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Lexikon der Künstler Von Giotto bis Keith Haring
Lexikon der Künstler
Von Giotto bis Keith Haring




Susanna Partsch

Carl Hanser Verlag
EAN: 9783446207073 (ISBN: 3-446-20707-4)
288 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, September, 2006, Durchgehend mit farbigen Abbildungen. Mit Personen- und Sachregister

EUR 24,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Von Giotto über Bosch, da Vinci, Dürer und Michelangelo zu Rubens, Rembrandt und Vermeer, von Manet, Cezanne und van Gogh über Mondrian, Kleeund Picasso zu Beuys, Warhol und Haring-SusannaPartsch erzählt in 75 Porträts von Leben und Werk der großen abendländischen Künstler. Ihr Buch will vor allem jungen Lesern eine erste Orientierung geben, vor oder nach einem Museumsbesuch, aber auch als Wegbegleiter in die großen Museen und Städte der Kunst. Zuallererst aber will es Lust machen auf die Werke der Künstler, das große Erbe, das sie uns hinterlassen haben.



Die Autorin dieses Buches hat bereits eine Kunst- und eine Baugeschichte für junge Leser verfasst. Ihre unter dem Titel »Haus der Kunst« erschienene Kunstgeschichte wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für das beste Sachbuch ausgezeichnet.
Rezension
Für ihr Sachbuch "Haus der Kunst", einer Art virtuellem Museum, in dem die europäische Kunstgeschichte von der Höhlenmalerei bis zum Graffiti gezeigt und erklärt wird, wurde sie 1998 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Jetzt hat die Autorin ein Lexikon der Künstler verfasst, das man fast wie eine Kunstgeschichte lesen kann. Sachkundig und kurzweilig stellt sie in 75 Einzelporträts das Wichtigste aus Leben und Werk bedeutender internationaler Künstler vor: beginnend im 14. Jahrhundert mit Giotto, dem „ersten Maler der Welt" (wie er von Boccaccio genannt wurde), über so beeindruckende Universalgenies wie Michelangelo, Leonardo da Vinci und Pablo Picasso, bis hin zu den modernen Künstlerstars Joseph Beuys und Andy Warhol. Dabei berücksichtigt sie herausragende Einzelpersönlichkeiten ebenso wie wegweisende Künstlerpaare, so zum Beispiel Auguste Rodin und Camille Claudel, Wassily Kandinsky und Gabriele Munter, oder Niki de Sainte-Phalle und Jean Tinguely. - Susanna Partsch erläutert die jeweils stilbildenden Merkmale ihrer künstlerischen Werke und verbindet wissenswerte Fakten mit kuriosen Anekdoten. Der Leser erfahrt so nicht nur, dass von Albrecht Dürer über 190 Gemälde, rund 800 grafische Blätter und mehr als 2000 Zeichnungen bekannt sind, kein Künstler außer Rembrandt so viele und unterschiedliche Selbstbildnisse gemalt hat, und Artemisia Gentileschi die erste Malerin war, die mit der Mitgliedschaft in der Florentiner Akademie ihren männlichen Kollegen gleichgestellt wurde, sondern auch, dass Benvenuto Cellini, der durch sein „Salzfass" weltberühmt wurde, zwei Morde, mehrfachen Diebstahl und Hehlerei auf dem Gewissen hat. - Ein handlicher, übersichtlicher und mit vielen farbigen Abbildungen aufbereiteter Band, der Basiswissen verständlich und anschaulich macht. Wer noch mehr über Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Künstler wissen möchte, findet nach jeder Biographie Hinweise zu weiterführender Literatur. Und wer sich Originale ansehen will, erfahrt jeweils, wo die berühmtesten Werke im In- und Ausland ausgestellt sind.

Jnes Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein Lexikon, das mit Spaß und Spannung durch Leben und Werk von 75 großen Künstlern führt: von Giotto, der ersten erfassbaren Malerpersönlichkeit, über die Maler der Renaissance, über Albrecht Dürer, Rembrandt und Paul Cézanne bis hin zu Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Andy Warhol und Keith Haring. Jenseits staubtrockener Kunstgeschichte erläutert Susanna Partsch die Stile der Maler, stellt das Besondere in ihren Biographien dar und verknüpft Fakten mit Anekdoten und Legenden. Mit Personen- und Sachregister zum Nachschlagen!
Inhaltsverzeichnis
9 Vorwort
13 Giotto (1267-1337)
17 Donatello (1382/86-1466)
20 Jan van Eyck (um 1390-1441)
24 FraAngelico (1395/1400-1455)
27 Masaccio (1401-1429)
31 Piero della Francesca (um 1420-1492)
35 Veit Stoß (1440/50-1533)
38 Sandro Botticelli (1444-1510)
42 Hieronymus Bosch (um 1450-1516)
46 Leonardo da Vinci (1452-1519)
51 Tilman Riemenschneider (1455/60-1531)
54 Albrecht Dürer (1471-1528)
58 Lucas Cranach (1472-1553)
61 Matthias Grünewald (1470/75-1528)
65 Michelangelo Buonarroti (1475-1564)
69 Raffael (1483-1520)
73 Tizian (um 1490-1576)
77 Benvenuto Cellini (1500-1571)
81 Pieter Brueghel (1530-1569)
84 El Greco (1541-1614)
87 Caravaggio (1571-1610)
91 Peter Paul Rubens (1577-1640)
95 Franz Hals (1580/85 -1666)
99 Artemisia Gentileschi (1593 -um 1654)
103 Giovanni Lorenzo Bernini (1598 -1680)
106 Diego Velazquez (1599 -1666)
109 Rembrandt (1606 -1669)
113 Jan Vermeer (1632-1675)
117 Maria Sibylla Merian (1647-1717)
121 Antoine Watteau (1684 -1721)
124 Giovanni Battista Tiepolo (1696 -1770)
127 William Hogarth (1697-1764)
131 Angelika Kauffmann (1741-1807)
134 Francisco de Goya (1746-1828)
138 Jacques Louis David (1748-1825)
141 Antonio Canova (1757-1822)
144 Caspar David Friedrich (1774 -1840)
147 William Turner (1775 -1851)
150 John Constable (1776-1837)
153 Eugene Delacroix (1798 -1863)
156 Honore Daumier (1808-1879)
159 Adolph von Menzel (1815-1905)
162 Gustave Courbet (1819 -1877)
165 Arnold Böcklin (1827-1901)
168 Edouard Manet (1832 -1883)
172 Paul Cezanne (1839 -1906)
176 Auguste Rodin (1840 -1917) und Camille Claudel (1864-1943)
179 Claude Monet (1840 -1926)
182 Vincent van Gogh (1853 -1890)
186 Edvard Munch (1863 -1944)
189 Wassily Kandinsky (1866 -1944) und Gabriele Munter (1877-1962)
194 Käthe Kollwitz (1867-1945)
197 Piet Mondrian (1872-1944)
200 Kasimir Malewitsch (1878-1935)
203 Paul Klee (1879-1940)
207 Franz Marc (1880-1916)
211 Pablo Picasso (1881-1973)
215 Max Beckmann (1884-1950)
218 Sonia und Robert Delaunay (1885-1979/1941)
221 Marcel Duchamp (1887-1968)
224 Max Ernst (1891-1976)
227 Joan Miro (1893-1983)
230 George Grosz (1893-1959)
233 Alexander Calder (1898-1976)
237 Henry Moore (1898-1986)
239 Rene Magritte (1898-1967)
242 Salvador Dali (1904-1989)
246 Barnett Newman (1905-1970)
249 Frida Kahlo (1907-1954)
253 Francis Bacon (1909-1992)
256 Jackson Pollock (1912-1956)
260 Joseph Beuys (1921-1986)
264 Niki de Sainte Phalle (1930-2002) und Jean Tinguely (1925-1991)
268 Andy Warhol (1928-1987)
272 Keith Haring (1958-1990)

275 Personen- und Sachregister
281 Bildnachweis


Aus dem Vorwort

Künstler-Lexika, sollte man meinen, gibt es genug. Da finden sich Werke in einem Band, ein Lexikon umfasst insgesamt 43 Bände, ein anderes, das seit 1980 im Entstehen ist, wächst unaufhörlich. Die ersten 50 Bände sind erschienen, die Künstler sind alphabetisch geordnet, und gerade hat man mit dem Buchstaben »G« begonnen …Im vorliegenden Buch jedoch befinden sich die Biografien von »nur« 75 Künstlerinnen und Künstlern, angefangen bei Giotto, der im 14. Jahrhundert lebte. Denn erst ab dieser Zeit werden Künstlerpersönlichkeiten biografisch fassbar; vorher weiß man zwar vielleicht mal einen Namen, aber kaum Geschichten aus dem dazugehörigen Leben. Andere Biografien bestehen hauptsächlich aus Legenden. Viele von ihnen finden sich in den Lebensbeschreibungen der bedeutendsten italienischen Maler, Bildhauer und Architekten, die Giorgio Vasari (1511–1574) niedergeschrieben und 1567 veröffentlicht hat. Vasari war selbst Maler und Architekt, stammte aus Arezzo, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Florenz und begann irgendwann, die Biografien seiner Kollegen zu sammeln. Er gilt als der Vater der Kunstgeschichte, weil er nicht nur das Leben der einzelnen Künstler wiedergab, sondern auch versuchte, ihre Kunst einzuordnen. Lange Zeit beriefen sich die Kunsthistoriker auf seine Biografien und zweifelten deren Wahrheitsgehalt nicht an; bis der Amerikaner Paul Barolsky nachwies, dass sich bei Vasari Dichtung und Wahrheit vermengen und dass er viel Spaß am Spiel mit der Sprache hatte. So behauptete er, dass der Maler Paul Vogel (Paolo Uccello, um 1400–1475) besonders gut Vögel malen konnte und dass Leonardo einen Löwen (= leone) entworfen habe, Geschichten, die er sich ausdachte, die aber immer wieder abgeschrieben wurden. Dennoch ist Vasari das große Vorbild für alle späteren künstlerbiografischen Werke gewesen und so auch für dieses Buch.

Über die Auswahl der in dieses Buch aufgenommenen Künstler lässt sich natürlich streiten. In der Gegenwart sind noch lebende Künstler nicht berücksichtigt. Manche werden ausgerechnet ihren Lieblingskünstler vermissen. Ich habe bei der Vorbereitung des Buches verschiedene Künstlerlisten gemacht und sie vor allem jungen Menschen und Kunstlehrern vorgelegt, aber auch Kunsthistorikern und kunstinteressierten Freunden. Die Listen waren allesamt zu lang, und der Diskussionen darüber war kaum ein Ende.

Trotzdem schälte sich irgendwann ein fester Kern der Künstler heraus, auf die sich alle verständigen konnten. Zugeständnisse musste dabei jeder machen, und im Zweifelsfall hatte eben die Autorin des Buches das letzte Wort. Auf die Architekten und Fotografen haben wir schweren Herzens verzichtet. Hätte man auch nur die allerwichtigsten von ihnen aufnehmen wollen, wäre das Buch so dick und unhandlich geworden, wie es gerade nicht werden sollte.

[...]

Susanna Partsch

Leseprobe:

PIERO DELLA FRANCESCA
Geb. um 1420 in Borgo San Sepolcro als Piero di Benedetto dei Franceschi
Gest. in seinem Heimatort und am 12. Oktober 1492 dort begraben.
Heute kennt man vor allem seine Fresken in der Kirche San Francesco in
Arezzo. In dem Film Der Englische Patient wird die Krankenschwester
Hana von dem Inder Kip an dem Seil eines Flaschenzugs hochgezogen, um
sich die Bilder von ganz nah anschauen zu können. Durch diese Szene sind
sie noch berühmter geworden. Aber dass der Maler auch ein Mathematikbuch
geschrieben hat, wissen die wenigsten.
Piero della Francesca stammte aus einem kleinen toskanischen Dorf an
der Grenze zu Umbrien und nicht weit von Arezzo. Bei wem und wo er in
die Lehre gegangen ist, wissen wir nicht. 1439 war er jedenfalls der Gehilfe
von Domenico Veneziano (kurz nach 1400–1461) bei der (nicht erhaltenen)
Ausmalung des Chors der FlorentinerKirche Sant’Egidio (heute SantaMaria
Nuova). Lange hat sich Piero in Florenz nicht aufgehalten, denn 1442 ist er
wieder zu Hause und erhält den Auftrag für ein großes Altarbild mit einer
Schutzmantelmadonna im Zentrum, an dem er bis 1460 arbeitet. Er braucht
nicht etwa deshalb so lange, weil er sich viel Zeit nimmt – im Gegenteil,
ständig muss er andere attraktivere Aufträge ausführen. Immer ist er unterwegs,
mal in Rimini, dann in Ferrara, in Bologna und Ancona. Sogar nach
Rom wird er gerufen, um dort für Papst Pius ii. zumalen.Nur nach Florenz
kehrt er nicht zurück.
Sein größter Auftrag ist die schon erwähnte Ausmalung des Chors von
San Francesco in Arezzo mit der Kreuzlegende. Wahrscheinlich hat er nach
1452 damit begonnen und war vielleicht 1459, vielleicht aber auch erst 1464
damit fertig. In dreizehn Szenen erzählt Piero die Geschichte des Holzes, aus
dem das Kreuz Christi gezimmert wurde, das dann später Helena, die Mutter
von Kaiser Konstantin, wiederfand. Berühmt ist die Szene mit dem
Traum Konstantins, weil es Piero hier gelungen ist, die Nacht durch eine real
wiedergegebene Lichtführung zu erhellen, andere Partien im Dunkel zu lassen
und sogar das reale Chorfenster der Kirche als Lichtquelle mit einzube-
31 PIERO DELLA FRANCESCA
ziehen. Außerdem erkennt man bei diesem Bild, wie intensiv er sich mit den
Problemen der perspektivisch richtigen Zeichnung auseinandersetzte – auf
Masaccio aufbauend, dessen Fresken er in Florenz mit Sicherheit eingehend
studiert hatte.
Nach Vollendung der Fresken war Piero ein berühmter Maler geworden,
der Herzog von Urbino lud ihn zu sich ein, und Piero hat für den kunstbegeisterten
Herrscher noch zahlreiche Bilder gemalt, darunter auch das
berühmte Porträt, auf dem der Herzog mit seiner charakteristisch gebogenen
Nase zu sehen ist. In Urbino kam Piero mit vielen Humanisten zusammen,
diskutierte mit ihnen Fragen der Mathematik und der Perspektive und
schrieb so am Ende seines Lebens drei Bücher: das Rechenlehrbuch für
Kaufleute und Handwerker De Abaco (Über Algebra; das von ihm verfasste
Manuskript befindet sich heute in Florenz, in der Biblioteca Laurenziana).
De prospectiva pingendi (Über die gemalte Perspektive; nur noch in Kopien
erhalten) und Libellus de quinque corporibus regolaribus (Traktat über die
fünf regelmäßigen Körper; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana) beschäftigen
sich mit Hilfsmitteln für perspektivische Darstellungen in der Malerei
und mit Geometrie. Sie gehören zu den wichtigsten und ausführlichsten
mathematischen Ausführungen des Jahrhunderts.
Ob Piero 1478 aufhörte zu malen, weil er erblindete, weil er sich nur noch
mit den Theorien auseinandersetzen wollte oder weil er sich einfach zu alt
fühlte, weiß man nicht. Auf die Begeisterung seiner Zeitgenossen folgten
Jahrhunderte des Vergessens. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die
Qualität der Bilder Pieros wiederentdeckt, begannen sich Künstler mit seinem
Werk zu beschäftigen.  Max Beckmann, Fernand Léger (1881–1955),
Balthus (1908–2001), Francis Picabia (1879–1953), aber auch Georg Baselitz
(*1938) gehören zu denen, die von der Kunst Pieros nachhaltig beeinflusst
worden sind.
Abgebildetes Werk Der Traum Konstantins, nach 1452–1459/64, Fresko, Arezzo, San Francesco.
Wichtige Werke Urbino, Galleria Nazionale: Geißelung Christi, um 1445. – London, National
Gallery: Taufe Christi, um 1450. – Rimini, Tempio Malatestiano: Sigismondo Malatesta, Fresko,
1452. – Florenz, Uffizien: Porträts von Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino, und
seiner Frau Battista Sforza, um 1470/75. – Mailand, Pinacoteca di Brera: Maria mit Kind, Heiligen
und dem Stifter Federico da Montefeltro.
In Deutschland zu sehende Werke Berlin, Gemäldegalerie: Büßender Hieronymus, 1450.
Literatur Carlo Bertelli, Piero della Francesca. Leben und Werk des Meisters der Frührenaissance,
Köln (DuMont) 1992; Birgit Laskowski, Piero della Francesca 1416/17–1492, Köln
(Könemann) 1998.