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Mandelas Weg
Liebe, Mut, Verantwortung. Die Weisheit eines Lebens
Originaltitel: Mandela's Way
Originalverlag: Crown Publishers, New York 2010
Aus dem Englischen von Anne Emmert
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Richard Stengel
C. Bertelsmann
, Random House
EAN: 9783570100486 (ISBN: 3-570-10048-0)
256 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 21cm, 2010
EUR 17,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Richard Stengel ist Journalist und arbeitet beim »Time Magazine«. Er ist Autor zahlreicher Bücher und hat mit Nelson Mandela bei dessen Autobiografie »Der lange Weg zur Freiheit« zusammengearbeitet. Außerdem fungierte er als Co-Produzent der Oscar-nominierten Dokumentation »Mandela«. Stengel schreibt außerdem für »The New Yorker« und »The New York Times«.
Rezension
Mit dem Namen Nelson Mandela (geb. 1918) bleibt der Übergang Südafrikas vom rassistischen Apartheidsregime zu einem demokratischen Staat, in dem alle Bürger die gleichen Rechte haben, auf immer verbunden. Seine persönliche Integrität und seine charsimatische Persönlichkeit haben den Staat geeint. Der Sohn eines Häuptlings machte 1942 an der Universität von Südafrika in Pretoria einen Abschluss als Anwalt machte, war seit 1944 ANC-Mitglied (African National Congress). Durch gewaltfreien zivilen Ungehorsam wurden dabei die Rassengesetze bewusst übertreten. Von 1962 bis 1990 war Mandela im Gefängnis. Im Februar 1985 bot ihm die Regierung die Freilassung unter der Bedingung an, künftig auf Gewalt zu verzichten. Mandela lehnte ab und forderte stattdessen, den ANC zu legalisieren und die Apartheid abzuschaffen. Am 11. Februar 1990 wurde schließlich Mandela aus der Haft entlassen.1993 erhielten der schwarze Mandela und der weiße de Klerk den Friedensnobelpreis: Südafrika wandelte sich von einem Apartheidsregime zu einem demokratischen Rechtsstaat. Am 9. Mai 1994 wurde Nelson Mandela Staatspräsident Südafrikas.
Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Summe der Lebenserfahrungen, die Nelson Mandela zur charismatischen Persönlichkeit gemacht haben.
Wie kann ein Einzelner eine bis in die Grundfesten gespaltene Gesellschaft einen und sich Ansehen in der ganzen Welt verschaffen? Eine Frage, die sich angesichts der überwältigenden Lebensleistung Nelson Mandelas geradezu aufdrängt. Richard Stengel, der Mandela seit 1992 kennt und bereits bei seinem Weltbestseller »Der lange Weg zur Freiheit« Co-Autor war, gibt die Antwort und legt zugleich die Summe der Lebenserfahrungen und -weisheiten vor, die Mandela zu einem unserer charismatischsten Zeitgenossen gemacht haben. Mut, Gelassenheit und Ruhe auch im Angesicht von Chaos und Gewalt erweisen sich als seine prägenden Lebensregeln, die sich mit Disziplin, Pragmatismus und Leidenschaft ideal verbinden.
Mit einem exklusiven Vorwort von Nelson Mandela.
"Eine der großen Politiker-Autobiographien dieses Jahrhunderts, zugleich ein literarisches, stellenweise gar poetisches Werk."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Nelson Mandela 9
Ein vielschichtiger Mensch 11
1 Mutig sein bedeutet nicht, keine Angst zu haben 31
2 Immer mit der Ruhe 47
3 Führung von vorn 65
4 Aus dem Hintergrund agieren 83
5 Der Rolle gerecht werden 95
6 Ein Kernprinzip reicht aus - der Rest ist Taktik 111
7 Das Gute in anderen sehen 125
8 Den Gegner studieren 141
9 Nimm einen Rivalen unter deine Fittiche 159
10 Lerne, Nein zu sagen 171
11 Ein langer Atem 179
12 Liebe versetzt Berge 189
13 Auch Rückzug ist Führung 211
14 Sowohl als auch 219
15 Der eigene Garten 227
Mandelas Geschenk 237
Danksagung 253
Leseprobe:
In Afrika gibt es die Vorstellung vom ubuntu - die tiefe Überzeugung, dass wir nur durch die Menschlichkeit anderer zu Menschen werden. Wenn wir in dieser Welt etwas erreichen wollen, so ist es demnach zu gleichen Teilen unserer Arbeit und der Leistung anderer zu verdanken. Richard Stengel gehört zu den Menschen, die sich diese Vorstellung zu eigen gemacht haben. Er ist ein hervorragender Autor und ein exzellenter Kenner unserer Geschichte. Ich bin unendlich dankbar für seine Mitarbeit an dem Buch Der lange Weg zur Freiheit. Gern erinnere ich mich an die vielen Stunden, in denen wir im Zwiegespräch intensiv an diesem Projekt gearbeitet haben. Er hat begriffen, vor welch komplexen Führungsaufgaben die Welt und ihre Bewohner heute stehen. Davon kann jeder lernen.
NELSON MANDELA, November 2008
Ein vielschichtiger Mensch
Wir sehnen uns nach Helden, doch die sind nicht gerade breit gestreut. Nelson Mandela ist vielleicht der letzte echte Held auf unserer Erde. Er ist das lächelnde Sinnbild für Opferbereitschaft und Rechtschaffenheit, von Millionen verehrt wie ein Heiliger. Doch dieses Bild ist eindimensional. Mandela wäre der Erste, der es weit von sich weisen würde - und das hat nichts mit falscher Bescheidenheit zu tun.
Nelson Mandela ist ein Mann voller Widersprüche. Er ist dickhäutig, aber gleichzeitig sehr verletzlich. Er hat ein Gespür für die Gefühle anderer, nimmt aber diejenigen, die ihm besonders nahe stehen, häufig nicht zur Kenntnis. Er geht großzügig mit Geld um, geizt aber beim Trinkgeld mit jedem Cent. Er kann keiner Fliege etwas zuleide tun, gründete und befehligte aber den militärischen Flügel des Afrikanischen Nationalkongresses ANC. Er ist ein Mann aus dem Volk, genießt aber die Gesellschaft Prominenter. Er möchte es gern jedem recht machen, scheut sich aber nicht, nein zu sagen. Er heimst nicht gern den Ruhm nur für sich ein, gibt aber deutlich zu verstehen, wenn er ihm zusteht. Er begrüßt im Restaurant jede Küchenangestellte mit Handschlag, vergisst aber gern die Namen seiner Leibwächter.
Mandela ist eine Mischung aus einem afrikanischen König und einem britischen Aristokraten, ein viktorianischer Gentleman im seidenen Dashiki. Er hat hervorragende Manieren - immerhin lernte er sie in britischen Kolonialschulen von Lehrern, die Charles Dickens zu einer Zeit lasen, da dieser noch schrieb. Sein Benehmen ist förmlich: Er macht eine kleine Verbeugung und lässt dem anderen mit einer Geste den Vortritt. Dabei ist er alles andere als steif oder affektiert. Er beschreibt mit geradezu klinischer Genauigkeit die Körperhygiene auf Robben Island oder das Beschneidungsritual seines Stammes, in dem ihm im Alter von sechzehn Jahren die Vorhaut entfernt wurde. In London und in Johannesburg benutzt er teures Silberbesteck, doch wenn er sich in seiner Heimat, der Transkei, aufhält, isst er, wie es dort üblich ist, mit den Händen.
Nelson Mandela ist ein Pedant. Er zieht Papiertaschentücher aus der Kleenex-Schachtel, faltet sie einzeln und steckt sie sich in die Tasche. Ich habe erlebt, dass er während eines Interviews einen Schuh auszog, um den Socken umzudrehen, den er falsch herum anhatte. In den mehr als zwei Jahrzehnten Haft fertigte er von jedem Brief, den er schrieb, einen Entwurf an und führte eine Liste über alle Briefe, die er erhielt, mit Datum des Eingangs und seiner Antwort. Er schläft auf einer Seite seines Doppelbettes, während die andere Hälfte völlig unberührt bleibt. Er steht jeden Morgen vor Sonnenaufgang auf und macht sein Bett, egal, ob er zu Hause ist oder im Hotel. Man stelle sich den entsetzten Ausdruck auf den Gesichtern der Hotelangestellten vor, wenn sie ihn beim Bettenmachen überraschen! Er kommt nur äußerst ungern zu spät und betrachtet Unpünktlichkeit als Charakterfehler.
Ich kenne keinen Menschen, der so still sein kann wie Nelson Mandela. Wenn er dasitzt und jemandem zuhört, tippt er weder mit den Fingern, noch wippt er mit dem Fuß, sondern er ist völlig regungslos. Er hat keinerlei nervöse Ticks. Wenn ich ihm die Krawatte zurechtrückte, das Jackett glatt strich oder ein Mikrofon am Revers befestigte, kam es mir vor, als hätte ich eine Statue vor mir. Hört er mir zu, habe ich das Gefühl, ich säße einem Stillleben seiner selbst gegenüber. Man merkt kaum, dass er überhaupt atmet.
Mandela ist ein großer Charmeur, der sein Gegenüber mit allen erdenklichen Mitteln für sich gewinnt. Er ist aufmerksam, höflich, einnehmend und - um ein Wort zu verwenden, das er ganz und gar nicht gutheißen würde - ein Verführer. Und er bereitet sich gründlich vor. Vor einem Treffen bringt er möglichst viel über sein Gegenüber in Erfahrung. Als er aus dem Gefängnis kam, las er die Artikel der Journalisten und lobte jeden Einzelnen bis ins kleinste Detail. Und wie die meisten großen Charmeure lässt auch er sich gern verzaubern - am besten gelingt das, indem man ihm zu verstehen gibt, dass er einen für sich gewonnen hat.
Sein Charme ist politischer wie auch persönlicher Natur. In der Politik geht es darum, jemanden zu überzeugen, und Mandela sieht sich daher nicht so sehr als Großen Kommunikator denn als Großen Überzeuger. Er gewinnt sein Gegenüber durch Logik und die Kraft der Argumente oder aber durch Charme - meist ist es eine Mischung aus beidem. Ihm ist es allemal lieber, jemanden von etwas zu überzeugen, als ihm etwas zu befehlen. Aber wenn es nicht anders geht, ordnet er auch etwas an.
Er möchte, dass man ihn mag. Er lässt sich gern bewundern. Es liegt ihm überhaupt nicht, jemanden zu enttäuschen. Sein Gegenüber soll nach einem Gespräch mit ihm überzeugt sein, dass Mandela all das verkörpert, was sie oder er sich erhofft hat. Das erfordert enorme Energie, und er gibt so gut wie jedem, dem er begegnet, etwas von sich. Man bekommt sozusagen den ganzen Mandela. Es sei denn, er ist müde. Dann sinken seine Lider auf Halbmast, und er scheint im Stehen zu schlafen. Aber ich kenne niemanden, der nach einer erholsamen Nacht einen dermaßen erfrischten Eindruck macht. Sieht er um zehn Uhr abends noch aus, als stünde er auf der Schwelle zum Tod, so ist er acht Stunden später, um sechs Uhr morgens, wieder putzmunter und wirkt zwanzig Jahre jünger.
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