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Leseprobe:

AVANTGARDE (frz., = Vorhut), Bz. für moderne Kunstrichtungen, u. a. auch in der Musik. Das Wort A., das eigentlich der militärischen Fachsprache entstammt, wurde zu Beginn unseres Jh. (wahrscheinlich zuerst im Bereich der bildenden Kunst) gebräuchlich, um zeitgenössische Kunstrichtungen, die besonders radikal mit den Rezeptionsgewohnheiten des Publikums brachen, von anderen - häufig als »gemäßigte Moderne« apostrophierten - Kunstrichtungen abzugrenzen. In der Musik wurden besonders die Komponisten der Wiener Schule und der seriellen Musik, zeitweilig auch die der »Neuen Sachlichkeit« (z.B. der junge Hindemith) als A. bezeichnet. Ein wichtiges, wenn auch nicht immer ausschlaggebendes Kriterium für die Bezeichnung einer Stilrichtung als A. ist in der Musik - unter der Annahme eines »Fortschritts« in der Musik - die Entwicklung des musikalischen Materials (—> Atonalität, —»Zwölftonmusik, —>Serielle Musik). Das Wort A. wird aber weniger von Komponisten verwendet als vielmehr von Publizisten, die durch Kritik in die Auseinandersetzung zwischen verschiedenen stilistischen Strömungen der jeweiligen zeitgenössischen Musik eingreifen. Zu einem Stilbegriff kann sich das Wort A. nicht verfestigen, da die Bezeichnung einer Kunstrichtung als A. durch die Geschichte immer wieder relativiert wird: die Avantgardisten von ehedem werden entweder zu »Klassikern der Moderne« oder geraten in Vergessenheit.