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Lehrbuch des Kreativen Schreibens
Lehrbuch des Kreativen Schreibens




Lutz von Werder

Marixverlag
EAN: 9783865391483 (ISBN: 3-86539-148-6)
524 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 21cm, August, 2007

EUR 9,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Tausendfach und erfolgreich erprobt!



Das Lehrbuch stellt die in Deutschland relativ neue Methode des kreativen Schreibens vor. Es besteht zu einem Drittel aus praktischen Übungen (200 Schreibspiele, 20 Schreibprojekte, 40 Schreibmethoden und viele Arbeitstechniken), zu einem Drittel aus empirischem Anschauungsmaterial und zu einem Drittel aus einer theoretischen Grundlegung. Es leitet zur Durchführung und Auswertung kreativer Schreibgruppen an und entwirft Strategien zur Durchsetzung am Markt und in den Institutionen.



- 200 Schreibspiele

- 20 Schreibprojekte

- 40 Schreibmethoden

... und viele Arbeitstechniken!
Rezension
Lutz von Werders „Lehrbuch des kreativen Schreibens“ bietet wirklich eine Menge Informationen zum Thema: Er beschreibt die in den USA entstandene und nun auch bei uns zum Teil rezipierte „Schreibbewegung“ (Teil I A. Das kreative Schreiben). Schon in den nächsten beiden Unterkapiteln (B „Techniken und Methoden des kreativen Schreibens“ und C „Szenarien des kreativen Schreibens“) wird jedoch reichlich Verwirrung gestiftet: Warum zuerst „Techniken und Methoden“ erlernen, die übrigens nur in einer Gruppe angewendet werden können, und dann „Szenarien“, die offenbar auch für das stille Kämmerlein geeignet sind? Sinnvoller wäre doch eine Unterteilung in Methoden für einzelne Personen und für Gruppen. Auch der „Schluss“ („Wie kann mit dem Lehrbuch gearbeitet werden?“) gehörte natürlich eigentlich an den Anfang des Lehrbuchs. Trotz dieser strukturellen Mängel bietet das Buch aber eine Fülle an Anregungen zum kreativen Schreiben sowie Begründungen für seine Anwendung; für (Deutsch-) LehrerInnen besonders empfehlenswert sind dabei die genannten Kapitel A und B des Teils I, in denen sie Methoden finden können, um ihre SchülerInnen zum Schreiben zu animieren.

M. Förg, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Lehrbuch stellt die in Deutschland relativ neue Methode des kreativen Schreibens vor. Es besteht zu einem Drittel aus praktischen Übungen (200 Schreibspiele, 20 Schreibprojekte, 40 Schreibmethoden und viele Arbeitstechniken), zu einem Drittel aus empirischem Anschauungsmaterial und zu einem Drittel aus einer theoretischen Grundlegung. Es leitet zur Durchführung und Auswertung kreativer Schreibgruppen an und entwirft Strategien zur Durchsetzung am Markt und in den Institutionen. Tausendfach und erfolgreich erprobt!

Autorenportrait
Prof. Dr. Lutz von Werder

Prof. Dr. Lutz von Werder, geb. 1939 in Berlin, Studium der Philosophie in Göttingen und Berlin; 1972 Promotion in Pädagogik; 1974-1980 Aufbau der „Stadtteilnahen Volkshochschule Schöneberg“; 1975 Habilitation in Soziologie; ab 1977 Professur für Kreativitäts- forschung an der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin; ab 1982 Aufbau und Leitung des „Institut für kreatives Schreiben e.V. Berlin“; 1990-2000 Entwicklung einer praktischen Philosophie und Lebens- kunst; ab 1997 Moderation von Philosophischen Cafés im Literaturhaus Berlin; ab 1999 Moderation von Philosophischen Cafés in der Urania Berlin; seit 2000 Leitung des philosophischen Radios beim WDR5.

(www.marixverlag.de)
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Die Schreibbewegung in Deutschland und den USA . . . . 9
1. Ausbildung zum Schriftsteller oder was? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2. Die Schreibbewegung in Deutschland seit den 80er Jahren. . . . . . 10
3. Die Schreibbewegung in den USA seit den 80er Jahren . . . . . . . . 12
4. Aufbau und Ziel des vorliegenden Lehrbuches . . . . . . . . . . . . . . . 15
5. Dank für Hilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

1. TEIL: DAS POETISCHE FELD. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

A. Das kreative Schreiben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1. Begriff und Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2. Wissenschaftliche Zugänge zum kreativen Schreiben . . . . . . . . . . 19
2.1. Kreatives Schreiben als literarischer Stil . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.2. Kreatives Schreiben als Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.3. Kreatives Schreiben als Selbsterkenntnis und
Selbsttherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.4. Kreatives Schreiben als integrativer Ansatz. . . . . . . . . . . . . . . 23
3. Schreibwerkstatt: Phasen, Potenzen, Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . 23
4. Kreatives Schreiben in der Gruppe: Aspekte der Förderung und
Hemmung von Kreativität in Schreibgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . 28
5. Psychologische Aspekte des kreativen Schreibens . . . . . . . . . . . . 33
5.1. Das kognitive Modell des Schreibprozesses . . . . . . . . . . . . . . . 33
5.2. Das emotionelle Modell des Schreibprozesses . . . . . . . . . . . . . 36
5.3. Das kognitiv-emotionelle Modell des Schreibprozesses . . . . . 40
6. Schreibblockaden, kognitiv und emotionell . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
6.1. Die kognitiven Blockaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
6.2. Die emotionellen Blockaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
6.3. Kulturelle Blockierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
7. Kleine Poetik des kreativen Schreibens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
8. Säkularisierte Initiation im Kreativen Schreiben. . . . . . . . . . . . . . 50
8.1. Sehnsucht nach dem Ursprung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
8.2. Traumzeit und Traumfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
9. Das Archaische im kreativen Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
9.1. Archaisches Dichten zur Zeit der Herrschaft der bikameralen
Psyche oder zur Bedeutung der Musen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
9.2. Probleme des Dichtens in der Phase des Unterganges der
bikameralen Psyche oder der Kampf der Poesieheroen . . . . . . 59
9.3. Dichterprobleme in der Zeit der Dominanz der linken
Hirnhemisphäre oder die Wiederkehr des Orpheus . . . . . . . . 63
10. Amerikanische Schreibbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

B. Techniken und Methoden des kreativen Schreibens . . . . . . . . . . . . 68
1. Methoden der Themenfindung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
2. Schreibstimuli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3. Schreibtechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.1. Therapeutische Schreibtechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.2. Dichterische Schreibtechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
3.3. Schreibtechniken der Deutschdidaktiker . . . . . . . . . . . . . . . . 78
3.4. Schreibtechniken der Journalisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
3.5. Schreibtechniken der Wissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
3.6. Schreibtechniken der Manager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
3.7. Philosophische Schreibtechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
4. Überarbeitungstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
4.1. Spielerische Techniken der Textarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
4.2. Systematische Techniken der Textarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
5. Techniken der Textdeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
5.1. Spielerische Textdeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
5.2. Systematische Textdeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
6. Techniken der Textumsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
6.1. Text und Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
6.2. Text und Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
6.3. Text und Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
6.4. Text und Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
6.5. Texte und technische Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
6.6. Text und Musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
6.7. Text und Meditation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

C. Szenarien des kreativen Schreibens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
1. Die Spiele des kreativen Schreibens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
1.1. Literarische Schreibspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
1.2. Therapeutische Schreibspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
2. Projekte als Szenarien des kreativen Schreibens . . . . . . . . . . . . . . 127
2.1. Projekt: Moderne Lyrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
2.3. Projekt: Märchen schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
2.4. Projekt: Romantisches Schreiben in der „Romantischen
Galerie“ Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
2.5. Projekt: Reisen und Schreiben im mythischen Cornwall
(England) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
2.6. Projekt: Meditatives Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
2.7. Projekt: Science Fiction . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
2.8. Projekt: Utopisches Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
2.9. Projekt: Wissenschaftliches Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
2.10. / 2.11. Projekte: Soziologisches Schreiben . . . . . . . . . . . . . . 208
2.10. Projekt: Der Homo clausus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
2.11. Projekt: Der eigene Sozialcharakter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
2.12. Projekt: Revue der klassischen Schreibspiele . . . . . . . . . . . . 218
2.13 Projekt: Philosophisches ABC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
2.14. Projekt: Galerie der schönsten Schreibbilder. . . . . . . . . . . . . 232
2.15. Projekt: Die durchgespielte Autobiographie . . . . . . . . . . . . . 257
2.16. Projekt: Schreiben gegen Schreibstörungen . . . . . . . . . . . . . 264
2.17. Projekt: Schreibaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
2.18. Projekt: Zielgruppenprojekte: Jugendliche und Senioren . . . 270
2.19. Projekt: Die gereimte Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
2.20. Projekt: Kollektives Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278

D. Beispieltexte des kreativen Schreibens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
1. Autobiographische Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
2. Texte mit Buchstabenspielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
3. Texte mit Stilvorgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
4. Texte nach Stimuli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
5. Kollektiv geschriebene Texte: Reihumtexte . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
6. Heilende Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302

2. TEIL: DIE PRAXIS DER POESIEPÄDAGOGIK . . . . . . . . . . . . . 305

A. Empirische Grundzüge der Poesiepädagogik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306
1. Poesiepädagogik als unstete kulturelle Bildungsarbeit . . . . . . . . . . 306
2. Empirische Untersuchungen zu den „fruchtbaren Augenblicken“
im kreativen Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310

B. Theorie der Poesiepädagogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
1. Besonderheiten des Lernens im kreativen Schreibprozess . . . . . . . 330
2. Krisen im Schreibprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
2.1 Regression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
2.2. Schreibblockaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342
2.3. Katharsis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344
3. Chancen im Schreibprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
3.1. Verschriftlichung/Fortschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
3.2. Rationales Schreibkalkül fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353
3.3. Mit Sprache und Schrift spielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356
3.4. Beim Finden des eigenen Stils helfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360
3.5. Förderung der Gestaltung schöner Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . 364
3.6. Therapie und kreatives Schreiben verbinden . . . . . . . . . . . . . 366
3.7. Beim Veröffentlichen unterstützen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380
4. Die autonome Funktion im Schreibprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384

C. Empirische und theoretische Aspekte der Poesiegruppenpädagogik.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390
1. Unstete Aspekte der Schreibgruppenentwicklung . . . . . . . . . . . . . 390
2. Krisen in Schreibgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
2.1. Krisenphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
2.2. Autoritätskonflikte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395
2.3. Störungen in Schreibgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400
2.4. Textdynamik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406
3. Chancen in Schreibgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419
3.1. Zielgruppen und Trägerinstitutionen finden . . . . . . . . . . . . . . 419
3.2. Veranstaltungsplanung entwickeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429
3.3. Szenarien einsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442
3.4. Regeln für Schreibgruppen etablieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453
3.5. Arbeitspapiere vorlegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457

D. Anleiter und Teilnehmer des pädagogischen Feldes . . . . . . . . . . . . . . 465
1. Die Interventionen der Anleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465
2. Das Lernen der Teilnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473
2.1. Emotionelles, soziales und kognitives Lernen . . . . . . . . . . . . . 473
2.2. Lerngeschichten von Teilnehmern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479
3. Das Halten der Balance auf dem Weg zum poetischen Wir . . . . . . 492
3.1. Die Balance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492
3.2. Entspannen oder Ausbrennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 496
Schluss: Wie kann mit dem Lehrbuch gearbeitet werden? . . . . . . . . . . 498
1. Interessenten ohne jede Vorbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 498
2. Teilnehmer an Schreibgruppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 498
3. Anleiter von Schreibgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499
4. Fernstudenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505
Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523




Leseprobe:
Einleitung


Die Schreibbewegung in Deutschland und
den USA

1. Ausbildung zum Schriftsteller oder was?
In der Bundesrepublik entwickelte sich seit Anfang der 70er Jahre eine
kreative Schreibbewegung. Sie ging von der provokanten These aus: „Schreiben
über seine alltäglichen Erlebnisse, Wünsche und Krisen kann jeder.“ Man
formulierte: „Schreiben – in unserer Gesellschaft ein arbeitsteilig organisiertes
Spezialvermögen – wollen wir als eine allgemeine Fähigkeit propagieren.“
(Boehncke, H.; Humburg, J.: Schreiben kann jeder. Handbuch zur Schreibpraxis
für Vorschule, Schule, Universität, Beruf und Freizeit. Reinbek 1980,
S. 9) Dieses freie Schreiben sollte sich „in dem Maße entfalten, in dem es eingebunden
ist in selbstbestimmte Erfahrungs-, Handlungs- und Kommunikationszusammenhänge
und dies einhergeht mit der Aneignung der Schreibtechniken
bzw. Kommunikationsmittel.“ (Boehncke, H., Humburg, J., a.a.O.,
S. 89 f.).
Diese Expansion des Schreibens stieß bald auf die Kritik von Schriftstellern.
Sie fragten: Zielt die Schreibbewegung auf langweilige Verständigungsliteratur,
will sie Hobbyschriftsteller oder Berufsschriftsteller ausbilden? Es wird
nicht überraschen, dass sich die Schriftsteller von der Schreibbewegung abwandten
und verbreiteten, dass sie für Hobbyautoren und schreibende Selbsttherapeuten
keinen Bedarf hätten. Der Autor Hugo Dittberner formulierte:
„Da entsteht Verständigungsliteratur, die viele schreiben, aber keiner mehr lesen
will.“ (Dittberner, H.: Arche Nova. Aufzeichnungen als Literarische Leitform.
Göttingen 1998, S. 8)
Die Schreibbewegung hat sich um die Ablehnung durch die Schriftsteller
nicht gekümmert, sondern – im Zugriff auf die 100-jährige Tradition des „kreativen
Schreibens“ (Creative Writing) in den USA und Lateinamerikas –
Theorie, Methodik, Didaktik und Evaluation des Kreativen Schreibens für
alle in Deutschland ausgebaut. Der Schreibbewegung war dabei klar, dass
Kreatives Schreiben als Unterhaltung, Selbstverständigung, Selbsttherapie
ebenso nützlich ist, wie zur Aneignung von Schreib-Handwerkszeug. Sie ging
davon aus, dass in einer demokratischen Gesellschaft nicht nur eine kleine
Genie-Elite schreiben dürfe, sondern sie erkannte: Geschrieben wird, leider
auf niedrigem Niveau, in der Schule, in der Universität, im Beruf und in der
Freizeit, in der Erwachsenenbildung, in der Therapie, in der Altenarbeit, im
Knast, in der Reha, auf Bildungsreisen usw., usw. Die Konsequenz war: Kreatives
Schreiben als professionelles Schreiben wurde als Medium des Lernens,
des Kommunizierens, der Selbsterfahrung und Selbstverwirklichung ebenso
praktiziert, wie als Vorschule für Schriftsteller und Journalisten, aber auch für
Schüler und Studenten aller Disziplinen bei der Aneignung derWissenschaft.
Das Berufsziel des Kreativen Schreibens wurde als Autobiograph, Hobby-
Autor, als Kultursozialarbeiter, Schreibcoach, Schreibpädagoge, Schreibtherapeut
oder Schreiblehrer an Universitäten und Hochschulen in allen
Fächern umrissen. Das Berufsziel „Schriftsteller“ bzw. hochgelobter „Bestsellerautor“
war nur eine Marginalie für die Schreibbewegung.
Allerdings ist heute im 21. Jahrhundert das „kreative Schreiben“ auch in
den Schriftstellerausbildungsgängen in den Universitäten von Leipzig, Hildesheim
und Berlin angekommen. In diesen Ausbildungsgängen wird behauptet:
Die Literatur über kreatives Schreiben stellt in ihren Büchern nicht die
Frage, was kreatives Schreiben ist. Die Literatur des kreativen Schreibens
käme weitgehend ohne begriffliches oder historisches Denken aus. Man erklärt
nun mit großer Emphase: „Es ist also an der Zeit, das kreative Schreiben
ernst zu nehmen.“ (H.-J. Ortheil: Aristoteles und andere Ahnherren. Über
Herkunft und Ursprung des Kreativen Schreibens. In: Haslinger, J.: Treichel,
H.-U. (Hrsg.): Schreiben lernen – Schreiben lehren. Frankfurt 2006, S. 17)
Das ist ein totaler Irrtum. Das Kreative Schreiben ist längst, außerhalb der
universitären Seminare in Leipzig, Berlin und Hildesheim, seit über 30 Jahren
in Deutschland weit verbreitet und wissenschaftlich fundiert. Viele Schreibgruppen
des Kreativen Schreibens helfen auch vielen anleitenden Schriftstellern
beim Überleben, ohne die bezahlte Anleitung von kreativen Schreibgruppen
gehören heute Schriftsteller zur Hartz-IV-Kultur. Sehen wir uns also
die Entwicklung des kreativen Schreibens in Deutschland an.

2. Die Schreibbewegung in Deutschland seit den
80er Jahren
Die selbst organisierten Schreibwerkstätten mit literarischem Anspruch
umfassten in der BRD 1988 etwa 200 Gruppen (M. Basse, E. Pfeiffer. Literaturwerkstätten
und Literaturbüros in der Bundesrepublik. Lebach 1988).
Ebenso viele Schreibgruppen gab es bis 1989 in der DDR, die sich am „Bitterfelder
Weg“ des Schreibens für alle orientierten. Dieser Weg forderte: „Kumpel
greif zur Feder!“ (Vgl. U. Steinhaussen, D. Faulseit, J. Bonk: Handbuch für
schreibende Arbeiter. Berlin 1969) Die Zahl der literarischen Schreibgruppen
hat sich in Gesamtdeutschland bis heute sicherlich verdoppelt.
Neben die literarischen Schreibwerkstätten treten die Kurse zum Kreativen
Schreiben an den Volkshochschulen. Hier ist die rasante Entwicklung
des Kreativen Schreibens ungebrochen. Eine Umfrage zeigte, dass es „heute
im Durchschnitt an jeder Volkshochschule zwei Schreibwerkstätten gibt.
Wenn jedeWerkstatt 20 Teilnehmer hat und 1000 Volkshochschulen existieren,
die im Jahr zwei Kurse anbieten, dann lernen heute jährlich 40.000 Deutsche
kreatives Schreiben an deutschen Volkshochschulen.“ (L. v. Werder, B.
Schulte-Steinicke: Die deutsche Schreibkrise. Empirische Umfragen von
1994-2002. Hohengehren 2003, S. 76)
An den deutschen Gymnasien firmiert kreatives Schreiben als „produktiver
Umgang mit Literatur“. In 5 von 16 Bundesländern ist heute kreatives
Schreiben fester Bestandteil der Rahmenpläne Deutsch. Die meisten Bücher
zum Kreativen Schreiben richten sich deshalb in Deutschland auch an Lehrer
oder Schüler.
Ansätze zum Kreativen Schreiben in den Wissenschaften gibt es in verschiedenen
Fächern der Universitäten und Fachhochschulen. Gab es 1986
an deutschen Hochschulen 37 einsemestrige Schreibseminare, so haben sich
die Angebote heute auf über 100 entwickelt. (L. v.Werder, B. Schulte-Steinicke,
a.a.O., S. 20) Obwohl festgestellt wurde, dass „bei einem Drittel der Studenten
die Schreibfähigkeit unterstützt werden muss, kann von einem endgültigen
Durchbruch des Kreativen Schreibens in allen universitären Fächern
noch keine Rede sein.“ (Vgl. L. v. Werder: Kreatives Schreiben in den Wissenschaften.
Berlin 2002)
Das kreative Schreiben im Beruf „wird bisher in Deutschland von Akademikern
in seinem Stellenwert für den Erfolg im Beruf noch häufig verkannt.“
(L. v. Werder, B. Schulte-Steinicke, a.a.O., S. 86) Dabei haben nach einer
Umfrage „98% der Fach- und Führungskräfte der deutschen Wirtschaft Probleme
mit dem beruflichen Schreiben.“ (L. v. Werder, B. Schulte-Steinicke,
a.a.O.) Sowohl an Universitäten wie im Betrieb wird das Kreative Schreiben
im Gegensatz zu außeruniversitären Institutionen erst ansatzweise gefördert.
Allerdings ist sicher, dass kreatives Schreiben ein wichtiges Hobby für die
Freizeit der Einzelnen ist. Da die Gesellschaft immer älter wird, wird kreatives
Schreiben seine Bedeutung in Deutschland bald für ein Millionenpublikum
ausbauen können. Ja, es ist sicher, dass viele Menschen in Lebenskrisen, als
Autobiographen und Tagebuchschreiber, als Gelegenheitsdichter und eigene
Lebensphilosophen und Selbsttherapeuten das Kreative Schreiben heute
schon hunderttausendfach nutzen.
In der internationalen Szene des Kreativen Schreibens liegt Deutschland
mit diesem Verbreitungsprofil bisher gegenüber den USA und England deutlich
im Hintertreffen. Während es in den USA über 350 Schreibstudiengänge
für die literarische, wissenschaftliche oder berufliche Schreibqualifikation
Die Schreibbewegung in Deutschland und den USA 11
gibt, lassen sich in Europa nach Barbara Glindemann nur 56 Schreibstudiengänge
in England finden. (B. Glindemann: CreativeWriting in England, den
USA und Deutschland. Frankfurt 2001). Theoretisch tritt die Erforschung des
Kreativen Schreibens in Deutschland besonders an den Universitäten Leipzig
und Hildesheim auf der Stelle.
Immerhin gibt es seit 2000 die Zeitschrift „TextArt. Magazin für Kreatives
Schreiben“, die Oliver Buslau viermal im Jahr erscheinen lässt. Diese Zeitschrift
bietet einen sehr praxisbezogen Einblick in das Schreiben verschiedener
Textsorten vom Tagebuch über das Drehbuch bis zum Krimi. Sie stellt
Schriftsteller vor, die Berichte von der Arbeit am Schreibtisch liefern.
Schreibwerkstätten von Schreibpädagogen werden porträtiert. Die wichtigsten
Neuerscheinungen zum kreativen Schreiben werden rezensiert. Verlage
werden unter die Lupe genommen, besonders Druckkostenzuschuss-Verlage.
Aber auch der Einsatz des Computers beim Schreiben wird gewürdigt. In jedem
Heft werben 30-50 Schreibseminare bundesweit um Kunden.

3. Die Schreibbewegung in den USA seit den
80er Jahren
Das Kreative Schreiben in den USA expandiert seit 100 Jahren. In den
USA erscheinen 16 Zeitschriften zum Kreativen Schreiben und vier Zeitschriften
zum Kreativen Schreiben in allen wissenschaftlichen Fächern (Vgl.
H. A. Rau (Hrsg.): Kreatives Schreiben an Hochschulen. Tübingen 1988,
S. 15) Seit 1988 erscheint in den USA – in Deutschland undenkbar – jährlich
eine Bibliographie zum Kreativen Schreiben. Sie wird von der „Conference
on College Composition and Rhetoric” in Carbondale durch die „Southern
Illinois Universal Press“ herausgegeben und verzeichnet jährlich rund 2000
der wichtigsten Publikationen zum Kreativen Schreiben.
Diese Bibliographie gliedert sich in folgende Abschnitte:
1. Bibliographien zum Kreativen Schreiben
2. Theorie und Forschung zum Kreativen Schreiben
3. Ausbildung zum Schreiblehrer
4. Studiengänge des Kreativen Schreibens
5. Qualitätskontrolle des Kreativen Schreibens
Die USA entwickelt eine umfassende kreative Schreibforschung, in Deutschlands
Universitäten wird höchstens mal nach der Beziehung von Literaturwissenschaft
und Kreativem Schreiben gefragt (S. Porombka: Abgewandt. Angewandt.
Zugewandt. Über die Beziehung von Literaturwissenschaft und
Kreativem Schreiben. In: Zeitschrift für Germanistik. H3/2006, S. 597–609).
Auch nach 10 Jahren Schreiblehre am „Deutschen Literaturinstitut“ an
der Universität Leipzig ist man erst soweit, zu fragen, ob es denn für Berufsschriftsteller
eine Poetik des Kreativen Schreibens geben müsste (J. Haslinger,
H.-U. Treichel (Hrsg.): Wie werde ich ein verdammt guter Schriftsteller?
Frankfurt 2005, Dies. (Hrsg.): Schreiben lernen – schreiben lehren. Frankfurt
2006). Als besondere Entdeckung gilt in Deutschland auch im Studiengang
„Kreatives Schreiben“ an der Universität Leipzig die Verbindung von Lesen
und Schreiben. Josef Orthei will außerdem mit dem Zugriff auf die Poetik von
Aristoteles, Horaz und Poe Fundamente des Kreativen Schreibens legen.
Kreatives Schreiben ist für die deutsche Schreibforschung eben nur „angewandte
Literaturwissenschaft.“ (S. Porombka, a.a.O., S. 605)
In den USA ist dagegen kreative Schreibforschung seit 100 Jahren an der
Tagesordnung. (Vgl. D. R. Russell: Writing in the Academic Disciplines
1870-1990. A Curricular History. Carbondale: 1991; Jollife, D. A. (Hrsg.):
Writing in Academic Disciplines. Norwood 1988; Adams, K. H.: A History of
Professional Writing Instructions in American Colleges. Dallas 1993)
Das Kreative Schreiben in den USA hat längst das Ghetto des literarischen
Schreibens durchbrochen. In den USA existiert auch seit 1986 das „National
Network of Writing across the Curriculum“, das an über 400 Hochschulen
verankert ist. Kreatives Schreiben überschreitet den Bereich der Literaturproduktion
und wird in Mathematik, Physik, Chemie, Recht und allen Geistesund
Sozialwissenschaften, um durch kreatives Schreiben zu lernen, transdisziplinär
entwickelt. DieWerkstätten des „Writing across the Curriculum“-Programms
(abgekürzt WAC) versuchen, kreatives Schreiben und kritisches
Denken zu verbinden.
Die Bibliographie “Writing across the Curriculum. An annotated Bibliography”
von C. M. Anson, J. E. Schwiebert und M. M.Williamson (Westport
1993) macht deutlich, dass Theorie und empirische Erforschung im Kreativen
Schreiben in allen Disziplinen wichtige Schwerpunkte sind. Das Buch zeigt
aber auch, dass das Kreative Schreiben in Mathematik, Technik, Sozialwissenschaft,
Wirtschaftswissenschaft, Finanzwissenschaft und Recht eine besondere
Aufmerksamkeit genießt.
Es gibt auch kreative Schreibseminare an US-Universitäten, in denen das
Schreiben interdisziplinärer Texte gelehrt wird. An allen amerikanischen
Universitäten und Colleges gibt es Schreiberatungszentren.
Das Handbuch “Writing Centres. An annotated Bibliography” (Hrsg.: C.
Murphy, J. Law, S. Sherwood. Westport 1996) zeigt, dass die Geschichte der
Schreibzentren, ihre Programme, die Theorie der Schreibzentren, die Verwaltung
und Finanzierung, die Ausbildung von Lehrpersonal für Schreibzentren
im Mittelpunkt einer lebendigen Forschung stehen.
Diese Praxis hat auch auf die Großbetriebe übergegriffen. Große Anwaltskanzleien
und Forschungsinstitute haben Schreibberatungszentren.
Wichtig ist in den USA auch die Erforschung des Schreibens in Gruppen,
die kollektive Textproduktion betreiben, geworden. (Dynes, R.: Creative
Writing in GroupWork. Oxson 1988, Gere, A. R.:Writing Groups: History,
Theory and Implication. Carbondale 1987) Die Verbindung von kreativem
Die Schreibbewegung in Deutschland und den USA 13
Lesen und Schreiben ist in den USA Standard (Fulwiler, T., Young, A.:
Language Connection: Writing and Reading across the Curriculum. Urbama
1982).Alle Studenten in allen Fächern derUSAwerden angehalten, ein
kreatives wissenschaftliches Tagebuch zu führen (Fulwiler, T.: The Journal
Book. Portsmouth 1987). Jede Elite-Universität gibt ein eigenes Handbuch
des Kreativen und wissenschaftlichen Schreibens für ihre Studenten heraus.
(Hier eine winzige Auswahl: Hefermann, J. A.W., Lincoln, J. E.:Writing. A
College Handbook. New York 1986; Hacker, D.: The Bedford Handbook for
Writers. Boston 1994; Axelrod, R. B., Cooper, C. R.; The St.Martins Guide
toWriting. New York 1988; Fulwiler, T.: Hayakawa, A. R.: The Blair Handbook
of Writing. Prentice Hall 1994 usw.)
Als wichtige Grundlage des Kreativen Schreibens wird in den USA die
Tiefenpsychologie, die Rhetorik, die Literaturwissenschaft, aber auch die Erwachsenenbildung
und die Schreibpädagogik betrachtet. (Vgl. z.B. Lindemann,
E.: A Rhetoric for Writing Teachers. New York 1982; Winterowd,
W.R.: Composition / Rhetoric. A Synthesis. Carbondale 1986) Die Erforschung
von Schreibstörungen ist in den USA ein wichtiger psychologischer
Beitrag (Mundis, I.: Break writing black now. New York 1991; Rose, M.
(Hrsg.): When a Writer Can’t Write. New York 1985; Kelloy, R.T.: The Psychology
of Writing. New York 1999 etc.). Die Methodik und Didaktik des
Kreativen Schreibens wird besonders entwickelt (Bishop, W. u.a.: Teaching
Creative Writing. A Selective annotated Bibliography. Bloomington 1989).
Natürlich gibt es in den USA auch eine entwickelte Schreibtherapie, die
1980 mit A. Lerners Buch: „Poetry in the Therapeutic Experience“ (New York
1980) begann und von J. J. Leedy: „Poetry as Healer“ (New York 1985) weitergeführt
wurde. P. Kelley hat in ihrer Untersuchung “The Uses of Writing in
Psychotherapy“ (New York 1990) nachgewiesen, dass auch der therapeutische
Aspekt des Kreativen Schreibens eindeutig nachweisbar ist. (Vgl. auch L.v.
Werder: Kreative Einführung in Grundkonzepte der Psychotherapie. Berlin
1998, S. 14-17)
Die Wissenschaft des Kreativen Schreibens in den USA basiert auf einer
riesigen universitären und außeruniversitären Schreibszene. So gibt es rund
200 Schreiborganisationen von professionellen und Hobby-Schreibern, die
zwischen 5.000 bis 15.000 Mitglieder umfassen (Malone, E.: The complete
Guide to Writers Groups, Conferences and Workshops. New York 1996, S.
129-151) Es gibt 350 Studiengänge zum Kreativen Schreiben. Dabei werden
200 dieser Studiengänge von Universitäten und 150 von Colleges angeboten.
(Malone, E., a.a.O., S. 153-182) Dazu kommen die 400 Schreibprojekte des
Schreibens „across the Curriculum“. Bekannt sind rund 1.500 Schreibberatungszentren
und private Schreib-Lehr-Institute quer durch die USA. Sie
wenden sich an alle Zielgruppen von Frauen, über Farbige, von Managern bis
Fotografen, an Jugendliche und Leute über 57 Jahre (Malone, E., a.a.O.,
S. 183–245).
Es ist deshalb nicht überraschend, dass jährlich rund 2.000 Publikationen
zum Kreativen Schreiben in den USA veröffentlicht werden. Die Zahl der
Schreibprofessoren muss über 3.000 Hochschullehrer umfassen. Die deutschen
Zahlen sehen dagegen mager aus: 3–5 Bücher über kreatives Schreiben pro
Jahr und 5–6 Schreibprofessoren an deutschen Hochschulen. Hochgerechnet!
4. Aufbau und Ziel des vorliegenden Lehrbuches
Die Entwicklung des Kreativen Schreibens in den USA setzt sich aber auch
in Deutschland langsam durch. Es ist deshalb an der Zeit, mit dem neu aufgelegten
„Lehrbuch des Kreativen Schreibens“ einen immer noch aktuellen
Überblick über Theorie und Praxis des kreativen Schreibens für alle zu geben.
Die Geschichte des Kreativen Schreibens in Deutschland lässt sich in folgende
Phasen gliedern:
– Kreatives Schreiben in der Schule (ab 1970)
– Kreatives Schreiben in der Freizeit (ab 1980)
– Kreatives Schreiben in Wissenschaft, Beruf und Therapie (ab 1990)
– Kreatives Schreiben in allen wissenschaftlichen Fächern (ab 2000)
Das Lehrbuch fasst die sich erweiternden Erkenntnisse aller dieser Phasen zusammen.
Im Lehrbuch wird nicht der kritische Umgang mit fertigen Texten vorgestellt,
sondern die Begleitung durch den Schreibprozess mit seinen vier Phasen:
Ideen sammeln, gliedern, schreiben und überarbeiten.
Dabei ist klar, dass für den Schreibprozess in der 1. Phase die Kreativitätsforschung
und die Neurologie zum Zuge kommen. In der 2. und 3. Phase sind
die kognitive und die Tiefenpsychologie vonWichtigkeit. In der 4. Phase hat
die Poetik, die Rhetorik, die Metapherologie ihren Stellenwert.
Für die Durchführung des Kreativen Schreibens in Gruppen ist dann
noch die Gruppenpädagogik und Gruppendynamik vonWichtigkeit. Für den
Vertrieb der entstandenen Texte wären die Ökonomie und das Marketing zu
Rate zu ziehen. Das Lehrbuch ist deshalb, seitdem es zum ersten Mal erschienen
ist, interdisziplinär.
Das Lehrbuch des Kreativen Schreibens gliedert sich in zwei Teile:
Der 1. Teil umfasst das Feld des Schreibens: Er definiert das Kreative
Schreiben, stellt die Techniken und Methoden vor und entwickelt Schreibszenarien
für viele Textsorten in vielen Fächern und Formaten.
Der 2. Teil entwickelt die Theorie der Schreibpädagogik und der Schreibgruppenpädagogik.
Am Schluss gibt es Hinweise wie man mit diesem Buch kreativ umgehen
kann.
Das Buch hat eine große und differenzierte Zielgruppe:
• Es wendet sich an Schriftsteller, die eine Qualifikation als Schreibgruppenleiter
erwerben wollen.
Die Schreibbewegung in Deutschland und den USA 15
• Es richtet sich an Hobby-Schriftsteller, die Anregungen für Schreiben in
der Einsamkeit oder in Schreibgruppen suchen.
• Es ist für alle Menschen bestimmt, denen kreatives Schreiben helfen kann,
ihr Leben und ihre Lebenskrisen zu meistern.
• Das Buch ist auch für Sozial- und Pflege-Profis bestimmt. Es gibt Hilfen für
Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, die mit dem Medium Schreiben ihre
Zielgruppe zur Verbesserung ihres Selbstverständnisses führen wollen.
• Dieses Buch hilft Schreiblehrern und Schreiberatern, die Ressourcen des
Kreativen Schreibens für ihre Kunden besser zu nutzen.
• Schließlich kann es Erwachsenenbildner für ihre Schreibgruppen anVolkshochschulen,
in Gewerkschaften, in Vereinen und Verbänden Anregungen
vermitteln.
• Außerdem kann für Hochschullehrer das Kreative Schreiben zusammen
mit dem Kreativen Lesen ein wichtiges Medium zur Verbesserung ihrer
Lehre werden.
• Studenten aller Fächer können mit diesem Lehrbuch ihr Potential des Selberlernens
durch Schreiben verbessern.
Angesichts dieser breiten Zielgruppe ist klar, dass auf dem Gebiet des Kreativen
Schreibens noch viel Forschungsbedarf besteht. Das Lehrbuch kann hier
nur die Forschung sowie die Praxis anregen. Es weist selbstverständlich noch
viele Lücken in der Schreibforschung wie in der Schreibpädagogik auf.
Die ausführliche Bibliographie zum Kreativen Schreiben am Ende des Buches
deckt diese Defizite auf und hält viele überraschende Informationen für
alle Schreibbegeisterten bereit.