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Licht aus dem Osten
Eine neue Geschichte der Welt
Peter Frankopan
Rowohlt
EAN: 9783871348334 (ISBN: 3-87134-833-3)
944 Seiten, kartoniert, 15 x 22cm, Januar, 2018, 4. Auflage
EUR 19,99 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Peter Frankopan lehrt uns, die Geschichte neu zu sehen – indem er nicht Europa, sondern den Nahen und Mittleren Osten zum Ausgangspunkt macht. Er erzählt von den ersten drei Hochkulturen und den drei monotheistischen Weltreligionen, die von dieser Region aus ihren Siegeszug antraten; von den Heeresführern der Antike, für die der reiche Osten seit jeher verheißungsvoller war als der Westen; von den Seidenstraßen, auf denen kostbare Ware, aber auch wegweisende Ideen Verbreitung fanden. Diese Geschichte führt bis in die Gegenwart: Denn nicht umsonst entscheidet sich noch heute die Weltpolitik in Staaten wie Syrien, Afghanisatan und Irak.
"Ein bahnbrechendes Buch."
DIE ZEIT
"Die Zeit der Weltgeschichten bricht wieder an. Unter diesen ragt an Prägnanz, erzählerischer Verve und Kühnheit heraus."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
"Wer die Welt verstehen will, der muss Frankopan lesen."
FRANKFURTER RUNDSCHAU
Rezension
Wie kann man heutzutage eine sinnvoll strukturierte Weltgeschichte schreiben? Dazu wird jeder Historiker, der sich selbst und gegenüber der Öffentlichkeit Rechenschaft über sein Selbstverständnis ablegen möchte, auf eine Historik, auf eine Theorie der Geschichte zurückgreifen, um die historischen Kategorien seiner Darstellung zu bestimmen. In Anlehnung an die „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ von Jacob Burckhardt könnten „Potenzen“, welche den Geschichtsverlauf bestimmen, unterschieden und deren Relationen identifiziert werden – bei dem Basler Kunsthistoriker waren es die drei „Potenzen“: Staat, Religion und Kultur. Folgt man der „Kritik der historischen Vernunft“ des Philosophen Wilhelm Dilthey wären in einer Globalgeschichte der Wirkungszusammenhang verschiedener Systeme zu elaborieren, z. B. Sprache, Wirtschaft, Staat, Recht. Der Erlanger Historiker Karl Heinz Metz differenziert in seiner aktuellen Geschichtstheorie „Von der Erinnerung zur Erkenntnis“(2012) zwischen vier Kräften: „Gewalt: Politik“, „Technik: Arbeit“, „Sprache: Kommunikation“ und „Sicherheit: Gesellschaft“.
Mit solchen geschichtstheoretischen Reflexionen wird der Leser nicht konfrontiert, der Peter Frankopans Besteller „Licht aus dem Osten“(2015) zur Hand nimmt, das dem Anspruch nach eine „neue Geschichte der Welt“ liefern soll. Für den Professor für Byzantinistik an der Universität Oxford gilt es als ausgemacht, dass Handelswege als Verbindungssystem der Menschen auf der Welt der entscheidende Faktor historischer Dynamik und zentral für das Verständnis der Welt sind. Im Unterschied zur eurozentrischen Weltsicht, wie sie in fast allen Bildungsplänen und Geschichtsbüchern vorherrscht, nimmt Frankopan in seinem Buch einen Perspektivenwechsel auf die Weltgeschichte vor. Nicht Europa steht seiner Forschungen nach im Zentrum der Weltgeschichte, sondern im Mittleren Osten, insbesondere in den Gebieten entlang der Seidenstraße(n), was im englischen Originaltitel des Buches „The Silk Roads“ klar zum Ausdruck kommt, bildete sich die Zivilisation heraus. Die historische Bedeutung der Handelsroute vom Mittelmeer bis China für die Weltgeschichte von den Anfängen bei Alexander dem Großen bis zur Gegenwart stellt Frankopan in seinem Buch souverän dar, historisch fundiert unter Heranziehung vielfältiger Quellen und einer immensen Forschungsliteratur sowie prägnant in einem für den Nicht-Historiker verständlichen Stil. Der Gütertransfer auf den mehr als 6000km langen Seidenstraßen durch heutige Länder wie Türkei, Syrien, Georgien, Aserbeidschan, Turkmenistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Usbekistan, Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien wird vom dem Historiker insbesondere durch eine Vielzahl historischer Details anschaulich demonstriert. Dadurch gelingt ihm zugleich der Nachweis, dass die in der Öffentlichkeit präsente Weltgeschichte Ausdruck einer ideologischen Historiographie ist. Sein Buch öffnet zudem die Augen dafür, dass es eine globale Antike und ein globales Mittelalter gab.
Frankopan belässt es in seinem Buch aber nicht bei einer Rekonstruktion der Weltgeschichte am Leitfaden der Seidenstraße, sondern meint auch in die weltpolitische Zukunft schauen zu können. Seiner Gegenwartsanalyse nach gebe es ausreichend wirtschaftliche, politische und militärische Anzeichen für eine Verschiebung des Gravitationszentrums der Welt vom Westen wieder in die alten Regionen der Seidenstraße. Das „Zeitalter des Westens“ sei vorbei, prophezeit der Historiker. Seine Ausführungen erwecken den Eindruck, als entwickle die Geschichte sich nur entlang der „Potenzen“ Wirtschaft, Militär und Politik. Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Demokratie, die „normativen Grundlagen des Westens“(Winkler), die zurzeit in den autoritär regierten Ländern entlang der Seidenstraße kaum geachtet werden, sind m.E. aber notwendige rechtliche Bedingungen für ein gutes und gerechtes Leben sowie für ein friedliches Zusammenleben in pluralistischen Gesellschaften einer globalisierten Welt. Die Unterkonturierung dieser für eine humane Gesellschaft wichtigen Errungenschaften in dem Buch Frankopans ist seinem historischen Ansatz geschuldet, bei dem die Kultur- und Ideengeschichte, insbesondere die Philosophie, auch die der islamischen Welt, in ihrem historischen Eigenwert nicht gewürdigt wird. Eine Weltgeschichte zu schreiben bedarf der Berücksichtigung von Philosophen wie z. B. Platon, al-Kindi, Ibn Ruschd, Descartes, Locke oder Kant.
Das Buch „Licht aus dem Osten“, erschienen im „Rowohlt“-Verlag, kann allen Geschichtslehrkräften, die offen für neue Themen im Geschichtsunterricht sind, nur zur Lektüre empfohlen werden. Es lädt geradezu dazu ein, im schulischen Kontext ein Projekt oder einen Seminarkurs zu den - alten und neuen - Seidenstraßen durchzuführen, um Schülerinnen und Schülern einen interkulturellen Blick zu eröffnen.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
«‹Eine neue Geschichte der Welt› – dieses Buch verdient den Titel voll und ganz.»
Peter Frankopan lehrt uns, die Geschichte neu zu sehen – indem er nicht Europa, sondern den Nahen und Mittleren Osten zum Ausgangspunkt macht. Hier entstanden die ersten Hochkulturen und alle drei monotheistischen Weltreligionen; ein Reichtum an Gütern, Kultur und Wissen, der das Alte Europa seit jeher sehnsüchtig nach Osten blicken ließ. Frankopan erzählt von Alexander dem Großen, der Babylon zur Hauptstadt seines neuen Weltreichs machen wollte; von Seide, Porzellan und Techniken wie der Papierherstellung, die über die Handelswege der Region Verbreitung fanden; vom Sklavenhandel mit der islamischen Welt, der Venedig im Mittelalter zum Aufstieg verhalf; von islamischen Gelehrten, die das antike Kulturerbe pflegten, lange bevor Europa die Renaissance erlebte; von der Erschließung der Rohstoffe im 19. Jahrhundert bis hin zum Nahostkonflikt. Schließlich erklärt Frankopan, warum sich die Weltpolitik noch heute in Staaten wie Syrien, Afghanistan und Irak entscheidet.
Peter Frankopan schlägt einen weiten Bogen, und das nicht nur zeitlich: Er rückt zwei Welten zusammen, Orient und Okzident, die historisch viel enger miteinander verbunden sind, als wir glauben. Ein so fundiertes wie packend erzähltes Geschichtswerk, das wahrhaft die Augen öffnet.
Themen: Geschichte allgemein und Weltgeschichte; Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens; Sozial- und Kulturgeschichte; Islam; Naher und Mittlerer Osten; Zentralasien; Ostasien, Ferner Osten; Assyrische Reiche; Babylonien; Altes Ägypten; Mesopotamien; Persisches Reich; Sumerer; Islamische Länder; Vorzeit, Frühgeschichte vor Christi Geburt; Christi Geburt bis 1500 nach Chr.; 1500 bis heute; Bezug zum Islam und islamischen Gruppen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 13
Erstes Kapitel
Wo alles seinen Anfang nimmt – die Mitte der Welt 23
Zweites Kapitel
Wege zur Erleuchtung – der Wettlauf der Religionen 58
Drittes Kapitel
Rom liegt jetzt im Osten – das neue christliche Reich 81
Viertes Kapitel
Zeiten des Aufruhrs – die revolutionäre Offenbarung 104
Fünftes Kapitel
Von Mekka bis Cordoba – der Siegeszug des Islam 126
Sechstes Kapitel
Schätze der Steppe – der neue Welthandel 156
Siebtes Kapitel
Was West und Ost verbindet – der lange Weg der Sklaven 176
Achtes Kapitel
Kein Paradies auf Erden – das Zeitalter der Kreuzzüge 203
Neuntes Kapitel
Herrschaft der Nomaden – das mongolische Großreich 235
Zehntes Kapitel
Der Schwarze Tod – von Entdeckungen und Katastrophen 258
Elftes Kapitel
Wo das Gold lockt – die Eroberung der Neuen Welt 294
Zwölftes Kapitel
Zu Gast bei Osmanen, Persern und Moguln – der neue Reichtum des Ostens 318
Dreizehntes Kapitel
Herrscher der Meere – die Handelsmächte des Nordens 348
Vierzehntes Kapitel
Von East India bis New England – das britische Weltreich 376
Fünfzehntes Kapitel
Ein Bär zieht in den Süden – der Streit um Persien 399
Sechzehntes Kapitel
Auf stählernen Gleisen gen Osten – der Weg in den Krieg 419
Siebzehntes Kapitel
Schwarzes Gold – das „Große Spiel“ im Osten 458
Achtzehntes Kapitel
Quellen der Macht – die neuen Wege des Öls 485
Neunzehntes Kapitel
Deutscher Machthunger – die Kornkammern des Ostens 508
Zwanzigstes Kapitel
Schwarze Erde, rotes Blut – der Völkermord 537
Einundzwanzigstes Kapitel
Scheidepunkt Iran – wo der Kalte Krieg beginnt 568
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Ein Riss durch den Osten – die Rivalität der Supermächte 596
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Spielverlängerung – der Kampf um die Vormachtstellung 622
Vierundzwanzigstes Kapitel
Verlorene Wetten – der Iran und seine Nachbarn 650
Fünfundzwanzigstes Kapitel
Die neuen Kreuzritter – der falsche Krieg gegen den Terror 694
Schluss
Licht aus dem Osten – der Wiederaufstieg der Seidenstraßen 723
Anmerkungen 745
Literatur 849
Personen 920
Dank 935
Bildnachweis 940
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