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Kriminell, korrupt, katholisch?
Italiener im deutschen Vorurteil
Klaus Bergdolt
Franz Steiner Verlag
EAN: 9783515121231 (ISBN: 3-515-12123-4)
218 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, 2018
EUR 32,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Goethe sah in seiner Italienreise 1786/87 den Höhepunkt seines Lebens. Viele Schriftsteller deutscher Sprache äußerten sich ähnlich und bekundeten, dass ihr Werk und ihr Denken entscheidend, und zwar im positivsten Sinn, durch Italien geprägt wurde. Gleichzeitig jedoch blickten deutsche Intellektuelle jahrhundertelang mit einem Gefühl moralischer und kultureller Überlegenheit auf die Italiener herab. So sehr man die Landschaft und die Kunst des Südens vergöttlichte, die Venezianer, Florentiner, Römer oder Sizilianer selbst wurden in der Regel kritisch gesehen, wobei der antiitalienische Diskurs von negativen Stereotypen bestimmt wurde.
Klaus Bergdolt geht dieser erstaunlichen Ambivalenz auf den Grund, die zwischen demonstrativer Begeisterung für italienische Kunst und Geschichte und einem Überlegenheitsgefühl schwankt, das im 19. Jahrhundert sogar pseudowissenschaftlich untermauert wurde und bis heute fortwirkt.
Rezension
Das Thema dieses Buchs ist das deutsche Überlegenheitsgefühl gegenüber Italienern, das sich oft genug auf merkwürdige Weise mit demonstrativer Begeisterung für italienische Kunst und Kultur verbindet und das im 19. Jhdt. pseudowissenschaftlich kryptorassistisch zu untermauern versucht wurde. Also: Warum gelten Italiener im deutschen Vorurteil als "kriminell, korrupt, katholisch?" (Titel). Der Deutsche fühlte sich lange Zeit (und immer noch?) physisch, intellektuell und vor allem moralisch überlegen - bis hin zum italienischen "Gastarbeiter" und in die aktuelle politische Situation hinein. Angesichts der heutigen Schimpftiraden gegen den "faulen Süden" ist dieses hintergründige Buch erhellend zu lesen. Vorurteile und Feindbilder bestimmen alle Aspekte des Zusammenlebens und aktuelle politische Probleme werden maßgeblich durch Vorurteile beeinflusst. Das Vorurteil ist ein Bösewicht der Weltgeschichte, sagt Peter Ustinov, der sich der Vorurteils- und Ressentimentforschung verschrieben hat, und deshalb ist das "Typisch Mann, typisch Emanze, typisch Italiener ... " gefährlich.
Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Rezensionen
"Bergdolts Tour d'Horizon durch die deutsch-italienischen Beziehungen ist amüsant zu lesen und lehrreich. Man sollte sie im Hinterkopf behalten bei heutigen Schimpftiraden gegen den faulen Süden."
Der Spiegel Nr. 48, 24.11.2018
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 9
Statt eines Vorworts
Die deutsche Italiensehnsucht – Widersprüche und Ambivalenzen 11
Der Norden, der Süden und der deutsche Moralismus 16
Zwischen Toleranz und »political correctness« – Politiker und andere 22
Antikatholizismus als Programm 29
Gaunergesichter und Kriminelle 47
Die »Hölle Neapel« 57
Moralische Gegenwelten? Deutsche im Süden 66
»Wir und sie« – Strategiender Distanzierung 79
Die deutsche Italienformel: Strahlende Vergangenheit, schändliche Gegenwart 92
Akademische Arroganz oder Kunstverständnis als Überlegenheitsbeweis 98
Deutsche Urteile des 18. Jahrhunderts 106
Moralisten und Haßprediger 113
Der Mythos der Italienerin und die »Unmoral des Südens« 121
Goethes Vorurteile 133
Es begann im Mittelalter 140
Spuren der Toleranz. Positive Bilder von Italienern 150
Italophile deutsche Feuilletonisten im 19. Jahrhundert 163
Binnensichten: Italiener kritisieren ihre Landsleute 171
Respekt und Skepsis – Italiener über Deutsche 180
Das heutige Skandalon – die Mafia 194
Nachwort 199
Anmerkungen 203
Danksagung 234
Register 235
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