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Matisse, Derain und ihre Freunde Die Pariser Avantgarde 1904-1908
Matisse, Derain und ihre Freunde
Die Pariser Avantgarde 1904-1908



Deutscher Kunstverlag
EAN: 9783455016321 (ISBN: 3-455-01632-4)
352 Seiten, hardcover, 22 x 29cm, September, 2023

EUR 58,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Der Fauvismus war zwar eine der kurzlebigsten Kunstströmungen, aber zugleich eine der wirkungsmächtigsten für die Kunst der Moderne. Henri Matisse, einer seiner Hauptvertreter, bezeichnete diesen Stil als „Grundlage für alles“. Kunsthistorisch ist der primär vier Jahre währende Fauvismus zwischen Neoimpressionismus, Pointilismus und Kubismus, abstrakter Kunst und Expressionismus zu verorten. Der Fauvismus war die erste avantgardistische Kunstströmung im 20. Jahrhundert. Die Bezeichnung dieses Stils geht auf den Kunstkritiker Louis Vauxcelles zurück, welcher die um eine klassizistische Skulptur gruppierten Bilder von Matisse, André Derain und Maurice des Vlaminck im Pariser „Herbstsalon“ 1905 mit dem Aperçu kommentierte: „Donatello unter den wilden Tieren (fauves)“. Die Werke der Fauvisten, die zu der damaligen Zeit als skandalös wahrgenommen wurden, zeichnen sich durch ihre Farbexpressivität, die Zerlegung der Farben, einen Skizzenstil und malerischen Subjektivismus aus. Die leuchtenden Farben wurden von den Malern direkt aus der Tube mit breiten Pinselstrichen auf die Leinwand aufgetragen. Als weitere Vertreter des Fauvismus gelten Albert Marquet, Raoul Dufy und Georges Braque.
Möchte man sich die Werke der genannten Maler anschauen, kann man nach New York oder nach Paris reisen oder man konnte das Kunstmuseum Basel (Neubau) besuchen. Dort war vom 2.9.2023 bis zum 21.1.2024 die empfehlenswerte Ausstellung „Matisse, Derain und ihre Freunde. Die Pariser Avantgarde 1904-1908“ zu sehen. Zu den Highlights der Schau können folgende Gemälde gezählt werden: „Luxe, calme et volupè“(1904) und „La Plague rouge“(1905) von Henri Matisse, „La femme en chemise“(1905), „Bateaux dans le port de Collioure“(1905) und „La danse“(1906) von André Darain, „Restaurant de la Machine à Bougival“(1905) und „Sous-bols“(1905) von Maurice de Vlaminck, „Affiches à Trouville“(1906) von Albert Marquet und „Port de l`Estaque“(1906) von Georges Braque. Neben zahlreichen Gemälden der Fauvisten begegnet man in der Ausstellung Zeichnungen, Skulpturen und Keramiken, insbesondere von Henri Matisse.
Alle bisher genannten Kunstwerke und eine Vielzahl weiterer finden sich in exzellenter Druckqualität in dem Ausstellungskatalog, erschienen im Deutschen Kunstverlag. Herausgegeben wird das ästhetisch überaus gelungene Werk von den Kurator:innen der Schau: Arthur Fink, Claudine Grammont und Josef Heldenstein. Die Publikation enthält neben den Tafeln der Werke, einer Chronologie und Reprints von Texten über die Fauvisten sechs aufschlussreiche Essays zu der Pariser Avantgarde. Besondere Erwähnung verdient unter den Beiträgen der des Kunsthistorikers Pascal Rousseau, welcher den Einfluss der Philosophie des Transformismus von Félix Le Dantec, eines Vertreters des Neo-Lamarckismus, auf die Fauvisten analysiert. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch den Katalog geradezu aufgefordert, den Fauvismus im Unterricht ausführlich im Kontext der Entwicklungen der Moderne zu würdigen.
Fazit: Der hervorragend gelungene Ausstellungskatalog „Matisse, Derain und ihre Freunde. Die Pariser Avantgarde 1904-1908 sollte in der Bibliothek jeder und jedes an der Kunst der Moderne Interessierten einen Platz finden. Allein schon das Betrachten der im Buch abgedruckten Kunstwerke bewirkt eine „Gerührheit (vibration) des Individuums“(Derain).

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
At the beginning of the 20th century, a group of artists around Henri Matisse and André Derain were carrying out revolutionary colour experiments. The art critic Louis Vauxcelles gave them their name in 1905: the "Fauves". Translated into English, this means something like "beasts" or "wild animals". This catalogue is being published for the first survey exhibition on the Fauves staged in Switzerland for decades. It presents the expressive painting style and unusual colour combinations employed by Matisse, Derain and their companions in the years 1904 to 1908, situating them in the aesthetic and socio-political debates of that time. The male connotation of the term Fauves already suggests the exclusion of women artists on a conceptual level. The exhibition and catalogue challenge this traditional view and draw attention to female protagonists on the Paris art scene. Richly illustrated and supplemented by new art-historical research contributions, the publication offers an insight into the diversity of the colourful painting by the "beasts".
Fauvism – the first avantgarde movement of the 20th century
Brilliant colour experiments in a break with academic conventions
Exhibition: Kunstmuseum Basel, New building, September 2, 2023 to January 2, 2024
Inhaltsverzeichnis
6 DANK
8 VORWORT
JOSEF HELFENSTEIN
14 ESSAYS
17 DIE FAUVES UND DER PARISER KUNSTHANDEL
PETER KROPMANNS
27 DIE FAUVES UND DIE MODE - KLEIDER UND
HÜTE VON AMELIE MATISSE
CLAUDINE GRAMMONT
37 MIT UND OHNE FAUVES - BLICKE AUF DIE
PROSTITUTION IN DEN JAHREN 1900-1910
GABRIELLE HOUBRE
45 VERSUCHSFELDER - STILLLEBEN DER FAUVES
ARTHUR FINK
51 VON DER NÄHE DES FERNEN - FÜR EINE
«KUNSTGESCHICHTE ZU GLEICHEN TEILEN»
MAUREEN MURPHY
61 «LART VIVANT» - DIE TRANSFORMISTISCHE
PHILOSOPHIE DES FAUVISMUS
PASCAL ROUSSEAU
74 REPRINTS
77 LE SALON D'AUTOMNE
L'ILLUSTRATION, N° 3271,4. NOVEMBER 1905
80 LOUIS VAUXCELLES, LE SALON DAUTOMNE
GIL BLAS, 17. OKTOBER 1905
88 LOUIS VAUXCELLES, LA VIE ARTISTIQUE
GIL BLAS, 26. OKTOBER 1905
92 MICHEL PUY, LES FAUVES
LA PHALANGE, 15. NOVEMBER 1907
102 GELETT BURGESS, THE WILD MEN OF PARIS
THE ARCHITECTURAL RECORD, N° 140, MA11910
119 TAFELN
239 CHRONOLOGIE
250 APPENDIX
253 BIBLIOGRAFIE
256 BILDNACHWEIS
257 WERKLIST