtig noch betriebsfähigen und von weitem sichtbaren Lechtinger Mühle im gleichnamigen Ortsteil Wallenhorsts, deren Mühlengeschäft zudem jeden Samstag geöffnet ist. Dieses 1887 von dem Osnabrücker Bergmeister a. D. Johann Rudolf Pagenstecher erbaute Denkmal ist eine architektonische Besonderheit, denn auf der Ostseite, der 1900 errichteten Motormühle zugewandten Seite, ist sie ein Galerieholländer, auf der Westseite ein Erdholländer. Einen Holländer bzw. eine Holländerwindmühle erkannt man leicht an dem feststehenden Mühlenturm und der auf der Turmkrone drehbaren Kappe, versehen mit dem Flügelkreuz. Die älteste noch erhaltene Holländermühle im Osnabrücker Land ist die Mühle Groß Mimmelage in der gleichnamigen Bauernschaft von Badbergen. Der sich an die Landschaft schmiegende Gallerieholländer aus dem Jahre 1785 hat seit 1877 seinen Standort südlich von Quakenbrück. Heutzutage enthält die voll betriebsfähige Mühle, die seit ihrem neuen >Müller< 2006 >Everdings Mühle< heißt, noch ein Café sowie Räume für Naturkosmetik; außerdem können in der Müllerstube standesamtliche Trauungen durchgeführt werden.
Aber nicht nur der schwach besiedelte Norden des Landkreises Osnabrück besitzt eine Vielzahl sehenswerter Mühlen, sondern auch der dicht besiedelte Südkreis. Zu nennen wären hier beispielsweise die Gellenbecker Mühle in Hagen am Teutoburger Wald, deren Getreidemühle noch betriebsfähig ist, oder die zahlreichen Mühlen in den Meller Ortsteilen wie die in Sondermühlen oder Huntemühlen in Buer oder die funktionsfähige Windmühle Westhoyel in Riemsloh. Die Stadt Osnabrück kann ebenfalls mit einer nennenswerten Zahl touristisch interessanter Mühlen aufwarten. Genannt seien hier nur folgende das Osnabrücker Stadtbild prägende: an der Hase die Neue Mühle (Johannismühle) und die Pernickelmühle, an der Düte die Sutthauser Mühle, an der Nette die Nackte Mühle in Haste und am Belmer Bach die Mühle in Burg Gretesch, welche mit 31 Metern den höchsten Mühlenturm der Welt besitzt.
Zurecht werden diesen Sommer in einer Serie der >Neuen Osnabrücker Zeitung< ausgewählte Mühlen von dem ausgewiesenen Kulturjournalisten Christoph Beyer in einer prägnanten Vorstellung gewürdigt. Wissenschaftlich fundierte Details über alle noch und ehemals existierenden Mühlen des Osnabrücker Landes, über ihre Entstehung und Nutzung, ihre kulturhistorische Bedeutung sowie ihren technischen Zustand liefert Wormuth dem Leser unter Heranziehung von gedruckter Literatur und archivalischen Quellen in seinem >Katalog Mühlenbestand im Osnabrücker Land<. Dabei wundert man sich, an welchen Standorten überall Mühlen existierten, auch wenn diese auf den ersten Blick aufgrund baulicher Veränderungen gar nicht mehr erkennbar sind.
Die ökonomische Bedeutung der Mühlen für die Frühindustrialisierung der Stadt Osnabrück verdeutlicht der Leiter des Museums Industriekultur Osnabrück, Rolf Spilker, in einem lesenswerten Beitrag. So bildete die 1809 von Georg Wilhelm Quirll erworbene Walkmühle in Haste für das Wälzen von Tuche nach ihrem Umbau zur Papiermühle die Basis für die Papierfabrik Kämmerer, die seit 2017 wieder im Besitz der Kämmerer Paper Holding GmbH ist. Der zweite Papierfabrikant der Osnabrücker Region, Christian Siegfried Gruner, legte 1810 mit dem Umbau der Mühle in Burg Gretesch den Grundstein für die Papierproduktion, die 1890 Felix Schöller übernahm, der sich auf sich auf die Herstellung von Spezialpapieren konzentrierte, wofür noch heute die global agierende Felix Schoeller Group steht. Im 19. Jahrhundert wurden die Inbetriebnahme und die ökonomische Entwicklung der Mühlen dagegen oftmals durch Rechtsstreitigkeiten und bürokratische Verordnungen über die Konzessionsvergabe sowie durch den Kampf um Lumpen zur Papierherstellung verzögert. Der Einsatz von Dampfmaschinen trieb die Industrialisierung im Osnabrücker Land wieder voran. In Osnabrück konnte Carl Gosling ab 1845 für seine Branntweinbrennerei zum Schroten des Getreides eine Dampfmaschine nutzen, die heute noch funktionsfähig im Museum Industriekultur besichtigt werden kann. In diesem Zusammenhang lässt Spilker in seinem Aufsatz nicht unerwähnt, dass die Osnabrücker im Jahre 1875 pro Kopf 17 Liter Branntwein konsumierten, während sich die Einwohner des gesamten Deutschen Kaiserreichs mit durchschnittlich 6,3 Liter begnügten.
Über die Mühlen und ihre historische Einordnung, die unterschiedlichen Mühlentypen und ihre technischen Finessen sowie die einzelnen Produktionsgüter der Industriedenkmäler (z. B. Getreide, Öl, Papier, Flachs- und Hanfboken, Tuche) informiert Wormuth in einer auch für Laien verständlicher Sprache in seinem >Mühlengeschichtlichen Überblick<. Zudem werden in einem Glossar zentrale Fachbegriffe der Molinologie, der Mühlenkunde, präzise erklärt. Knapp wird in dem Buch auch auf die Darstellung von Mühlen auf Bildern des Osnabrücker Malers und Graphikers Franz Hecker eingegangen, von dem der Leser zumindest ein Mühlen-Bild gerne abgedruckt gesehen hätte.
Wormuth ist mit seinem aufwendig recherchierten und mit schönen Abbildungen versehenen Band zu den >Mühlen im Osnabrücker Land< erneut ein Klassiker der Molinologie gelungen, nachdem von ihm bereits im Jahre 2013 die Mühlen der Mittelweserregion in den >Arbeitsheften zur Denkmalpflege in Niedersachsen> ausführlich vorgestellt wurden. Sein neues molinologisches Buch richtet sich wieder nicht nur an Architekten, Ingenieure, Baumanager, sondern ist auch für Lehrkräfte geeignet, die im Osnabrücker Land Geschichte, Erdkunde oder Physik unterrichten. Mühlen bieten einen idealen außerschulischen Lernort für fächerübergreifenden Unterricht. Insbesondere kann das sehens- und lesenswerte Werk aus dem >Michael Imhof Verlag< allen Freunden der Erhaltung der Mühlen und den Touristen empfohlen werden, die das Osnabrücker Land anhand von prägenden Industriedenkmälern auf einer Mühlentour erkunden möchten. Dabei seien sie - wie damals von den Müllern - mit „Glück zu“ begrüßt.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Michael Imhof Verlag
ab sofort lieferbar
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Stettiner Straße 25
D-36100 Petersberg
Fon 0661/2919166-0
Fax 0661/2919166-9
E-Mail: info@imhof-verlag.de
www.imhof-verlag.com
Mühlen in Niedersachsen
Mühlen im Osnabrücker Land
Rüdiger Wormuth
Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Herausgeber: Stefan Winghart
Redaktion: Dietmar Vonend
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen
Band 47
21 x 29,7 cm, 416 Seiten, 398 Farb-und 135 S/W-
Abbildungen, Hardcover
ISBN 978-3-7319-0498-4
Euro (D) 49,95
CHF 57,40
Euro (A) 51,35
Um die breite Öffentlichkeit auf die stark bedrohten Mühlen in unserem Land
aufmerksam zu machen und für ihre Erhaltung zu werben, gibt das
Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege Veröffentlichungen zum Thema
„Mühlen in Niedersachsen“ heraus. Neben einer ausführlichen und detaillierten
Beschreibung werden geografische Merkmale und kulturhistorische Informationen
anschaulich und verständlich dargestellt. Der vorliegende Band behandelt
Mühlen im Osnabrücker Land.
Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG | Verkehrsnummer: 12854 l Steuernummer: 18 330 30152 | Sitz Petersberg | Amtsgericht Fulda HRA 1664
Komplementär: Michael Imhof Verwaltungs GmbH, Sitz Petersberg, Amtsgericht Fulda HRB 2344
Geschäftsführer: Dr. Michael Imhof, Dipl.-Kfm. Thomas Imhof
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Vorwort 6
Einleitung 7
Mühlengeschichtlicher Überblick 8
Historische Anmerkungen 9
Geografische Merkmale der Region 22
Mühlen und ihre historische Einordnung 25
Mühlentypen 30
Wassermühlen 31
Windmühlen 38
Motormühlen 41
Göpelmühlen 42
Mühlen als Produktionsstätten 44
Getreidemühlen 45
Ölmühlen 46
Bokemühlen 49
Lohmühlen 49
Walkmühlen 49
Papiermühlen 51
Sägemühlen 52
Sonstige Mühlenproduktionsstätten 53
Arbeitsmethodik der Bestandserhebung 56
Gesamtkarten 58
Katalog Mühlenbestand im Osnabrücker Land 59
Stadt Osnabrück 60
Geografische Anmerkungen 60
Rolf Spilker: Aspekte des Mühlenwesens
während der frühindustriellen Entwicklung 66
Mühlenstandorte 92
Mühlen in Franz Heckers Werk 138
Landkreis Osnabrück 140
Allgemeine Darstellung der Städte, Samtgemeinden und Gemeinden mit
geografischen Anmerkungen 140
Mühlenstandorte 161
Anhang
Glossar, Fachbegriffe 404
Quellenverzeichnis 409
Adressen von Dienststellen der staatlichen Denkmalpflege in Niedersachsen,
Archiven und Museen mit mühlenkundlichen Exponaten. 412
Ortsregister 413
Über den Autor 416
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