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Leistungsbewertung mit Portfolio in der Grundschule.  Eine mehrperspektivische Fallstudie aus einer notenfreien sechsjährigen Grundschule
Leistungsbewertung mit Portfolio in der Grundschule.
Eine mehrperspektivische Fallstudie aus einer notenfreien sechsjährigen Grundschule




Frauke Grittner

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781517707 (ISBN: 3-7815-1770-5)
205 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, 2010

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Einsatz von Portfolios wird seit einigen Jahren als alternative Möglichkeit der Feststellung und Bewertung von Schulleistungen diskutiert. Im Sinne einer pädagogischen Leistungsbewertung liegen der Portfolio-Arbeit folgende Annahmen zu Grunde: vielfältige, nicht nur kognitive Formen der Leistung erfassen zu können, Lernprozesse abzubilden, Leistungsbewertung zu individualisieren und die Schüler/innen in die Leistungsbewertung mit einzubeziehen. Wenn-gleich zahlreiche Berichte zum Einsatz dieses Instruments in der Schulpraxis vorliegen, gibt es kaum empirische Untersuchungen zur Leistungsbewertung auf der Grundlage von Portfolios.

In der vorliegenden Studie wird die Portfolio-Arbeit in der Grundschule erstmals mehrperspektivisch aus der Sicht von Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern untersucht. Die Untersuchung wurde als qualitativ und quantitativ angelegte Fallstudie im Rahmen eines Schulversuches an einer sechsjährigen Grundschule in Berlin durchgeführt, bei dem die Portfolio-Arbeit herkömmliche Formen der Leistungsbewertung wie Verbalbe-urteilungen, Zensuren und Ziffernzeugnisse ersetzte.

Die Autorin geht folgenden Fragen nach:

Welche Informationen vermittelt die Portfolio-Arbeit über die Leistungen der Schüler/innen? Inwiefern werden dabei Anforderungen an eine pädagogische Leistungsbewertung erfüllt? Welche Einstellungen haben Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern zur Portfolio-Arbeit?

Die Ergebnisse zeigen einerseits deutliche Stärken der Portfolio-Arbeit für Leistungsbewertung und Unterrichtsentwicklung auf und geben andererseits Hinweise auf wichtige Entwicklungsbereiche der Leistungsrückmeldung.
Rezension
Schon lange wird in der Grundschulpädagogik eine neue Leistungskultur in den deutschen Schulen gefordert. Es wird der Ruf laut nach mehr Prozessorientierung, nach individuellerer Leistungsbewertung, die den Schülern hilfreiche Rückmeldung über ihre Lernprozesse liefert und ihre Lernfortschritte hervorhebt, statt sich allein auf die "Defizite" zu konzentrieren und dadurch für Frust und Motivationsverlust zu sorgen. An einigen Schulen wird aus diesem Grund das Portfolio als alternative Leistungsbewertung erprobt. Da dessen Erfolg bisher jedoch kaum wissenschaftlich belegt ist, hat sich Dr. Frauke Grittner, wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Universität Augsburg, dazu entschlossen eine mehrperspektivische Fallstudie zur Portfolio-Bewertung durchzuführen. In Ihrer Studie hat sich gezeigt, dass durch den Einsatz von Portfolios insbesondere die Stärken der Schüler hervorgehoben werden können und anstelle der sozialen Bezugsnorm hier die individuelle bzw. kriteriale Bezugsnorm vorgezogen wurde. Dies führte dazu, dass der Fokus weniger auf einem Vergleich der Leistungen zwischen den Schülern als auf deren individuellen Lernzuwachs lag, was sich positiv auf die Lernmotivation auswirkte. Zudem lieferte das Portfolio Eltern, Lehrern und Schülern Informationen zum Arbeitsverhalten der Kinder und half ihnen ihre eigenen Leistungen selbst besser einschätzen zu lernen. Damit waren zahlreiche Anforderungsbereiche der schulischen Leistungsbewertung in der Fallstudie erfüllt. Entwicklungspotential zeigte sich allerdings im Bereich der Rückmeldung durch die Lehrkraft. Die Befragungen der Eltern und Schüler ergaben, dass die Bewertungen der Leistungen durch die Lehrkraft nicht immer transparent waren und eine intensivere professionelle Lernberatung von Seiten der Eltern gewünscht wurde. Einige Schüler (etwa ein Zehntel der Befragten) empfanden die Präsentation der Portfolios nach ihren Angaben als emotionale Belastung. Der Frage, inwieweit dies die Leistungsfähigkeit womöglich negativ beeinflusst, sollte in weiteren Untersuchungen nachgegangen werden.
Die Autorin betont, dass es sich bei Ihrer Arbeit lediglich um eine Fallstudie handelt, die keine allgemeinen Aussagen über die Leistungsbewertung mit Portfolios möglich macht. Dennoch weisen Ihre Ergebnisse in eine vielversprechende Richtung und eröffnen ein interessantes Forschungsfeld, in dem viele Fragen bisher noch unbeantwortet sind.

Simona Lau, www.lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 8
Einleitung 10

THEORETISCHE GRUNDLAGEN 15

1 Leistung in der Grundschule 15
1.1 Der Leistungsbegriff im erziehungswissenschaftlichen Kontext 15
1.2 Bestimmung des Bugriffes Schulleistung 17
1.2.1 Eingrenzung des Begriffes Schulleistung 17
1.2.2 Kompetenzen und Schulleistung 18
1.2.3 Der pädagogische Leistungsbegriff 21
1.3 Zusammenfassung 24

2 Funktionen der Leistungsbewertung 26
2.1 Historischer Kontext 26
2.2 Gesellschaftliche Funktionen 27
2.3 Pädagogische Funktionen 27
2.3.1 Sozialisation 27
2.3.2 Disziplinierung und Motivation 28
2.3.3 Orientierung und Rückmeldung 28
2.3.3.1 Information für Lehrkräfte 29
2.3.3.2 Information für Schüler/innen 30
2.3.3.3 Information für Erziehungsberechtigte und Außenstehende 35
2.3.3.4 Rückmeldung als unterrichtsstrukturierendes Element 36
2.4 Zusammenfassung 38

3 Formen der Leistungsfeststellung 40
3.1 Schulleistungs-Tests 40
3.2 Unterrichtsbeobachtungen 44
3.3 Präsentationen 46
3.4 Zusammenfassung 47

4 Formen der Leistungsbewertung 48
4.1 Beurteilungen durch Ziffernzensuren 48
4.2 Verbale Beurteilungen 50
4.2.1 Schriftliche Verbalbeurteilung in Zeugnisdokumenten 50
4.2.2 Mündliche Verbalbeurteilung im Schulalltag 52
4.3 Zusammenfassung 54
4.4 Einstellungen der Adressatengruppen zu den Formen der Leistungsbewertung 55
4.4.1 Einstellungen der Lehrkräfte 55
4.4.2 Einstellungen der Schüler/innen 57
4.4.3 Einstellungen der Eltern 60
4.4.4 Zusammenfassung 63

5 Portfolio als Instrument der Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung 64
5.1 Begriffsbestimmung Portfolio 65
5.1.1 Drei Kerngedanken zur Begriffsbestimmung 65
5.1.2 Zwei Begriffsbestimmungen 66
5.1.3 Das Modell zur Charakterisierung von Portfolio-Arbeit nach Hacker 67
5.2 Historische Ursprünge des Portfolios 69
5.2.1 Reformpädagogik 69
5.2.2 Kritik an Leistungsbewertung der 1970er und 1980er Jahre 69
5.2.3 Schulkritik in den USA der 1980er Jahre 70
5.3 Portfolio als Instrument der Leistungsfeststellung und Unterrichtsentwicklung
5.3.1 Portfolio als Instrument der Leistungsfeststellung 71
5.3.2 Portfolio als Unterrichtskonzept 72
5.4 Reflexion als wichtiger Bestandteil des Portfolios 76
5.5 Portfolio-Präsentation 78
5.6 Empirische Studien zur Portfolio-Arbeit 78
5.7 Zusammenfassung 82

II EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG 85

6 Ziele und Konzept der Studie 85
6.1 Fragestellung der Studie 85
6.2 Das Forschungsfeld 87
6.2.1 Beschreibung der Schule und des Schulversuchs 87
6.2.2 Beschreibung der Arbeit mit dem Portfolio 88
6.2.3 Beschreibung der Arbeit mit dem Fortfolio in ausgewählten Lerngruppen 88
6.3 Methodisches Design der Studie 91
6.4 Begründung und Beschreibung des methodischen Vorgehens in den Teiluntersuchungen 93
6.4.1 Befragung der Schüler/innen und Eltern 93
6.4.2 Befragung der Lehrerinnen 97

7 Auswertung der Daten und Beschreibung der Forschungsergebnisse 100
7.1 Geschlossene Befragung der Schüler/innen und Eltern 100
7.1.1 Darstellung und Begründung der Auswertungsverfahren 100
7.1.2 Darstellung der Ergebnisse 102
7.1.2.1 Einschätzungen der Schüler/innen: Informationsgehalt der Arbeit mit dem Portfolio im Alltag 103
7.1.2.2 Einschätzungen der Schüler/innen: Informationsgehalt der Portfolio-Präsentation 105
7.1.2.3 Vergleich der Einschätzungen der Schüler/innen 107
7.1.2.4 Einschätzungen der Eltern: Informationsgehalt der Portfolio Präsentation 110
7.1.2.5 Vergleich der Einschätzungen von Schüler/innen und Eltern 112
7.2 Offene Befragung der Schüler/innen und Eltern 114
7.2.1 Überlegungen zur qualitativen Inhaltsanalyse 114
7.2.2 Beschreibung des Vorgehens bei der qualitativen Inhaltsanalyse 115
7.2.3 Darstellung der Ergebnisse aus der Schüler/innen-Befragung 119
7.2.3.1 Ergebnisse für die Arbeit im Alltag 120
7.2.3.2 Ergebnisse für die Portfolio-Präsentation 125
7.2.4 Darstellung der Ergebnisse aus der Eltern-Befragung 129
7.3 Leitfadengestützte Befragung der Lehrkräfte 135
7.3.1 Begründung und Beschreibung des Vorgehens bei der qualitativen Inhaltsanalyse 135
7.3.2 Darstellung der Ergebnisse aus der Lehrerinnen-Befragung 138
7.3.2.1 Aussagen zu den Anforderungsbereichen der Leistungsbewertung 138
7.3.2.2 Aussagen zu Wertschätzungen und Einwänden 149

8 Diskussion der Ergebnisse 155
8.1 Diskussion der Ergebnisse aus der geschlossenen Befragung 155
8.1.1 Diskussion der Ergebnisse: Sicht der Schüler/innen auf die beiden Arbeitssettings 155
8.1.2 Diskussion der Ergebnisse: Vergleich der Einschätzungen von Schüler/innen und Eltern 159
8.2 Diskussion der Ergebnisse aus den offenen Befragungen der Schaler/innen und Eltern 161
8.2.1 Wertschätzungen und Einwände der Schüler/innen 162
8.2.2 Wertschätzungen und Einwände der Eltern 165
8.3 Diskussion der Ergebnisse aus der Befragung der Lehrerinnen 167

9 Zusammenführung der Ergebnisse aus den drei Teiluntersuchungen und Ausblick 174
9.1 Zusammenführung der Ergebnisse aus den drei Teiluntersuchungen 174
9.2 Ausblick: Entwicklungsmöglichkeiten der Portfolio-Arbeit und anschließende Forschungsfragen 181

Literaturverzeichnis 183
Abkürzungsverzeichnis 193
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 194
Anhang 95
1. Schüler/innen-Fragebogen 195
2. Elternfragebogen 202
3. Leitfaden für die Lehrerinnen-Interviews 205