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Meine Familie, die AFD und ich
Wie Rechtsextremismus uns entzweit - und wir dagegenhalten
Leonie Plaar
Goldmann Verlag
EAN: 9783442320035 (ISBN: 3-442-32003-8)
192 Seiten, paperback, 14 x 22cm, September, 2025
EUR 18,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Nichts ist so persönlich wie Politik
Leonie ist queer, politische Aktivistin, Historikerin – und Tochter eines AfD-Mitglieds. Tatsächlich wählen fast alle ihrer nahen Verwandten die Alternative für Deutschland. Bis sie die Reißleine zog und den Kontakt abbrach, hat sie deren Radikalisierungsprozess also hautnah miterlebt. Sie hatte einen Platz in der ersten Reihe bei Gesprächen zwischen AfDler*innen, die dachten, sie wären unter sich.
In der Diskussion um das Erstarken der Neuen Rechten vergessen wir manchmal, dass politische Gräben sich auch durch Familien ziehen.Am Küchentisch, beim Grillabend oder unterm Weihnachtsbaum finden die wirklich entscheidenden Gespräche statt, denn hier werden Werte, Parolen und Verschwörungstheorien vor dem Hintergrund familiärer Beziehungen verhandelt.
Leonie macht die Radikalisierung der AfD und ihrer Mitglieder in den letzten Jahren entlang ihrer eigenen Familiengeschichte nachvollziehbar. Eine kluge Gesellschaftsanalyse und gleichzeitig die rührende Erzählung ihres familiären Bruchs.
"Leonie schreibt mit scharfem Verstand und unerschrockener Ehrlichkeit über das, worüber viele schweigen."
Emilia Roig, Spiegel-Bestsellerautorin
Rezension
Politik in der Familie, in der Tat ein "heißes Eisen". Häufig prallen unterschiedliche Meinungen gnadenlos aufeinander und werden hoch emotional diskutiert. Ein sachlicher Gesprächsfaden kann in Gefahr geraten. Ja, und "Nichts ist so persönlich wie Politik".
Der Autorin Leonie Plaar, eine junge queere Frau, Historikerin und politische Aktivistin, schreibt ein sehr persönliches Buch. Sie vollzieht den Bruch mit ihrer Familie nach, der sich nicht nur an kontrovers diskutierten Themen festmachen lässt, sondern prinzipiell unterschiedlichen Weltanschauungen offenbart.
Leonie Plaar lässt die Leserschaft an ihren innerfamiliären Streitgesprächen teilhaben. Ihr Vater ist AfD-Mitglied und die gesamte Verwandtschaft vertritt zumindest deren Positionen nachhaltig. Die junge Autorin nimmt konträre Standpunkte ein und sie beschreibt, wie die endlosen, sich häufig im Kreise drehenden Diskussionen zuspitzen. Dies führt zur Entfremdung in der Familie, insbesondere ihrem Vater gegenüber. Schließlich zieht sie einen Schlussstrich und bricht den Kontakt zur Familie ab. Die beiden letzten Kapitel zeigen: Sie ist überzeugt, das Richtige getan zu haben.
Persönlich bin ich von diesem Buch hin und her gerissen. Den fachlichen, auf Politik bezogenen Teil empfand ich schlüssig und interessant. Die Argumente der AfD-Anhängerschaft sind zwar durchaus nicht neu, aber die Schilderungen zur Strategie der Autorin, dem etwas entgegenzusetzen, sind bereichernd. Ihre Situation, alleine einer "Übermacht" gegenüber zu stehen und sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, die einem gegen den Strich gehen, ist nachvollziehbar.
Auch ihre persönliche Entscheidung, sich eben diesen Debatten zu entziehen, erscheint plausibel. Der Entschluss, den Kontakt zu ihrer Familie ganz zu beenden, ist eine individuelle Entscheidung und von daher nicht diskutabel.
Allerdings fremdele ich mit den "roten Linien", die sie für sich zieht und den hieraus abgeleiteten Begründungen für ihre Entscheidung. Eben diese roten Linien haben aus meiner Sicht Konsequenzen: Gespräche mit konträren Positionen werden nicht geführt. Sie widerspricht hiermit ihren eigenen Hoffnungen und Wünschen, eben genau das zu tun: Miteinander reden.
Betrachtet man die derzeitige gesamtgesellschaftliche Situation, lässt sich genau dieses Dilemma an verschiedenen Stellen aufzeigen. Miteinander reden und streiten, sind Grundzüge der Demokratie. Alles andere könnte zur Spaltung der Gesellschaft führen. Sind wir bereits auf genau diesem Weg?
Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wenn die Familie nicht mehr miteinander redet – eine Geschichte der Entfremdung
Leonie ist queer, politische Aktivistin, Historikerin – und Tochter eines AfD-Mitglieds. Tatsächlich wählen fast alle ihrer nahen Verwandten die Alternative für Deutschland. Bis sie die Reißleine zog und den Kontakt abbrach, hat sie deren Radikalisierungsprozess also hautnah miterlebt. Sie hatte einen Platz in der ersten Reihe bei Gesprächen zwischen AfDler*innen, die dachten, sie wären unter sich. Über Jahre hinweg hat sie zugehört, analysiert, mitdiskutiert. Vor allem aber musste sie erleben, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Vater Teil einer Bewegung wird, die sich gegen alle Werte richtet, die Leonie verkörpert.
Angesichts der Diskussionen über die aktuellen politischen Entwicklungen, über das Erstarken rechtskonservativer Ideologien vergessen wir manchmal, dass diese eben nicht nur auf wissenschaftlicher oder öffentlicher Ebene stattfinden: Die politischen Gräben ziehen sich auch durch Familien. Zu jedem Punkt im Wahlprogramm, zu jedem Verschwörungsmythos und populistischen Wahlplakat gibt es persönliche Geschichten, die sich überall in Deutschland abspielen. An Küchentischen, auf Familienfeiern, beim Grillen oder an Weihnachten.
Leonie erzählt ihre eigene Geschichte hinter den Partei-Narrativen. Sie macht die Radikalisierung der letzten Jahre entlang ihrer persönlichen Familiengeschichte nachvollziehbar und legt die private Seite hinter der Radikalisierung der AfD und ihrer Mitglieder offen. Denn nichts ist so persönlich wie Politik.
Eine gesellschaftliche und politische Analyse und gleichzeitig die berührende Erzählung eines familiären Bruchs.
Leonie Plaar wurde 1992 in Osnabrück geboren und studierte Englisch, Geschichte und American Studies, ergänzt durch ein Zertifikat in Geschlechterforschung. Unter dem Namen Frau Löwenherz klärt sie online zu historischen Themen, Queerness und Feminismus auf, ihre authentische und mutige Stimme hat ihr eine große Reichweite eingebracht. Leonie arbeitet aber nicht nur aktivistisch, sondern ist auch freie Journalistin und berät Redaktionen sowie Unternehmen und Museen. Sie wohnt in Düsseldorf.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Prolog. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Bis zum letzten Gespräch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
»Weil die meine finanziellen Interessen am besten vertreten.« . . . . . . 23
»Ich stell ja nur Fragen.« . . . . . . . . . . . . . . . . . .35
»Du musst auch andere Meinungen akzeptieren.« . . . . . . 47
»Man darf heutzutage auch echt nichts mehr sagen.« . . . . 59
»Da fühle ich mich als weißer heterosexueller Mann diskriminiert.« . . 69
»Die AfD kann nicht queerfeindlich sein, Alice Weidel ist doch lesbisch.«. . . . . 87
»Ich bin ja nicht _________, aber ...« . . . . . . . . . . . . 113
»Deutschland übertreibt es mit dem Schuldkult.« . . . . . . 127
»Wer jung ist und nicht links, hat kein Herz. Wer alt ist und nicht konservativ, hat kein Hirn.« . . . 141
»Die AfD kann gar nicht rechtsextrem sein, denn dann würden ja Millionen von Menschen rechtsextrem wählen.« . .. 151
»Aber das ist doch dein Vater.« . . . . . . . . . . . . . . . . 167
Gibt es einen Weg zurück? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
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