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Metzler Lexikon Religion, 3 Bde. u. 1 Reg.-Bd. (Pflichtabnahme) Gegenwart - Alltag - Medien unter Mitarbeit von Agnes Imhof und Silvia Kurre
Metzler Lexikon Religion, 3 Bde. u. 1 Reg.-Bd. (Pflichtabnahme)
Gegenwart - Alltag - Medien


unter Mitarbeit von Agnes Imhof und Silvia Kurre

Christoph Auffarth, Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.)

Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476016782 (ISBN: 3-476-01678-1)
2331 Seiten, 18 x 25cm, 1999

EUR 369,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Metzler Lexikon Religion ist ein Sachlexikon mit etwa 600 Stichwörtern (mit detaillierten Bibliographien), die alphabetisch geordnet sind. Es ist unter der Mitarbeit von über 200 Kultur-, Sozial-, Literatur- und Religionswissenschaftler/innen und Theolog/innen entstanden. Seine Leitung liegt bei Tübinger Religionswissenschaftler/innen, die das Ziel einer kulturwissenschaftlichen Erforschung des Phänomens Religion verbindet.

Das Metzler Lexikon Religion beschäftigt sich mit den großen Weltreligionen, aber auch mit populären und ethnischen Religionsformen, mit historischen und neuen Glaubensgemeinschaften. Es verfährt vergleichend, deskriptiv und nicht wertend; es versteht sich als Informationsmittel für Gläubige und Nichtgläubige, interessierte Laien und Wissenschaftler.

Das Metzler Lexikon Religion sucht das Phänomen der Religiosität bevorzugt im alltäglichen Leben und nicht in erster Linie bei Anlaß der großen religiösen Zeremonien auf; es konzentriert sich auf die multimediale Vermittlung der Glaubensgewißheit gleich welcher Couleur. Es stellt damit in den Vordergrund, daß neben Theologien und Glaubensverlautbarungen der offiziellen Staatsreligionen eine Vielfalt alltäglicher religiöser Erscheinungsformen existiert. Afroamerikanische Initiationskulte im katholischen Cuba, eine moslemische Moschee in Mannheim oder Bochum, der Dalai Lama in der Lüneburger Heide beim Empfang Tausender von Jüngern, wer hätte das je geglaubt? Hier zeigt das Metzler Lexikon Religion Verbindungen auf, Netzwerke und Leitbilder, die sich in den zeitgenössischen Gesellschaften etabliert haben und diese mitbestimmen.

Das Metzler Lexikon Religion mit seinen 600 Stichwörtern ist nach einer Systematik organisiert, die bestimmend auf die Struktur der Einzelartikel, ob nun Überblicks-, Informations-

oder Kleinartikel, eingewirkt hat. Mit unserer körperlichen Sinnlichkeit nehmen wir Religion wahr und drücken sie aus, im Tanz, in der Beziehung der Geschlechter, in unserem Gefühlsleben, im Trost vor dem Tod. Sie begleitet uns aber auch bei der Identitätsfindung in der sozialen Gruppe. Sie entfaltet ihr weites Spektrum in Umwelt, Gesellschaft und Kultur. Elemente religiöser Systeme begegnen uns täglich in Form von Kulten, Mythen, Moralismen, gleichgültig, ob wir sie verwerfen, ihnen skeptisch gegenüber stehen oder sie gläubig akzeptieren. Schließlich erfahren wir Religion im Zug der historischen oder geographischen Veränderungen oder einer verwirrenden multikulturellen Gegenwart, Ausgangspunkt einer medial vermittelnden Unterhaltungsindustrie, die uns suggeriert, daß auch im Religiösen alles möglich sei.



Die Herausgeber/innen



Christoph Auffarth veröffentlichte zur Antike

und zur europäischen Religionsgeschichte;

Jutta Bernard arbeitete zur Bedeutung

der Religion im Fernsehen;

Agnes Imhof promoviert über die Darstellung

des Propheten im Islam;

Silvia Kurre leitet als Äbtissin das Damenstift

Fischbeck und arbeitet an einer Dissertation

über die Kelten in der Religionsgeschichte

der Moderne;

Hubert Mohr veröffentlichte Arbeiten zur

Wahrnehmung von Religion, zum Hexenmuster

und der Verarbeitung religiöser Themen

in den neuen Medien.



Metzler Lexikon Religion

Gegenwart — Alltag — Medien .

Herausgegeben von Christoph Auffarth, Jutta Bernard und Hubert Mohr unter Mitarbeit von Agnes Imhof und Silvia Kurre 1999-2000.3 Bände von A-Z mit einem Registerband. Ca. 2400 Seiten mit zahlreichen ein- und mehrfarbigen Abbildungen. Gebunden mit Schutzumschlag.



Lessings Ringparabel von der Koexistenz der drei Religionen ist heute angesichts der Tatsachen, die unsere moderne religiöse Welt bietet, entschieden zu ergänzen und zu erweitern. Noch mehr Toleranz und Verstehen scheint angebracht. Dazu will das Metzler Lexikon Religion sachlich, einlässlich, souverän einen kritischen Beitrag leisten.
Rezension
Wer mit theologischen oder religionspädagogischen Fachlexika vertraut ist (z.B. „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ (RGG) / „Evangelisches Kirchenlexikon“ (EKL) / Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) / Theologische Realenzyklopädie (TRE) / Lexikon der Religionspädagogik (LexRP)), wird hinsichtlich des Metzler Lexikon Religion in mehrfacher Hinsicht (positiv) überrascht sein:

• wie selbstverständlich dieser Verlag ein- und mehrfarbige Abbildungen zahlreich in die Artikel integriert – während es zeitgleich z.B. in mancherlei theologischen (und leider auch religionspädagogischen) Zeitschriften noch immer unmöglich ist, Bilder zu publizieren (solo verbo – Protestantismus), - trotz unseres optischen Zeitalters,

• wie weit sich eine Zugangsweise zum Thema Religion erweisen kann, die sich bewusst religions- und kulturwissenschaftlich versteht und auf theologische Engführungen verzichtet,

• wie gegenwarts-, alltags- und mediennah (s. Untertitel) sich ein umfassendes Lexikon erweisen kann.

Kurz: dieses Religions-Lexikon macht (trotz seines Preises) viel Freude und bietet der/dem Religionspädagen/in womöglich hilfreichere Informationen als manch theologisches Fachlexikon, weil es näher an der Sache der Religion/en dran ist, näher an deren Erscheinungsweisen, näher an deren Symbolen, näher an deren Ritualen. Einen Artikel „Voodoo“ z.B. wird man andernorts wohl eher vergeblich suchen, Schüler/innen aber fragen nicht selten nach Voodoo-Zauber. – Gediegene Informationen, gediegen aufbereitet, umfassend dargeboten, aktuell und zeitnah an der Gegenwartskultur, - jedem/jeder Religionslehrer/in unbedingt zu empfehlen!

Der 4. Band (Register) sei noch besonders hervorgehoben: mit seiner Hilfe schließen sich die 3 Bde. noch einmal neu auf und er bietet darüber hinaus umfangreiche Text- und Bildquellen, Zeittafeln, Gesamtregister und eine Filmographie (!).

G.B. für lehrerbibliothek.de


"[...] Die Benutzung dieses Lexikons selbst [ist] schon ein nicht nur intellektuelles, sondern zugleich sinnliches Vergnügen." Neue Zürcher Zeitung

Lexika aus dem Hause Metzler versprechen stets einen eigenen Zugang. Diesem Anspruch werden auch die Herausgeber des "Lexikon Religion" gerecht, die sich nicht allein mit der alphabetischen Abfolge von Begriffen begnügen...Theologische Revue

Verlagsinfo
Das Werk kann nur geschlossen bezogen werden.

Band 1 Abendmahl - Guru
1999. XVII, 532 S., 135 s/w- und 24 Farb-Abb., Geb. m. SU
Band 2 Haar - Osho-Bewegung
1999. IV, 632 S., 122 s/w- und 24 Farb-Abb., Geb. m. SU
Band 3 Paganismus - Zombie
2000. IV, 729 S., 126 s/w- und 25 Farb-Abb., Geb. m. SU
Band 4 Text- und Bildquellen, Filmographie, Zeittafeln, Gesamtregister
2002. X, 438 S., Geb. m. SU

Lessings Ringparabel von der Koexistenz der drei Religionen ist heute angesichts der Tatsachen, die unsere moderne religiöse Welt bietet, entschieden zu ergänzen und zu erweitern. Noch mehr Toleranz und Verstehen scheint angebracht. Dazu will das Metzler Lexikon Religion sachlich, einlässlich, souverän einen kritischen Beitrag leisten. Ein klärender, vergleichender Blick auf die vielfältige Welt der Religion, des Religiösen - 600 Artikel von über 200 Autor/innen, in denen, systematisch orientiert, die heutige weltweite Erfahrung von Religion und religiöser Praxis beschrieben wird - ein kulturwissenschaftliches Grundlagenwerk, neu in Darstellung und fotografischer Dokumentation, von hohem Informationsgehalt.











Inhaltsverzeichnis
Leseprobe:

Weltuntergang

1. Religiös wirkungsvolle Vorstellungen einer vollständigen Vernichtung der Welt finden wir in vielen kolonialisierten Stammesgesellschaften, den Zentralstaatsgesellschaften und in den Weltreligionen. Während kleinere oder größere Katastrophen im allgemeinen zum Bestandteil menschlichen Lebens gehören und menschliche Erfahrung vielfältige Mittel und Wege zu ihrer Bewältigung gefunden hat, kann ein real stattfindender Untergang der Welt nur gedacht, imaginiert und als bevorstehend prophezeit, nicht aber überlebt werden. Geschichten und Konzepte über den Weltuntergang sind deshalb nicht Tatsachenberichte, sondern metahistorische Möglichkeitsgeschichten und Gedankenspiele von marginalisierten Einzelnen und ohnmächtigen Menschengruppen. In ihnen werden im Regelfall vier Wirklichkeitsebenen miteinander verwoben:
- historisch tatsächlich erfolgte oder auch künftig mögliche große Katastrophen wie Vulkanausbrüche, Erdbeben, Meteoritenschauer, Feuersbrünste, Überschwemmungen, Sommergluten, Winterfröste, Seuchen, Jagdunglücke, Vernichtungskämpfe, Kriege, Atomschläge, kosmischer Wärmetod und Ozonloch, die nur ein mehr oder weniger kleiner Rest überlebt hat oder überleben kann.
- stetige und lebenslange Beobachtung des Wetters, des Firmaments und der Sternenwelt, die periodische Veränderungen und klimatische Wetterumschwünge, aber auch Sonnenfinsternisse erwartbar und berechenbar macht und damit prognostisches Zukunftswissen ebenso wie beständigen Vorhersehungsglauben ermöglicht.
- eine zugleich empirisch begründete, personalisierte und projektiv umgeformte mentale Ausweitung und Übertragung irdischer Gegebenheiten und Gefahren ins Himmlische und Kosmische: Mond und Sonne werden in der Vorstellung zum lebensspendenden Urtier oder zur obersten Gottheit, die nach ihrem Untergang unter die Linie des Horizonts nicht wiederkehren, wenn sie getötet, gekränkt oder beleidigt werden; die der Opfer bedürfen, um besänftigt zu werden oder auf dauernde »Nahrungs«-Zufuhr angewiesen sind, um nicht definitiv zu erlöschen.
- ein ethisches Handlungsszenario rettender Gestalten: Kulturheroen oder Weltheilande, die >gerade noch rechtzeitig< Opfer- und Reinigungsunternehmungen ins Werk setzen.
Weltuntergangsgeschichten und Weltuntergangskonzepte weisen jedem einzelnen Menschen indirekt, zeitraumverschoben und mittels gegenweltlicher Umkehrung seinen irdischen und zugleich überweltlich-metaphysischen Platz im Hier und Jetzt zu. Sie sagen ihm, was er jetzt wissen, hoffen und tun kann und ob er damit zum geretteten oder rettbaren Rest oder zur »Masse der Verdammten« gehört.

2. Weltuntergangsgeschichten und -Vorstellungen sind abhängig vom kosmologischen Weltkonzept der jeweiligen Kultur, vom Stand der jägerischen, kriegerischen bzw. militärischen Waffentechnologie und von den Mitteln der medialen Kommunikation einer Gesellschaft.
a) Einfache kosmologische Zwei- und Dreiteilungen (»Himmel und Erde«; »unter der Erde - auf der Erde - über der Erde«) sind der unmittelbaren sinnlichen Jedermannserfahrung zugänglich. Komplexe Himmelssphären- und Vielwelten-Schemata sind demgegenüber der direkten Beobachtung entzogen und prämiieren kulturevolutionär Enthusiasten und Experten, z.B. die hochfliegende Phantasie des Dichters und die unkontrollierbaren Schlußfolgerungen des »Jenseitsspezialisten« ganz ebenso wie die genaue astronomische Berechnung des Wissenschaftlers (Aristarch v. Sa-mos, J. Kepler, G. Galilei, A. Einstein).
b) Weltuntergangsgeschichten und -konzepte steigern ihre transzendie-rende und am empirischen Material gewonnene Kraft der gegenweltlichen Negation, je mehr durch waffen- und organisationstechnologische Neuentwicklungen die militärischen Akteure ihre Reichweite und Vernichtungspotenz massiv erhöhen. Mit Pfeil, Bogen und Kriegspferd kam Odins Wilde Jagd und mit dem assyrisch-persischen Streitwagen die zoroastrische Escha-tologie. Mit den römischen Belagerungsmaschinen verbreitete sich der hellenistische Messianismus und mit den europäischen Gewehren und Kanonen protestantisch inspirierte Endzeitsekten und - mit J. Gerhard (1582-1637)
- lutherisch-orthodoxer Untergangsnihilismus. Seit den 1890er Jahren setzte mit der Entwicklung der chemischen, bakteriellen und schließlich atomaren Massenvernichtungswaffen die Eroberung der Massenphantasie durch die -»Science Fiction-Apokalyptik ein. Besonders deutschsprachige Intellektuelle haben dabei die alten, an jenseitige Mächte und ihre Vermittler gebundenen Untergangsvorstellungen in eine an das eigene beschwörende Wort geknüpfte nihilistische Anthropologie von Untergang und Vernichtung umgeformt (Friedrich Nietzsche, Oswald Spengler, Karl Kraus, Günter Anders).
c) Angebot und Nachfrage von und nach Weltuntergangsgeschichten werden durch die jeweils verfügbaren Mittel der gesellschaftlichen Kommunikation bestimmt. Direkter mündlicher Austausch in Stammesgesellschaften und in kleinen Glaubensgemeinschaften sucht sich seine charismatischen bzw. traditionalen Untergangserzähler. Schriftsysteme, die nur durch professionalisierte Schreibereliten erlernt und tradiert werden können, gehen mit divinatorischem und astrologischem Weltuntergangsspezialistentum einher (Ägypten, Babylon, China, Mesoamerika). Demgegenüber schaffen leichte Lesbarkeit der Schrift, marktproduzierte Eeserschaften und Sendequoten sich ihre Autoren für heißbegehrte Untergangsgeschichten, die dem Konsumenten die Genugtuung esoterischen Wissens und der Zugehörigkeit zum überlebenden und rettbaren Rest offerieren (prophetische Eschatologie, apokryphe und christlich-chiliastische Endzeitapokalyptik, massenmediale Weltuntergangsszenarios wie etwa von Uriella). Selbstgesteuerte Verknüpfung via Internet ermöglicht neuerdings das hemmungslose Ausagieren paranoider Vernichtungswünsche, freiflottierendes globales Weltuntergangspalaver und größenwahnsinnig schöne Untergangsphantasien ohne Ende.

3. Typologisch lassen sich drei Weltuntergangskonzepte unterscheiden:
- Protologische (Fast-) Weltuntergänge werden in den Ursprungsgeschichten vieler Stammesgesellschaften und Religionsgemeinschaften erzählt. Dabei ist die Jetzt-Welt entweder eine Neuentstehung aus zuvor untergegangenen Welten oder sie ist nur knapp dem urzeitlichen Fast-Unter-gang entronnen (Arche Noah). Die Erzählung hebt die Erzählgemeinschaft, als die Nachkommenschaft des urzeitlich geretteten oder sonstwie überlebenden Restes, über die sonstigen Mitbewohner der Welt empor; sie benennt die Ursachen des damaligen und des (potentiell) künftigen Untergangs: sexuelle Vermischung mit Fremden, Habgier, Bruderzwist etc.
- Periodische Weltuntergänge sind Bestandteil kosmologischer Mehrweltenschemata. Bestimmte, durch astronomische Berechnung gewonnene Gestirnskonstellationen führen zum regelmäßig sich wiederholenden Untergang der Erde, meist durch Weltbrand und Weltflut. Nach einer solchen kosmischen »Reinigung« entsteht dann die Erde neu. Priesterliches Handeln und religiöse Führerschaft versprechen den bevorstehenden Untergang für die eigene Klientel abzumildern oder zu verhindern, z.B. indem, wie bei den Azteken, das Herz aus lebenden Kriegsgefangenen herausgeschnitten und so die >schwache< Sonne ernährt wird (-»Weltzeitalter) oder, wie im Falle der Sonnentempler, für den Transittod aller Familienangehörigen gesorgt wird.
- Die eschatologischen Weltuntergänge der Parsen und der jüdischen, christlichen und muslimischen Apokalyptiker binden diese an die Vorstellung eines definitiven zeitlichen Endes »dieser Welt« und an ein Weltgericht, das den Reinen, Heiligen, Frommen, Gerechten, Gläubigen die künftige Rettung in einer »neuen Welt« (Gottes, Christi, des Geistes, des 3. oder 4. Reiches, der klassenlosen Gesellschaft, des Paradieses) verspricht und die Feinde der religiös legitimierten Ausmerzung preisgibt. Eschatologisch-apokalyptische Endzeit ist Wendezeit für den geretteten Rest, Auszeit für alle anderen. Jeder durch eschatologisch-apokalypti-schen Glauben Geprägte ist deshalb für Botschaften zugänglich, die das Herbeikommen der Endzeit als der Zeit der großen und endgültigen Selektion beschleunigen wollen, sei es durch heiligen Krieg, Weltmission, Klassenkampf, arischen Endsieg oder kapitalistische Globalisierung der Welt. Eintretende Katastrophen sind für ihn - im Horizont der von seiner Glaubensgemeinschaft vorgegebenen eschatologischen und apokalyptischen Zeichenlehre - der jeweilige Vorbote des nahenden Über- bzw. Untergangs.

4. Weltuntergangsgeschichten liefern ein grell-düsteres und heroisches Szenario. Sie versprechen dem dafür Empfänglichen schaurige action und gruselige Spannung, verwandeln eigene Angst und Wut in eine allmachtsphantastische und wollüstige Dramaturgie äußerster Negation, der prinzipiell keine Grenzen gesetzt sind und liefern dem Mitglied einer darauf spezialisierten Gruppe das überhebende Gefühl esoterischen Rettungswissens.

Literatur

BRUMMETT, Barry: Contemporary apocalyptic rhetoric, New York 1991; CASPER, Hans / VALENTIN, Friederike (Hgg.): Endzeitfieber. Apokalyptiker, Untergangspropheten, Endzeitsekten, Freiburg 1997; DIECK, Alfred: Der Weltuntergang am 17. März 1949 in Südhannover. Ein Beitrag zur Erforschung von Gerüchten, in: Neues Archiv für Niedersachsen 4 (1950), 704-720; GUTHKE, Karl S.: Der Mythos der Neuzeit. Das Thema der Mehrheit der Welten in der Literatur- und Geistesgeschichte von der kopernikanischen Wende bis zur Science Fiction, Bern 1983; HIEBERT, Erwin N.: The uses and abuses of thermodynamics in religion, in: Daedalus 95 (1966), 1046-1060; KÖTTING, Bernhard: Endzeitprognosen zwischen Lactantius und Augu-stinus, in: Historisches Jahrbuch 77 (1958), 125-139; PETRI, Helmut: Das Weltende im Glauben australischer Eingeborener, in: Paideuma 4 (1950), 349-362; PINNA, Lorenzo: Fünf Hypothesen zum Untergang der Welt, München 1996; REITZENSTEIN, Richard: Die nordischen, persischen und christlichen Vorstellungen vom Weltuntergang, in: Vorträge der Bibliothek Warburg 1923-1924, hg. v. Fritz Saxl, Leipzig 1926, 149-169; SHARPE, Eric J.: End of the world, in: CAVENDISH, Richard (Hg.): Man, myth & magic. The illustrated encyclopedia of mythology, religion and the unknown, New York, Bd. 3 (1983), 815-822; WAGAR, Warren: Terminal visions. The literature of last things, Bloomington 1982.

-Angst, Apokalypse, Ende, Nihilismus, Weissagung, Weltzeitalter, Zeit

Hemma Boneberg